Interview des Monats: Centa-Star, Stuttgart

"Wir müssen wieder Vertrauen bei unseren Kunden im Fachhandel gewinnen


Für Centa-Star ist 2013 ein bewegtes Jahr mit Happy End: Erst der Insolvenzantrag im März dieses Jahres, kurz danach dann die Übernahme durch den Frankenstolz-Chef Herbert Neumeyer, mit dem das Unternehmen wieder in ruhigere Gewässer fahren dürfte. Aber wie geht es jetzt weiter? Ändert sich die grundsätzliche Ausrichtung des Unternehmens unter neuer Inhaberschaft? Was dürfen die Handelspartner im nächsten Jahr von dem Stuttgarter Unternehmen erwarten? Haustex besuchte Geschäftsführer Thomas Müller und erörterte mit ihm diese und einige weitere Themen.

Haustex: Wie groß war Ihre Erleichterung, als feststand, dass Herbert Neumeyer das Unternehmen nach der Insolvenz übernehmen würde. Hatten Sie zuvor daran gezweifelt, dass das Unternehmen fortbestehen würde?

Thomas Müller: Natürlich war es für das gesamte Unternehmen eine große Erleichterung, als wir hörten, dass Herbert Neumeyer den Zuschlag erhalten hatte. Mit ihm wissen wir einen der leistungsfähigsten Unternehmer der Branche an unserer Seite, was sicher eine gute Ausgangslage ist. Für uns war das eigentlich ein Wunschergebnis, denn das Konzept von Neumeyer beinhaltet die Erhaltung des Standortes Stuttgart und die Übernahme von etwa 80 Prozent unserer Mitarbeiter, was keine Selbstverständlichkeit war.

Ich war allerdings von Anfang an überzeugt, dass Centa-Star auch über die Insolvenz hinaus eine Zukunft haben würde. Das Unternehmen ist seit 1968 am Markt und hat sich einen Namen als Anbieter hochwertiger Bettwaren im Faser- sowie Feder- und Daunenbereich gemacht. Uns war daher schon klar, dass es seitens der Mitbewerber ein gewisses Interesse am Unternehmen geben würde.

Haustex: Als der Insolvenzantrag bekannt wurde, hieß es, dass das Unternehmen bereits Maßnahmen zur Gesundung unternommen hätte, die Bank dann allerdings die Kreditlinie gestrichen hätte, was der unmittelbare Auslöser der Insolvenz war. Wo lagen aber die tieferen Gründe für die wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens?

Müller: Es ist klar, eine Bank kündigt nicht grundlos einen Kredit. Das Unternehmen hatte von vornherein eine zu geringe Kapitalausstattung. Das muss man rückblickend leider so sehen. Dazu kam, dass der Retail-Bereich sich noch nicht positiv auf den Unternehmensertrag ausgewirkt hatte.

Haustex: Hat Centa-Star in der Vergangenheit auch mal schwarze Zahlen geschrieben?

Müller: Natürlich haben wir auch schwarze Zahlen schreiben können, aber besonders die beiden letzten Jahre haben Ergebnis und Liquidität des Unternehmens schon sehr belastet.
Haustex: Wussten Sie, wer sich für Centa-Star interessierte?

Müller: Wir waren durch den Insolvenzverwalter in den Findungsprozess aktiv einbezogen worden. Insgesamt waren es sieben namhafte Unternehmen, von denen dann drei in die engere Auswahl kamen.

Haustex: Eine vergleichsweise komfortable Situation für die Position des Insolvenzverwalters. Hinzu kam wahrscheinlich das Interesse der betreffenden Firmen, möglichst schnell eine Übernahmelösung herbeizuführen, damit der Betrieb bei Centa-Star nicht unterbrochen wird.

Müller: Die Unternehmen kennen den Markt und wussten, dass nicht viel Zeit verloren werden durfte, denn bei zunehmender Dauer wären Schäden nicht ausgeblieben. Daher wurde ein hohes Tempo an den Tag gelegt. Schließlich brauchten die Centa-Star-Kunden auch Sicherheit, was die Belieferung betrifft und mussten sich schon aus kaufmännischer Vorsicht nach Alternativen bei der Warenbeschaffung umsehen.
Haustex: Was hat letztlich den Ausschlag dafür gegeben, Neumeyer den Zuschlag zu erteilen?

Müller: Man muss sich das ein wenig wie bei einer Versteigerung vorstellen, bei der das beste Angebot gewinnt. Insolvenzverwalter und Gläubigerausschuss entscheiden dann nach dem Stichtag, wer das beste Angebot hat. Danach kann man das Angebot nicht mehr aufstocken.

Haustex: Es hätte also passieren können, dass ein Angebot den Zuschlag erhält, das finanziell zwar besser gewesen wäre, aber vom Konzept dem Unternehmen und dem Standort nicht gut getan hätte.

Müller: Das hätte theoretisch passieren können. Aber in die Bewertung der Angebote fallen nicht nur finanzielle Aspekte, der Insolvenzverwalter hat neben den Gläubigern auch gegenüber den Mitarbeitern eine gewisse Verpflichtung. Insofern bot das Angebot von Neumeyer das beste Gesamtpaket.

Haustex: Steht das Unternehmen, steht die neue Centa-Star Bettwaren GmbH&Co.KG jetzt sauber da, oder gibt es noch Altlasten?

Müller: Es ist ja einer der große Vorteile, dass ein Unternehmen nach der Insolvenz in der Bilanz mit einer sauberen Passiv-Seite da steht, völlig unbelastet. Der Erwerber hat die Möglichkeit zu entscheiden, welche Verträge er vom alten Unternehmen übernehmen möchte und welche nicht. Sache des Insolvenzverwalters ist es dann, die Verträge abzuwickeln, die nicht übernommen werden.

Haustex: Unter anderem hat es somit 20 Prozent der Belegschaft getroffen, von denen man sich trennen musste.

Müller: Ja, hauptsächlich betraf dies Mitarbeiter im Retail, weil wir uns von diesem Geschäft konsequent getrennt haben. Seit dem 1. Juni gibt es keine Outlets mehr von Centa-Star, wir haben jetzt nur noch den Werksverkauf hier in Stuttgart. Im Umkehrschluss blieb die Mannschaft in Stuttgart nahezu erhalten. Unser Kerngeschäft läuft somit komplett so weiter, wie von unseren Kunden gewohnt. Der Produktionsstandort Stuttgart bleibt erhalten, außerdem hat uns Herbert Neumeyer die komplette Eigenständigkeit als Unternehmen zugesichert. Es ist sogar sein ausdrücklicher Wunsch, dass Centa-Star als Unternehmen eigenständig arbeitet.

Haustex: Wie viele Mitarbeiter hat die neue Centa-Star?

Müller: Wir beschäftigen heute 80 Mitarbeiter nach Vollzeit, nach Köpfen gerechnet etwa 95 bis 100, plus 60 Beraterinnen, die unsere Produkte bei unseren Handelspartnern am POS im Shop-in-Shop-Konzept verkaufen.

Haustex: Sind alle Außendienstmitarbeiter bei der Stange geblieben?
Müller: Ja, wir hatten trotz der wirtschaftlichen Probleme keine Fluktuation, das war wirklich nicht selbstverständlich. Aber bei Centa-Star ist der Zusammenhalt fast wie in einer Familie. Ich habe wirklich das Glück, eine tolle Führungsmannschaft an meiner Seite und eine Belegschaft zu haben, die loyal zum Unternehmen steht. Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren vielleicht zwei oder drei Abgänge gehabt, und das in einer schwierigen Zeit fürs Unternehmen.

Haustex: Und an einem Standort mit sehr niedriger Arbeitslosigkeit und sehr interessanten Arbeitgebern.

Müller: Das kommt erschwerend hinzu. Aber wir haben gemeinsam für den Fortbestand des Unternehmens gekämpft. Die Tatsache, dass die Führungsmannschaft unter der neuen Eigentümerschaft unverändert weiter besteht, ist für Centa-Star sehr wichtig.

Haustex: Im Sortiment konzentriert sich Centa-Star jetzt wieder komplett auf Bettwaren?

Müller: So ist es. Die sogenannten Retail-Sortimente, wie Frottier und Bettwäsche führen wir nicht mehr.

Haustex: Was erwartet Herbert Neumeyer von seiner Neuerwerbung kurz-, mittel- und langfristig?

Müller: Seine Erwartungen an Centa-Star sind nicht an bestimmte Fristen gebunden. Er hat mit diesem Unternehmen eine Premium-Marke erworben, und es ist sein ausdrücklicher Wunsch, dass wir unseren Marktanteil im Premium-Segment kontinuierlich ausbauen. Wichtig ist ihm auch, dass wir unseren hohen Qualitätsanspruch halten. Wir werden in der Beschaffung darum nicht auf billigere Materialien gehen. Es versteht sich von selbst, dass wir auch möglichst schnell wieder Erträge erwirtschaften sollen und wollen.

Haustex: Wie steht Centa-Star zu den anderen Unternehmen von Herbert Neumeyer, Frankenstolz und Häussling?

Müller: Alle drei Unternehmen haben zwar den gleichen Eigentümer, aber sie werden alle eigenständig geführt. Natürlich sucht man zwischen den Unternehmen auch nach Synergien, aber das spielt sich im Wesentlichen im Backoffice ab. Für uns betrifft das das Rechnungswesen und die Beschaffung. Es ist natürlich ein deutlicher Unterschied, mit welchem Volumen man einkauft.
Haustex: Bei allem Respekt, aber gibt es bei der Beschaffung nicht qualitative Unterschiede zwischen den drei Unternehmen? Frankenstolz arbeitet im Schwerpunkt doch in einem anderen Preissegment als Centa-Star.

Müller: Ja, und das wird auch so bleiben. Die Qualitätshoheit liegt ausschließlich bei uns. Aber trotzdem kann man jetzt Aufträge bei einem Lieferanten besser bündeln, selbst wenn es unterschiedliche Qualitätsstufen betrifft. Wir können nun mehr Volumen in die Waagschale werfen. Centa-Star legt allerdings nach wie vor die gewünschten Qualitäten fest.

Haustex: Wieweit überschneiden sich die Märkte von Häussling und Centa-Star?

Müller: Beim Absatz kommen wir uns überhaupt nicht in die Quere. Im Gegenteil, wir ergänzen uns sehr gut. Häussling war in den vergangenen Jahren bereits unser Kooperationspartner in der Produktion, hat für uns Bettwaren aus Daunen und Federn produziert, nach unseren Qualitätsvorgaben und mit unseren Dessins. Dafür hatte Häussling eine extra Produktionslinie eingerichtet, getrennt von der übrigen Häussling-Produktion. Wir kennen uns daher schon länger und sind gut aufeinander eingespielt. Und trotzdem bieten sich uns jetzt ganz andere Möglichkeiten, da sehe ich noch großes Potenzial für beide Seiten. Die Zusammenarbeit hat noch einmal eine andere Qualität erhalten.

Haustex: Was passierte intern, nachdem klar war, dass es für Centa-Star eine Zukunft mit Herbert Neumeyer geben würde?

Müller: Als erstes wurden alle Retail-Shops geschlossen. Und durch das Herausbrechen des Retails mussten wir in erster Linie die interne Organisation anpassen, neue Abläufe festlegen. Das nächste war die Verbesserung der Lieferfähigkeit. Schließlich ist Centa-Star bekannt für seinen hohe Lieferfähigkeit. Dazu gehörte es auch, den Vertrieb wieder zu stabilisieren, in erster Linie den Außendienst und die Beratungskräfte am POS. Eine meiner ersten Maßnahmen war daher die Berufung von Micky Herrmann als Vertriebsleiter. Außerdem haben wir sehr schnell alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nach Stuttgart eingeladen und fast eine ganze Woche mit ihnen gearbeitet. Das war eine sehr erfreuliche Veranstaltung nach den ganzen Verunsicherungen der Vergangenheit. Unter anderem haben wir den Außendienst sehr schnell mit neuen Marketingmaßnahmen ausgestattet, ihn neu motiviert und wieder mit Selbstbewusstsein ins Rennen geschickt. Der Aspekt des Marketings am POS war in den letzten anderthalb bis zwei Jahren auch aus Liquiditätsgründen etwas vernachlässigt worden.

Haustex: Wie ist es Ihnen gelungen, direkt nach dem Eigentümerwechsel den Hebel umzulegen und beim Außendienst und im Marketing wieder Gas zu geben?

Müller: Centa-Star hat, sieht man von dem Mitarbeiterstamm ab, mit dem Unternehmen vor dem 1. Juni nichts mehr zu tun. Wir haben durch die Insolvenz die Kostentreiber kappen können, arbeiten heute bankenunabhängig und sind durch Neumeyer auch kapitalseitig ausgestattet worden. Dadurch können wir jetzt wieder die Dinge tun, für die Centa-Star eigentlich immer bekannt war. Denn unsere Stärken liegen traditionell bei Innovationen, Marketing und exzellenten Produkten. Wir brauchten daher im Grunde nur in die Schublade zu greifen und konnten den Außendienst sehr schnell mit einem Marketingpaket ausstatten, das im Grunde für das gesamte zweite Halbjahr geplant war. Die Ideen dafür sind uns nie ausgegangen, allein es fehlten uns zuletzt die Möglichkeiten sie umzusetzen.

In den letzten Jahren haben wir gelernt, nicht allein im Reinverkaufen zu denken, sondern auch im Rausverkaufen. Unsere Intention ist es immer, den POS zu stärken und zu qualifizieren. Draußen wird abverkauft, und durch den Abverkauf entsteht Nachfrage.

Es ist unsere Stärke, am POS in Systemen zu denken. Eines unserer wichtigen Assets ist die Marke Centa-Star, aber das wichtigste ist eigentlich die Rundum-Betreuung unserer Kunden mit einem Shop-in-Shop-System und einem never-out-of-stock-System. Wir haben im Oktober unseren mittlerweile 100. Shop bei Borst in Ehingen eröffnen können.

Haustex: Was umfasst solch ein Shop-System?
Müller: Wir bieten nicht nur die Möbel in einem modernen CI-Auftritt, außerdem stellen wir von uns ausgebildete Beraterinnen, die am POS für gute Abverkäufe sorgen.

Haustex: Wie geht es mit Centa-Star weiter?

Müller: Das Wichtigste ist eigentlich, wieder Ruhe und Stabilität ins eigene Handeln und in das Unternehmen zu bekommen. Und wir müssen wieder Vertrauen bei unseren Kunden finden, vor allem im Fachhandel. In diesem Punkt sind natürlich Vertrieb und Geschäftsführung besonders gefordert, Flagge zu zeigen und die neue Unternehmenskonzeption vor Ort darzustellen. Aber auch um Dankeschön zu sagen, für das Vertrauen und die Treue, die man uns in der Insolvenzzeit entgegengebracht hat, was wirklich keine Selbstverständlichkeit war. Schließlich wussten die Kunden auch nicht, wie es weiter geht und mussten vorsorglich mögliche Alternativen in der Belieferung ins Kalkül ziehen.
Haustex: Sie wollen das Vertrauen im Fachhandel wieder zurückgewinnen. Wie definieren Sie Fachhandel?

Müller: Dazu gehören für uns der klassische Bettenfachhandel, aber auch die guten Fachhandelsabteilungen der Möbel- und Konzernhäuser sowie die Versender.

Haustex: Hat es im Kerngeschäft von Centa-Star nach der Übernahme Veränderungen im Sortiment oder in der Ausrichtung gegeben?

Müller: Nein, die Positionierung bleibt wie gewohnt, in der preislichen Mitte bis oben. Wir werden nicht nach unten gehen. Wir werden in unserem angestammten Marktsegment konsequent an der Verbesserung unserer Produkte arbeiten. Im Gegenteil, es kann sogar sein, dass wir in der Produktpalette noch etwas on-top setzen.

Grundsätzlich bleibt Centa-Star in seinem Kern der Markenbildung treu. Für uns gilt "Schuster, bleib bei Deinen Leisten". Wir werden konsequent alle Kräfte bündeln, um das Unternehmen und seine Marke dort zu halten und seine Position auszubauen.

Haustex: Wie wollen Sie das schaffen?

Müller: Ich bin da überhaupt nicht blauäugig, das wird uns sicherlich nicht von heute auf morgen gelingen. Wir werden verlässlich unseren Job machen und versuchen, über den Ausbau der Marke zurück zu alter Stärke zu kommen. Darüber hinaus werden wir unserem Ruf als Innovationsführer wieder mehr gerecht werden. Schon in den letzten Jahren sind wir von vielen Seiten kopiert worden. Auch in Zukunft werden wir ohne Frage weiter Maßstäbe setzen.

Wir werden die Marketingunterstützungen am POS verstärken und weiter an den Shop-in-Shop-Konzepten arbeiten. Da wollen wir die Besten werden. Wir sind nicht nur Lieferant, wir denken inzwischen im Sinne des Kunden. Bei unseren Shop-in-Shop-Partnern suchen wir nicht nur die Beratungskräfte aus, sondern wir coachen sie auch. Eine Mitarbeiterin ist bei uns mit nichts anderem beschäftigt, als die Beraterinnen zu schulen und zu unterstützen. Zusätzlich haben wir eine Architektin, die den Kunden von der Planung bis zur Shop-Realisierung betreut. Im Grunde bieten wir ein Rundum-sorglos-Paket.

Haustex: Bei welcher Verkaufsfläche fangen Sie an, die Einrichtung eines Shops zu erwägen?

Müller: 20 bis 30 Quadratmeter bräuchten wir schon um eine Kollektion in sich sauber darstellen zu können, optimal sind 50 bis 70 qm.

Haustex: Das Shop-Konzept basiert auf einem NOS-System?
Müller: Richtig, im Grunde benötigt der Kunde relativ wenig Lagerhaltung, weil wir ihm die verkaufte Ware innerhalb von 24 bis 48 Stunden nachliefern; wenn es sein muss, auch Einzelbestellungen.
Haustex: Alle diese Maßnahmen sind für Centa-Star mit sicherlich nicht unerheblichen Kosten verbunden.

Müller: Natürlich, aber der neue Inhaber ist bereit, die wirtschaftliche Fortentwicklung des Unternehmens zu unterstützen. Seit dem 1. Juni haben wir alleine zehn neue Shop-Flächen bei Handelspartnern eröffnen können. Eine in der kurzen Zeit sicherlich beachtliche Leistung. Heute bedienen wir insgesamt 104 Shop-Systeme im Handel.

An allererster Stelle steht für uns das Ziel, bei den Kunden, die wir in der Vergangenheit verunsichert haben, das Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Dann werden wir auch wieder die notwendigen Chancen bekommen, da bin ich zuversichtlich. Wir sehen uns als Partner des Fachhandels.

Haustex: Es gab Zeiten, da hatte Centa-Star drei Geschäftsführer, nämlich die Gesellschafter Müller, Gänser und Sauer. Jetzt sind Sie allein im Geschirr.

Müller: Damals hatten wir andere Umstände, eben auch bedingt durch die Inhaberschaft der drei Kollegen. Jetzt haben wir die Organisation angepasst und schnelle Entscheidungswege geschaffen. Und wie erwähnt habe ich ein eingespieltes Team aus bewährten Kräften um mich. Außerdem darf man natürlich nicht vergessen, dass auch Herbert Neumeyer Geschäftsführer bei Centa-Star ist. Darüber hinaus unterstützt mich der Frankenstolz-Geschäftsführer Eberhard Künstler kompetent. Ich bin sehr froh, ihn als Ansprechpartner zu haben, das läuft wirklich hervorragend.

Haustex: Haben Sie regelmäßig Kontakt zu ihm?
Müller: Wir tauschen uns häufig aus. Er verfügt über eine sehr hohe Kompetenz und ein großes Fachwissen. Außerdem sprechen wir über die Nutzung möglicher Synergieeffekte, das bleibt gar nicht aus. Produktentwicklung und Strategie sind aber natürlich meine Primäraufgaben.

Haustex: Wie bewältigt Centa-Star den Wegfall der eigenen Outlets als Absatzkanal kapazitätsmäßig? Ist dadurch die Auslastung der eigenen Produktion gesunken?

Müller: Ein klares Nein. Umsatz ist die eine Sache, Ertrag und Gewinn die andere. Da wir im Retail nicht profitabel gearbeitet haben, ist der Wegfall dieser Umsätze für uns kein finanzieller Verlust. Darüber hinaus ist ein großer Teil des Sortimentes in den Outlets gar nicht bei uns produziert worden, sondern bei Zulieferern. Kapazitätsmäßig haben wir daher kein Problem bekommen. Im Gegenteil, Fläche, die wir bislang in Stuttgart für den Retail vorhalten mussten, ist nun frei geworden und kann für die Lagerung unserer Bettwaren genutzt werden, um eine bestmögliche Lieferfähigkeit zu gewährleisten.

Haustex: Gibt es, neben der Aufgabe der eigenen Verkaufspunkte, weitere Änderungen in der Vertriebspolitik des Unternehmens?

Müller: Man kann eher sagen, dass wir unter Vertriebsgesichtspunkten mit einer klaren Fachhandelsausrichtung wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren. Und die werden wir künftig mit noch mehr Verve betreiben.
Haustex: Wann hoffen Sie, dass Centa-Star wieder zumindest kostendeckend arbeiten kann?

Müller: Wir gehen davon aus, dass wir mit dem neuen Unternehmen Ende 2014 wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Das setzt voraus, dass wir unsere Hausaufgaben erledigen, die neue Strategie im Handel konsequent und ehrlich rüber bringen und uns der Kunde das abnimmt und uns weiterhin sein Vertrauen schenkt.

Haustex: Was fertigt Centa-Star am Standort Stuttgart?

Müller: Neben der Verwaltung und der Kollektionsentwicklung haben wir hier die komplette Fertigung der gesamten Bettwaren mit Faser-Füllung. Federn und Daunen werden bei unserem Schwesterunternehmen Häussling in Neustadt hergestellt. Etwa 25 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir heute mit Federn und Daunen, mit weiter steigender Tendenz. Im Faserbereich sind wir, was die Produkttiefe und Produktauswahl betrifft, nach wie vor Benchmark in Deutschland.

Haustex: Entsprechend ist für Sie das Problem der Beschaffung von Daunen und Federn nicht so groß wie für einen Daunenspezialisten.

Müller: Das ist wohl so, obwohl auch die Faseranbieter preislich etwas nachgezogen haben. Aber im Vergleich zu den Daunen spielen wir da in einer anderen Liga. Bezüglich der Preissituation bei Federn und Daunen kann man gegenüber den Kunden nur sehr offen umgehen. Die wissen inzwischen ja auch, wie schwierig der Mark ist. Zu der Preisthematik haben wir auch noch die Beschaffungsthematik. Die Frage ist stets, ob man die Mengen erhält, die man benötigt. Und durch die frühere Schlachtung der Tiere hat man heute alle Hände damit zu tun, das Qualitätsniveau zu halten, das in der Qualitätsnorm DIN 12934 vorgeschrieben ist.

Wir werden alles daran setzen, diese Qualitätsvorgaben entsprechend umzusetzen. Marke ist ein Versprechen. Und wenn wir Centa-Star auf unser Produkt schreiben, dann ist das auch ein Qualitätsversprechen. Deswegen muss auch drin sein, was draußen dran steht.

Auf der Heimtextil werden wir übrigens eine komplett neue Kollektion vorstellen, sowohl bei Fasern als auch bei Federn und Daunen. Zum einen als Reaktion auf die deutlich gestiegenen Federn- und Daunenpreise. Aber auch in der Konstruktion werden wir anders vorgehen. Das wird sicherlich interessant werden, weil wir noch mehr in Konzepten und in Vermarktung gedacht haben, systemisch. Wir haben uns überlegt, wie man solch eine Produktgruppe einfach für den Konsumenten rüber bringen kann.

Haustex: Gehen Sie bei der Füllung der neuen Kollektion mehr zur Ente über?

Müller: Nein, bei der Marke Centa-Star werden wir auf Gänsequalitäten setzen. Im Vermarktungsbereich mit Centa-Star extra werden wir allerdings auf die Ente gehen.

Haustex: Was hat Sie bewogen, im Januar wieder auf der Heimtextil in Frankfurt auszustellen?

Müller: Zunächst freuen wir uns enorm, nach fünf Jahren wieder auf der Heimtextil ausstellen zu können. Zwischenzeitlich hatten wir mit eigenen Roadshows gearbeitet, aber jetzt wird es höchste Zeit, wieder Messepräsenz zu zeigen. Wir werden einen gemeinsamen Messestand mit Häussling haben, der aber räumlich so aufgeteilt ist, dass die beiden Unternehmen optisch klar voneinander getrennt sind. Unsere Ausstellungsfläche wird knapp 300 Quadratmeter betragen. Das Catering teilen wir uns mit Häussling.
Die Heimtextil wird jedoch nicht unser einziger Messeauftritt im nächsten Jahr sein. Wir werden wie schon in diesem Jahr wieder beim MZE in Weimar sein. Außerdem hat es uns die ABK ermöglicht, wieder auf den ABK Open in Halle auszustellen, und erstmals werden wir auch auf der Hausmesse des VME ausstellen.

Haustex: Im September haben wir wichtige Bettwaren-Anbieter in unserem Kundenmonitor näher unter die Lupe genommen, was Centa-Star betrifft, mit gemischten Ergebnissen. Wie bewerten Sie die Ergebnisse?

Müller: Grundsätzlich nehmen wir solch eine Marktuntersuchung sehr ernst. Aber die Umfrage wurde leider zu einem Zeitpunkt durchgeführt, als Centa-Star sich kurz vor oder in der Insolvenz befand. Insofern haben wir bei Fragen beispielsweise der Zukunftsperspektive nicht so gut abgeschnitten..

Nicht ganz verstanden habe ich unser Abschneiden im Punkt Kulanz. Denn eigentlich ersetzen wir Kundenreklamation sehr schnell und unkompliziert. Aber offenbar haben unsere Kunden es anders empfunden, sodass etwas hinter der Bewertung stecken muss. Das Thema Konditionen werden wir aufgreifen und entsprechend schnell reagieren.

Persönlich gefreut hat mich natürlich das Thema Markenstärke, wo wir an erster Stelle liegen. Dort sehe ich das Potenzial und die Möglichkeiten von Centa-Star. Wenn wir einen soliden Job machen, mit einer vernünftigen und nachhaltigen Politik, die vor allem auch unsere Kunden wieder nachvollziehen können, dann wird es uns aufbauend auf der Markenbekanntheit auch gelingen, Centa-Star wieder zu alter Stärke zu führen und verlorenen Boden gut zu machen.

Es wird nicht einfach, das ist uns klar. Ein gutes Produkt, bester Service und eine gute Lieferfähigkeit, das sind die Voraussetzungen dafür, dass man Geschäfte machen kann. Aber letztlich wird das Geschäft von Menschen gemacht, deren Vertrauen wir wieder zurückgewinnen müssen.


Centa-Star - in Kürze

Centa-Star Bettwaren
GmbH & Co. KG
Augsburger Str. 275
70327 Stuttgart
Deutschland
Tel.: 0711/ 305 05-0
Fax: 0711/ 305 05-30
E-Mail: info@centa-star.com
Internet: www.centa-star.com

Persönlich haftende
Gesellschafter:
Herbert Neumeyer und Centa-Star Verwaltungs-GmbH, Stuttgart
Geschäftsführer:
Herbert Neumeyer, Thomas Müller

Markennamen:
Centa-Star, Centa-Star extra

Produkte: Bettwaren (Fasern
sowie Federn und Daunen)

Mitarbeiterzahl:
80 in Stuttgart plus
ca. 80 Beraterinnen

Absatzmärkte: rund 90 Prozent Deutschland, Rest Ausland
aus Haustex 12/13 (Wirtschaft)