imm Cologne 2015

Recticel kommt nur noch alle zwei Jahre


Köln. Ein halbes Jahr vor der Kölner Möbelmesse wird die Diskussion um die künftige Ausrichtung des Sleep-Segments belebt: Der Recticel-Konzern kündigte an, künftig nur noch alle zwei Jahre dort auszustellen. 2015 wird mit der Halle 5.1 wieder mehr Fläche zur Verfügung stehen - denn der Run auf Halle 9 hält an.

"Wir müssen realistisch sein", betont Dr. Ulrich Leifeld ein ums andere Mal. Der Geschäftsführer des Fachverbands Matratzen-Industrie kennt die Begehrlichkeiten um die Sleep-Hallen in Köln nur zu gut - und auch die Schwierigkeiten, es allen recht zu machen. "Wichtig ist, dass alle ausreichenden Raum bekommen, um sich adäquat zu zeigen", unterstreicht Leifeld. Nachdem die Halle 9 in der Vergangenheit aus allen Nähten platzte, wurde in diesem Jahr erstmals der Versuch gestartet, mit Halle 5.2 für Entlastung und eben diesen Raum zu sorgen. Das klappte, auch wenn es Auswirkungen auf die jeweilige Frequenz der beiden Standorte hatte. Dank starker Aussteller wie Recticel oder Tempur wurde aber auch die zusätzliche Halle vom Publikum angenommen.

Doch nun kündigt ausgerechnet der Recticel-Konzern an, künftig nur noch alle zwei Jahre auf der imm Cologne auszustellen. Dies sei eine unternehmerische, aber keine grundsätzliche Entscheidung gegen Köln, teilt der Schlafsystem-Hersteller mit. "Dem Handel ist das Maß an Neuheiten, das im Bedding-Segment allgemein realisiert wird, vielfach zu hoch. Hier werden Produktlebenszyklen unnötig verkürzt", glaubt General Manager Georg Lörz von Recticel und erklärt: "Der Handel und Konsument verlangt nicht nach permanenten kleinen Produktveränderungen, sondern nach echten Innovationen - und diesem Anspruch möchten wir gerecht werden." Das nächste Mal will Recticel (u.a. Swissflex, Schlaraffia) 2016 mit einem eigenen Stand in Köln vertreten sein.

Die Entscheidung sei in enger Abstimmung mit dem Fachverband Matratzen-Industrie getroffen worden, um ein gemeinsames Verständnis innerhalb der Branche zu entwickeln. Ein gemeinsam mit der Messe entwickeltes Konzept solle die Attraktivität für die Fachbesucher langfristig sichern, betont das Unternehmen: "Die imm Cologne ist und bleibt als strategischer Partner die wichtigste Leitmesse für die Recticel-Gruppe."

Bereits auf der letzten Mitgliederversammlung des Matratzenverbandes in Wiesbaden war über denkbare Möglichkeiten diskutiert worden, wie beziehungsweise in welchem Rhythmus sich Unternehmen in Köln präsentieren könnten. Denkbar wäre etwa, dass sich zwei Firmen eine Fläche teilen und jeweils im Wechsel ausstellen. Nachteil dieser Tandemlösung: Wenn ein Partner aus der Vereinbarung aussteigt, hängt daran auch das Schicksal des anderen. Auch ein klares Bekenntnis zu einem Zwei-Jahres-Turnus wurde auf der Versammlung diskutiert, wobei sich allerdings kein Mitgliedsunternehmen aus der Deckung wagte.

Wichtig war den Mitgliedern auf ihrer Tagung in Wiesbaden, die Halle 9 weiterhin als Halle der Verbandsmitglieder zu betrachten - und zur Not auch etwas Fläche zugunsten der Kollegen zu opfern. Doch ob dies in der Praxis Bestand hat, scheint eher zweifelhaft, zumal der Flächenbedarf in Halle 9 auch 2015 wieder deutlich über dem tatsächlich vorhandenen Platz liegt. Und da ist den Ausstellern im Zweifel doch das Hemd näher als die Hose.
Geschäftsführer Dr. Ulrich Leifeld, der den Verband hier als Dienstleister für die Branche sieht, betont: "Jeder muss sich selbst deutlich machen: Was brauche ich und mit welchen Risiken muss ich rechnen?" Denn klar sei auch: "Wer nur alle zwei Jahre teilnimmt ist nicht in der ersten Priorität, auch immer die gleiche Standfläche zu bekommen." Das sei das Risiko, so Leifeld. "Aber hier kennt auch jeder die Spielregeln."

Nachdem zur letzten Messe die Halle 5.2 bespielt wurde, in der im kommenden Jahr wieder die Living Kitchen stattfindet, soll 2015 die Halle 5.1 teilweise dem Thema Schlafen gewidmet werden. Hier soll beispielsweise Tempur ausstellen, für die in Halle 9 kein Platz sei, so Leifeld. "Das kann sich in der Zukunft auch wieder ändern, man kann ja die Entwicklung nicht voraussehen." Der Matratzenverband begrüßt das Angebot der Messe mit Halle 5.1: "Es gibt sonst auch kaum eine realistische Alternative", so Leifeld. "Wir werden hier aus der Not eine Tugend machen, aber klar ist auch, dass wir die Halle nur zum Teil mit dem Sleep-Segment füllen." Die restliche Fläche wird unter anderem mit dem Thema moderne Wohn- und Schlafraummöbel bestückt. Gleichwohl sei es der Kölnmesse wichtig, treuen Matratzen-Ausstellern einen Platz anbieten zu können, auch wenn sie keine Verbandsmitglieder seien, erklärt Leifeld.

Mit Blick auf die imm 2015 sei es für eine detaillierte Aussage zur Halle 9 zwar noch zu früh. Doch der Verbandsgeschäftsführer versichert: "Wir bekommen auf jeden Fall wieder eine sehr gute Halle 9 und haben hier unsere Hausaufgaben gemacht." Zwischenzeitlich eingeworfene Vorschläge wie beispielsweise ein Umzug in die größere Halle 6 hält der Verbands-Geschäftsführer für nicht praktikabel. Leifeld: "Auch die muss man erst einmal füllen können - und das traue ich uns auf längere Sicht nicht ohne weiteres zu."

Aus Sicht von Georg Lörz von Recticel soll eine Messe in erster Linie eine Plattform für Innovationen und Neuheiten sein: "Unsere Produkte sind technisch anspruchsvoll und zeitintensiv in der Entwicklung. Daher investieren wir mit Leidenschaft Zeit in die Vermarktung und den Vertrieb, damit sich unsere Produkte langfristig am Markt etablieren", so der General Manager. Die positiven Erfahrungen der diesjährigen imm Cologne bestärkten die Unternehmensführung in dieser Strategie, heißt es bei Recticel.

Der Konzern hatte zuletzt mit der Einführung der innovativen Bridge-Technologie von Swissflex und der Marke Geltex inside auf sich aufmerksam gemacht und nach eigenen Angaben damit bereits große Abverkaufserfolge erzielt. "Statt im Jahr 2015 weitere Neuheiten einzuführen, konzentriert sich der Konzern voll und ganz auf die weitere Marktetablierung dieser hochinnovativen Produkte durch umfassende Marketingaktivitäten", teilt Recticel mit.

Eine Haltung, die der Geschäftsführer des Matratzenverbandes nachvollziehen kann. "Wir können den Unternehmen ja schlecht sagen, dass sie jedes Jahr unbedingt irgendwelche Innovationen präsentieren müssen, um hier einen Stand zu kriegen", erklärt Leifeld, fügt aber hinzu: "Was häufig verloren geht ist aber das Bewusstsein, dass man auch ein Image zeigt, wenn man auf die Messe geht."
aus Haustex 07/14 (Wirtschaft)