Leinenfrottier-Produktion

Mit 100-jähriger Traditionslinie


Neukirch - Genau 100 Jahre ist es her, dass der Textilfabrikant Ernst Julius Seifert in Löbau in der Oberlausitz eine mechanische Leinenfrottierweberei gründete. Sie übernahm seinerzeit die Fertigung von Leinenfrottier-Handtüchern, die zuvor im Jahre 1890 als Neuheit auf den Markt gekommen und noch auf Handwebstühlen hergestellt worden waren: Tücher in Leinen, naturbelassen und unverwechselbar wegen ihrer blau-weißen oder rot-weißen Musterkante. Die Ware verkörperte damals durchaus gehobenen Standard. Sie war unentbehrlicher Teil auch textiler Ausstattungen in Hotels und von Passagierdampfern, die auf deutschen Schifffahrtslinien nach Übersee verkehrten, und sie fehlten in keinem der bei einer Mädchen-Hochzeit üblichen Aussteuerpakete. Das Produkt verlor zwar zu Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts infolge des verstärkten Einsatzes von Baumwolle an Bedeutung; in Vergessenheit geraten ist es nicht. Unter der Bezeichnung "Leinen Frottier Umgebind" erlebten die Handtücher vor sechs Jahren de facto ihre Wiedergeburt. Hans-Henning von Kleist, Inhaber der gleichnamigen Leinen-Manufaktur mit Sitz in Neukirch und Urenkel von Julius Seifert, stellte 2001 eine erste limitierte Auflage her. Seitdem sind die Leinenfrottier-Handtücher - vor allem bei Touristen als Mitbringsel aus der Textilregion Oberlausitz beliebt - in kleinen Stückzahlen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Damast- und Frottiermuseum Großschönau in dessen Schauwerkstatt gewebt worden: In Halbleinen als 180 g-Ware und in der Abmessung 50/100 cm, in Rohweiß oder natur/gekocht und eben mit blau-weißer oder rot-weißer Musterkante.
aus Haustex 04/07 (Wirtschaft)