Rugmark
Sozialprogramme und Kontrollen drängen Kinderarbeit zurück
"Rugmark ist ein einzigartiges internationales Bündnis, das wesentlich zum Rückgang von Kinderarbeit in der Teppichindustrie beigetragen hat", erklärte Maneka Ghandi, indische Ministerin und Vorsitzende von Rugmark International, auf der Domotex in Hannover. Im Rahmen der weltweit größten Teppichmesse überreichte sie der RTL-Moderatorin Bärbel Schäfer den zweimillionsten Teppich mit Rugmark-Siegel.
Bärbel Schäfer ist nach ihrer Nepalreise als Unicef-Botschafterin von der guten Arbeit vor Ort überzeugt. "Als verantwortungsbewusster Verbraucher sollte man nicht nur auf die Knie gehen, um Rotweinflecken im Teppich zu entfernen. Viel wichtiger ist der Kniefall bereits im Geschäft, um sich zu vergewissern, dass der Teppich mit dem Rugmark-Siegel versehen ist. Denn das Siegel garantiert, dass der Teppich nicht durch Kinderhand entstanden ist", forderte sie.
Rugmark vergibt sein Siegel an Teppiche aus Indien, Nepal und Pakistan, die ohne Kinderarbeit hergestellt werden. Von den 2 Mio. bisher ausgezeichneten Teppichen wurden rund 95 % nach Deutschland importiert, dem wichtigsten Abnehmerland. Durch Lizenzgebühren wurden hier mehr als 2,5 Mio. DM erlöst, die größtenteils in Sozialprogramme für Kinder in den Produktionsländern zurückflossen. Wichtigster deutscher Lizenznehmer ist Teppich Kibek (Elmshorn). Insgesamt haben deutsche Importeure die Rugmark-Sozialprogramm in Indien und Nepal zwischen 1996 bis September 2000 mit gut 2,2 Mio. Mark unterstützt. Aneinandergelegt ergeben die 2 Mio. bisher gefertigten Rugmark-Teppiche eine Länge von etwa 4.800 km. Das sind etwa zwei Drittel der Strecke zwischen den Produktions- und Verbraucherländern - eine solidarische Brücke.
Kontrollen verhindern Kinderarbeit
In den Ursprungsländern überprüfen Rugmark-Inspektoren in unangekündigten Kontrollen, ob bei der Herstellung Kinder unter 14 Jahren beschäftigt und den Knüpfern die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhne gezahlt werden. In Nepal sind rund 60 % und in Indien etwa 25 % aller Knüpfstühle dem System angeschlossen. Vor allem in Pakistan, wo hauptsächlich Frauen als Knüpferinnen tätig sind und immer mehr Teppiche in Lagern afghanischer Flüchtlinge hergestellt werden, gab und gibt es politische Widerstände gegen das Kontrollsystem. Trotzdem sind auch dort inzwischen 12.000 Webstühle registriert. Damit werden mittlerweile mehr als 40.000 Knüpfstühle in Indien, Nepal und Pakistan überwacht. Bislang deckten Rugmark-Inspektoren mehr als 1.800 Fälle von illegaler Kinderarbeit auf. Mehr als 5.000 Kinder und deren Angehörige werden in den drei Ländern von Rugmark und unterstützenden Hilfswerken betreut.
Um den Teufelskreis zwischen Armut und Kinderarbeit zu durchbrechen, führt Rugmark für die ehemaligen Teppichkinder und deren Familien Sozial- und Bildungsprogramme durch.
In Indien werden Erwachsenen-Bildungsprogramme angeboten und 5 Schulen für 1.200 Kinder unterhalten. Erstmals können im Rehabilitationszentrum Balashrya in Gopiganj befreite Kinderarbeiter medizinisch und psychologisch betreut werden. In Nepal betreibt Rugmark in Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Hilfsorganisationen 4 Rehabilitationszentren. Zusätzlich existieren Sozialprojekte für mehr als 4.000 Kinder. In Pakistan werden seit diesem Jahr 2 Grundschulen unterstützt, 4 weitere sollen hinzu kommen.
Weltweite Expansion des Rugmark-Siegels wird vorangetrieben
Rugmark wurde 1995 gemeinsam von indischen Nichtregierungsorganisationen, deutschen und internationalen Hilfswerken und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) initiiert, um die Ausbeutung der Kinderarbeiter in der Teppichindustrie zu bekämpfen. Die Aktivitäten wurden 1996 auf Nepal und 1998 auf Pakistan ausgedehnt. Träger sind die Organisationen Brot für die Welt, Misereor, Terre des Hommes und Unicef. In Deutschland werden die Aufgaben von Rugmark seit 1999 von Trans Fair wahrgenommen, Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der Dritten Welt.
Seit letztem Jahr wird die weltweite Expansion des Siegels gegen Kinderarbeit vorangetrieben. Nach Einführung in den Beneluxstaaten wurde eine Kooperation mit Europas größter Handelskette für Heimtextilien geschlossen. Büros in Großbritannien und den USA wurden eröffnet und eine enge Zusammenarbeit mit der Schweitzer Stiftung Step vereinbart, ebenfalls eine Hilfsorganisation gegen Kinderarbeit in der Teppichindustrie. Gesucht wird derzeit eine Kooperation mit Care & Fair. Interessierte können sich im Internet unter der Adresse www.rugmark.net über die Organisation informieren. Die Zukunft soll zeigen, ob Rugmark mit seinen Standards beispielhaft sein kann. Gemeinsam mit anderen Hilfswerken, staatlicher Unterstützung und Partnern aus dem Handel soll die Rugmark-Idee auf weitere Länder und Industriezweige ausgedehnt werden.
aus
Heimtex Orient 01/01
(Wirtschaft)