Haustex/B+L-Kundenbarometer 2013 Teil 2

Matratzen-Anbieter übertrumpfen ihre Bettwaren-Kollegen

Hamburg. In unserem ersten Kundenbarometer erhielten die acht ausgewählten Bettwarenanbieter vom Handel ein super Zeugnis ausgestellt. Mit nur wenigen Ausnahmen bescheinigte ihnen der Bettenfachhandel eine wirklich gute Arbeit. Doch die Kollegen von der Matratze konnten diese Leistung noch einmal toppen und stellen sich in der aktuellen Umfrage noch besser dar, erhalten noch bessere Noten. Allerdings mit Ausnahme eines Anbieters.

Was für ein Unterschied: Auf der einen Seite sieben Matratzen-Anbieter mit zum Teil wirklich brillanten Noten in den 16 abgefragten Kategorien, bei denen nach dem Prinzip der Schulnoten meist eine 1 vor dem Komma steht. Auf der anderen Seite Swissflex, mit einer Durchschnittsnote von 2,88. Das entspricht einer 3+, kann aber für den Recticel-Konzern nicht wirklich befriedigend sein. Es ist schade, was aus dieser tollen Marke geworden ist.

Während sich bei den Bettwaren nur drei Unternehmen als Sieger in den 16 Kategorien wiederfanden, gibt es diesmal sechs Firmen, die in wenigstens einer Kategorie den ersten Platz erringen konnten. Dreimal gab es sogar zwei Sieger mit identischen Noten bis in die Hundertstel Stelle: bei der Vertriebspolitik, der Warenverkäuflichkeit und der Lieferzuverlässigkeit. Insgesamt wurden also sogar 19 erste Plätze vergeben. Champion, was die Zahl der ersten Plätze angeht, ist die Marke Lattoflex. In sechs Kategorien war die Performance des Unternehmens nicht zu überbieten. Jeweils dreimal konnten Grosana, Optimo, Röwa und Werkmeister den ersten Platz davon tragen. Tempur gewann einmal, wen wunderts, in der Kategorie Markenstärke.

Schaut man sich die Noten der Kategorie-Sieger an, dürfte dem einen oder anderen Wettbewerber etwas schwummerig werden. In sage und schreibe sieben Disziplinen schnitten sie mit der Schulnote 1 ab, also nicht schlechter als 1,44. Die am wenigsten gute Note, von schlecht kann ja wirklich nicht die Rede sein, ist eine 1,73 von Lattoflex bei der Verkaufsförderung - eine 2+. Es sind somit alles würdige Sieger.

Doch erste Plätze sind in der Gesamtabrechnung nicht alles. Im Ranking der acht Unternehmen, gemessen nach Durchschnittsnote und Punktzahl, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Da liegt Röwa Dank einer über alle 16 Disziplinen tollen Vorstellung mit einer Durchschnittsnote von 1,74 einen Hauch vor Lattoflex mit 1,77, gefolgt von Werkmeister, mit einer 1,80 nur weitere drei Hundertstel dahinter. Auch die folgenden Firmen liegen dicht auf: Optimo 1,83, Grosana 1,84 und Rummel 1,90. Etwas weiter hinten liegt Tempur mit einer immer noch guten 2,08 als Note. Und dann, wie gesagt, Swissflex abgeschlagen als Letzter. Dass die Abstände zwischen den ersten sechs Firmen in der Umfrage so eng ausfallen würden, war nicht unbedingt zu erwarten. Eigentlich können sich daher sieben Unternehmen als Sieger in den Augen ihrer Kunden sehen.

Neben dem Noten-Ranking nehmen wir auch eine Platzierung nach Punkten vor. Dabei bekommt ein Unternehmen für den ersten Platz 8 Punkte, für den zweiten 7, bis zu einem Punkt für den Achtplatzierten. Es sind also für ein Unternehmen maximal 128 Punkte möglich, wenn man in allen Kategorien gewinnt, und mindestens 8 Punkte. Durch dieses Verfahren werden die Unterschiede zwischen den Marken deutlicher, spreizt sich das Feld etwas weiter auf. Auch hier liegt Röwa mit 99 Punkten ganz vorne. Bei Lattoflex macht sich allerdings bemerkbar, dass man trotz allgemein guter Noten in der einen oder anderen Kategorie in der unteren Hälfte der Tabelle erscheint. Dadurch kommt das Bremervörder Unternehmen lediglich auf 85 Punkte und auf den vierten Platz. Davor geschoben haben sich Werkmeister und Optimo mit 91 und 87 Punkten. Sie profitieren von den insgesamt etwas höheren Platzierungen. Werkmeister findet sich nur viermal in der unteren Tabellenhälfte wieder, Optimo desgleichen. Schlusslicht Swissflex kommt auf gerade mal 21 Punkte.

Man kann es aber drehen und wenden, wie man möchte: Röwa ist nach Einschätzung des deutschen Bettenfachhandels unter den führenden Matratzen-Anbietern die Nummer eins. Eine Gesamtnote von 1,74 spricht eine deutliche Sprache. In der Produktqualität wird das Unternehmen mit einer 1 (1,32) bewertet. Außerdem liegt das Unternehmen in den Kategorien Warenverkäuflichkeit (1,69) und Lieferzuverlässigkeit (1,29) in der Gesamtwertung an erster Stelle. Es ist jedoch zu erwarten, dass dem Geschäftsführer Manfred Greiner, ein Perfektionist im positiven Sinne, dieser Erfolg nicht reichen wird. Denn bei genauerem Hinsehen gibt es noch Möglichkeiten der Verbesserung, wenn es angesichts des Wettbewerbs auch schwer fallen dürfte. Denn wenn man mit der Note 1,55 bei der Frage nach der Freundlichkeit des Anbieters nur den fünften Platz erreicht, liegt die Latte der Verbesserung verdammt hoch. Schließlich entspräche dieser Wert in der Schule einer 2+. Welcher Schüler hätte sich über solch eine Note nicht gefreut? Auch beim Thema Konditionen und Innendienst gibt es vier Unternehmen, die besser bewertet werden.

Lattoflex kann sogar sechs Kategorien für sich entscheiden. Bei der Freundlichkeit, dem Innen- und dem Außendienst macht dem Unternehmen keiner etwas vor. Ebenso liegt das Unternehmen aus Bremervörde bei den Kriterien Vertriebspolitik und Verkaufsförderung ganz vorne. Wundert es da, wenn der Fachhandel der Mannschaft um Boris Thomas auch den ersten Platz bei der Frage nach der Zukunftsperspektive einräumt? Aber, und das muss auch erwähnt werden, bei den Themen Preis/Leistung, Verkäuflichkeit, Schnelligkeit, Konditionen, Kulanz und Reklamation machen die meisten der anderen abgefragten Firmen Lattoflex etwas vor. Wobei: Eine 2,41 als schlechteste Noten bei den Konditionen ist nun wirklich kein Beinbruch. Es ist immer noch eine 2.

Und dann kommt Werkmeister, eher einer der Stillen unter den Matratzenanbietern aus dem Norden der Republik. Ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht unbedingt lärmen muss, um Erfolg zu haben. Das in Henstedt bei Hamburg ansässige Unternehmen führt eine lupenreine Fachhandelsstrategie, und das wird offenbar honoriert. In vier Kategorien benoten die Händler die Leistungen des Unternehmens mit einer 1(-): bei der Sympathie des Anbieters, der Freundlichkeit, der Qualität und der Zuverlässigkeit. Das sind Pfunde, mit denen sich wuchern ließe. Als bestes der acht Unternehmen wird es bewertet bei der Freundlichkeit, der Verkäuflichkeit der Ware und der Zuverlässigkeit der Lieferung. Wenn es etwas gibt, wo Firmenchef Uwe Saenger noch optimieren könnte, dann bei den Kategorien Verkaufsförderung und Markenstärke, was ursächlich miteinander verbunden ist. Hier muss sich das Unternehmen mit der Note 3 (2,62 bzw. 2,82) weiter hinten im Konzert der acht Firmen einreihen. Und auch wenn der Außendienst als gut bewertet wird (2,08): Es gibt mit Swissflex nur einen Anbieter, der schlechter positioniert ist.

Die österreichisch Firma Optimo hat seit Anfang dieses Monats mit Hans Heiling einen neuen Geschäftsführer. Er folgt auf Frank Schleipfenbauer und findet für die weitere Entwicklung des Unternehmens beste Voraussetzungen vor. Eine Gesamtnote von 1,83, also eine gute 2, und ein Marktanteil von 22 Prozent im deutschen Bettenfachhandel sind ein deutliches Indiz dafür, dass man bei der Eroberung des deutschen Marktes einiges richtig macht. Wenn es um den pekuniären Gedanken geht, macht den Österreichern keiner so schnell etwas vor: Platz eins bei den Kategorien Kulanz, Reklamationsbearbeitung und Konditionen. Potenzial bietet offenbar das Thema Verkaufsförderung, denn bei diesem Gesichtspunkt steht das Unternehmen nur auf Platz sieben.

Nur um eine Hundertstel Note schlechter als Optimo ist Grosana und läuft mit einer Gesamtnote von 1,84 auf Platz fünf ein. Sieger ist die Firma aus Reutlingen in den Kategorien Preis/Leistung, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit. Eine Schippe drauflegen sollte Grosana allerdings noch bei der Freundlichkeit und der Markenstärke. Wenn die Qualität mit einer 2 benotet wird, kann man nicht wirklich behaupten, dass das Team um Inhaber Ulrich Schwenk damit ein Problem hat, aber es gibt immerhin fünf Firmen, die besser bewertet werden. Das dürfte dem Produkt-Tüftler gar nicht gefallen. Auch an der stärkeren Etablierung der Marke im Handel sollte noch gearbeitet werden.

Wenn ein Unternehmen eine gute 2 (1,90) in der Gesamtbewertung erhält, sollte man meinen, dass es im Ranking ziemlich weit vorne landen sollte. Bei der Bettwaren-Umfrage ist Brinkhaus dies zumindest mit einer 1,94 und Platz 2 gelungen. Für Rummel reicht es dennoch nur zum Platz sechs, was die bärenstarke Gesamtperformance der Matratzen-Anbieter unterstreicht. Dabei steht bei Rummel in zwölf der 16 Kategorie-Noten eine eins vor dem Komma. Bei der Zuverlässigkeit schrammt man mit einer 1,48 sogar nur ganz knapp an einer eins als Endnote vorbei und kommt trotzdem nur auf den fünften Platz. Immerhin landet die Firma bei Qualität und und Konditionen unter den Top 3. In der oberen Hälfte bewegt man sich außerdem bei der Freundlichkeit, der Kulanz und der Verkaufsförderung.

Mit Tempur landet ein Spezialist für Visko-Schäume auf dem siebten Rang. Das klingt schlechter, als es in Wirklichkeit ist, denn eine Endnote 2 (2,08) ist und bleibt nun einmal im wahrsten Sinne des Wortes gut. Am besten bewertet wird die Markenstärke, das dürfte keine Überraschung sein. Bei der Verkaufsförderung steht das Unternehmen auf Platz zwei hinter Lattoflex, das dürfte angesichts des hohen Werbedrucks, den das Unternehmen seit Jahren fährt, schon mehr überraschen. Mit einer glatten zwei wird der Außendienst bewertet und liegt damit immerhin in der oberen Tabellenhälfte. Damit das Unternehmen bei der nächsten Umfrage im kommenden Jahr besser abschneidet, könnte es an den Konditionen, der Kulanz und der Reklamationsbearbeitung arbeiten.

Über Swissflex soll an dieser Stelle nicht viel gesagt werden, die Ergebnisse sprechen für sich. In der Bewertung liegt die Marke derzeit deutlich hinter den anderen zurück. Zu sehen, dass die Vertriebspolitik mit einer 4 (3,65) bewertet wird, muss die Verantwortlichen schmerzen. Aber der Recticel-Konzern hat die Probleme offenbar erkannt. Zur Möbelmesse in Köln kündigt Georg Lörz, verantwortlich für die Konzern-Marken in der Schweiz und in Deutschland, nicht nur eine neue Unterfederung an. Auch die Matratzen sind überarbeitet worden und enthalten künftig eine Geltex-Komponente. Doch damit dürfte es nicht getan sein.

Unser nächstes Kundenbarometer planen wir für die März-Ausgabe. Dann untersuchen wir den Markt der Bettwäsche.



Haustex/B+L-Handelsumfrage - So gehen wir vor


1. Das Haustex/B+L-Kundenbarometer Matratzen besteht aus zwei Abschnitten. Zunächst wurde erfragt, bei welchen Anbietern der Fachhandel überhaupt einkauft, also wie hoch der Verbreitungsgrad der Lieferanten ist. Diese Befragung erfolgt ungestützt und offen. Als Ergebnis ist der jeweilige Verbreitungsgrad in Prozent angegeben.

2. Im zweiten Schritt bewerten die befragten Händler detailliert die acht vorab ausgewählten Anbieter. Für jedes unternehmen werden 16 Kriterien abgefragt und Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) vergeben - darunter objektiv messbare wie Konditionen und Lieferschnelligkeit, aber auch subjektiv empfundene wie Sympathiewert, Kulanz oder Qualität der Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. Aus den Antworten hat B+L eine Durchschnittsnote für das jeweilige Kriterium errechnet. Das Gesamt-Ranking nach Durchschnittsnoten basiert auf der Addition aller Ergebnisse eines Anbieters in den 16 Kategorien und der daraus ermittelten Gesamt-Durchschnittsnote.

3. Insgesamt wurden Ende September/Anfang Oktober 2013 in ganz Deutschland 170 klassische Bettenfachhändler befragt, regional verteilt im Norden, Osten, Süden und Westen. Bei der Befragung wurde auf einen Adressstamm zurückgegriffen, der die Mitglieder der vier Verbände ABK, Bettenring, Garant und MZE umfasst sowie Händler, die keinem dieser Verbände angehören. Die Eingruppierung der 170 Befragten steht in Relation zu dem Anteil der einzelnen Verbände innerhalb der Grundgesamtheit von mehr als 800 Adressen.
aus Haustex 11/13 (Wirtschaft)