Brüsseler Erklärung

Sozialpartner in der Holzindustrie fordern: Zuerst verwerten, zuletzt verbrennen!


Auf dem Höhepunkt des Wettlaufs um Holz, den die Holz verarbeitende Industrie immer häufiger gegen die Mitbewerber aus der Pelletindustrie verlor und noch immer verliert, gaben CEI-Bois, der Dachverband der Holz verarbeitenden Industrien in Europa, und die EFBW, die europäische Vereinigung der Arbeitnehmer im Bau- und Holzgewerbe, im Oktober vorigen Jahres eine gemeinsame Erklärung an die Adresse der EU heraus.

In der Erklärung werden die europäischen, nationalen und regionalen Behörden aufgefordert, geeignete Maßnahmen zu treffen, um

- den ständigen Nachschub von ausreichenden Mengen Biomasse für die Energieerzeugung sicherzustellen und
- Holz, das in der industriellen (Veredelungs)-Produktion verwertet werden kann, vor dem Zugriff von Energieproduzenten zu schützen.

Die Wertschöpfungskette in der Holzverarbeitung, so die Unterzeichner der Erklärung, dürfe nicht länger vorzeitig zu Gunsten von Brennholz abgebrochen werden. Holz müsse so viel und so lange wie irgend möglich im Kreislauf bleiben. Alle Subventionen, die Holzverbrennung fördern, seien zu stoppen.

Die Sozialpartner fordern "als positiven Beitrag zur Klimaveränderung" die Würdigung von Holzprodukten als nachhaltig wirkende Kohlendioxidspeicher. Ferner verweisen sie auf die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Holzindustrie in Europa. 270.000 Betriebe in den 25 Mitgliedsstaaten der EU erzielen jährlich einen Umsatz von 226 Mrd. EUR und beschäftigen rund 2,7 Mio. Arbeitnehmer. Voraussetzung für eine leistungsfähige Holzindustrie sei indes "die nachhaltige Versorgung mit Holz zu wettbewerbsfähigen Preisen".

Holz für Wärme- und Energieerzeugung wird zwar ebenfalls als positiver Beitrag zur Klimaveränderung anerkannt. Jedoch sei nicht zu akzeptieren, dass Energieproduzenten verschiedene Subventionen erhalten und daher in der Lage seien, hohe Rohstoffpreise zu zahlen und die klassische Holzindustrie zu überbieten. Verwiesen wird auf Preissteigerungen bis zu 30%.

Um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden, müsse die gesamte Kette der Holz verarbeitenden Unternehmen an der "Feinabstimmung" künftiger politischer und gesetzgeberischer Vorgehensweisen beteiligt werden, fordern CEI-Bois und EFBW. Im Einzelnen werden folgende Maßnahmen nahegelegt:

- Intensive Nutzung vorhandener Wälder und Aufforstungen, um mehr Holz nutzbar zu machen. Die Verwertung von forstlichem Restholz und Holz aus Kurzumtrieb sowie die zielgerichtete Anpflanzung von Plantagenholz für die Energieerzeugung.

- Neufassung von Abfallverarbeitungsvorschriften und Förderung entsprechender Forschung im Bereich der Sammel-, Sortier- und Verarbeitungstechnologien (auch hinsichtlich der Verwertung von Restholz und der Wiederverwertung von Holznebenerzeugnissen).

- Einstellung der Subventionierung von Anlagen für die Energiegewinnung aus forstlicher Biomasse.
aus Parkett Magazin 02/07 (Wirtschaft)