MMFA Verband berichtet über seine Arbeit

Auf dem Weg zur Norm für Sandwich-Böden

Noch nicht einmal zwei Jahre alt ist der im Herbst 2012 gegründete Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge (MMFA). Aber bereits heute zählt er 30 Mitglieder. Bei einem Besuch in den Redaktionen von BTH Heimtex berichteten die Vorstände Matthias Windmöller und Volker Kettler, dass die neue europäische Produktnorm EN 16511 voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2014 kommen wird. Sie soll den vom MMFA erfassten Bodenbelägen einen Rahmen geben.

Für viel Aufsehen hatte vor rund anderthalb Jahren die Gründung des Verbandes der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge (MMFA) gesorgt. Vor allem, weil die Vereinigung von mittlerweile 30 Unternehmen mit den so genannten Klick-LVT eine Bodenbelagsart repräsentieren will, die bereits eine Heimat im FEB hat, dem Verband der Hersteller elastischer Bodenbeläge. Die Branche fragt sich, welche Arten von Bodenbelägen denn überhaupt unter das Dach vom MMFA schlüpfen sollen und dürfen.

Auch nach der Pressekonferenz auf der Domotex 2014 waren nicht alle Fragen vollständig beantwortet; vor allem nicht in Bezug auf die Bodenbelags-Gruppen, über die der Verband zukünftig Absatzstatistiken veröffentlichen will (siehe unten). Um für mehr Klarheit zu sorgen, folgten die beiden Vorstandsmitglieder des MMFA, Matthias Windmöller (Windmöller) und Volker Kettler (Meisterwerke), der Einladung des SN-Verlags nach Hamburg zu einem Gespräch mit den Redaktionen von BTH Heimtex und ihren Schwesterzeitschriften FussbodenTechnik und ParkettMagazin.

Überschneidungen mit bereits genormten Produktgruppen

Der MMFA fühlt sich verantwortlich für drei Gruppen von mehrschichtig aufgebauten, modular und schwimmend verlegten Bodenbelägen mit mechanischer Verriegelungstechnik - die so genannten Multilayer- bzw. Sandwich-Böden:

Die Gruppe 1 umfasst Produkte mit polymerer Deckschicht auf HDF-Träger. Vereinfacht ausgedrückt, sind damit Bodenbeläge mit einem Laminataufbau gemeint, auf welchem eine Polymer-Oberschicht appliziert wird. Prinzipiell sind in der DIN EN 14085 (Elastische Bodenbeläge - Spezifikation für Fußbodenpaneele für lose Verlegung) Produkte genormt, die auch in den Erfassungsbereich dieser Gruppe fallen können. Das ist der Fall, wenn es sich um ein genormtes Vinyl auf HDF-Träger handelt, erklärte Volker Kettler. In der Gruppe 1 erfasst, jedoch nicht im Geltungsbereich der EN 14085 enthalten, sind beispielsweise der Designboden mit PET-Oberfläche der Meisterwerke oder das Produkt Disano aus dem Hause Hamberger.

In Gruppe 2 fallen Bodenbeläge mit polymerer Deckschicht ohne HDF-Träger. Das häufigste Produkt dort sind Klick-LVT ausschließlich aus Vinyl ohne HDF-Träger. Natürlich seien die meisten LVT, die in diese MMFA-Kategorie fallen, in der DIN EN 649 genormt, erklärte Windmöller. Dort sind allerdings keine Hinweise oder Anforderungen zur Verlegung vorgegeben, denn ursprünglich wurden diese Bodenbeläge entwickelt für die vollflächige Verklebung, nicht zur schwimmenden Verlegung mit Klick-Technik. In die Klasse 2 fallen zudem nicht nur Bodenbeläge mit polymeren Trägern, sondern auch solche mineralischer Art wie zum Beispiel Knauf One Pro.

Die Gruppe 3 umfasst alle Produkte, die weder von Gruppe 1 noch von Gruppe 2 oder von bereits bestehenden Normen abgedeckt werden. Das sind in erster Linie Alternativmaterialen zu HDF und Vinyl, beispielsweise Laneo von Egger oder ähnliche Produkte von Kaindl, die Druckdekore auf dünne Kork-Oberschichten bringen. Auch Click Tex von Parador würde in die MMFA-Gruppe 3 gehören, sagte Volker Kettler.

Produkt- und Markttransparenz schaffen

Windmöller und Kettler betonten noch einmal, dass der Verband sich nicht im Hinblick auf eine bereits bestehende Produktnorm gegründet hat - wie etwa seinerzeit der Verband der europäischen Laminatfußbodenhersteller (EPLF). Ganz im Gegenteil: Mittlerweile gebe es eine große Vielfalt und daraus resultierende Unübersichtlichkeit im Markt für mehrschichtig modulare Bodenbeläge. Produkte, die weder Laminat, klassischer Designbelag oder Fertigparkett seien. Deshalb habe der MMFA die Grenzen weiter gefasst, fassen müssen, als dies in den vorhandenen Normen geschehe. "Wir geben erst einmal allen Herstellern eine Heimat für diejenigen Produkte, mit denen sie sich in anderen Verbänden nicht mehr aufgehoben fühlen", so Matthias Windmöller.

Dieses Vorgehen ist mit dem EPLF und dem FEB abgestimmt, denn beide sehen die modularen Multilayer-Produkte von der eigenen Verbandstätigkeit als nicht abgedeckt. Deswegen sei die Gründung des MMFA nicht als Konkurrenz zu den übrigen Herstellerzusammenschlüssen zu betrachten, betonte Windmöller. Es gebe ja sogar eine Reihe von Doppelmitgliedschaften, so dass sich schon unter diesem Aspekt freundschaftliche Beziehungen von selbst verstünden.

Der MMFA arbeitet derzeit vor allem an der einheitlichen Produktauslobung, um Handel und Endverbraucher klare Begrifflichkeiten an die Hand geben zu können. Das gilt in erster Linie in Bezug auf die Eigenschaften und Anforderungen. Denn der Verband kümmert sich um Bodenbeläge, die aus Teilen von bereits bekannten Produkten zusammengesetzt sind.

Einheitlich Prüfverfahren entwickeln

Es handelt sich Produkte mit halbstarren bzw. biegesteifen Aufbau, der aus einer elastischen Nutzschicht und einem starren Träger besteht. Bisher gebe es keine allgemein verbindlichen Nutzungseigenschaften in Bezug auf Stoßfestigkeit, Abriebfestigkeit, Stuhlrollenbeständigkeit, Auszugsfestigkeit und Dimensionsstabilität. Auch reagieren die Multilayer-Beläge anders auf Feuchtigkeits- und Temperaturveränderungen als die bereits genormten Bodenbeläge.

Das soll sich mit der neuen europäischen Produktnorm EN 16511 ändern. Sie kommt nach Aussage von Kettler und Windmöller voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2014. Der Entwurf, an dem auch MMFA-Mitglieder in den Normenausschüssen beteiligt waren, soll der Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten der Sandwichaufbauten durch geeignete Prüfverfahren gerecht werden.

Das fange damit an, dass beantragt wurde, in der englischsprachigen Norm den Begriff "MSF" in "MMF" zu ändern. Derzeit lautet die Bezeichnung Loose-laid panels - Multi-layer semi-rigid floor covering (MSF) panels with wear resistant top layer. Zukünftig soll es nach den Wünschen des MMFA heißen: Loose-laid panels - semi-rigid multilayer modular floor covering (MMF). Wobei hier "loose-laid" mit "schwimmend verlegt" übersetzt wird und nicht die lose verlegten, neuen Produkte beispielsweise von Objectflor, Project Floors oder Designflooring meint.

Bodenbelag und Unterlage im System betrachten

Ebenso sollen bei den schwimmend zu verlegenden Systemen verschiedene Qualitätsstufen von Unterlagsmaterialien berücksichtigt werden. Dem MMFA ist dabei wichtig, dass der Bodenbelag im kompletten Systemzusammenhang betrachtet wird. Die Arbeitsgruppe "Unterlagsmaterialien" beschäftigt sich bereits mit möglichen Kombinationen, um so die Funktionalität der MMFA-Bodenbeläge in allen Belangen weiter zu verbessern, beispielsweise in Bezug auf Akustik und Trittschalldämmung. Am Ende sollen konkrete Verarbeitungsempfehlungen für Unterlagsmaterialien stehen.

Zudem plane der junge Verband Seminarreihen mit Gutachtern, Sachverständigen und Verarbeitern, damit diese bei ihrer Arbeit auf der Baustelle verbindliche Informationen in Form von technischen Merkblättern über die Multilayer-Produkte haben. Nach denen sollen sie sich dann verlässlich richten können in ihrer Beurteilung und bei Vergleichen zu anderen Bodenbelagsarten.

jochen.lange@snfachpresse.de


MMFA-Beläge in 3 Klassen


Grundsätzlich gilt: Die Beläge müssen mehrschichtig aufgebaut sein, modular sowie schwimmend verlegt werden mit mechanischer Verriegelungstechnik

Klasse 1 - Böden mit polymerer* Deckschicht auf HDF-Träger. Das sind zum Teil solche gemäß der DIN EN 14085 (Elastische Bodenbeläge - Spezifikation für Fußbodenpaneele für lose Verlegung). Aber auch Beläge mit dort nicht genormten Oberflächen, beispielsweise aus PET.

Klasse 2 - Produkte mit polymerer Deckschicht, aber ohne HDF-Träger. Mineralische Träger sind hingegen erlaubt.

Klasse 3 - Alle übrigen nicht genormten Mischaufbauten, etwa Druckdekore auf dünnen Korkoberschichten.

*Polymere Deckschichten: PVC, PP, PET, PUR, Acrylate etc. - ausgenommen bloße Lackoberflächen


MMFA Daten und Fakten

Verband der mehrschichtigen modularen Fußbodenbeläge e.V.
Mittelstraße 50
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 9 65 33 39
Fax: 0521 / 9 65 33 11
info@mmfa.eu
www.mmfa.eu

Vorstand:
Matthias Windmöller (Präsident), Volker Kettler, Sebastian Wendel

Geschäftsführer:
Peter H. Meyer

Gründungsjahr:
2012

Mitglieder insgesamt:
30

Ordentliche Mitglieder:
Akzenta/Classen, Amorim, Beaulieu Flooring Solutions, Egger, Gerflor, Hamberger, Kronoflooring, Li & Co, Meisterwerke, Parador, Skema, Tarkett, Tilo, Unilin, Windmöller

Außerordentliche Mitglieder:
2D Holding, Amorim Cork Composites, Dai Nippon Printing, Ewifoam, Homag, Interprint, Mondi Gronau, NMC, Schattdecor, Sekisui Alveo, Selit, Surteco, Välinge Innovation

Fördermitglieder:
IHD (Institut für Holztechnologie Dresden), TFI (Institut für Bodensysteme)

Mitgliedsvoraussetzung:
Eigene (End-)Fertigung in Europa, in welcher der größere Teil der Wertschöpfung erzielt wird
aus BTH Heimtex 06/14 (Wirtschaft)