Fachverband Matratzenindustrie
Die imm wir zu einem besonderen Highlight
Essen. Wirtschaftlich sieht die Lage für unsere Branche zum Ende des Jahres 2013 leider alles andere als rosig aus. Der gesamtwirtschaftliche Aufschwung, der sich in einem belebten Konsum der privaten Haushalte mit hoher Anschaffungsneigung und einer recht positiven Entwicklung der Einzelhandelsumsätze zeigt, ist leider noch nicht in der Möbelbranche angekommen.
Umso wichtiger ist es für uns, gleich zu Beginn des Neuen Jahres mit der imm cologne und dem Segment Sleep eine Top-Leistungsschau auf die Beine zu stellen, bei der die gesamte Branche zeigen kann, was sie zu bieten hat. Davon profitieren nicht nur unsere Mitglieder, sondern alle, die in einem hervorragenden Ambiente ausstellen.
Für uns wird die imm cologne in diesem Jahr wirklich ein ganz besonderes Highlight, denn zum ersten Mal überhaupt präsentieren wir Interessantes und Wissenswertes rund um das Segment "Sleep" in zwei Hallen. Wir sind dem Team der Koelnmesse sehr dankbar für diese Lösung, mit der es darauf reagiert, dass die traditionell für dieses Segment vorgesehene Halle 9 im vergangenen Jahr buchstäblich aus allen Nähten platzte. Wir haben es schon lange gespürt, aber der gestiegene Flächenbedarf zeigt noch einmal besonders eindrücklich: Für Aussteller aus dem Bereich Sleep ist die imm cologne die entscheidende Messe, bei der man einfach dabei sein muss!
Mit der zusätzlichen Halle 5.2 ist für dieses Jahr sichergestellt, dass auch wirklich alle wichtigen Aussteller Platz finden. Dass wir in 2015 die Halle 5.2 wieder an die Living Kitchen verlieren werden, ist jetzt schon klar. Wie es dann konkret aussieht, hängt zum einen von unserem Bedarf an Hallenfläche ab und zum anderen von der Gesamtsituation der imm 2015. Da bis dahin noch viel Zeit zum Verhandeln mit der Messe bleibt, setzten wir in bewährter Manier darauf, dass sich im Gespräch miteinander Lösungen finden lassen.
Die Sleep Lounge des Fachverbands Matratzen-Industrie bleibt auch 2014 an ihrem angestammten Platz in Halle 9, worüber wir uns ganz besonders freuen. Und nachdem wir unsere Lounge im vergangenen Jahr mit Schlaf-Märchen aus aller Welt unter ein weiches Motto gestellt hatten, nehmen wir uns in diesem Jahr ein Thema mit viel Herz und Hirn vor: Neuromarketing. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche kreativen Impulse Industrie und Handel aus den Erkenntnissen des Neuromarketings für den POS gewinnen können. Durch die Einbeziehung von drei Experten für Neuromarketing mit ganz unterschiedlichen Hintergründen können wir Ausstellern und Messebesuchern gleichermaßen einen ganz besonderen Mehrwert bieten.
Der Verband selbst war im vergangenen Jahr gleich von mehreren Veränderungen geprägt: Nachdem unser Vorstandsvorsitzender Werner Trenz (Recticel) schon 2012 in den Ruhestand gegangen war und auch satzungsgemäß die Neuwahl des gesamten Vorstands anstand, wählten unsere Mitglieder im April Manfred Greiner (Selecta Matratzen) zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Sein Vertreter wurde Jochen Brinkmann (Fey & Co.), Beisitzer wurden Carmen Bühler-Wahl (Akva Waterbeds) sowie Markus Veutgen (Recticel). Durch dessen Ausscheiden bei Recticel wurde kurze Zeit später Thomas Bußkamp (Badenia Bettcomfort) zu seinem Nachfolger in den Vorstand gewählt.
Die Besetzung des neuen Vorstands ist ein starkes Signal und bringt ganz viel neuen Schwung in die Verbandsarbeit. Zugleich haben wir eine gute Mischung an Herstellern im Vorstand repräsentiert: Nicht nur, weil erstmals eine Frau in den Vorstand gewählt wurde, sondern sowohl eine große Unternehmensgruppe, der Mittelstand, als auch ein kleiner Hersteller im Vorstand vertreten sind. Sie alle eint der Qualitätsgedanke sowie die Überzeugung, dass "große" Themen wie Nachhaltigkeit wichtige Aspekte der Verbandsarbeit darstellen, bei denen wir nur gemeinsam etwas bewegen können.
Damit nicht jeder seine eigenen Initiativen starten muss, bündeln wir die Interessen unserer Mitglieder, sei es bei politischen oder juristischen Fragen. Zudem konnten wir in den vergangenen Jahren unserer Arbeit ein weit verzweigtes Netzwerk knüpfen und stehen zu vielen anderen Organisationen in engem Kontakt.
Nun zu den Inhalten: Recycling ist ein Thema, das die gesamte Möbelbranche im zurückliegenden Jahr sehr beschäftigt hat und in Zukunft weiter an Bedeutung zunehmen wird. Denn in der Möbelbranche kommt keiner an den Plänen aus Brüssel vorbei, bis 2020 das Recycling von 65 Prozent aller Siedlungsabfälle zu erreichen. Speziell die Frage, wie unsere Branche proaktiv am Recycling gebrauchter Matratzen mitwirken kann, bewegt nicht nur die Industrie, sondern auch den Handel und die großen Verbände. Bislang ist noch der Trend zu beobachten, Matratzen aus immer mehr verschiedenen, miteinander kombinierten Materialien herzustellen. Das macht die Matratzen-Zerlegung und -Verwertung gerade auch in Zukunft immer komplexer.
Deshalb haben wir uns in den vergangenen Monaten sehr intensiv damit beschäftigt, Möglichkeiten und Herausforderungen beim Matratzen-Recycling genau unter die Lupe zu nehmen. Der Startschuss dafür ist auf der Verbandstagung im April gefallen, zu der wir neben Vertretern des Handels auch Experten aus der Recyclingbranche eingeladen hatten, die ihre Ideen vorgestellt haben. In der Zwischenzeit haben wir viel darüber gelernt, wie Matratzen-Recycling heute funktioniert, welches die Besonderheiten bei der Verwertung gebrauchter Matratzen sind, was heute schon machbar ist und was noch nicht.
Um möglichst breites Wissen über Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen zu gewinnen und an der Entwicklung proaktiver Ansätze für ein ökologisch und ökonomisch sinnvolles Matratzen-Recycling in Deutschland mitzuwirken, streben wir die Zusammenarbeit aller Beteiligten an und halten auch die Einbindung der Recycling- und Müllverwertungsindustrie ausdrücklich für wünschenswert. Deshalb ist im Dezember 2013 unter der Federführung des Verbands ein Pilotprojekt zum Matratzen-Recycling gestartet, an dem vier Recyclingbetriebe innerhalb einer Testregion beteiligt sind.
Ziel ist die Erhebung von Daten, Zahlen und Fakten über einen Zeitraum von sechs Monaten, um im nächsten Schritt zum Beispiel genauer einschätzen zu können, wie umfassend ein ökologisch und ökonomisch realistisches Recycling von Matratzen sein kann und welcher Anteil der thermischen Verwertung sinnvoll ist. Wir sind um die Entwicklung von Lösungsansätzen bemüht, die von der gesamten Branche mitgetragen werden und, das ist uns sehr wichtig, auch im Sinne des Verbrauchers sind.
Genau in diesem Kontext ist auch unsere kritische Auseinandersetzung mit der Arbeit der Stiftung Warentest zu verstehen. Im Mai hat die StiWa die Einführung eines neuen Logo-Lizenz-Systems für die Werbung mit Untersuchungsergebnissen bekanntgegeben. Bei der Verwendung der Wort- und Bildmarke der Stiftung Warentest in der Werbung mit Testergebnissen werden seit diesem Sommer Lizenzgebühren zwischen 7.000 und 25.000 Euro für jedes getestete Produkt fällig.
Rein juristisch halten wir eine solche einseitige Änderung bestehender (zweiseitiger) Lizenzverträge für fragwürdig. Über die vertragsrechtliche Beurteilung des neuen Lizenz-Systems hinaus bestehen im Verband erhebliche Zweifel an der Neutralität der StiWa, wenn diese ihre Urteile zur Wort- und Bildmarke erhebt und für die Verwendung ganz beträchtliche Lizenzgebühren in Rechnung stellt. Die StiWa hat eine besondere Verantwortung gegenüber dem Verbraucher. Aus diesem Grund kann die Bedeutung der Transparenz bei der Vergabe von Testurteilen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Davon, dass das neue System mit Testurteilen, die für die Verwendung in der Werbung käuflich erworben werden können, zur Neutralität der StiWa beiträgt, sind wir ganz und gar nicht überzeugt.
Und auch das Argument der StiWa, mit dem neuen Lizenzsystem wolle man den Missbrauch und die unzulässige Werbung mit Testergebnissen einschränken, können wir nicht nachvollziehen. Im Verband haben wir den Eindruck gewonnen, dass im Handel erschreckend wenig über das neue Lizenzsystem bekannt ist. Insbesondere darüber, dass für die Werbung mit den StiWa-Urteilen beträchtliche Lizenzgebühren fällig werden, wurde offenbar nicht in ausreichendem Maße aufgeklärt.
Gerade ein hohes Maß an Transparenz über das neue Lizenz-System, auch auf Seiten des Handels, ist aber nach unserer Überzeugung eine wichtige Voraussetzung zur Vermeidung der unzulässigen Werbung mit Test-Urteilen. Zudem steigt durch die Erhebung von vier- bis fünfstelligen Lizenzgebühren nach unserer Ansicht gerade die Gefahr, dass unter Umgehung der Lizenzgebühren mit StiWa-Tests geworben werden könnte. Ferner befürchten wir eine Entwicklung, bei der jene Matratzen verstärkt mit Testsiegeln beworben werden, deren Hersteller in der Lage und willens sind, die Gebühren zu entrichten und nicht jene, die vielleicht wirklich die besten Testergebnisse erzielen. Dies kann nicht im Sinne des Verbrauchers sein!
Mit all diesen Fragen beschäftigt sich der Verband sehr intensiv, sucht hierzu immer wieder die Auseinandersetzung mit der Stiftung Warentest und anderen Organisationen und macht sich in seiner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auch für eine öffentliche Diskussion mit unterschiedlichen Zielgruppen stark, wie zum Beispiel in diesem Jahr mit Vorträgen auf der Interzum in Köln und der Messe Heim+Handwerk in München.
Möglicherweise sind unsere Aktivitäten auch für andere in Deutschland tätige Matratzen-Hersteller so wichtig, dass sie die Arbeit unseres Verbands unterstützen und als Mitglied beitreten möchten. Wenn bei Unternehmen der Qualitätsgedanke eine wichtige Rolle spielt und diese auch andere Ziele des Verbands mittragen, würde wir uns freuen, wenn sie sich nicht nur anerkennend äußern, sondern sich auch solidarisch zeigen. Die Mitgliedschaft bietet die Chance, auf der einen Seite unsere Verbandsarbeit aktiv mitzugestalten und auf der anderen Seite selbst davon zu profitieren.
Mit unseren Aktivitäten möchten wir einen Beitrag dazu leisten, die Wahrnehmung und Situation unserer Branche zu verbessern. In diesem Sinne wünschen wir unseren Mitgliedern und allen Branchenbeteiligten einen guten Start in ein hoffentlich erfolgreiches Jahr 2014!
aus
Haustex 01/14
(Wirtschaft)