Textilkonjunktur

Erwartungen nicht erfüllt


Auch der Juni konnte die Erwartungen für das Jahr 2013 nicht erfüllen: Sowohl bei den Umsätzen als auch bei der Beschäftigung sind die meisten Teilsegmente im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Auch in den Erwartungen der Unternehmen spiegeln sich die Konjunkturzahlen wider: Der Ifo-Index sinkt leicht, während die Erwartungen der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe insgesamt im August stiegen. Damit wird das Vorjahresergebnis bei Umsatz und Beschäftigung kaum zu halten sein.

Der Branchenumsatz lag insgesamt im aktuellen Monat deutlich unter dem Vorjahresmonat. Im Juni 2013 war der Umsatz um -5,1 % niedriger als im Juni 2012. Dadurch liegt das Gesamtjahr 2013 per Juni nun noch -3,3 % unter dem Vorjahreszeitraum. (Textil -2,9 %, Bekleidung -4,0 %). Auch der Mai war ein aus Umsatzsicht schwacher Monat; per Juni haben dadurch nahezu sämtliche Segmente deutlich Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat verloren. Eine Ausnahme bilden die konfektionierten Textilwaren, die per Juni +4,1 % Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnen.

Im Bekleidungssegment konnte insbesondere die Arbeits- und Berufsbekleidung zulegen, die +8,6 % mehr Umsatz erzielt als per Juni 2012, auch die Strumpf- waren legen mit +5,5 % zu. Insgesamt kann dies aber durch das schwache Abschneiden des größten Segments, der Oberbekleidung (-5,6 % per Juni), nicht ausgeglichen werden. Der - saisonbereinigte - kurzfristige Trend ist zwar deutlichen Schwankungen unterworfen, eine steigende Tendenz lässt sich jedoch auch hier nicht erkennen. Im Gegenteil: Insbesondere im Inland sinken die Umsätze eher. Zusammenfassend muss nach nunmehr sechs Monaten davon ausgegangen werden, dass das Umsatzniveau im Gesamtjahr 2013 gegenüber dem Vorjahr wohl nicht gehalten werden kann, da die dafür notwendige deutliche Umsatzerholung derzeit nicht absehbar ist.

Die Beschäftigung liegt im Jahresvergleich per Juni 2013 ebenfalls niedriger als im Vorjahr: um -1,6 % im Bereich Textil und um -2,5 % im Bereich Bekleidung. In der Branche insgesamt (Betriebe ab 1 Beschäftigtem) sind damit zurzeit ca. 120.000 Menschen beschäftigt. Die inländische Produktion ist gesunken: -3,2 % in der Textil- und -4,6 % in der Bekleidungsindustrie. Die Auftragseingänge sind seit einigen Monaten rückläufig, besonders deutlich im zweiten Quartal 2013. Von Januar bis Juni 2013 sanken sie im Textilsektor um -2,2 %, im Bekleidungssektor sogar um -6,1 %. Aber auch hier zeigt der saisonbereinigte Trend derzeit eher nach unten als nach oben. Allerdings zeigen empirische Untersuchungen, dass der Auftragseingang nur eingeschränkt über die künftige Umsatzentwicklung Auskunft geben kann. Ab 1. Januar 2014 wird das Merkmal als Auftragsbestand erhoben, was die Aussagekraft wesentlich verbessern wird.

Die Erzeugerpreise sind auch im Juni gestiegen, so dass im laufenden Jahr per Juni ein Preisanstieg um +1,9 % im Bekleidungssegment zu verzeichnen ist, im Bereich Textil sind es +0,8 %. Der Einzelhandelsumsatz im Bekleidungssegment ist nach den vergangenen schwachen Monaten deut lich gestiegen, und zwar sogar gegen den Trend im gesamten Einzelhandel: Im Juni stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat um +4,8 %, der gesamte Einzelhandel schrumpfte leicht um -0,7 %. Im Jahresvergleich per Juni ist der Umsatz im Bekleidungsbereich damit genauso hoch wie im Vorjahreszeitraum, während der gesamte Einzelhandel im selben Zeitraum immer noch um +0,9 % zulegen konnte.

Der Außenhandel ist in den ersten sechs Monaten im Vergleich zu 2012 bei Textilexporten und -importen etwa auf gleichem Niveau zum Vorjahreszeitraum (-0,6 %, bzw. +0,8 %). Der Außenhandel im Segment Bekleidung ist per Juni gesunken: -1,2 % im Export und -1,7 % beim Import. Der Einfuhrüberschuss beider Segmente steigt damit um +1,5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Rohstoffeinfuhren sanken ebenfalls: per Juni um -7,1 %, was jedoch zu einem großen Teil auf sinkenden Preisen beruht.

Während der Ifo-Index für das gesamte verarbeitende Gewerbe wiederum gestiegen ist, kann diese anhaltend positive Grundstimmung im Textil- und Bekleidungssegment nicht gehalten werden. Insbesondere die Unternehmen der Textilbranche entkoppeln sich derzeit von der optimistischen Stimmung im verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Die Konjunkturdaten vom aktuellen Rand spiegeln die Situation recht gut wider, denn die wichtigen Kennzahlen gehen in nahezu sämtlichen Teilsegmenten im Vergleich zum Vorjahr zurück. Dies bedeutet, dass die Ergebnisse des Vorjahres bei Umsatz und Beschäftigung kaum zu halten sein werden. Aus heutiger Sicht wäre bei einem positiven zweiten Halbjahr bestenfalls das Vorjahresniveau erreichbar.
aus Haustex 10/13 (Wirtschaft)