Ardex: Spachtelmasse K 39 vereinfacht das Anarbeiten
Mut zur Langsamkeit
Ein neues Ausbildungszentrum mit Technikum, eine neue Trockenmörtel- und Klebstoffproduktion und ein neues Forschungs- und Entwicklungsgebäude - Bauchemiehersteller Ardex hat viel investiert am Standort Witten, um das Unternehmen für die Zukunft noch besser aufzustellen. Auch personell hat man sich mit dem Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb, Dr. Ulrich Dahlhoff, Marketingleiter Dr. Markus Stolper und Martin Kupka, Leiter Wand- und Fußbodentechnik, neu aufgestellt. Produktseitig konnte sich FussbodenTechnik von der neuen und lange reaktivierbaren Spachtelmasse K 39 überzeugen, die ein Anarbeiten vereinfacht
FussbodenTechnik: Herr Kupka, Spachtelmassen werden immer schneller, warum hat Ardex mit der K 39 eine besonders langsame Spachtelmasse ins Programm genommen?
Martin Kupka: Bei der Verarbeitung von Spachtelmasse hat der Bodenleger häufig das Problem, dass er an die anfangs verlegte Spachtelmasse am Ende nicht mehr ansatzlos anarbeiten kann, weil sie bereits angetrocknet ist. Dieser Effekt verstärkt sich bei hohen Temperaturen. Der Verarbeiter sagt in seiner Fachsprache: "Ich komme nicht mehr in die bereits verlegte Spachtelmasse rein." Man könnte aber genauso gut sagen, Spachtelmassen der neuesten Generation sind im Sommer manchmal einfach zu schnell - besonders wenn man sie alleine verlegt. Ardex beweist mit seiner Spachtelmasse K 39 einen neuen intelligenten Weg, quasi Mut zur Langsamkeit.
FT: Wie funktioniert das genau?
Kupka: Durch einen Reaktivierungseffekt lässt sich die Spachtelmasse im wahrsten Sinne des Wortes wieder anstacheln - das funktioniert bis zu 45 Minuten lang. Man rollt mit der Stachelwalze einfach über die anfangs verlegte Stelle und kann den Anschluss sauber anarbeiten. Wir haben das Zeitfenster der Verlegung vorne einfach verlängert. Wenn man sie nicht reaktiviert, bleibt bei der Trocknung im hinteren Zeitfenster alles gleich. Ich habe die Spachtelmasse K39 schon bei zahlreichen Schulungen und auf Baustellen vorgestellt: Viele Bodenleger sind begeistert von der längeren Verarbeitungszeit und dem Reaktivierungseffekt.
FT: Lässt sich diese besondere Spachtelmasse genauso verarbeiten wie eine konventionelle?
Kupka: Auf jeden Fall. Unsere K 39 zeichnet sich durch eine schlanke Konsistenz aus, die sich leicht verteilen lässt. Die Spachtelmasse braucht keine Reifezeit, sondern lässt sich direkt nach dem Anrühren aufbringen. Das Entlüften mit der Stachelwalze kann entfallen, weil das Produkt selbstentlüftend ist. Das erkennt man daran, dass nach dem Anrühren an der Oberfläche Bläschen aufsteigen. Wir ersparen dem Handwerker nach dem Einbau der Spachtelmasse so einen Arbeitsschritt. Wir empfehlen die Verlegung in einer Schichtstärke von mindestens 1,5 mm, im Zweifel lieber etwas mehr. Man kann sie auch problemlos in dickeren Schichten bis 10 mm und mit Sand gestreckt bis zu 20 mm einbauen.
Dr. Markus Stolper: Gerade bei großen Flächen entspannt die K 39 den Verarbeitungsprozess enorm. Wir haben bei Schulungen selten einen derartigen Aha-Effekt gehabt wie bei diesem Produkt. Man kann die Vorteile sofort sehen. Das erzeugt eine viel größere Wirkung als das rein theoretische Beschreiben der Eigenschaften.
Dr. Ulrich Dahlhoff: Es lässt sich auf die Formel bringen: Wir verlängern vorne das Zeitfenster und hinten bleibt alles schnell. Das kann man aber schlecht auf das Spachtelmassengebinde schreiben, das muss man live gesehen haben. Aus Vertriebssicht ist die Einfachheit und Qualität mit dem verlängerten Zeitfenster ein echtes Highlight, weil es Innovation ist und Leichtigkeit schafft. Das haben wir bereits in vielen Schulungen gezeigt. Unser Weg ist hier klar, wir werden, wann immer es geht, dieses neue Produkt vorführen.
FT: Vielleicht können sogar langsame Spachtelmassen in der Summe Zeit einsparen.
Dr. Dahlhoff: Davon bin ich überzeugt. Bisher bestand die Markt-Logik darin, dass durch schnellere Produkte Zeit eingespart wird. Wir durchbrechen diese Logik, indem wir sie "nur vorne" langsamer machen. Durch die Sicherheit beim Einbau und beim Anarbeiten wird die K 39 effektiv schnell. Wer auf eine schnelle Spachtelmasse zurückgreift, muss hinterher unter Umständen die Übergänge schleifen. Bei der etwas langsameren Arbeitsweise entfällt das Abschleifen und so verkürzt sich die gesamte Einbauzeit.
FT: Viele Bodenleger verbinden mit Innovationen aus Ihrem Hause besonders den Ardurapid-Effekt. Ist das Thema für Sie noch aktuell?
Dr. Stolper: Der Ardurapid-Effekt hat bereits eine lange Tradition. Wir beobachten aber, dass nicht jeder Kunde mit der Technologie vertraut ist. Bisher geben wir auch nur sehr wenige Informationen, wie der Ardurapid-Effekt funktioniert und welche Prozesse ablaufen. Deswegen werden wir in diesem Jahr eine Kampagne starten, in dem wir Ardurapid mit verschiedenen kommunikativen Ansätzen noch einmal genauer erklären werden. Wir wollen unserem Kunden unsere Technologien einfacher begreifbar machen. Auf diese Weise geben wir Anhaltspunkte bei der Produktauswahl: Was kaufe ich eigentlich? Wofür zahle ich eigentlich den Mehrwert? Was steckt technologisch dahinter?
FT: Neben den Produkten gibt es bei Ardex so viele Veränderungen wie lange nicht mehr.
Dr. Dahlhoff: Nachdem wir aktuell im Bereich Fliesen, Naturstein und Fugenmörtel sehr aktiv waren, wollen wir parallel stark daran arbeiten, unsere Kompetenz im Fußbodenbereich auszuweiten. Die Produkt-Neuheiten sind nur eine Seite der Medaille. Wir haben intern einiges getan und uns in der Anwendungstechnik viel breiter aufgestellt. Die Einführung der Position von Martin Kupka ist dafür das beste Beispiel. Früher hat Günther Ortmann diese Position in Personalunion ausgefüllt. Die Fokussierung von Martin Kupka auf den Fußboden gibt uns ganz neue Möglichkeiten, das Geschäftsfeld Fußbodentechnik weiterzuentwickeln und zu verstärken.
FT: Haben die neuen Strukturen auch Auswirkungen auf den Vertrieb?
Dr. Stolper: Wir haben neue Vertriebsmitarbeiter gewonnen, die fokussiert den Bodenbereich bearbeiten und dort eine besonders hohe Kompetenz besitzen. Auch im Labor haben wir die Entwicklungskapazitäten noch einmal ausgebaut. Unsere Botschaft ist, dass Ardex den Bereich Fußbodentechnik ausbauen will. Das ist für uns einer der strategischen Wachstumstreiber der nächsten Jahre. Hier sehen wir noch Wachstumspotentiale. Diese Chancen wollen wir nutzen.
FT: Wie viele Anwendungstechniker betreuen das Geschäftsfeld Fußbodentechnik?
Kupka: Das Team besteht aus fünf Technikern plus meine Person. Wir betreuen in der Gruppe alle Themenfelder, jeder Techniker verfügt außerdem über Spezialfelder.
FT: Wie ist der Vertrieb gewachsen?
Dr. Stolper: Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern haben wir den Vertrieb in den letzten Jahren deutlich aufgestockt. Insgesamt sind es über 70 Vertriebsmitarbeiter, davon sind ein großer Teil bei den "Boden-Wand-Decke"-Produkten aktiv. Uns ist klar: wir brauchen neben Spezialisten auch Allrounder, die sowohl im Boden-Wand-Decke-Bereich als auch in der Fliesentechnik, unserem zweiten großen Standbein, unterwegs sind.
Dr. Dahlhoff: Ich würde gerne etwas zum Thema Qualität und Ausbildungsstand der Ardex-Mitarbeiter ergänzen. Wenn wir einen neuen Mitarbeiter bekommen, wird er in den ersten drei Monaten im Technischen Dienst in Witten ausgebildet. Geschult wird Technik, Hintergründe, Systemeignung, Vertriebs-Know-how und Kommunikationsfähigkeit - dies alles ist die Basis für unseren hohen vertriebstechnischen Anspruch. Das zeigt aber auch, dass wir das Thema Produkt-Kompetenz genauso ernst nehmen wie die allgemeine Beratungskompetenz.
FT: Hat sich an Ausrichtung und Strategie von Ardex etwas geändert?
Dr. Stolper: Uns war es wichtig zu kommunizieren, dass es in der Strategie von Ardex gerade keine Neuausrichtung gibt. Wir halten fest an Qualität, Verlässlichkeit, innovativen Produkten und Kundennähe. Als konzernfreies Familienunternehmen sind uns diese Werte und die langfristige Bindung der Mitarbeiter, die diese Werte nach innen und außen umsetzen, enorm wichtig. Wir wollen uns aber als Unternehmen stärker nach außen öffnen und aktiver kommunizieren. An unserer Qualitätsphilosophie ändert das natürlich nichts. Und auch nicht an unserem klaren Bekenntnis zum Fachhandel.
Dr. Dahlhoff: Unsere vertrieblichen Strukturen, die Premium-Positionierung, der technologische Anspruch, die Ausbildungsqualität der eigenen Mitarbeiter - das ist für Ardex sehr wertvoll. Natürlich gibt es auch noch Verbesserungspotenzial. Durch unsere neue Fachabteilung mit Martin Kupka haben wir natürlich ein Zeichen gesetzt. Seine Position hat eine ganz besondere Bedeutung: Er leitet die Abteilung, die im Bereich Wand und Fußboden auf den Baustellen unterwegs ist, gleichzeitig aber auch die Nahtstelle zu unserer Forschung und Entwicklung darstellt.
Kupka: Meine Aufgabe besteht auch darin, die Zusammenarbeit mit der Bodenbelagsindustrie zu stärken. Wir kümmern uns um die fachgerechte Verlegung von neuen Bodenbelägen, bevor sie auf den Markt kommen. Ardex ist in den Verlegeempfehlungen der Bodenbelagsindustrie schon deutlich präsenter. Da haben wir uns stark verbessert.
FT: Die Marktwahrnehmung ist manchmal, dass Ardex eine Premium-Marke bei Trockenmörteln und Spachtelmassen ist - bei den Klebstoffen gibt es aber immer noch Luft nach oben. Tut man Ihnen damit Unrecht?
Dr. Stolper: Man muss unterscheiden zwischen dem Produkt-Portfolio auf der einen Seite und der Marktwahrnehmung auf der anderen Seite. Im Produktbereich ist das Angebot in den letzten Jahren sukzessive ausgebaut worden, so dass wir mittlerweile nahezu ein Komplett-Programm an Klebstoffen anbieten, die alle auf einem qualitativ hohen Niveau angesiedelt sind. Auf der Ebene der Produktentwicklung - und wir kommen auch 2014 wieder mit einigen neuen Produkten im Klebstoffbereich auf den Markt - sind wir sehr aktiv.
Richtig ist aber, dass uns einige Kunden bei den Klebstoffen noch nicht so richtig auf dem Radar haben. Daran arbeiten wir. In unserer Branche überzeugt in erster Linie die direkte Kommunikation. Wir schätzen besonders den Systemgedanken. Das ist der Vorteil, den wir dem Kunden stärker in den Vordergrund stellen wollen. Das sorgt für die Sicherheit, damit die Verlegung auch hundertprozentig funktioniert.
FT: Bei der direkten Kommunikation mit den Kunden kommt die Ardex Academy ins Spiel. Wie viele Kunden schulen Sie jährlich?
Dr. Dahlhoff: Deutlich über 10.000 in vier Ausbildungsinformationszentren (AIZ), die deutschlandweit verteilt sind. Dazu kommen natürlich die Schulungen, die direkt beim Verarbeiter und Handel durchgeführt werden.
Dr. Stolper: Es gibt vier Standorte, an denen wir eine hohe Frequenz an Schulungen durchführen. Eines ist in der Nähe von Kempten, eines in Parchim, eines in Bad Berka in der Nähe von Erfurt und natürlich in Witten. Da wir nicht von Witten aus ganz Deutschland schulen können, gehen wir dezentral vor, um nah beim Kunden zu sein. Schulungen, die wir gemeinsam mit unseren Handelspartnern durchführen, spielen da auch eine ganz wichtige Rolle. Unser Ziel ist es, die neu etablierte Marke Ardex Academy weiter zu stärken.
FT: Was ist der Hintergrund der Marke Ardex Academy?
Dr. Stolper: Die Schulungen waren bei Ardex schon immer sehr wertvoll und qualitativ besonders hochwertig. Wir wollen an einem noch wertigeren Erscheinungsbild arbeiten. Das beginnt schon bei der Einladung, setzt sich in den Schulungsmaterialien und dem didaktischen Konzept fort. Der Kunde erhält von Ardex ein professionell durchdachtes Schulungsangebot. Wir haben dafür eine eigene Marke kreiert, um die Ardex Academy in den Köpfen der Verarbeiter als etwas Besonderes zu verankern. Das Spannende dabei ist, dass die Ardex Academy ein weltweites Projekt ist. Dazu gehört auch der Austausch mit unseren Technikern im Ausland, was enorm wertvoll ist. Beim Schulungsangebot setzen wir auf die Ardex Academy und bieten auch neue nicht-produktbezogene Schulungen an, z.B. bei den Themen Baustellenplanung oder dem Einsatz von mobilen Geräten wie Smartphones auf der Baustelle.
FT: Am Standort Witten hat sich baulich einiges getan. Können Sie uns einen groben Überblick geben?
Dr. Stolper: In Witten ist in den vergangenen Jahren das umfangreichste Investitionsprogramm in der Geschichte von Ardex in Deutschland realisiert worden. Zu Beginn ist die Ardex-Gründervilla aufwändig saniert worden. Gefolgt von dem Neubau unserer größten Mischanlage, die eine der modernsten Produktionsanlagen für Pulverprodukte in ganz Deutschland darstellt. Daran schloss sich die neue Produktion für Flüssigprodukte und der Neubau des Technikums an. Im nächsten Schritt folgt aktuell der Neubau der Forschung und Entwicklung. Das sind große Investitionen und ein deutliches Bekenntnis für den Standort Witten.
Die Investitionen sind ein ganz wichtiger Schritt für Ardex: Sie bewirken zum einen eine Verstärkung unserer Schulungskompetenz mit dem Trainingszentrum. Zum anderen werden die neuen Produktionsanlagen den breiter werdenden Sortimenten gerecht. Durch den Neubau des Forschungs- und Entwicklungszentrums werden wir noch einmal ganz andere Möglichkeiten haben, die Innovationen von morgen zu entwickeln. Wir werden neue Testeinrichtungen und mehr Platz für Teamarbeit haben, wir werden Forscher aus anderen Ländern aufnehmen können. Im Neubau der Forschung und Entwicklung werden nicht nur die Labormitarbeiter sitzen, sondern auch der Technische Dienst und die Anwendungstechnik. Auf diese Weise entsteht dort eine noch stärkere Einheit zwischen Entwicklung und Anwendungstechnik.
FT: Wie sieht der Ausblick für dieses Jahr aus?
Dr. Dahlhoff: Zunächst einmal gehen wir optimistisch in das Jahr 2014, weil das Thema innovative Produkte in den verschiedensten Bereichen einfach da ist, und das immer einen Push im Vertrieb bedeutet. Der zweite Aspekt ist die klare Öffnung zur Kommunikation. Dritter Punkt ist das Marktumfeld, das in der Renovierung und im Neubau positiv ist. Es ist also genug Volumen da, um mit unseren Alleinstellungsmerkmalen punkten zu können.
Kupka: Von uns darf man 2014 einiges erwarten, das wir 2013 vorbereitet haben. Wir haben mit entsprechenden Tests bereits die Startphase eingeläutet.
Dr. Stolper: Wir freuen uns, 2014 noch näher an die Kunden heranzurücken, über unsere neuen Produkte und begleitenden Maßnahmen wie die Ardex Academy oder auch unsere neuen App-Angebote in den Dialog zu kommen. Es wird mit Sicherheit ein spannendes Jahr.
Ardex Daten und Fakten
Ardex GmbH
Friedrich-Ebert-Straße 45
58453 Witten
Tel.: 0 23 02 / 6 64-0
Fax: 0 23 02 / 6 64-240
E-Mail: kundendienst@ardex.de
Internet: www.ardex.de
Gründungsjahr: 1949
Mitarbeiterzahl:
2.200 (weltweit)
Markennamen: Ardex
Operative Gesellschaften:
39 mit über 30 Produktionsstandorten
Verbandsmitglied bei:
-Deutsche Bauchemie
-Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte (GEV)
-Industrieverband Klebstoffe (IVK)
-Fachverband der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB)
Vorsitzender der Geschäftsführung:
Mark Eslamlooy
Geschäftsführung:
Dr. Rüdiger Oberste-Padtberg,
Dr. Ulrich Dahlhoff
Marketing:
Dr. Markus Stolper
Anwendungstechnik Fußboden:
Martin Kupka
Leiter Anwendungstechnik:
Günter Ortmann
aus
FussbodenTechnik 02/14
(Wirtschaft)