ISP: Fünf Millionen Quadratmeter nur knapp verfehlt
Deutlicher Zuwachs beim Schweizer Parkettverbrauch
Ausgelöst durch eine zehnprozentige Steigerung im Neubau hat sich der Parkettverbrauch in der Schweiz kräftig erhöht. "Mit einem Plus von 9% wurde die Fünf-Millionen-Quadratmeter-Marke nur knapp verfehlt und damit ein weiterer Allzeitrekord im Schweizer Parkettabsatz verzeichnet", erklärte der Präsident der Interessengemeinschaft der Schweizerischen Parkett-Industrie (ISP), Bruno Durrer, auf der 38. Generalversammlung in Luzern. Dennoch herrscht in der Schweiz kein "eitel Sonnenschein": Die zusätzlichen Mengen stammen oft aus preisaggressiven Importen und auch die Schweizer Parkettleger berichten vom starken Preisdruck bei den Verlegeleistungen.
Parkettböden erfreuen sich in der Schweiz weiter wachsender Beliebtheit. Den Zahlen der ISP und dem Außenhandel Schweiz zufolge lag der Inlandsverbrauch 2006 bei 4,99 Mio. qm (+9%). Im Vergleich zu vielen anderen Ländern in Europa hat Mosaikparkett in der Schweiz noch immer eine nennenswerte Bedeutung. Bei mehr als 20% des verlegten Parketts handelt es sich um Mosaikparkett: Stabparkett hat einen Marktanteil von rund 3%, Mehrschichtparkett liegt bei 75%.
Bei den Hölzern sind aus Sicht von Geschäftsführer Bernhard Lysser neben Eiche momentan vor allem rotbraune und dunkle Arten besonders beliebt. Bei den Ausführungen liegen gealterte Böden, strukturierte Oberflächen, Hochkantlamellenparkett und Landhausdielen im Trend. In der Schweiz werden nach wie vor rund ein Drittel aller Böden ohne Oberflächenbehandlung ausgeliefert und erst auf der Baustelle lackiert bzw. geölt (15-20%). Damit hat sich der Anteil von Rohparkett an der Verlegung zuletzt mit -7% leicht rückläufig entwickelt, erklärte Lysser, aber bei weitem nicht in dem Umfang wie in Deutschland. Auch für die Zukunft erwartet der Geschäftsführer keinen größeren Rückgang des Rohparkettanteils.
Für den insgesamt steigenden Parkettverbrauch machte ISP-Präsident Durrer auf der Generalversammlung in Luzern im Wesentlichen die zehnprozentige Steigerung im Neubau verantwortlich. Allerdings lassen die aktuellen Baubewilligungszahlen vermuten, dass die seit Jahren steigende Neubautätigkeit in der Schweiz in Kürze ein Ende finden wird. Experten schätzen, dass in nächster Zeit 2-5% weniger Neubauten fertig gestellt werden. Für gute Parkettverbrauchszahlen muss somit in Zukunft der Renovierungssektor sorgen, in dem sich in den letzten zwei Jahren aus Sicht der ISP einige Projekte gestaut haben.
Weniger Produktion
Die einst große Schweizer Parkettindustrie hat sich auf wenige, schlagkräftige Parketthersteller reduziert. Nur noch rund ein Drittel des Inlandsverbrauchs wird heute direkt in der Schweiz produziert: Mit 1,72 Mio. qm ging die Schweizer Parkettproduktion nach einem kleinen Zuwachs im vorvergangenen Jahr leicht um 4% zurück.
Entsprechend wurde die Steigerung des Parkettabsatzes aus den Importen gedeckt. Sie erhöhten sich zuletzt um 7,8% auf 4,74 Mio. qm Holzböden. Gleichzeitig haben die Schweizer Parketthersteller 2006 etwas weniger Parkett ausgeführt: Die Exportmenge fiel von 1,47 Mio. qm auf 1,43 Mio. qm.
Das ganze Jahr 2006 standen die Parkettpreise unter massivem Druck, erklärte die ISP weiter. Vor allem für das Objektgeschäft würden weiterhin besonders preisaggressive Angebote in die Schweiz kommen. Nach wie vor sind Deutschland und Österreich die wichtigsten Importländer, erklärte der Obmann der Gruppe Produktion und Handel, Richard Denzler (Bauwerk). Aus Deutschland kamen 1,33 Mio. qm Parkett (+2%) mit einem geringeren Wert in Schweizer Franken (-3%) als im Vorjahr. Die österreichischen Hersteller erhöhten ihre Einfuhren im Volumen um 28% auf 1,4 Mio. qm, im Wert aber lediglich um 20%.
"Wilder Westen" in der Holzbeschaffung
Auf der anderen Seite herrscht derzeit im Bereich der Holzbeschaffung - mit den Worten des ISP-Präsidenten - eine "Wild-West"-Mentalität. Das Holz werde an den Meistbietenden und nicht mehr an den langjährigen Vertragspartner verkauft. Durrer befürchtet, dass sich die Situation weiter verschärft. Nicht nur die Beschaffung von Eiche und amerikanischem Nussbaum gestalte sich zunehmend schwierig, sondern auch von Fichte/Tanne bzw. Birkensperrholz für Mittellage und Trägermaterial. Er rät deswegen Handel und Handwerk gleichermaßen, die Kunden rechtzeitig auf längere Lieferzeiten und steigende Preise vorzubereiten.
Umsetzung der ISP-Vereinbarung "Exotenholz"
Eine weitere Herausforderung für die ISP-Mitglieder der Gruppe Produktion und Handel ist die ISP-Vereinbarung "Exotenholz". Bis zum kommenden Jahr wollen die Produzenten und Händler nur noch legal geschlagenes Holz einsetzen, also Holz aus zertifizierten Wäldern bzw. aus verlässlicher Quelle. Peter Reimann vom Projektvorreiter Guignard Parkett erklärte der Generalversammlung den gemeinsam mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) entwickelten Kontroll- und Bewertungsmechanismus. Während FSC-/PEFC-zertifiziertes Parkettholz keiner weiteren Betrachtung bedürfe, muss die Quelle der anderen Hölzer genauer abgeklärt werden. Grundlage hierfür ist eine Risikoanalyse, bei der anhand der Wareneingangsdokumente und stichprobenartiger Überprüfung das Herkunftsland nach Kriterien der Weltbank unter die Lupe genommen wird.
"Die Umsetzung der Selbstverpflichtung bis 2008 ist für die meisten unserer Mitglieder ein hartes Ziel, das schwer zu schaffen sein wird", räumte Denzler ein. Dennoch unterstützen zwölf Unternehmen der Gruppe die Einführung, wovon sechs Unternehmen mit Beginn 2008 starten wollen. Drei Betriebe planen einer internen Umfrage zufolge nur noch legal geschlagenes Holz einzusetzen, neun Unternehmen werden sich auf Teilsortimente beschränken und ein Betrieb wird auf Grund seiner Lieferantenstruktur nicht an dem Projekt teilnehmen. Ergänzend unterstrich Denzler, dass die Interessengemeinschaft die notwendigen Rahmenbedingungen schafft, die Umsetzung aber in der Verantwortung der einzelnen Unternehmen liegt.
Darüber hinaus nutzte Richard Denzler in Luzern die Gelegenheit, die Generalversammlung über das Living-on-wood-Projekt der Föderation der Europäischen Parkettindustrie (FEP) zu informieren.
Ausbau der Aus- und Weiterbildung
"Über mangelnde Arbeit konnte sich keiner beklagen", schätzte ISP-Präsident Durrer die Beschäftigungssituation der Parkettleger im Jahr 2006. Problematisch sei vielmehr der auf Grund des Preisdrucks häufige Einsatz von schlecht ausgebildeten Verlegern insbesondere im Objektgeschäft. Gleichzeitig appellierte Guido Vogt, Obmann der Gruppe Verlegung, an die anwesenden Parkettleger: "Wir dürfen unsere Leistung nicht verschenken, sondern müssen sie auch bezahlen lassen."
Angesichts der derzeitigen Situation im Handwerk setzt die ISP weiter auf den Ausbau der Aus- und Weiterbildung. Aktuell wurden die Eckpunkte des so genannten "4. Jahres" überarbeitet. Nach einer dreijährigen Grundausbildung können die Schweizer Parkett- und Bodenleger eine Zusatzlehre machen. Den Zusatzlernenden werden pro Fachrichtung (Parkett, textile/elastische Beläge) 200 Lektionen Fachunterricht erteilt, die im Anschluss in einer praktischen Prüfung abgefragt werden sollen.
Im vergangenen Jahr sind im Rahmen der Grundausbildung insgesamt 27 Parkettlegerlehrlinge zur Abschlussprüfung angetreten, wovon 20 ihre Berufsausbildung mit Erfolg beenden konnten. Wie Guido Vogt weiter berichtete, sind derzeit 27 Lehrlinge (davon in der Romandie: 8) im ersten Lehrjahr, 22 (Romandie: 7) im zweiten Lehrjahr und 28 (Romandie: 6) im dritten Lehrjahr.
Außerdem wurde 2006 wieder eine "Höhere Fachprüfung Bodenlegermeister" durchgeführt. Diesen eidgenössischen Fachausweis erhielten 11 Absolventen und eine Absolventin. Zudem startete in der Westschweiz ein Lehrgang zum Chefbodenleger mit 12 Teilnehmern.
Positive Mitgliederentwicklung
Als "schönen Leistungsausweis" bezeichnete Bruno Durrer die jüngste Mitgliederentwicklung der ISP: Im vergangenen Jahr sind zwei Mitglieder in der Gruppe Produktion und Handel, 14 Betriebe zur Gruppe Verlegung und vier neue Gastmitglieder hinzugekommen. Damit setzt sich die Vereinigung jetzt aus 175 Unternehmen aus Handel, Handwerk und Industrie zusammen. Alleine in den letzten fünf Jahren hat sich der Mitgliederbestand damit um ein Drittel erhöht.
Die ISP ist mit dem Marktanteil ihrer Mitglieder von 74% nicht nur die wichtigste Organisation der Schweizer Parkettbranche, sie leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag in der Informationsvermittlung. So hat sich die Zahl der Internetanfragen im vergangenen Jahr um 50% erhöht und die telefonischen Auskünfte sind um 5% auf im Durchschnitt 23 Anfragen pro Tag gestiegen. Weitere wichtige Dienstleistung des Verbandes sind die Sachverständigengutachten unter Federführung von Bernhard Lysser. Insgesamt 236 Expertisen hat er im vergangenen Jahr durchgeführt, was einer Steigerung von 15% gleichkommt. Der oberste Schweizer Sachverständige führt den Anstieg bei den Schadensfällen vor allem auf die lang andauernde Kälte und Trockenheit zum Anfang des Jahres 2006 zurück.
aus
BTH Heimtex 05/07
(Wirtschaft)