Who is Who im Sachverständigenwesen
Dipl. Bauing. Ralf Boye
Sachverständigenbüro für FußbodentechnikKolpingstraße 6
01156 Dresden
Tel: 0351 / 453 82 30
Fax: 0351 / 45 40 96 62
E-Mail: Ralf.Boye@t-online.de
BestellungVon der Handwerkskammer Dresden öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk.
Beruflicher Werdegang-1976 bis 1980 Studium an der Technischen Universität Dresden, Fachrichtung Konstruktiver Ingenieurbau
-1980 bis 1990 Tätigkeit als Statiker
-1990 bis 1992 Tätigkeit in Statik, Planung, Bauleitung und Bauüberwachung
-1993 bis 2003 Tätigkeit in verschiedenen Firmen des Fußbodenbaus
-seit 2002 freiberufliche Tätigkeit als Sachverständiger
-Mitarbeit in den Arbeitskreisen Zement-Estrich und Schnittstelle Fliesen- und Steinböden beim BEB
Aktuelles Tätigkeitsspektrum-Erarbeitung von Gutachten für Gericht und in der freien Wirtschaft
-Beratungsleistungen in der Planungs- und Bauvorbereitungsphase
-Bauüberwachungsaufgaben
-Referententätigkeit in der Aus- und Weiterbildung
-Durchführung von Fachseminaren
PraxisbeispielEs gibt häufig Probleme beim Einbau von Verbundestrichen auf einer Bodenplatte: Meist treten die Schwierigkeiten bei kleinen Flächen auf. Diese Arbeiten sind dann Bestandteil sonstiger Estricharbeiten und werden nicht von auf Industrie- oder Betonbau spezialisierten Firmen ausgeführt.
Welche Anforderungen muss ein für den Verbundestrich geeigneter Untergrund erfüllen? Zunächst muss der Tragbeton eine ausreichende Festigkeit aufweisen. Diese sollte in der Regel mindestens bei der Festigkeitsklasse C25/30 bis zu einem C30/37 liegen. Höhere Festigkeiten sind ebenso kritisch zu betrachten. Infolge des höheren Mehlkornanteils bei diesen Betonen kann es zu Problemen bei der notwendigen Oberflächenzugfestigkeit kommen. Im Vorfeld muss der Estrichleger die eingebaute Betonfestigkeit erfahren.
Ein Hauptkriterium ist die Oberflächenfestigkeit. Zunächst ist die Betonoberfläche per Augenschein zu überprüfen. Fraglich ist, ob die Oberfläche die notwendige Nachbehandlung erfahren hat. Wurde der Beton ausreichend maschinell verdichtet? Dazu sollte man sich am besten gleich die Leistungsvorgaben für die Bodenplatte geben lassen. Bei nicht fachgerechtem Einbau sollte man auf zu erwartende Mehrleistungen hinweisen.
Die Betonoberfläche soll rau, griffig sowie frei von losen, weichen und mürben oberen Schichten sein. Es dürfen keine harten Schalen vorhanden sein. Verschmutzungen jeglicher Art sind im Vorfeld ebenso zu beseitigen. Entscheidend ist eine fachgerechte Untergrundbehandlung. Hier gibt es immer wieder Probleme, weil man bei kleineren Flächen Aufwendungen einsparen möchte. Der Beton ist mittels Kugelstrahlen sorgfältig zu behandeln. Ich empfehle dies in zwei Arbeitsgängen bei mittlerer Geschwindigkeit auszuführen. Die Fahrspuren sollten versetzt angeordnet sein. Bei größeren abzutragenden Schichten ist von einem vorherigen Fräsen auszugehen. Anschließend muss der Beton stets noch einmal kugelgestrahlt werden.
Wie kann der Estrichleger die Oberflächenfestigkeit prüfen? Zunächst gehört eine gewisse Erfahrung dazu, um mittels Hammer, Drahtbürste und Reißnadel den vorbehandelten Beton zu kontrollieren. Abschließend sollte eine Haftzugsprüfung vorgenommen werden. Nach den gängigen Merkblättern wird für einen Industrieboden, der später durch Fahrverkehr genutzt werden soll, von einer erforderlichen Oberflächenzugfestigkeit von mindestens 1,5 N/mm ausgegangen. Die hohen Anforderungen resultieren auch aus den beim Einbau aufzunehmenden hohen Schwindspannungen. Diese Messung stellt keine Regelprüfung dar. Die Kosten dafür sollte man im Vorfeld dem Bauherren anzeigen und abstimmen.
Leider ist so ein Vorgehen heute noch nicht die Regel. Aus Kostengründen wird bei kleineren Flächen auf das Schleifen zurückgegriffen. Dabei entstehen jedoch Probleme mit der notwendigen Griffigkeit der Betonoberfläche. Genauso findet man Flächen, wo nur gefräst worden ist. Die dabei entstehenden Gefügestörungen können sich haftungsmindernd auswirken.
Die Betonzusammensetzung ist für einen Estrichleger schwierig zu erkennen. Insbesondere Betone, die mit den neuen Hochleistungsverflüssigern hergestellt werden, weisen ein sehr dichtes Gefüge an der Oberfläche auf. Es fehlt eventuell die Griffigkeit und die Saugfähigkeit. Oft neigen diese zu partiellen Schalen- und Rissbildungen.
Fazit: Bei einer Verbundkonstruktion ist es egal, wie groß die zu verlegende Fläche ist. Es muss stets eine sorgfältige Kontrolle der Oberflächenqualität durch Spezialisten ausgeführt werden. Das Aufbringen von Verbundestrichen erfordert Erfahrung und Fachwissen.
BrancheneinschätzungWer Verbundestriche ausführen möchte, sollte das Angebot an Weiterbildungsveranstaltungen nutzen. Fachfirmen und Sachverständige führen diese bundesweit durch. Man erhält Hinweise zum Beton, zum Einbau und zum möglichen Verhalten in schwierigen Situationen.
aus
FussbodenTechnik 05/12
(Personalien)