4. Fachtagung des Landesinnungsverbandes Bayern in Feuchtwangen
Fachvorträge auf hohem Niveau
Ausgezeichnete Referenten, anspruchsvolle Vorträge und ein guter Tagungsort machten die 4. Fachtagung des Landesinnungsverbandes Bayern zu einer Veranstaltung auf höchstem Niveau. Neben zahlreichen Vertretern aus der Industrie kamen rund 120 Parkett- und Bodenleger sowie Sachverständige und Berufsschullehrer in die Bayerische Bauakademie nach Feuchtwangen. Die Referenten befassten sich mit thermischem Verschweißen, Kosten der Parkettpflege, Schäden an Estrichkonstruktionen und Parkettböden und mit Sorptionsisothermen verschiedener Holzarten. Darüber hinaus hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich in einer kleinen Ausstellung über die Produkte der Fördermitglieder zu informieren.
Beim Einbau eines neuen Holzbodens müssen Parkettleger darauf achten, dass das Holz die richtige Feuchte hat. Andernfalls quillt oder schwindet der Boden nachträglich und Schäden sind programmiert. Doch was ist die richtige Holzfeuchte, die so genannte Ausgleichsfeuchte? Bei welchem Raumklima muss welches Holz wie feucht bzw. trocken sein? Und wie verändert sich das Quell- und Schwindverhalten des Holzes über mehrere Klimaperioden? Zusammen mit den Parkett-Sachverständigen Peter Fendt und Peter Kummerhoff ist Horst Schuh diesen Fragen nachgegangen und hat die ersten Ergebnisse in Feuchtwangen vorgestellt.
In aufwendigen Tests in den Klimakammern des eigenen Prüflabors ermittelt der Diplom-Geologe derzeit die so genannten Sorptionsisothermen einer Vielzahl von Holzarten. Mit einem sorptiven und adsorptiven Ast beschreiben solche Kurven das unterschiedliche Verhalten des Holzes beim langsamen Befeuchten bzw. Heruntertrocknen. Von den ersten 44 Holzarten sind mittlerweile die Sorptionsisothermen ermittelt worden.
Für die Untersuchungen hatten die Experten jeweils zehn Decklamellen von verschiedenen Anbietern eingekauft und dann rund 700 Messungen pro Holzart durchgeführt. Es zeigten sich sehr unterschiedliche Kurven bereits innerhalb einer Holzart. Jede Decklamelle wies nicht nur ihre "eigene Rohdichte" auf, sondern dadurch auch ihr "eigenes differenzielles Schwindmaß" und eine "eigene Ausgleichsfeuchte". Die Schwankungen innerhalb einer Holzart zeigten bei den bisher untersuchten Holzarten oftmals die gleiche Breite wie die gesamte Untersuchung über alle Holzarten.
Die aus den Sorptionsisothermen ermittelten mittleren Ausgleichsfeuchten schwanken in der Regel zwischen ungefähr 7% (Doussie) und ca. 10% (Merbau). Die genauen Zahlen will der Landesinnungsverband vorstellen, wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind.
Der Mittelwert aller mittleren Ausgleichsfeuchten der verschiedenen Holzarten liegt bei den bisher gelaufenen Untersuchungen bei 8,6%. Die im Parkettlegerhandwerk geltende Vorgabe für den Einbau von 9% Holzfeuchte plus/minus 2% ist also goldrichtig, wie Landesinnungsmeister Peter Fendt in seinem anschließenden Vortrag über normative Aussagen zur Holzfeuchte betonte.
Holzfeuchte und Luftfeuchte im Paket messen
Bisher wird auf der Baustelle in der Regel die Feuchte des Parketts mit speziellen Messfühlern direkt gemessen, um die "Einbaureife" festzustellen. Da die Luftfeuchte die Holzfeuchte beeinflusst, empfiehlt Schuh die gleichzeitige Messung der relativen Luftfeuchte direkt im Paket. In anderen Bereichen wie beispielsweise bei Druckereien läuft die Wareneingangskontrolle schon immer über die Bestimmung der Luftfeuchte zwischen den einzelnen Bögen im Papierstapel, die dann den Rückschluss auf die Materialfeuchte ermöglicht.
Verschmutze Schweißnähte bei PVC-Belägen
Tipps für die Praxis waren auch Thema des Vortrags von Richard A. Kille. Der Sachverständige untersucht seit einiger Zeit Schweißnähte bei verschiedenen elastischen Bodenbelägen mit PU- und Acrylversiegelung. Schon auf den jüngsten Sachverständigen-Seminaren des BEB und des Zentralverbands Parkett und Fußbodentechnik hatte Kille erste Ergebnisse seiner Untersuchungen vorgestellt. Die Probleme sind einfach umrissen: Durch die Hitze der Schweißdüse verändert sich das Material rechts und links der Schweißnaht, Kille spricht von einer Keksstruktur. "Früher war das unproblematisch, weil die Spur durch die Einpflege wieder verschwand. Heute, im Zeitalter werkseitiger Schutzversiegelungen, soll die Einpflege ja gerade wegfallen", berichtete Kille. Deswegen treten seit einiger Zeit verstärkt Reklamationen mit sichtbar verschmutzten Schweißnähten auf - sowohl bei PUR-beschichteten PVC- als auch bei PUR-beschichteten Kautschuk-Belägen. Die kleinen Runzeln, die durch die zu starke Erhitzung des Bodenbelags vor allem bei den breiten Düsen eines Schweißautomaten zustande kommen, bereiten dem Bodenleger Probleme beim anschließenden Abstoßen der Schweißschnur. Der Einsatz des Viertelmondmessers sorgt dafür, dass immer etwas PUR-Beschichtung mitgenommen wird, so dass Schmutz und Reinigungsmittel später genau an diesen Stellen sichtbar werden. Deswegen fordert Kille andere Werkzeuge, neue Materialien und möglicherweise auch ein Umdenken bei der Verarbeitung dieser vergleichsweise pflegeleichten, neuen Bodenbeläge.
Pflegekosten bei Parkett
Das Parkettböden im Vergleich zu elastischen Bodenbelägen eine aufwendigere Pflege bedürfen, ist allgemein bekannt. Doch wie unterschiedlich diese Folgekosten bei den verschiedenen Oberflächenausführungen sind, hat sicherlich manchen Parkett- und Bodenleger beim Vortrag von Thomas Vetter überrascht. Der Diplom-Ingenieur Holztechnik, der für Reinigungsmittelanbieter Kiehl tätig ist, verglich in seinem Referat die jährlichen Aufwendungen für die Pflege von Parkettböden im öffentlichen Bereich. Für versiegelte Holzböden errechnete er Gesamtkosten von 66 EUR/qm im Jahr (Unterhaltsreinigung: fünf Mal pro Woche; Grundreinigung mit Pflege: vier Mal im Jahr). Für gewachste Holzböden belaufen sich die Pflegekosten laut Vetter jährlich auf ungefähr 84 EUR/qm (Unterhaltsreinigung: vier Mal pro Woche; Unterhaltspflege mit Spray-Cleanern: wöchentlich; Grundreinigung mit Pflege: vier Mal im Jahr). Sehr hoch sind aus Vetters Sicht die Kosten bei geölten Holzböden mit 208 EUR pro Quadratmeter und Jahr (Unterhaltsreinigung: fünf Mal pro Woche; Grundreinigung mit Pflege: 26 Mal pro Jahr). Einige Tagungsteilnehmer zweifelten hier allerdings die Zahl der notwendigen Grundreinigungen an.
Schäden an Estrichkonstruktionen
Über Estriche und Unterböden referierte Heinz-Dieter Altmann. Der Sachverständige für das Estrichlegerhandwerk zeigte an aktuellen Schadensfällen, welche Schäden an Fußbodenkonstruktionen aus einem falschen Unterbau resultieren. Aus seiner Sicht sind vor allem Minderdicken des Unterbaus, zu hohe Feuchtigkeit und nicht selten auch Planungsfehler in der Gesamtkonstruktion für Schäden verantwortlich.
Schadensbilder von Parkettböden
Der Parkettsachverständige Peter Kummerhoff warnte vor dem "gedankenlosen" Einsatz von Holzarten, die nicht ausreichend bekannt sind. Als Beispiel zeigte Kummerhoff einen Padouk-Boden, der unter Sonneneinstrahlung sein Aussehen merklich verändert hatte. Weiter empfahl er, die Sortierung gelieferten Parketts sofort zu überprüfen, damit der Parkettleger nicht zu spät feststellt, dass er andere als die bestellten Qualitäten erhalten hat.
aus
Parkett Magazin 02/07
(Wirtschaft)