Decor-Union Eventtag beim Deco Team
Plädoyer für Textilien
Mit einem umfangreichen und informativen Programm begeisterte die Decor-Union die Messebesucher an ihrem diesjährigen Event-Tag beim Deco Team, der bereits zum 6. Mal veranstaltet wurde. Ein für Raumausstatter und Inneneinrichter maßgeschneidertes, innovatives und kreatives Programm sorgte für ein gut gefülltes Forum. Neben der pragmatischen Umsetzung des Trend-Themas Mix Mash in atmosphärischen Schaufensterdekorationen (wir berichten in den nächsten Ausgaben darüber) waren Stardesigner Karim Rashid sowie die Innenarchitektin Corinna Kretschmar-Joehnk die Highlights des Tages.Großer Andrang im Deco Team Forum auf der Frankfurter Heimtextil: Stardesigner Karim Rashid legte beim Decor-Union-Tag einen eindrucksvollen Auftritt hin. Gekleidet in Weiß und Crème mit knallbunten Turnschuhen und passenden Anzugknöpfen gab er Auskunft über seine Designphilosophie und stand dem Branchenexperten Bernhard Zimmermann zum Thema "Warum braucht das Fenster gutes Design?" Rede und Antwort. "Design ist in jedem Bereich unserer Welt zu finden. Das Fenster ist ein Gebrauchsgegenstand, kann aber auch etwas sehr Emotionales sein", so Rashid. Für eine Fensterdekoration habe er Muster und Farben wählen, die die Sprache der digitalen Welt sprechen.
"Ich möchte Farben sehen", sagte der Star-Designer - bekannt für seine Vorliebe für Pink - und verwies darauf, dass der Ursprung des Industriedesigns in Deutschland und England liege, wo es im Zuge der industriellen Revolution für Massenprodukte entwickelt wurde; heute sei es für ihn eine Symbiose aus Funktionalität und Schönheit. Rashid vertritt die Ansicht, Design müsse für alle gestaltet werden: "Der einzige Weg, mit Design die Welt zu verändern, ist, es ,demokratisch zu gestalten. Design hat sich in den 70er und 80er-Jahren vom Alltäglichen entfernt und ist elitär geworden. Die Revolution heute ist, dass es inzwischen sehr viele schöne, praktische Gegenstände gibt, die auch bezahlbar sind. Das ist ,Designokratie."
Potenzial sieht der US-Amerikaner mit ägyptischen Wurzeln vor allem im Seniorenmarkt: "Wir leben in einer älter werdenden Gesellschaft. Die Senioren von heute sind mit gutem Design aufgewachsen und daran gewöhnt." Aber auch das Thema Nachhaltigkeit biete Möglichkeiten: "Ökologisches Design kann man heute großartig modern gestalten."
Hotels als Vorbild für die WohnungHospitality-Design für Hotels und Gastronomie als Ideengeber für privates Einrichten war ein anderes Thema im Deco Team-Forum. In einem informativen Vortrag zeigte Corinna Kretschmar-Joehnk, Geschäftsführerin Joy-Design, anhand von Beispielen, wie Hoteldesign privates Wohnen beeinflusst. "Hotels sind Trendsetter für das private Wohnen. So wird das Badezimmer immer mehr ein Teil des Wohnbereichs. Suiten öffnen sich zum Bad- und Saunabereich. Das finden wir auch in luxuriösen Wohnungen". Andererseits werde Hoteldesign immer wohnlicher: "Wir erleben eine neue Stofflichkeit. Stoffe sind das wichtigste Element im Raum", schildert die Spezialistin für Gastronomie- und Hoteldesign ihre Erfahrungen. Stoffe erlebten allgemein ein Revival, dienten als Vorbild für andere Produkte - etwa für Fliesen, die stoffliche Texturen imitieren, oder für das Etikett der italienischen Mineralwassermarke San Pellegrino, das sich an das Muster des Modelabels Missoni anlehnt.
Die Ursachen für das Cross-Over von Hospitality-Design und Privatbereich sieht Kretschmar-Joehnk in drei gesellschaftlichen Strömungen:
Bleisure heißt die Mischung aus Business und Leisure - dank Handy und Laptop kann man überall arbeiten, ist überall erreichbar; Individualisierung erfordert, dass mit der Einrichtung auch Geschichten erzählt werden, denn heute bedeute Luxus, sich Träume zu verwirklichen; Feminisierung sorge angesichts frauenspezifischer Bedürfnisse dafür, dass Wellness, Ruhezonen, Intimsphäre und Sicherheit eine größere Rolle spielten.
Ausgelöst durch bekannte Designer wie Philippe Starck würde zudem das Design in Hotellerie und Gastronomie zunehmend in den Fokus gerückt. Designorientierung spiele heute in jeder Preiskategorie eine Rolle, selbst im Budget-Bereich wie bei der Hotelkette Motel One. Auch davon könne man sich Impulse für den Privatbereich erhoffen.
Der Kunde will BeratungIn der anschließenden Talkrunde diskutierten Branchenpersönlichkeiten über die Erkenntnisse von Kretschmar-Joehnk. Es sei spürbar, dass Verbraucher sich auf Reisen Inspirationen für ihre Einrichtung holen. Vom Handel wünschen die Kunden dann vor allem eine fundierte Beratung, sind sich die Experten einig.
Olaf Neetzke, Marketingleiter bei der Decor-Union, sieht im Moment eine Rückbesinnung auf Stoffe: "Readymade ist nicht mehr aktuell, es wird verarbeiteter Stoff gewünscht. Der Kunde legt zunehmend Wert auf eine gute und individuelle Beratung und auf maßgeschneiderte Lösungen".
Harald Lampp, Geschäftsführer Raumgalerie Sauer, sprach sich dafür aus, den Kunden an die Hand zu nehmen. "Wir haben ein eigenes Home Konzept entwickelt und vier Stilrichtungen festgelegt: elegante Klassik, neue Romantik, zeitlos modern, junger Trend. Jedes Produkt ist einer Kategorie zugeordnet, so dass der Kunde einfach und stilsicher entscheiden kann. Er kann sich inspirieren lassen, findet sich in einem der vier Stile wieder und wir können zielorientiert beraten."
Donata Apelt-Ihling, Geschäftsführerin des Deco Team Mitglieds Apelt, plädierte an die Raumausstatter, mit ihrer Beratungskompetenz zu punkten: "Hotels zeigen wunderbare textile Konzepte. Stoff macht kleine Zimmer wohnlicher, er gibt Wärme, er verdunkelt, er ist Dekorationselement. Über die Stofflichkeit hinaus muss der Raumausstatter die Menschen bewegen, die Räume schön zu gestalten."
Corinna Kretschmar-Joehnk hofft neben den Impulsen durch Designhotels auch auf die Inspiration durch die Werbung: "Die Menschen wachsen heute mit gutem Design auf. Viele Werbespots zeigen Lifestylewohnungen, das beeinflusst die Kunden."
Olaf Neetzke empfahl abschließend den Decor-Union-Mitgliedern, die Trends aufzugreifen und mehr Stoff am Fenster zu zeigen. "Wir werden Ihnen die neuen Themen vorstellen. Dazu gibt es eine Materialliste. Sie können die Inszenierungen nachbauen, aber auch komplett bestellen. Wir unterstützen den Handel auch mit Werbung und Pressearbeit. So werden die aktuellen Themen des Deco Team den Endverbrauchern u.a. in den bekannten Wohnzeitschriften Zuhause Wohnen und Deco Home präsentiert. Der Kunde erkennt dann die Dekoration im Schaufenster wieder."
aus
BTH Heimtex 02/11
(Marketing)