Domotex Bodenbeläge
Branche startet vorsichtig optimistisch
Mit der Domotex ist die Bodenbelagsbranche gut in das Jahr 2014 gestartet. Die Stimmung bei Ausstellern, Händlern und Handwerkern in den ordentlich besuchten Messenhallen in Hannover war nach dem durchwachsenen Jahr 2013 verhalten optimistisch. Die Nachfrage im Inland ist gut, die Bau- und Renovierungstätigkeit zieht an. Das neue Konzept "Innovations@Domotex" ist solide und half der Branche, sich auf die eigene Innovationskraft zu konzentrieren. Im Trend liegen nach wie vor Designbeläge. Vor allem der Anteil ohne Klebstoffe verlegter Produkte nimmt zu, entweder mit Klicksystem oder als lose liegende Variante. Ihre Designs werden aber ruhiger und zeigen hellere Farben. Teppichbodenhersteller setzen verstärkt auf sehr weiche, glänzende und voluminöse Ware. Sie beweisen mit ihren Vermarktungsstrategien für den Handel Kreativität.Auf der Domotex ist den meisten Herstellern von textilen und elastischen Bodenbelägen ein guter Start in das Geschäftsjahr 2014 gelungen. Die Auftragsbücher sind - auch durch die noch nicht gänzlich abgearbeiteten Aufträge aus 2013 - gut gefüllt und die Stimmung verhalten optimistisch. Grund dafür ist in erster Linie die Nachfrage im Inland. Hier sind die Rahmenbedingungen gut: Es werden mehr Baugenehmigungen erteilt, mehr Häuser gebaut und mehr Renovierungen durchgeführt als in der Vergangenheit.
Der Export gestaltet sich hingegen schwieriger. Zwar zeigen sich viele Hersteller mit den Geschäften in Osteuropa und Russland zufrieden. Die Umsätze in den mit hoher Verschuldung kämpfenden EU-Staaten im Westen und Süden jedoch stagnierten oder gingen 2013 zurück. Immerhin lassen die dortigen Maßnahmen gegen die Finanznot erste Erfolge erkennen, so dass sich auch die Bodenbelagsmärkte zu erholen beginnen. Da ist es wichtig, in Hannover auszustellen und die Exportkunden zu treffen. Dafür gebe es keine bessere Messe als die Domotex, bestätigten die meisten Aussteller.
Das gilt auch für das Handelsgeschäft. Wer neue Produkte, Kollektionen und Vermarktungsstrategien dieser Vertriebsstufe präsentieren möchte, ist in Hannover richtig. Das lockte in diesem Jahr auch Firmen wie Objectflor und Project Floors, die hier nicht regelmäßig ausstellen.
Übernahmepoker um die NorddeutscheViele Hersteller textiler Beläge, vor allem für den Objektbereich, blieben der Messe jedoch fern - obwohl in diesem Jahr in München keine BAU stattfindet. Dazu gehörte auch Vorwerk. Trotzdem bestimmten die Hamelner zu Beginn der Domotex die Gespräche in den Hallen 5 und 6. Wenige Stunden bevor die Tore geöffnet wurden, hatte das Unternehmen via Pressemitteilung verkündet, kurz vor der Übernahme der insolventen Norddeutschen Teppichfabrik zu stehen. Während der Messe wurde auch Teppich- und Mattenanbieter Otto Golze als Kaufinteressent gehandelt, aber das ist inzwischen Makulatur: Ende Januar haben sowohl die Gläubiger der Norddeutschen als auch das Bundeskartellamt der Übernahme durch Vorwerk zugestimmt. In Geesthacht soll auch zukünftig produziert werden. Die Marke Nordpfeil bleibt erhalten.
Zuvor schon hatten sich die Reihen in der Vertriebsmannschaft der Norddeutschen gelichtet. Einige Mitarbeiter haben bereits eine berufliche Zukunft unter anderem beim belgischen Teppichbodenhersteller Tapibel oder beim Großhändler Mega gefunden.
Insolvenzen im Handel machten Herstellern zu schaffenDie übrigen Teppichbodenanbieter in Hannover hatten sowohl positive als auch weniger erfreuliche Nachrichten zu verkünden. Alles andere als berauschend war 2013: Umsätze und/oder Erträge sind vielerorts noch einmal zurückgegangen - im Handel stärker als im Objekt. Den Belgiern und Niederländern haben die vielen Handels-Insolvenzen von Aro über Goldkuhle bis hin zu Praktiker und Max Bahr zu schaffen gemacht.
Für 2014 schöpfen die Hersteller Hoffnung aus ihren neuen Produkten und Kollektionen. Die Teppichboden-Neuheiten sind geprägt von zwei Trends: Vintage und Used-Look à la Jan Kath im Objekt, "soft and shiny" im Wohnbereich. Ein Beispiel für Letzteren ist die neue Kollektion Sensualité von Associated Weavers. Wer die sehr weichen, seidig glänzenden Produkte in der bühnenreifen Inszenierung der Belgier präsentiert bekam, war in der Regel begeistert.
Ob AW, Balta oder Ideal - viele Hersteller arbeiten jetzt mit Polyester-Garnen. Sie sind besser, als das in Deutschland immer noch (oft zu Unrecht) verpönte Polypropylen, aber günstiger als hochwertiges Polyamid und zugleich robust. Das ermöglicht kostensparende Produkte mit hohen Poleinsatzgewichten.
Den in anderen Produktbereichen der Heimtextilienbranche bereits vielfach eingesetzten Digitaldruck nutzt jetzt Fletco für seine Objekt-Kollektionen "Art Weave" und "Sebastian Wrong by Fletco". Die flachen Webschlingen-Fliesen in unterschiedlichen Formaten zeigen beeindruckende Bodenmuster. Möglich macht das neben moderner Digital- und Schneidetechnik das Garn PTT auf Polyesterbasis
."Teppich & Du" startet verhaltenUm dem Teppichboden im Handel und beim Verbraucher wieder mehr Schwung zu verleihen, läuft inzwischen die Kampagne "Teppich & Du". Initiiert von der Copa und unter Beteiligung der Industrie, hatte sie auf den Branchenmessen Heimtextil und Domotex ihren offiziellen Start. In Frankfurt gab es einen eigenen Stand; in Hannover wurde die Kampagne einmal pro Tag auf dem Areal "Forum Handwerk" in einem Vortrag präsentiert. Zusätzlich war eine Fläche am Rande der Sonderschau Innovations@Domotex in Halle 6 mit den großformatigen Kampagnenmotiven versehen. Darüber hinaus hatten Aussteller, die die Kampagne unterstützen, das Kampagnen-Logo samt Flyer an ihren Messeständen angebracht. Insgesamt blieb der Auftakt der Kampagne aber blass.
Durch interessante Neuheiten und gelungene Vermarktungsaktivitäten wie beispielsweise von AW war das Produkt Teppichboden aber präsent auf der Domotex. Trotz aller Unkenrufe: Teppichboden ist nicht tot; er liegt nur leider momentan nicht im Trend.
Elastische Beläge ohne Phthalate und lose liegende LVT ohne KlicksystemBei den Herstellern elastischer Beläge war die Stimmung insgesamt besser. Vor allem LVT, Designböden und CV liegen voll in der Gunst des Marktes und schwimmen weiter auf der Erfolgswelle. Aber der Wettbewerb zieht spürbar an. Man müsse sich mehr "strecken" als in der Vergangenheit, um seine Marktstellung zu halten, brachte es KWG-Geschäftsführer Thomas Biebusch auf den Punkt.
Um sich von der wachsenden Zahl der LVT-Anbieter abzusetzen und um einer Diskussion um mögliche Auswirkungen von PVC-Belägen auf die Wohngesundheit gar nicht erst aufkommen zu lassen, produzieren immer mehr Hersteller ohne die umstrittenen Phthalate als Weichmacher. Tarkett beispielsweise stellt im Laufe von 2014 die Produktion sämtlicher Vinyl-Beläge weltweit entsprechend um. Das verursacht enorme Kosten, aber es scheint sich zu lohnen. Laut Albert Waibel, Vertriebsleiter Deutschland, hat Tarkett bei den CV-Listungen im Großhandel 2013 mit dem phthalatfreien Produkten bessere Ergebnisse erzielt.
Bei den Designbelägen ist die Verlegung ohne Klebstoffe im Kommen. Neben den schwimmend verlegten Klick-Belägen, bei denen vor allem mit einer Nutzschicht von 0,4 mm momentan regelrecht "die Post abgeht", wie ein Geschäftsführer betonte, finden sich auch immer mehr lose liegende LVT ohne Klicksystem in den Sortimenten führender Anbieter. Auf einem normgerecht vorbereiteten Untergrund lassen sie sich leicht und zeitsparend verlegen - und einfach wieder aufnehmen.
Diese Produkte waren auch auf der Sonderschau Innovations@Domotex zu finden. Das neue Konzept fand Anklang bei Ausstellern und Besuchern. Auf insgesamt drei Sonderflächen in den Hallen 6, 9 und 17 wurden 62 von einer Jury ausgewählte, innovative und kreative Produkte besonders hervorgehoben. Ziel war es, den Besuchern einen schnellen und komprimierten Überblick zu verschaffen, welche spannenden und neue Bodenbeläge es gibt. Die regelmäßigen Führungen über die Sonderflächen und anschließend an die Stände der Hersteller waren gut besucht. Ergänzend wurden Diskussionsrunden auf den einladend gestalteten Lounge-Arealen durchgeführt. Eine gute Entscheidung , das Format 2015 fortzusetzen.
aus
BTH Heimtex 02/14
(Wirtschaft)