Decor-Union Eventtag beim Deco Team - Branchentalk mit Ulrike von der Groeben

"Der Konsument braucht ein Gesamtpaket, das ihn zum Kauf animiert"

Schon zum 5. Mal veranstaltete die Decor-Union im Deco Team Forum einen unterhaltsamen und informativen Eventtag und fand damit auch in diesem Jahr wieder das Interesse der Besucher. Alles drehte sich um die Emotionalität der Raumausstattung. Und das war auch das Thema des Branchentalks, der mit einem Interview mit der beliebten RTL-Moderatorin Ulrike von der Groeben startete. Trotz Gipsverband am Fuß gut gelaunt, gab sie Branchenkenner Bernhard Zimmermann Auskunft über ihren "ganz persönlichen Einrichtungsstil" und diskutierte im Anschluss mit Unland-Geschäftsführer Henrik Unland, dem Raumausstatter Kai Barth und Olaf Neetzke, Marketingleiter der Decor-Union, über die Situation der Einrichtungsbranche. Von manchem bei der Veranstaltung vermisst wurde allerdings Markus Büscher, Sprecher der Geschäftsführung der Decor Union - spätestens beim gemeinsamen Fototermin von Gastgeber Deco Team und dem langjährigen Event-Partner Decor-Union.

Bernhard Zimmermann: Als erstes interessiert uns natürlich - wie sieht es bei Ihnen zu Hause aus?

Ulrike von der Groeben: Als Sport- und Nachrichtenmoderatorin kleide ich mich sehr klassisch. Und ähnlich ist das auch mit dem Einrichten. Ich mag es etwas zurückgenommener, wenig Farbe, warme Holzböden, abgetönte weiße Wände. Im Wohnzimmer gibt es beigefarbene Vorhänge. Alles ist sehr schlicht. Farbe in den Raum bringen eher die Möbel und Bilder.

Zimmermann: Gibt es vielleicht doch so etwas wie einen Farbtrend bei Ihnen?

Von der Groeben: Die beiden Schlafetagen in unserem Haus haben wir kürzlich renoviert. Und da unser Schlafzimmer nach Osten zeigt und wir wunderbare Sonnenaufgänge erleben, war ich mutig und habe mich für Rot, Orange und Gelb entschieden.

Zimmermann: Stimmen Sie sich mit der Familie ab, wenn Sie die Einrichtung verändern?

Von der Groeben: Einrichten ist ja häufig ein Frauenthema, da geht es nach dem traditionellen Rollenverständnis zu. Die Männer verdienen das Geld, die Frauen machen das Nest. Heute verdienen auch die Frauen das Geld und machen immer noch das Nest (lacht). Mein Mann lässt mir freie Hand. Er ist froh, dass ich mich um die Einrichtung kümmere. Aber natürlich stimmen wir uns ab und mit dem Ergebnis sind dann alle sehr zufrieden.

Zimmermann: Wie lassen Sie sich zu neuen Wohnideen inspirieren. Lesen Sie Zeitschriften, gehen Sie zum Einrichter?

Von der Groeben: Natürlich lese ich Wohnzeitschriften. Allerdings inspirieren mich auch viele meiner Bekannten und Freunde. Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack und leben mit viel Farbe an den Wänden, mit Dekostoffen und Teppichböden.

Zimmermann: Welcher Raum hat bei Ihnen erste Priorität?

Von der Groeben: Eigentlich wäre das bei mir die Küche, aber sie ist zu klein. So sind das Esszimmer bzw. Wohnzimmer der Mittelpunkt unseres Hauses. Da treffen sich Freunde und Familie, da wird diskutiert und gefeiert.

Zimmermann: Wie wichtig ist Ihnen das Textile am Wohnen?

Von der Groeben: Insbesondere im Wohnzimmer habe ich gerne etwas vor dem Fenster - schöne warme und dicke Vorhänge. Stoffe lassen den Raum ganz anders wirken, das finde ich so praktisch. Es sieht sofort edel aus, wenn es ein schöner Stoff ist. Und man kann mit relativ wenig Mitteln viel bewegen.

Zimmermann: Gefallen Ihnen die Einrichtungsgeschäfte in Ihrer Umgebung?

Von der Groeben: Sagen wir mal so, ich habe großes Glück mit meinem Dekorateur, den ich zufällig kennen gelernt habe. Der kam zu uns ins Haus mit wunderschönen Stoffen und tollen Ideen. Als ich dann aber einmal in seinem Laden vorbeigeschaut habe, war ich erstaunt, wie unauffällig und wenig attraktiv gestaltet der war. Ich finde, es gibt viele Dekorationsläden, denen ein wirklich überzeugendes Fenster fehlt.

Zimmermann: Was könnte unsere Branche noch für ihr Image tun?

Von der Groeben: Es gibt sehr ansprechende Wohnzeitschriften, daran kann es nicht liegen. Viele Verbraucher - ich natürlich auch - lassen sich von Fernsehwerbung anregen, und da kommt von Seiten Ihrer Branche sehr wenig.

Zimmermann: Herr Unland, Sie haben mit Ihrem Unternehmen Fernsehwerbung gemacht, aber dieses Engagement wieder beendet. War es nicht erfolgreich?

Hendrik Unland: Unser Mitbewerber, der durch Fernsehwerbung bekannt geworden ist, hatte es leichter. Damals gab es drei Programme - ARD, ZDF und regionales Fernsehen - und man konnte zu relativ moderaten Kosten Spots senden. Wir haben in einer Zeit geworben, wo es bereits 30 bis 40 Sender gab. Nach Beratungen mit Werbespezialisten entschieden wir uns für das Frühstücksfernsehen, um die Zielgruppe der Hausfrauen anzusprechen. Das war kostenmäßig überschaubar, aber natürlich nicht so effektiv wie Werbung in der Hauptsendezeit. Da müssen wir uns gegen Mercedes oder Coca Cola durchsetzen, die haben Riesenbudgets. Das können wir mit unserer Größe nicht leisten. Und Bestrebungen, mit der Branche eine Gemeinschaftswerbung zu starten, sind gescheitert.

Zimmermann: Herr Barth, wie wecken Sie in Ihrem Einrichtungsgeschäft Emotionen, machen Lust auf textiles Wohnen?

Kai Barth: Wir arbeiten in der ländlichen Region, im Siegerland, und haben gute Bestandskunden. Das ist in der heutigen Zeit sehr wichtig. In unserem kürzlich eröffneten separaten Gardinenhaus zeigen wir auf 600 qm attraktive Wohnszenarien mit viel Stoff. Das wird von unseren Kunden gut angenommen.

Zimmermann: Welchen Service bietet die Decor-Union, was bewegen Sie als Verband?

Olaf Neetzke: Wir versuchen, die Sortimente zusammenzubringen und bieten unseren Mitgliedern Dekovorschläge mit Bodenbelägen, Wandgestaltung und Gardinen. So entstehen komplette Wohnraumsituationen. Der Endverbraucher soll immer wieder neue Ideen und Einrichtungsvorschläge sehen. Aus unseren Erfahrungen wissen wir, dass sich eine gute, das heißt atmosphärische und ansprechende Produktpräsentation immer auszahlt. Deshalb unterstützen wir unsere Mitglieder hier mit umfangreichen Angeboten.

Von der Groeben: Ich denke, nur wenige Verbraucher wissen, was sie wollen. Die breite Masse hat nur eine nebulöse Vorstellung von ihrer Einrichtung. Sie brauchen ein Gesamtpaket, das ein Gefühl von "Ja, das will ich" auslöst.

Zimmermann: Stimmt die Verbindung zwischen Industrie und Einzelhandel? Machen wir alles richtig?

Unland: Wenn wir alles richtig machen würden, müssten wir das nicht diskutierten. Der Schulterschluss zwischen Lieferant und Kunde könnte viel enger sein, gerade was die Ladengestaltung betrifft.

Von der Groeben: Ich habe bei Ihnen am Stand Plissees fürs Bad gesehen. Ich wusste nicht, dass es da so tolle Muster und Farben gibt. Das bietet mir mein Dekorateur nicht an.

Unland: Ja, diese Produkte sind modischer geworden. Die Dekoration der heutigen Zeit muss Probleme lösen, Sichtschutz bieten und dekorativ sein. Oder auch Mehrwert bieten wie etwa ein Thermo-Chenille, der die Heizkosten senkt. Diese Neuerungen müssen wir dem Endverbraucher näher bringen, ohne ihn zu überfrachten.

Zimmermann: Was wollen Sie 2010 erreichen, wie die Emotionalisierung voranbringen?

Unland: Das versuchen wir schon seit Jahren, wir haben gute Ansätze. Wichtig ist der Schulterschluss zwischen Industrie, Groß- und Einzelhandel. Dafür ist so eine Messe wie die Heimtextil enorm wichtig. Hier können wir planen, was wir gemeinsam für den Endverbraucher erreichen wollen. Wir geben da eine Menge Hilfe und viele Einzelhändler nehmen das an.

Zimmermann: Was haben Sie, Frau von der Groeben, 2010 wohntechnisch vor?

Von der Groeben: Ich habe mir ein bisschen mehr Mut vorgenommen, was meinen Wohngeschmack betrifft. Da traue ich mir bislang zu wenig zu.

Barth: Mut ist ein wichtiges Stichwort, wir sehen, dass die Verbraucher im Bereich Tapete und Dekostoff mehr auf Muster und Farben setzen. Diese Themen werden wir weiter forcieren.

Neetzke: 2009 war für den Einzelhandel kein schlechtes Jahr. Für die Decor-Union ist die Showroomgestaltung nur ein Teil unseres Marketingportfolios. Wir definieren Betriebstypen und entwickeln dafür die passenden Marketinginstrumente. Wir werden uns künftig noch stärker dem klassischen Fachhandel und Raumausstatter widmen und ihm mit umfangreichen Maßnahmen und gesicherten Erfolgskonzepten die größtmögliche Unterstützung bieten.

Von der Groeben: Ich werde mich noch ein bisschen umsehen und inspirieren lassen. Diese Messe ist ja wunderschön. Wir können glücklich sein, sie in Deutschland zu haben.

Zimmermann: Das ist ein wunderbares Schlusswort. Ich danke Ihnen allen herzlich für das Gespräch.
aus BTH Heimtex 02/10 (Marketing)