Interview mit Kai Schippmann, Marketingleiter und Produktmanager Findeisen
"Findeisen will das Image von Nadelvlies aufpolieren"
Der Weg von Nadelvlieshersteller Findeisen ist für 2012 und die folgenden Jahre auf die Entwicklung völlig neuer Produkte fokussiert. Kai Schippmann, der neue Marketingleiter und Produktmanager bei Findeisen kündigt an: "Wir wollen uns im Markt als der Design- und Innovationsführer positionieren." Den Ettlingern ist es wichtig, das Image von Nadel-vliesbelägen aufzupolieren und mit echten Neuentwicklungen bei Bodenlegern und Architekten ins Gespräch zu kommen.
FussbodenTechnik: Herr Schippmann, kann man heutzutage noch mit technischen Neuentwicklungen bei Nadelvliesbelägen rechnen?Kai Schippmann: Meine Antwort ist ein ganz klares Ja. Wir haben Anfang des Jahres die Kollektionen Finett Vision color und Finett Vision metal in 7 mm starker Polyamid-Qualität präsentiert. Finett Vision color besteht aus 60 modernen, fein abgestuften Basisfarben. 45 dieser Farben können mit Applikationen aus matt gebürsteten Edelstahlplättchen kombiniert werden. Künftig werden wir auf die Beläge auch drucken können und es sind auch weitere Applikationen mit Holz, Keramik, Glas oder Leder denkbar. Ganz nebenbei sorgt die Dicke von 7 mm mit einem Flächengewicht von 1.700 g/m
2 für eine Trittschalldämmung von 24 dB.
FT: Finett Accent, Ihr Nadelvlies mit Einstreuungen, ist die Innovation früherer Jahre - hat sie heute noch Bedeutung für den Findeisen-Umsatz?Schippmann: Auf jeden Fall. Finett Accent kommt beispielsweise in den Kaufhäusern großer Elektronik-Discounter weltweit zum Einsatz. Der Belag erwirtschaftet seit Jahren gute Umsätze. Um dies zu unterstützen, arbeiten wir derzeit daran, die Ästhetik des Produkts zu verjüngen.
FT: Sind dafür Änderungen in der Produktion erforderlich?Schippmann: Das wäre möglich. Wir testen gerade, ob wir die Einstreuungen bei der Produktion auf bestimmte Felder begrenzen können. Bislang haben wir die gesamte Fläche von zwei Meter Breite mit geschnittenen Garnen bestreut. Wenn man die Einstreuungen auf bestimmte Bereiche begrenzt, könnte man damit im Raum eine Richtung vorgeben. Im Ladenbau lässt sich so eine Wegeführung gestalten.
FT: Welche Rolle spielen die eingesetzten Fasern? Favorisiert Findeisen weiterhin Polyamid?Schippmann: Wenn man nur die Nadelvliesbeläge aus Polyamid betrachtet, ist Findeisen im deutschsprachigen Raum deutlich Marktführer. 74% der von uns hergestellten Beläge sind aus Polyamid, der Rest ist Mischfaser oder Polypropylen (PP). PP hat zwar den Vorteil, dass es dimensionsstabiler und günstiger ist; es hat aber auch den Nachtteil, dass es bei starker Begehung extrem leidet, d.h. die Faser bricht und bleibt flach liegen. Auf diese Weise können sich innerhalb kurzer Zeit Laufstraßen bilden, die sich nicht wieder erholen. Polyamid ist deutlich strapazierfähiger; die Faser bricht nicht und richtet sich immer wieder auf. Wir bevorzugen Polyamid, weil Reklamationen kaum zu erwarten sind und die Lebensdauer deutlich höher ist.
Bei den Fasermaterialien beobachten wir eine Entwicklung zugunsten Polyamid und zu Lasten von Polypropylen im Raum Deutschland, Österreich, Schweiz. Unserer Meinung nach liegt das zum einen an der höheren Attraktivität der Polyamid-Kollektionen und zum anderen an der höheren Belastbarkeit der Beläge im Gebrauch.
FT: Findeisen beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Nachhaltigkeit. Kann sich dies langfristig auch auf neue Fasern auswirken?Schippmann: Wir untersuchen gemeinsam mit einem Faserhersteller die Möglichkeit, nachwachsende Rohstoffe für unsere Fasern zu nutzen. Die ersten Tests waren vielversprechend. Wir haben festgestellt, dass die technischen Anforderungen voll erfüllt werden. Die Dimensionsstabilität eines neuen Produkts basierend auf der nachwachsenden Faser ist sogar erhöht. Wir sind aber ganz am Anfang dieser Entwicklung: Wir können so viel sagen, dass es sich um einen Anteil von mehr als 60% nachwachsender Rohstoffe handeln würde, der Rest bliebe Polyamid. Das wäre eine geeignete Antwort auf die Frage nach der Nachhaltigkeit, genauso wie auch die lange Lebensdauer unsere Nadelvliesbeläge.
FT: Fordern Architekten das Thema Nachhaltigkeit?Schippmann: Ja, ökologisches Bauen ist für Architekten ein wichtiges Thema. Wir nutzen unsere Mitgliedschaft bei der DGNB als Plattform, um mit den an Nachhaltigkeit interessierten Objektplanern ins Gespräch zu kommen. Wir wollen uns auch sonst stärker um die Zielgruppe der Architekten kümmern, das ist ein langer Prozess. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wir werden jeden Außendienstmitarbeiter in Bezug auf die Architektenansprache schulen. Was erwartet der Architekt? Wie will er angesprochen werden? Die Schulungen starten im Juni und werden im Herbst fortgesetzt.
FT: Wie verändert sich der Markt für Nadelvlies?Schippmann: Für die nächsten Jahre erwarten wir nicht, dass Nadelvlies als Sparte wachsen wird. Wir erwarten aber weitere Umverteilungen im Markt. Ob wir davon auch profitieren werden, können wir am Ende des Jahres sagen.
aus
FussbodenTechnik 03/12
(Marketing)