Jan Kath
Tradition Marokkos, tibetanische Technik
Wie aus einer Laune heraus, scheinen die Knüpfer bei der Kollektion Lost Weave die Farben gewählt zu haben: ein paar Knoten weiße Wolle, zwischendurch einige Sprenkel aus Sschwarz oder Zitrongelb, das vertikale Grundmuster aus rosa Streifen wird nur angedeutet und ist oft unterbrochen.
Die Inspiration für Lost Weave kommt aus Marokko. Boucherouite werden die Teppiche genannt, die dort Frauen in Heimarbeit für den Eigenbedarf herstellen. Als viele Nomadenstämme des Atlasgebirges in den 1960er und 1970er Jahren sesshaft wurden, wurde - mit der veränderten Lebensweise - die Wolle knapp. Alternativ begann man, die traditionellen Teppiche aus recycelten Kleidern, Tüchern oder sogar Plastikstreifen herzustellen. Die Bezeichnung Boucherouite ist eine Ableitung aus dem Marokkanisch-Arabischen "bu sherwit" und bedeutet übersetzt "ein Stück aus gebrauchtem Stoff". Fragmente wurden adaptiert und zu einer neuen Komposition zusammengesetzt.
Als Materialien verwendet Kath keine aber Altkleider, sondern handversponnene tibetische Hochlandwolle, chinesische Seide und Brennnesselfaser. Diese lässt er im weichen, lockeren Wangden-Knoten knüpfen - eine Technik, in der die Sitzkissen der tibetischen Mönche produziert wurden. So verschmelzen Techniken, Materialien, Farben und Inspiration über Kontinente hinweg zu etwas völlig Neuem.
aus
Carpet Magazin 01/14
(Sortiment)