Domotex / Woodflooring Summit
Die wichtigsten Trends und Tendenzen für den Holzhandel
Das Kalkül der Hannoveraner Messemacher ging auf: Mit dem Woodflooring Summit ist es der Domotex gelungen, das weltweit wichtigste Ereignis für die Belagsegmente Parkett, Laminat, LVT sowie Kork zu etablieren und damit die Aussteller an sich zu binden. Zu Recht gab es von allen Seiten höchstes Lob für die Organisatoren, zum Beispiel von Ludger Schindler, Präsident der europäischen Laminatfußbodenhersteller: "Im Jahr 2012 hat die Domotex der Branche eine neue Bühne gegeben: Der erste Woodflooring Summit war ein großer Erfolg und ein Jahres-Highlight für die Laminatbranche. Von Anfang an hat der EPLF das Konzept positiv begleitet und wird dies auch weiterhin tun."
Innovationen - Trends - Tendenzen: Auf keiner anderen Veranstaltung wird den involvierten Branchen solch eine Informationsdichte geboten. Wer mit Parkett & Co. Geld verdient, kann es sich kaum leisten, diesem Gipfeltreffen fernzubleiben. Allerdings: Die ganze Vielfalt der genannten Produktgattungen ist nur im zweijährigen Turnus auf der Domotex zu sehen, da 2015 die BAU in München wieder das Maß der Dinge sein wird.
Gute Gründe auf die BAU zu gehen, haben vor allem Hersteller, die objektgeeignete Produkte in ihrem Portfolio haben, denn das Ausstellungsformat spricht im Schwerpunkt eine Besucherklientel an, die mit dem Planen, Bauen und Gestalten zu tun hat: Ingenieure, Architekten, Projektentwickler sowie Bauhandwerker, Baustoff- und Holzhändler, Bauunternehmer, Vertreter der Wohnungswirtschaft etc. Diese Zielgruppe hat den Anspruch, nicht nur Fußböden zu sehen, sondern die ganze Spektrum der im Wohnungs- und Gewerbebau benötigten Materialien. Das sind Tatsachen, mit denen sich die Hannoveraner arrangieren müssen. Aus diesen Gründen wird die Domotex, trotz aller Bemühungen des Veranstalters, nie eine "Architektenmesse" werden.
Richtungweisende InnovationenVon großer Bedeutung für die Holzhandelsbranche dürften diese drei Innovationen sein: ,Neo by Classen ist der erste auf einem Holzwerkstoff basierende Designboden, der laut Hersteller wasserfest ist und mit der geringen Dicke von 4,5 mm gegen Vollvinyl antritt (siehe Titelstory).
Johannes Schulte, Seniorchef der Meisterwerke, stellt mit ,Lindura einmal mehr seine Genialität als Entwickler unter Beweis. Mit dem Hightech-Boden, bei dem Holzdeckschichten in Kombination mit der sogenannten Woodpowder-Technologie zu einer äußerst widerstandsfähigen Oberfläche verschmolzen werden, hat Geschäftsführer Ludger Schindler einen weiteren Pfeil im Köcher, um den Gesamtumsatz des Unternehmens auf die budgetierten 150 Mio. EUR zu schrauben, nachdem 2013 zirka 143 Mio. EUR erreicht wurden. Er wird es schaffen!
Auch bei den Designböden sehen sich die Sauerländer in einer Schlüsselposition: Geschäftsführer Guido Schulte: "Durch die Silent Touch-Technologie eröffnen sich ganz neue Spielräume: Die Diele ist als weichmacherfreies, superschlankes Produkt faktisch die Summe aller Böden ..."
Hype um Designböden hält unvermindert anErwartungsgemäß hat sich auf der Domotex bestätigt: Der Hype um Designböden alias Vinyl oder LVT dauert an - auch im Holzhandel. Vor allem die hochwertigen Qualitäten werden über diesen Vertriebskanal überaus erfolgreich vermarktet. Egal, welche Bezeichnung für diesen Belagstyp gewählt wird - der Großteil des Marktangebots besteht aus PVC, wogegen nicht zwangsläufig etwas einzuwenden ist. Kritisch wird es hingegen, wenn als Weichmacher sogenannte Phthalate Verwendung finden, die höchst umstritten sind und für deren Gefahrenpotenzial es unterschiedliche Grenzwerte gibt.
Doch PVC geht auch anders: Tarkett zum Beispiel produziert schon seit geraumer Zeit sein komplettes Sortiment phthalatfrei. Im Falle der Kollektion iQ Natural wurde sogar auf einen 100 % biologischen Weichmacher umgestellt. Wer in der Liga der Innovationsführer spielen will, muss "wohngesunde" Alternativen im Portfolio haben. Auch Classen, Hamberger, Meisterwerke, Parador und Windmöller (alphabetische Reihenfolge) setzen Maßstäbe mit entsprechenden Materialien. Bei Quadratmeterpreisen zwischen 35 und 60 EUR erfordern diese Böden eine adäquate Beratung, weshalb man sie vorwiegend im Fachhandel antreffen wird.
Das Gros der im Holzhandel angebotenen Design-böden wird ohne Klebstoff, also schwimmend, verlegt. Stellt sich die Frage: Wer hat die besseren Marktchancen - Designbeläge als Kompakt- bzw. Vollvinyl (ca. 5 mm) oder verpresst mit einem Werkstoffträger (ca. 10 mm)? Beide Varianten werden sich dauerhaft etablieren, jedoch mit unterschiedlichen Marktanteilen. Im Holzhandel dürften HDF-basierte Ausführungen dominieren. Diese Konstruktionsweise hat den Bonus, sich
bereits bei Laminat, Parkett, Kork und Linoleum bestens bewährt zu haben.
Bei Vollvinyl-Produkten zum Klicken scheiden sich die Geister: Während ihre geringe Dicke sowie die Feuchtraumeignung für diese Variante sprechen, scheinen einigen Fabrikaten wegen der thermoplastischen Eigenschaften Grenzen gesetzt zu sein, wie sich im vergangenen Sommer verstärkt zeigte. Vor allem Fensterfronten und Wintergärten haben sich bei direkter Sonneneinstrahlung als Problemzonen erwiesen, da es dort zu Aufstippungen an den Kanten kam.
Auch bei Designböden: "Eiche ohne Ende"Was die Dekore betrifft, sind Designbelägen keine Grenzen gesetzt - alles ist möglich, sogar Imitationen von Hölzern, die sich als Original aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften für Parkett nicht eignen. Doch davon wird kaum Gebrauch gemacht. Auch in diesem Belagsegment verlangt der Mainstream "Eiche ohne Ende".
Erfreuliche Abwechslung: Mit ihren lebhaften Texturen werden Nadelhölzer wie Pinie immer beliebter. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Design- und Laminatböden die modischen Trends im Parkettbereich 1:1 widerspiegeln. Ähnlich dominant wie die Eiche bei den Holzdekoren, sind Schiefer- und Travertin bei den Steinnachbildungen.
Parkett mit dezenten "Gebrauchsspuren"Die wichtigsten Trends beim Parkett: Das Angebot von händisch bearbeiteten rustikalen Oberflächen hat weiter zugenommen. Als Wegbereiter der zunächst vorwiegend in China gefertigten Ware hat Kährs förmlich eine Lawine losgetreten. Alles in allem werden die Oberflächen nicht mehr ganz so brutal "ramponiert", was übrigens zunehmend in Europa und maschinell geschieht. Apropos Kährs: Auch diese Unternehmensgruppe bringt noch in diesem Frühjahr Dielen mit "Gebrauchsspuren made in Europe". Und wie so oft bei modischen Extravaganzen lässt die gegenläufige Tendenz nicht lange auf sich warten: Nicht nur, dass die Sortierungen wieder ruhiger werden - sogar astfreie Qualitäten sind bereits wieder ein Thema.
Laminat nach wie vor PublikumslieblingDass Laminat wegen der prosperierenden Designbeläge Marktanteile abgibt, ist bekannt. Dennoch: Mit leichten Rückgängen war Deutschland 2013 erneut der größte europäische Absatzmarkt. Rund 72 Mio. m
2 Laminatböden setzten die im europäischen Herstellerverband EPLF organisierten Firmen hierzulande ab. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Rückgang von 4 Mio. m
2. Gleichwohl können sich die Hersteller - und in Verlängerung der Fachhandel - für 2014 gute Absatzchancen ausrechnen, denn der Publikumsliebling Laminat überzeugt auch in diesem Jahr mit vielen attraktiven, neuen Produkten.
Lange Landhausdielen mit ausgeprägten StrukturenKennzeichnend für das aktuelle Angebot ist die Rustikalität in vielen Variationen. Im "Used-Look" präsentieren sich die Oberflächen gebürstet, gehobelt oder geschliffen. In den Kollektionen dominieren hellere und mitteldunkle Erdfarben mit changierenden Grau- und Beige-Tönen. Größere Formate liegen im Trend. Nach wie vor sind lange Landhausdielen gefragt. EPLF-Präsident Ludger Schindler: "Hier kommen auch die deutlich fühlbaren Strukturen sehr gut zum Ausdruck, die durch modernen Synchronporendruck realisiert werden: Von feinen Adern bis hin zu markanten, tiefen Astrissen ist alles dabei. Die neuen Druck- und Presstechniken bieten ein Laminat der unbegrenzten Möglichkeiten." Im Mengenabsatz seien Eiche-Variationen nach wie vor der Renner.
Gute Chancen werden auch den weichblumigen Esche- und Ulme-Dekoren sowie lebendigen Nadelholz-Optiken eingeräumt. Die Oberflächen sind mehrheitlich nicht mehr "natur", sondern dezent weiß oder grau getönt.
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Parkett im Holzhandel 01/14
(Wirtschaft)