Gebhardt Holz-Zentrum: Interview mit Christian Meier, Leiter Produktcenter Boden
"Bei uns ist Bodenbelag kein Randsortiment"
Gebhardt Holz-Zentrum (GHZ) bietet als klassischer Holzgroßhändler die volle Bandbreite an Bodenbelägen. Am Lager in Cham sind 566 Varianten vorrätig, auch Textilbeläge. Durch die interne Zusammenlegung mit Ehmann Holz-Zentrum (EHZ) in Neumarkt bündelte das Unternehmen Energie: Ein Sortiment - zwei Logistikstandorte. Der Fokus in Vertrieb und Marketing liegt auf Bayern. Seinen Kunden und Hauptlieferanten bietet Gebhardt mit den Boden-Innovations-Tagen zusätzlichen Wissenstransfer unter dem Motto "Vollgas" (siehe separater Bericht). Parkett im Holzhandel informierte sich beim Leiter des Produktcenters Boden, Christian Meier, über Trends und Tendenzen bei Bodenbelägen.
Parkett im Holzhandel: Herr Meier, welche Bodenbelagsarten führen Sie im Lagerprogramm bei GHZ?
Christian Meier: Erstens Fertigparkett als Schiffsboden und Landhausdiele sowie Massivholzdielen. Dann Laminat jeder Art und als dritten großen Block Designbeläge, darin enthalten sind Klebeplanken, Klicksysteme sowie HDF-Ware. Lino, Kork und Furnierboden sind Randgruppen. Sie hatten schon mal mehr Bedeutung, bei uns besonders Furnierboden.
PiH: Welche Tendenzen zeichnen sich innerhalb des Bodenbelagssortiments ab?
Meier: Deutlich spüren wir eine Verlagerung hin zum Designbelag. Bei Laminat sind wir im Umsatz noch leicht steigend, doch auch hier ist zu beobachten, dass die hochwertigen Laminatböden im Bereich UVP 20 bis 30 EUR klar an Vinyl verlieren.
PiH: Welche Eigenschaften sind dafür ausschlaggebend?
Meier: Vinyl ist unkomplizierter, robuster, weist tiefe, authentische Strukturen auf und hat optische Vorteile. Es wird ständig an der Qualität der Beläge gearbeitet, wie man an unserer Version Aqua Vinyl sieht, das heißt: Die Produkte werden für unsere Kunden sicherer.
PiH: Wie sieht es beim Parkett aus?
Meier: Parkett ist vielleicht vereinzelt von Verlusten betroffen, doch nach unseren Umsatzzahlen verliert Parkett nicht an Vinyl. Momentan legen wir im Fertigparkettbereich stark zu.
PiH: Worauf führen Sie die jüngsten Marktverschiebungen zurück?
Meier: Die Marktbewegung ist differenziert zu betrachten. Zum einen spielt der Preis eine Rolle. Wollte ein Kunde ursprünglich Parkett und ist aufgrund seines Budgets gezwungen, eine Alternative zu wählen, nimmt er einen Belag, der ähnlich ausschaut. Hier ein Beispiel, das von Egger auf unserer Veranstaltung "Vollgas 2014" präsentiert wurde: Beim cork+ Fußboden treffen neueste Dekortrends auf hohen Gehkomfort. Die bedruckte Korkdeckschicht ist geräuscharm mit natürlicher Optik und Haptik. Der Preisunterschied zu Parkett liegt bei 10 - 20 EUR im UVP, wodurch ein Wechsel zu diesem Holzdekor leicht möglich ist.
Verschiebungen anhand des Umsatzes sind nur bei extremem Rückgang zu erkennen. In den letzten zwei Jahren war dies bei Korkfertigparkett, Furnier- und Linofertigboden spürbar. Diese drei Bereiche sind schlagartig weggebrochen und Vinyl ist dafür angestiegen. Das war eine klassische Verschiebung. Verschiebungen zwischen Produktgruppen wie Parkett und Laminat hat es immer geben.
PiH: Welchen Anteil haben die Bodenbeläge am Gesamtumsatz von GHZ?
Meier: Der Gesamtumsatz für 2014 wurde auf rund 68 Mio. EUR budgetiert, davon entfallen auf Bodenbeläge und Zubehör 11 bis 11,5 Mio. EUR.
PiH: Welche Umsatzanteile haben die einzelnen Produktgruppen?
Meier: Parkett ist mit rund 2,8 Mio. EUR am Umsatz beteiligt und Laminat mit etwa 1,5 Mio. EUR. Bei Vinyl werden wir in diesem Jahr vermutlich die 3-Mio.-EUR-Grenze übersteigen.
PiH: Bodenbeläge sind sehr unterschiedlich im Preis. Welcher Belag ist der meist verkaufte nach Fläche?
Meier: Laminat stellt mit 220 000 m
2 im Jahr den meist verkauften Bodenbelag bei GHZ dar. Da reden wir aber auch von einem Verkaufspreis ab 5 EUR.
PiH: Gebhardt veranstaltet für seine Kunden regelmäßig die Boden-Innovations-Tage, um Produktneuheiten und Anwendungstechniken vorzustellen. Die Veranstaltung wird von den Hauptlieferanten mit Vorträgen und einer Ausstellung begleitet. Zu "Vollgas 2014" in Salzburg kamen Kronotex, Tilo, Egger, Haro, Amorim, Allure, Weitzer Parkett, Bonflair. Wie verteilen sich die Namen auf ihre Bodenbelagsgruppen?
Meier: Die Top Drei sind im Parkett Tilo, Haro, Weitzer und im Laminat Kronotex, Egger, Haro. Bei den Designbelägen vermarkten wir Tilo als Originalmarke und über "Gstandn" eigene Kollektionen mit den Namen Passau, Straubing, Deggendorf. Hinzu kommen mit einem kleinen Anteil Wicanders von Amorim und Allure mit Klicksystem. Klebeplanken beziehen wir über Bonflair. Dabei handelt es sich um Produkte von Gerflor, Armstrong und anderen. Neu hinzu kommt jetzt Objectflor mit der kompletten Expona-Kollektion. Die 50 Dekore werden komplett bei Gebhardt gelagert.
PiH: GHZ positioniert sich im Marktauftritt mit Gstandn - a Bod’n vom Gebhardt do steh i drauf - bewusst bayerisch. Wieso die stark regionale Ausrichtung des Unternehmens?
Meier: Unser Hauptliefergebiet ist Bayern. Das spiegelt sich auch in unserem Außenauftritt mit bayerischer Mundart wieder. Mit eigener Logistik, 35 LKWs und einem Spediteur decken wir
das komplette Gebiet ab. In regelmäßigen Touren wird mindestens einmal pro Woche geliefert. Das Umsatz-
potenzial sehen wir in Bayern als ausreichend hoch, daher konzentrieren wir uns auch künftig vorwiegend auf diese Region. Der überregionale Vertrieb erfolgt nur von Händler-zu-Händler. Mit unserem breiten Sortiment im Bodenbelag von jetzt 566 Oberflächen am Lager und 11 Mitarbeitern im Bodenbelagscenter haben wir eine starke Position, auch gegenüber Marktbegleitern im Bereich des Bodenbelagsfachhandels. Durch das Gesamtsortiment im Unternehmen, dazu gehören auch Türen und Verlegeplatten, bemerken wir verstärkt einen Zulauf an Kunden, darunter Bodenleger, Raum- und Innenausstatter, Maler, Ladenbauer sowie Baustoffhändler.
PiH: GHZ in Cham und EHZ in Neumarkt sind intern seit 2008 zusammengelegt, nach außen erscheinen jedoch weiter beide Firmennamen. Wie ist das zu werten?
Meier: Es gibt nur ein Bodensortiment - Gstandn, das vermarkten alle. GHZ und EHZ ist eine rein logisitische Trennung der Vertriebsgebiete von der Tourenbedienung her. Die nördlichen Außendienstmitarbeiter sind in Neumarkt angesiedelt. Am Lager werden dort nur die absoluten Schnelldreher geführt, das Gesamtsortiment lagert immer in Cham.
PiH: Das Lagerprogramm hat sich von 288 Oberflächen 2013 auf 566 im Jahr 2014 erhöht. Zum Lagerprogramm Gstandn gibt es zusätzlich ein Lieferprogramm, in dem auch Teppichböden enthalten sind. Was ist der Hintergrund?
Meier: Die Zunahme der Artikel ist vor allem den Designbelägen geschuldet. Als Partner des Handwerks wollen wir unseren Kunden aber alle Bodenbelagsarten aus einer Hand anbieten, auch Teppichboden. Momentan arbeiten wir hier mit Bonflair-Kollektionen. Wobei wir in diesem Jahr bei den neuen Kollektionen auf unser Label Gstandn umstellen, mit für uns klassischen Dekornamen wie Bamberg, Kempten, Coburg und so weiter. Wie bei den anderen Sortimenten verwenden wir bayerische Ortsnamen. Die ersten vier laufen schon mit Musterfächern und Werbematerial. Insgesamt werden es 14 Kollektionen, wobei wir dabei aber nur mit zwei Teppichkoffern arbeiten. Gstandn ist dabei keine Eigenmarke von Gebhardt, sondern die Bezeichnung für unser komplettes Bodenbelagsortiment. Die Markennamen der Hersteller sind ausgewiesen.
PiH: Welchen Vorteil bieten sie ihren Kunden mit Gstandn?
Meier: Unsere Kalkulationsstrategie beim UVP ist bei Gstandn durchgängig durch alle Produktgruppen. Das heißt die Lagerkollektion und Musterfächer sind immer gleich ausgepreist mit UVP plus und inklusive Steuer. Zum anderen nehmen wir den Handwerker aus der Vergleichbarkeit. Wir unterstützen ihn im Marketing durch selbst entwickelte Flyer und Prospektmaterial zum kostengünstigen Preis. Zudem sind in Gstandn nur Artikel mit bauaufsichtlicher Zulassung enthalten, das bedeutet eine zusätzliche Sicherheit für unsere Kunden, wenn sie damit arbeiten. Einzelne Artikel sind darüber hinaus als Topprodukte ohne Herstellerbezeichnung gekennzeichnet. Dabei handelt es sich um spezielle Angebote, die wir beispielsweise aufgrund einer hohen Abnahmemenge vom Hersteller für unsere Kunden kostengünstiger kalkulieren können.
PiH: Großhandelsunternehmen wie Akzo werden von Wettbewerbern übernommen, Baumärkte gehen in Insolvenz. Es herrscht Bewegung am Markt. Welche Entwicklung sehen Sie im Bereich des Bodenbelagshandels?
Meier: Um am Markt erfolgreich zu sein, gibt es unserer Meinung nach nur die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Thema Bodenbelag zu beschäftigen. So entstand 2005 das Produktcenter Boden bei GHZ als eines von fünf Kompetenzzentren. Die anderen Geschäftsfelder sind Türen, Decorative Platten, Holzwerkstoffe, Holzbau/Schnittholz. Wir betrachten den Bodenbelag nicht nur als Beiwerk. Die Produktgruppe hat bei uns mit rund 17 Prozent einen bedeutenden Anteil am Gesamtumsatz. In der Abteilung beschäftigen sich 11 Mitarbeiter nur mit Boden: Artikelmanagement, Wareneinkauf, Sortimente, Layout, Kollektionierung, Musterversand und so weiter. Mit jedem Jahr kommen wir so auch tiefer in das Thema hinein. Außer dem klassischen Bodenbelagsgroßhändler mit eigener Einkaufsabteilung gibt es wenige Unternehmen, die sich so intensiv mit Bodenbelag beschäftigen.
Der klassische Einzelhandel mit Bodenbelag hat schon jetzt große Probleme, teils auch wegen der fehlenden Nachfolge, wie wir auch von den Herstellern hören. Die Industrie setzt immer mehr auf gute, bodenorientierten Holz- und Baustoffhändler, die sich in dem Bereich auch engagieren.
PiH: GHZ ist Mitglied in der Holzring-Kooperation. Welche Leistungen dieser Mitgliedschaft sind für Sie besonders vorteilhaft?
Meier: Die Zentralregulierung ist bei dem Volumen, das wir bewegen, eine praktische Zahlungsabwicklung. Die Fakturierung und Rechnungslegung läuft automatisch ab. Aufgrund der Sicherheit arbeiten wir nur mit Lieferanten, die im Holzring gelistetet sind.
Gebhardt Holz-Zentrum
Thierlsteiner Straße 9
93413 Cham
Email: info@ghz-cham.de
Tel: 09971/8810
Internet:
www.ghz-cham.deGeschäftsführer: Ruprecht Gebhardt
Leiter Produktcenter Bodenbelag: Christian Meier
Mitarbeiter insgesamt: 215, davon 11 im Bereich Bodenbelag
Gesamtumsatz für 2014: budgetiert 68 Mio. EUR
Anteil Bodenbelagcenter: 11,5 Mio. EUR
Geschäftsfelder: Großhandel für Bodenbeläge, Bauelemente (Türen), Platten (Dekor und Holzwerkstoffe, Konstruktionshölzer und Hobelware, Wand und Decke, Dämmstoffe, Brennstoffe
Vertriebsschwerpunkt: Bayern
Kooperation: Holzring
Dachgesellschaft: Gebhardt Corporate Finanz- und Beteiligungs AG
Vorstände: Herbert Ettl, WernerTaube, Karl-Heinz Wanninger
Aufsichtsratsvorsitzender: Ruprecht Gebhardt
Niederlassung:
Ehmann Holz-Zentrum EHZGoldschmidtstraße 26
92318 Neumarkt/Opf.
Internet:
www.ehz-Neumarkt.de
aus
Parkett im Holzhandel 03/14
(Wirtschaft)