30. Fussbodentechnik-Seminar von Heinz-Dieter Altmann

Vortrags-Mix in Leipzig begeisterte

Die Fans des Sachverständigen Heinz-Dieter Altmann sind treu. Zur 30. Jübläumsausgabe seines Fussbodentechnik-Seminars kamen 115 Teilnehmer nach Leipzig. Ihre Treue wurde mit hochkarätigen Referenten von Lanxess, Dr. Radtke, Knauf Gips, Forbo Flooring mit den Sachverständigen Ulrike Bittorf und Peter Schwarzmann und natürlich mit Tagungsleiter Heinz-Dieter Altmann belohnt.

Unter den Teilnehmern des Fussbodentechnik-Seminars von Heinz-Dieter Altmann waren Boden- und Estrichleger genauso wie Sachverständige und Industrievertreter. Der Tagungsleiter referierte über die Bewertung von Rissen in Beton und Estrichen zur Aufnahme von Belägen. Den Beitrag finden Sie im Fussboden-Fuchs auf Seite 58.

Alle Seminarteilnehmer wurden zunächst von Michael Witte in die Welt der konventionellen Calciumsulfatestriche von Lanxess eingeführt. Ein konventioneller Calciumsulfatestrich setzt sich zusammen aus Calciumsulfatbinder CAB 30 von Lanxess - bis Ende 2004 unter der Bezeichnung Anhydritbinder AB 20 bekannt. Dazu kommen Zuschlag, Wasser und Zusatzmittel. Beim Zuschlag empfiehlt Witte ein Größtkorn von 8 mm. Dieses Rundkorn erleichtert die Verarbeitbarkeit des Mörtels. Das gebrochene Material erhöht die Biegezugfestigkeit des Estrichs. Der weitere Vorteil von einem Zuschlag mit wenig Feinanteilen (abschlämmbaren Bestandteilen) besteht darin, dass der Wasseranspruch sich nicht erhöht.

Witte empfiehlt außerdem, einen Zuschlag ohne organische Verunreinigungen zu verwenden, da diese das Abbindeverhalten stören. Mit dem so genannten Natronlaugetest kann man relativ einfach überprüfen, ob organische Verunreinigungen vorliegen. Bei der Verwendung von Leitungswasser ist die Wasserzugabe möglichst gering zu halten. Die Einstellung der erdfeuchten Verarbeitungskonsistenz erfolgt über die Zugabe von Zusatzmitteln. Dabei sprach sich der Referent für die Verwendung von hochwertigen Zusatzmitteln ohne Luftporen aus. Luftporen im Estrichmörtel verringern im hohen Maße die Mörtelrohdichte und damit die Druck- und Biegezugfestigkeit des Estrichs. Weitere Fakten zum Thema Calciumsulfatestriche gibt es im Interview mit Michael Sungen auf Seite 82.

Was ist bei der Feuchtemessung mit dem CM-Gerät zu beachten?

Die CM-Messung dient der Bestimmung der Estrichfeuchte zur Feststellung der Belegereife. Dr.Frank Radtke von Radtke Messtechnik wies auf die korrekte Bedienung des CM-Gerätes hin. Die Probenentnahme für die CM-Messung darf bei Heizestrichen nur an den ausgewiesenen Messstellen erfolgen oder wenn der Verlauf der Heizschlaufen vorgängig mit entsprechenden Hilfsmitteln festgestellt werden kann (per Infrarotkamera, CPM-Monitor oder Oberflächenthermometer).

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass bei der Probenentnahme und -vorbereitung so wenig Feuchtigkeit wie möglich verloren geht. Daraus folgt:
- Die Probenentnahme und Probenvorbereitung muss so schnell wie möglich durchgeführt werden.
- Die Probenvorbereitung darf nicht bei Sonneneinstrahlung bzw. Luftzug vorgenommen werden.
- Die Probe ist soweit zu zerkleinern, dass sie in dem CM-Gerät mit Hilfe des Kugelsatzes (4 Kugeln) völlig zerkleinert werden kann.

Vor der Probenentnahme sind folgende Maßnahmen zu ergreifen:
- Vorprüfung mit einem kapazitiven Feuchtigkeitsprüfgerät zur Ortung der geeigneten Prüfstelle.
- Überprüfen, ob das CM-Gerät dicht ist (eventuell mit Prüfmittel), ggf. Gummidichtung reinigen oder erneuern.
- Kugelsatz in das CM-Gerät einfüllen.
- Sofern erforderlich, Waage am Koffer des Gerätes befestigen und Probenbecher vorbereiten.
- Schale, Vorschlaghammer bzw. Hammer und Löffel bereitlegen.
- Protokoll vorbereiten mit Angaben zu Baustelle, Stockwerk, Raum, Prüfdatum, Prüfer und Luft- und Bodentemperatur sowie Luftfeuchtigkeit sowie Estrichtyp und gegebenenfalls Zusatzmittel. Eine geeignete Protokollvorlage kann unter www.radtke-messtechnik.com im Downloadbereich heruntergeladen werden.

Einsatzmöglichkeiten von Reaktionsharzen

Andres Seifert, Leiter des Anwendungstechnik im Segment Boden bei Knauf Gips, stellte die Einsatzmöglichkeiten von Reaktionsharzen im Unterbau und für Estriche vor. 2 K-Epoxidharze bieten Vorteile wie hohe Festigkeit, gute Haftung schnelle Festigkeitsentwicklung und keine Trocknungszeiten. Kunstharzgebundene Produkte für den Bodenbereich lassen sich in der Viskosität und im Quell-/Schwindverhalten auf ihre Anwendung abstimmen. Sie lassen sich nicht unter 10C verarbeiten.

Die Fließestrich-Imprägnierung ist für die Sanierung von Estrichen vorgesehen. Mit ihr lassen sich Risse verschließen und Ausbrüche reparieren. Die Imprägnierung zusammmen mit dem Knauf Stretto Spezialsand ergibt einen Schnellestrich auf Epoxidharzbasis. Der Estrich ist schnell erhärtend, nach 24 Stunden belegreif, für die meisten Anwendungen geeignet, maschinell verarbeitbar (z.B. mit Estrichboy, Estromat oder Mixokret). Tipp: Bei der Verarbeitung von Knauf Stretto dürfen ausschließlich trockene Werkzeuge und Maschinen verwendet werden.

Mit Knauf EPO-Leicht stellte Seifert einen begehbaren Bodenausgleich vor, der aus dem Glasgranulat EPO-Perl und aus dem 2 K Epoxidharz der FE-Imprägnierung besteht.

Bodenbeläge im hygienerelevanten Bereich

Elastische Beläge im hygienerelevanten Bereich waren das Thema der Sachverständigen Ulrike Bittorf. Diese finden wir in Unternehmen des Gesundheitsdienstes wie Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeheimen, um nur einige zu nennen. Hier können beispielsweise Hand- und Instrumentendesinfektionsmittel auf den Boden gelangen und diesen schädigen. Bodenleger müssen sich deshalb neben Vorgaben in den Leistungsverzeichnissen auch mit dem Thema Hygiene auseinandersetzen.

"Elastische Bodenbeläge im hygienerelevanten Bereich müssen besondere Anforderungen erfüllen", erklärte die Referentin. Selbstverständlich ist eine sach- und fachgerechte Verlegung nach DIN 18365.
Zu beachten sind u.a.:
- Einhaltung von Vorschriften der Berufsgenossenschaften
- Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
- Desinfektionsarbeiten im Gesundheitsdienst (BGR 206)
- Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr, BGR 181
- Normen für "BarrierefreiesBauen"
- Anforderungen an die Hygiene in der Zahnmedizin, Robert Koch Institut

Werden elastische Bodenbeläge in hygienerelevanten Bereichen eingesetzt, kommt man an einem Verschweißen der Beläge nicht vorbei - dies kann beispielsweise aus der Landeshygieneverordnung oder anderen Vorgaben hervorgehen. Diese Nahtabdichtung der Bahnen-/Plattenstöße durch farblich angepasste Verschweißung verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit und Schmutz. Ausschreibungen beinhalten als separate Position in letzter Zeit mitunter auch die Grundreinigung und Ersteinpflege des verlegten Bodenbelages. Bei der Ausführung dieser Leistung ist folgendes zu beachten:

Der Einsatz von Reinigungsmitteln ist auf die nutzungsgerechten Anforderungen abzustimmen.
Die für die Erstpflege verwendeten Produkte bzw. der Systemaufbau ist zweckmäßigerweise zu dokumentieren.
Um Schäden zu vermeiden, sind die Angaben und Empfehlungen der Hersteller der Bodenbeläge und der Reinigungs- und Pflegemittelhersteller generell zu beachten.
Es ist sinnvoll, Reinigungs- und Pflegemittel eines Systems zu verwenden, da nur so Unverträglichkeitsreaktionen ausgeschlossen werden können.

Einsatz von Colorex Plus Belägen

Jürgen Fuchs von Forbo Flooring stellte einen besonders strapazierfähigen Belag vor. Colorex Plus ist ein homogenenes Bodenbelagssystem zur losen Verlegung auf nahezu allen, auch problematischen Untergründen. Der Belag in Fliesenform kommt überall dort zum Einsatz, wo andere Bodenbeläge "überfordert" sind und aufwendige Vorbereitungsmaßnahmen und Stillstandzeiten die Folge wären. Jürgen Fuchs stellte die drei Ausführungen vor, die ein umfangreiches Anforderungsspektrum abdecken. Zur Auswahl stehen die Standardfliese ST mit einer genoppten, rutschfesten Oberfläche, die AS-Version mit hochdruckverpresster, mehrfarbiger Colorex-Oberfläche und die EC-Ausführung mit besonderer Leitfähigkeit.

Alle drei Ausführungen sind miteinander kombinierbar und können für höchste hygienische Anforderungen zusätzlich verschweißt werden. Colorex Plus wird lose verlegt und ist sofort begehbar. Die Verbindung der Fliesen erfolgt durch ein spezielles, verdecktes Schwalbenschwanz-Verbindungssystem. Durch seinen besonderen Aufbau ist die elektrische Leitfähigkeit auch bei losen Verlegungen sichergestellt.

Der Belag ist geeignet für den Gewerbe- und Industriebereich, Produktions- und Werkstätten, Logistikbereiche, Lebensmittelbetriebe, Bereiche mit erhöhter Rutschsicherheit, große Einkaufsflächen, Messestände sowie Verkaufs- und Ausstellungsräume.

Kennzeichnung und Prüfung von Bodenbelägen

Der Sachverständige Peter Schwarzmann wies auf die neuen Anforderungen von textilen Bodenbelägen hin. Seit Anfang 2007 müssen die Beläge bekanntlich das CE-Zeichen tragen. Daneben müssen die Belaghersteller nach der Bauproduktenrichtlinie Angaben zum Brandverhalten, Rutschsicherheit und Emission machen. Schwarzmann stellte außerdem die neuen Piktogramme ausführlich vor, die unterwww.floorsymbols.com heruntergeladen werden können.


CM Messung - so geht man vor

1. Durchschnittsprobe grundsätzlich über den ganzen Querschnitt des Estrichs entnehmen. Bei Parkett sind die Grenzwerte traditionsgemäß auf das Messen des unteren bis mittleren Bereichs abgestimmt. Unter Parkett ist deshalb die Durchschnittsprobe des Estrichs aus dem unteren bis mittleren Bereich zu entnehmen (evtl. Handschuhe und Schutzbrille tragen).
2. Durchschnittprobe in der Schale soweit verkleinern, dass ein völliges Zerkleinern in dem CM-Gerät mit den Kugeln möglich ist (sinnvolle Korngröße: 5 bis 10 mm, ohne Ausscheiden des Sandes).
3. Prüfgut abwiegen: Bei Calciumsulfatestrich 100 g, bei jungem Magensiaestrich 20 g (bei Belegereife 50 g), bei jungem Zementestrich 20 g (bei Belegereife 50 g).
4. Prüfgut vorsichtig in CM-Gerät einfüllen.
5. CM-Gerät schräg halten und Glasampulle mit Calciumcarbid einfüllen.
6. Die Flaschentemperatur am Oberflächenthermometer ablesen und notieren.
7. Nach dem Verschließen das CM-Gerät kräftig schütteln, bis Anzeige am Manometer des Gerätes ansteigt.
8. Durch kräftiges Hin- und Herbewegen sowie durch kreisende Bewegungen das Prüfgut im CM-Gerät mit Hilfe der Kugeln völlig zerkleinern. Dauer: 2 Minuten
9. 5 Minuten nach dem Verschließen des CM-Gerätes wie unter 7. beschrieben eine weitere Minute schütteln.
10. 10 Minuten nach dem Verschließen des CM-Gerätes nochmals kurz ungefähr 10 Sekunden aufschütteln und Wert ablesen. Der Feuchtegehalt kann direkt vom Manometer abgelesen oder der Eichtabelle entnommen werden. Wert in das Protokoll eintragen. Anmerkung: Bei calciumsulfatgebundenen Estrichen ist ein weiterer Druckanstieg möglich. Dieser muss nicht beachtet werden, da es sich um festgebundenes Wasser handelt.
11. Endtemperatur ablesen und notieren. CM-Gerät entleeren und reinigen. Wichtig: Beim Entleeren Prüfgut überprüfen. Falls diese nicht völlig zerkleinert ist, Prüfgut einschließlich Probeentnahme wiederholen und dabei Prüfgut mit Schlosserhammer und Vorschlaghammer feiner zerkleinern (oder intensiver schütteln).
12. Prüfgut entsprechend den Vorgaben des Herstellers entsorgen.

Es muss der Einfluss der Temperatur auf das Messergebnis beachtet werden: Die Umrechnungstabellen am Manometer wie in den Tabellen basieren auf einer Referenztemperatur von 20C. Sind Start- (Temperatur der Druckflasche beim Verschließen derselben) und Endtemperatur (Temperatur der Druckflasche beim Ablesen des Messwertes) gleich aber weichen von von 20C ab, dann kann der Druck um 1% je 3C korrigiert werden. Beispiel: Messung erfolgt bei 11C, abgelesener Druck zeigt 0,5 bar Korrektur um 3%. Bei 20C hätte sich ein Druck von 0,515 bar ergeben.

Sind Start- und Endtemperatur unterschiedlich, so kann der abgelesene Druck mit folgender Hilfsformel korrigiert werden: 3mbar je 1C Differenz zwischen Start- und Endtemperatur.

Beispiel: Starttemperatur ist 8C, die Endtemperatur beträgt 23C. Diese denkbare Situation kommt immer wieder im Winter vor, wenn das CM-Gerät über Nacht im Auto gelassen wird: Ein abgelesener Druck von 0,3bar (Calciumsulfatestrich) muss dementsprechend um 0,045 bar nach unten korrigiert werden der Druck bei einer Messung um 20C hätte also ein Ergebnis von 0,255 bar gegeben.

Man muss den Einfluss der Probenzerkleinerung beachten: Je feiner das Probenmaterial während der Reaktion mit Carbid ist, desto schneller erhält man ein brauchbares Messergebnis. Die Reaktion von Wasser im Korn mit Carbid bedingt, dass das Wasser an die Oberfläche des Kornes gelangen kann, was um so schneller geht, je kleiner das Korn ist. Wird das Korn vor dem Verschließen in der Druckflasche zu sehr zerkleinert, kann unter ungünstigen Bedingungen bereits unnötiges Wasser verdunsten und entsprechend zu einer Falschbeurteilung des Messergebnisses führen.
aus FussbodenTechnik 02/07 (Wirtschaft)