Forbo: Rasanter Aufschwung
Zweistelliger Umsatzzuwachs und Gewinn vervierfacht
Nach einer schwierigen Phase der Restrukturierung und Neuausrichtung hat Forbo im Geschäftsjahr 2006 mit Bravour den Turnaround geschafft und ist mit einem zweistelligen Umsatzzuwachs und einem nahezu vervierfachten Gewinn höchst dynamisch auf den Erfolgspfad zurückgekehrt. Dabei wurde das erfreuliche organische Wachstum von einer positiven Entwicklung wichtiger Märkte unterstützt. In der Bodenbelagssparte erwiesen sich vor allem Linoleum, wo die Schweizer mit 65% weltweiter Marktführer sind, PVC-Objektbeläge und homogene PVC-Fliesen als Motoren der Umsatzsteigerung.
Selten ist einem Konzern in ähnlicher Größenordnung in unserer Branche so schnell der Turnaround gelungen wie Forbo. Noch vor drei Jahren sollte die Gruppe zerschlagen und die Sparte Bodenbeläge verkauft werden. Mit einem Verlust von 95,6 Mio. EUR steckten die Schweizer tief in den roten Zahlen. Doch schon 2005 konnte das Ergebnis markant verbessert werden, wenn es auch noch negativ blieb und 2006 nahm Forbo dann richtig Fahrt auf: Der Nettoumsatz zog um 10,4% auf 1,88 Mrd. CHF (umgerechnet 1,19 Mrd. EUR) an, wobei das "erfreuliche organische Wachstum" zusätzlich unterstützt wurde durch eine robuste Konjunkturentwicklung in den USA, der anhaltend hohen Dynamik in Asien und der verbesserten Wirtschaftslage in Europa. Das schlug sich positiv in allen drei Geschäftsbereiche nieder: Bodenbelägen, die inzwischen unter Flooring Systems laufen, Klebstoffen bzw. Bonding Systems und Transportbändern, bzw. Movement Systems.
"Ein starkes Volumen-Wachstum, die erfolgreich umgesetzten Maßnahmen zur Effizienz- und Ertragssteigerung und der Wegfall von Sondereinflüssen führten zu nachhaltig verbesserten Gewinnmargen", sagte This E. Schneider, CEO und Delegierter des Verwaltungsrats bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Konkret stieg das EBITDA (Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen) vor Sonderbelastungen um 33% auf 115,8 Mio. EUR, das EBIT (Betriebsergebnis) vor Sonderbelastungen und Wertminderungen erhöhte sich gar um 67% auf 69,6 Mio. EUR und der Jahresgewinn konnte mit 38,9 Mio. EUR nahezu vervierfacht werden - und stellt damit eins der besten Ergebnisse der letzten Jahre dar. "Die im Jahr 2004 angekündigte EBIT-Marge von 6 bis 7% für 2007 ist mit der für 2006 erzielten Marge von 5,8% in Reichweite gerückt", verkündete Schneider. Alle drei Sparten hätten zu den guten Zahlen beigetragen.
Dank der konsequenten Bewirtschaftung des Umlaufvermögens und des deutlich gesteigerten Ergebnisses konnten die Finanzschulden weiter abgebaut werden. Finanzchef Jör Riboni: "Um den Kauf der eigenen Aktien bereinigt hätte Forbo am Jahresende 2006 keine Nettoschulden mehr". Der Konzern verfüge heute über ein starkes finanzielles Fundament mit einer soliden Eigenkapitalbasis - die Eigenkapitalquote erhöhte sich auf 42,6% - und einer gesunden Bilanzstruktur, betont Schneider. "Die Ertragskraft und die Verschuldungsmöglichkeiten sind deutlich besser und erlauben uns, auch wieder durch Akquisitionen zu wachsen".
Internes und externes Wachstum angestrebt
Dass Forbo auf Brautschau ist, haben Insider in den letzten Monaten bereits beobachten können: die Schweizer lagen weit vorn im Rennen um den Gummi-Marktführer Freudenberg - bis dessen Betriebsrat dem Mutterkonzern und potenziellen Käufern einen - vorläufigen - Strich durch die Rechnung machten, als sie per Streik ein Aussetzen der Verkaufsverhandlungen erzwangen. Und nicht nur Freudenberg steht zur Disposition; in der Bodenbelagsbranche ist derzeit weltweit Bewegung, die Karten werden neu gemischt und in Baar lässt man keinen Zweifel daran, dass man aktiv an diesem Spiel teilnehmen will : "Nach den erfolgreichen Restrukturierungen verfügen wir nun über die finanziellen Mittel und ein solides Management, um die Herausforderungen einer langfristigen und erfolgreichen Unternehmensentwicklung anzugehen", verkündet die Konzernleitung. "Unsere Anstrengungen gelten weiterhin der Verbesserung der Ertragskraft, die noch nicht auf dem von uns angestrebten Stand ist, sowie einem verstärkten internen und externen Wachstum." Insbesondere wolle man die Position in den Wachstumsmärkten in Osteuropa und Asien stärken.
Bei Linoleum weltweit Marktposition ausgebaut
Als "besonders erfreulich" wird gewertet, dass in allen drei Geschäftsbereichen Umsatz- und auch Ergebnissteigerungen realisiert werden konnten, sprich organischer Zuwachs. Dabei legten Flooring Systems um 6,3% (währungsbereinigt) auf 482,5 Mio. EUR zu. Dynamisch zeigte sich vor allem das Flaggschiff Linoleum, das in Nordamerika und Osteuropa überdurchschnittlich prosperierte, aber auch in Deutschland und Nordeuropa im Plus lag. Hier mache sich eine zunehmende Nachfrage nach umweltfreundlichen Belägen bemerkbar, heißt es bei Forbo. In Zahlen kam Linoleum auf 225,4 Mio. EUR, das sind 7% mehr als im Jahr zuvor und 47% Anteil am Gesamtumsatz der Flooring Systems.
Neue Designs und Farben hätten die Kollektionen bei Kunstoff-Objektbelägen bereichert und unter anderem das Segment Wohnungsbau positiv beeinflusst. Auch leitfähige, homogene PVC-Fliesen zogen deutlich an. Demgegenüber konnten die Produkte für den Wohnbereich nicht mithalten. Insgesamt erlösten Kunststoff-Beläge 2006 rund 185,9 Mio. EUR, was 39% Umsatzanteil entspricht. Die restlichen 71,1 Mio. EUR Umsatz der Division verteilen sich auf andere Produkt- und Zubehörsegmente, darunter auch Parkett. Das EBITDA (Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen) verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um 11,6% auf 58,4 Mio. EUR. "Die Umsetzung der strategischen Neuausrichtung mit den Schwerpunkten Optimierung der Kernprozesse, Entwicklung neuer Marktstrategien und Kostensenkung durch Nutzung der Synergiepotenziale haben Wirkung gezeigt", konstatiert Tom Kaiser, der Flooring Systems innerhalb der Konzernleitung verantwortet. "Auch gezielte Aktivitäten in der Marktentwicklung und Sortiments-Arrondierungen wirkten sich förderlich aus". So wurde etwa die Vertriebsorganisation in Osteuropa ausgebaut und auf das Objekt focussiert und in China die Voraussetzungen für eine zügige Intensivierung des Objektgeschäftes geschaffen. Das ließ das EBIT (Betriebsergebnis) überproportional steigen: es stellte sich bei 39,2 Mio. EUR ein, das sind 28,9% mehr als im Vorjahr. Und das, obgleich sich die Preise für Rohstoffe und Energie massiv erhöht haben. "Das konnten wir aber durch rechtzeitig eingeleitete Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und durch selektive Preisanpassungen kompensieren."
Der Geschäftsbereich Bonding Systems verzeichnete mit +16,3% auf 444,2 Mio. EUR die größte Umsatzsteigerung, die allerdings zum Teil auf dem Zukauf eines chinesischen Unternehmens basiert. Das EBITA verbesserte sich um 34,7% auf 38 Mio. EUR, das EBIT trotz Rohstoffverteuerungen um 43% auf 27,3 Mio. EUR. Movement Systems übertrafen mit einem 215,2 Mio. EUR Umsatz das vorherige Geschäftsjahr um 8,5% und konnten mit 20,2 Mio. EUR ihr EBITDA nahezu verdoppeln. Noch beeindruckender ist der Anstieg des EBIT von 0,37 auf 8 Mio. EUR
Ins laufende Jahr ist der Gesamtkonzern ähnlich schwungvoll gestartet, wie er sich im Vorjahr präsentiert hat. Nur in den USA habe man seit Ende 2006 eine leichte Abschwächung feststellen müssen, in den meisten anderen Märkten wird weiteres Wachstumspotenzial gesehen, ließ der Vorstand verlauten. Er erwartet für das Jahr 2007 eine weitere Steigerung der Erlöse und eine überdurchschnittliche Erhöhung des Ergebnisses.
aus
BTH Heimtex 05/07
(Wirtschaft)