Interview des Monats: Erich Werkmeister, Henstedt/Ulzburg
"Konzentration auf den Bettenfachhandel bleibt der rote Faden unserer Vertriebspolitik
Im März übernahmen Michael Sailer, Claus Brandtner und Jens Anweiler den Matratzen- und Unterfederungs-Hersteller Erich Werkmeister vom langjährigen Inhaber Uwe Saenger, der das renommierte Unternehmen aus Altersgründen in neue Hände legen wollte. Nach Ablauf der üblichen 100tägigen Schonfrist traf sich die Haustex mit den drei Geschäftsführern, um mit ihnen über die neue Situation zu sprechen. Wie kam es zu dem Wechsel in der Geschäftsspitze? Was versprechen sich die drei von der Übernahme des Unternehmens? Wird es Veränderungen in der unternehmerischen Strategie oder der Produktphilosophie geben?
Haustex: Herr Sailer, als Sie 2008 als Verkaufsleiter von Swissflex zu Werkmeister wechselten, stand damals schon die Option im Raum, dass Sie eines Tages Uwe Saenger als Inhaber von Werkmeister folgen könnten?
Michael Sailer: Ich kam über ein Headhunting-Unternehmen zu Werkmeister. In den ersten Gesprächen wurde zwar erwähnt, dass die Nachfolgefrage nicht endgültig geklärt sei, vorrangige Option in den Gesprächen mit dem Inhaber Uwe Saenger war jedoch die Chance auf die Aufnahme in die Geschäftsführung. Nach zwei, drei Jahren konkretisierte sich dann die Möglichkeit, dass ich als Gesellschafter in das Unternehmen einsteigen könnte. Aber mir war klar, dass ich die Übernahme finanziell wie aufgabentechnisch nicht alleine würde stemmen können. Ich bin ein in der Wolle gefärbter Vertriebsmann, benötige insofern Unterstützung in den übrigen Aufgaben, die Herr Saenger in einer Person virtuos beherrschte. Mir fehlte also anfangs der entsprechende Partner für eine Übernahme. Ende 2012 konkretisierte sich dann die Idee, als Claus Brandtner und Jens Anweiler Kontakt mit Herrn Saenger aufnahmen.
Jens Anweiler: Saenger kannte mich von Eurofoam als Lieferant von Schäumen für Werkmeister und hatte mich vor einigen Jahren gefragt, ob ich Interesse hätte, in sein Unternehmen mit einzusteigen. Auch mir war die Sache damals aber allein eine Nummer zu groß. Ich wiederum kannte Claus Michael Brandtner als Kunden in seiner Zeit bei deSede, einem weiteren Kunden von Eurofoam. Vor ziemlich genau zwei Jahren saßen wir zusammen beim Kaffee und diskutierten über verschiedene Optionen. Mir fiel sofort wieder das Angebot von Uwe Saenger ein. Ich hielt Werkmeister damals schon für ein interessantes und gut geführtes Unternehmen und nach einiger Diskussion beschlossen wir, bei Werkmeister beziehungsweise Saenger nachzufragen, ob das Angebot noch gelten würde.
Haustex: Welche Rolle spielte die Tatsache, dass sowohl Sie, Herr Sailer, als auch Sie, Herr Brandtner, bei Swissflex gearbeitet haben?
Brandtner: Weniger als Sie denken. Wir hatten zwar eine zeitliche Überschneidung während unserer Tätigkeit für Swissflex, aber Michael Sailer kannte ich damals eher flüchtig. Wir hatten damals nur wenige Berührungspunkte. Allerdings kamen Jens Anweiler und ich recht schnell zu der Auffassung, dass die Kombination aus uns dreien, einschließlich Michael Sailer, die ideale Gesellschafter-Konstellation darstellen könnte.
Anweiler: Ich kannte Michael Sailer und seine Bedeutung für das Unternehmen ja durch unsere langjährigen Geschäftsbeziehungen zwischen Eurofoam und Werkmeister. Er ist für das Unternehmen der Vertriebsexperte und die Identifikationsfigur für unsere Kunden auf dem deutschen Markt. Außerdem kannte er das Unternehmen als Prokurist sehr eingehend.
Sailer: Während der Möbelmesse 2013 in Köln haben wir uns dann fast konspirativ in einem Hotel getroffen, um zu sehen, ob es auch menschlich untereinander klappen würde. Danach haben wir die Gespräche mit Herrn Saenger intensiviert. Ende 2013 waren wir uns nach zahlreichen Verhandlungsrunden im Grunde genommen einig. Es brauchte dann aber noch ein paar Monate, bis auch die Juristen die Verträge ausformuliert hatten.
Brandtner: Es gab während der gesamten Übernahmephase einige wichtige Momente. Der eine war sicherlich das Treffen in Köln, bei dem wir erkannt haben, dass einer allein das Projekt nicht so gut stemmen könnte wie wir gemeinsam. Bei Jens Anweiler ist großes Wissen in Sachen Schaum vorhanden. Michael Sailer bringt das Marktwissen mit und ich bin der Produktions-, Zahlen- und Datenmensch. Uns ist es damals wie Schuppen von den Augen gefallen, dass wir das ideale Gespann bilden, analog zur früheren Konstellation mit Saenger, Rawald und Sailer.
Haustex: Wie muss man sich so einen Verhandlungsprozess eigentlich vorstellen?
Brandtner: Wir hatten das Glück, dass wir auf die Beratungsgesellschaft RQP in Kiel gestoßen sind. Sie hilft Existenzgründern oder Unternehmensnachfolgern während des Übernahmeprozesses. Die RQP hat uns deshalb Leute an die Seite gestellt, die uns perfekt darauf vorbereitet haben, was uns während des gesamten Verhandlungsprozesses erwartet.
Wir wurden so hervorragend vorbereitet, dass es seitens der Verhandlungspartner keinerlei Rückfragen gab. Unser Business-Plan ist für uns in unserer Arbeit auch heute noch unsere Bibel. Und auch in den Verhandlungen mit der Gegenseite, die auch sehr professionell und tough agierte, war die Unterstützung äußerst hilfreich. Dieser Prozess ist persönlich aufreibend genug, da ist es sehr wichtig, wenn man Experten unterstützend an der Seite hat.
Haustex: Wie sind die Aufgabenbereiche zwischen Ihnen drei verteilt? Sind Sie aufgrund Ihres Know-hows über Schäume für die Produktentwicklung zuständig, Herr Anweiler?
Anweiler: Ich bin von Haus aus kein reiner Materialmann, sondern auch ein Vertriebsmann. Ich kümmere mich daher um den strategischen Einkauf der Schäume und um den Export, der bisher bei Werkmeister so gut wie gar nicht forciert wurde und bei nahezu null liegt. Die Produktentwicklung koordinieren wir drei gemeinsam. Michael Sailer verantwortet nach wie vor den Vertrieb Deutschland, Marketing und Produktmanagement. Claus Brandtner ist in der Geschäftsführung verantwortlich für Finanzen, Produktion, Fertigungstechnik, Logistik.
Haustex: Welche Unternehmensteile haben Sie im März übernommen, auch die Gebäude? Spielt Uwe Saenger noch eine Rolle im Unternehmen?
Sailer: Wir haben das Unternehmen komplett übernommen. Herr Saenger hat sich ganz von Werkmeister getrennt, das war für ihn auch von Anfang an klar. Schließlich wird er im September 80 Jahre alt. Die Geschäftsanteile gehören nun zu gleichen Teilen den drei Gesellschaftern.
Brandtner: Man muss andererseits bedenken, dass Saenger hier in Henstedt-Ulzburg mit 74 noch einmal einen neuen Firmensitz gebaut hat. In dem Alter haben sich die meisten schon zur Ruhe gesetzt. Chapeau!
Haustex: Gewiss. Allerdings wird er auch strategisch daran gedacht haben, die Braut hübsch zu machen, um sie später gut verkaufen zu können.
Anweiler: Aber zwischen hübsch machen und vergolden besteht doch ein großer Unterschied. Und bei Werkmeister ist definitiv das Letztere der Fall gewesen. Ich bin viel herum gekommen in der Branche, aber die Gegebenheiten, die Produktionsmöglichkeiten, die uns hier zur Verfügung stehen, so etwas bietet sich einem ganz selten.
Haustex: Die ersten 100 Tage liegen für Sie als neue Inhaber hinter Ihnen. Wie weit sind Sie mit der Umsetzung Ihres Business-Plans inzwischen vorangekommen?
Brandtner: Unsere Orientierungsphase ist abgeschlossen, wir sind jetzt mitten drin in der kreativen Phase. Erste Ergebnisse werden wir demnächst auch schon zeigen, ein Facelift der Matratzen-Kollektion. Sie wird Ende des Jahres in den Verkauf gehen.
Sailer: Aus diesem Grund sind wir von unserem üblichen Zwei-Jahres-Rhythmus abgewichen und extra einige Monate nach hinten gerückt. Eigentlich wäre bereits das Frühjahr der übliche Zeitpunkt dafür gewesen. Unsere Kunden fragen uns inzwischen auch schon nach Neuheiten.
Haustex: Was war Ihre Motivation zur Übernahmen von Werkmeister?
Brandtner: Ich war schon einmal selbständig und wollte gerne wieder etwas Eigenes machen. Die Kinder sind aus dem Haus, und da ich früher immer schon viel unterwegs und nie sehr standortbezogen gelebt habe, war für mich der Wechsel in den Norden kein Thema. Und die Selbständigkeit macht unheimlich viel Spaß, sie ist für mich ein riesen Ansporn: unternehmerisch erfolgreich zu sein, aber auch dem Unternehmen ein Stück eigene Handschrift mitzugeben. Und weiter in die Zukunft gedacht, ist das Unternehmen unter Umständen und bei Interesse auch eine Plattform für die Kinder.
Haustex: Eine Unternehmensübernahme ist allerdings verbunden mit einem guten Stück Risikobereitschaft.
Brandtner: Natürlich. Aber no risk, no fun, heißt es so schön. Daher war es ja auch so gut, dass wir die Dreierkonstellation gefunden haben.
Anweiler: Das Risiko hält sich für uns in Grenzen. Als verantwortungsvoller Unternehmer muss man auch mal weiter denken, Risiken abchecken. Und bei dem Know-how, das wir drei mitbringen, sind wir in dieser Zusammensetzung auch für den Fall gewappnet, dass einer von uns länger oder ganz ausfällt. Dieses Geschäft braucht jemanden, der ständig vor Ort ist. Und das können wir unter allen Umständen gewährleisten.
Brandtner: Natürlich mussten wir einen Kredit aufnehmen, um die Kaufsumme aufbringen zu können. Aber keiner von uns musste dafür Haus und Hof verpfänden. Und die Relation zwischen Verschuldung und Gegenwert, den wir dafür erhalten, ist sehr gesund. Hinzu kommt: Bei den aktuell niedrigen Zinssätzen gibt es eigentlich keinen günstigeren Zeitpunkt, um etwas über Kredit zu finanzieren als heute. Außerdem haben wir ja auch zusätzlich Fördermittel erhalten.
Haustex: Wie bewerten Sie die Marktbedeutung und die Chancen von Werkmeister?
Sailer: Das Kundenbarometer der Haustex zur Matratze hat ja gezeigt, dass Werkmeister im Bettenfachhandel einen hervorragenden Stand hat. Aber das Potenzial der Marke ist noch lange nicht ausgeschöpft. Die Marke Werkmeister führt dennoch ein wenig ein Dornröschen-Dasein. Wir müssen und werden es jetzt aufwecken.
Brandtner: Das geht natürlich nur über einen modernen Auftritt nach außen und Korrekturen an manchen Produkten. Um nur ein Beispiel von vielen zu nennen: Die Unterfederungen bieten, unabhängig von der Funktion, durchaus noch Optimierungspotenzial, etwa beim Design. Wir werden daher als eine erste Maßnahme bei den Reguflex-Rahmen weggehen von der Wurzelholz-Optik.
Haustex: Wie hat sich Werkmeister wirtschaftlich in den vergangenen Jahren entwickelt? Kann ein Unternehmen, das sich mit seiner Marke komplett auf den Bettenfachhandel konzentriert, überhaupt noch im Umsatz wachsen, wo doch die Zahl der Bettenfachgeschäfte kontinuierlich sinkt?
Sailer: Uns ist es zumindest gelungen. Im letzten Haustex-Interview vor vier Jahren bezifferte Uwe Saenger den Umsatz noch auf einen hohen einstelligen Millionenbetrag. Den einstelligen Bereich haben wir bald darauf verlassen und sind seitdem kontinuierlich gewachsen.
Das Unternehmen steht im Vertrieb auf mehreren Füßen. Das wichtigste Standbein ist sicherlich das klassische Werkmeister-Handelsprogramm, unser Lieblingskind, da es unsere Marke transportiert. Dann gibt es diverse Verbandsprogramme und noch einige Hausprogramme, für Handelspartner, die sich verbandsunabhängig zusammen getan haben, beispielsweise in einer Erfa-Gruppe. Auch dies im Vergleich zum Wettbewerb eine Stärke von uns. Aber alle unsere Kunden kommen aus dem stationären Bettenfachhandel. Und nicht zu vergessen unser Kissen-Geschäft, mittlerweile ein sehr starkes Segment. Auf diesen vier Säulen ruht das Unternehmen.
Haustex: Welche der vier Bereiche haben sich in der Vergangenheit besonders gut entwickelt?
Sailer: Im Vergleich zu 2011 hat sich der Umsatzzuwachs ziemlich gleichmäßig auf alle vier Segmente verteilt, die Umsatzanteile sind nahezu gleich geblieben, mit einem leichten Vorteil bei den Kissen.
Haustex: Was ist mit dem traditionellen Geschäft der Schiffs-Ausstattung?
Anweiler: Ruht derzeit aus Kapazitätsgründen im Vertrieb, aber ich möchte es gerne wieder beleben. Das ist mein Part. Da kam Werkmeister ja ursprünglich her.
Haustex: Welche Stärken sehen Sie im Unternehmen Werkmeister?
Sailer: Unser ganz großes Plus, neben Zutaten in höchsten Qualitäten, einer modernen Produktion und hoher Lieferzuverlässigkeit ist unser jahrelanges Bekenntnis zum Fachhandel. Werkmeister-Produkte sind nicht auf der Großfläche zu finden, auch nicht als anonyme Ware. 98 Prozent der Kunden sind im Bettenfachhandel zu finden, der kleine Rest sind Bettenfachabteilungen in Inhaber geführten, mittelständischen Möbelhäusern. Diese Treue wird im Handel auch honoriert, sie ist eine unsere Grundfesten und wird auch hundertprozentig in Zukunft so bleiben. Wenn wir auch nur scheinbar dieser Maxime untreu würden, würden wir das Unternehmen in seiner Basis ins Wanken bringen. Was im Ausland und eventuell im Objektgeschäft passiert, steht natürlich auf einem anderen Blatt und berührt den heimischen Markt nicht.
Anweiler: Wir werden den angestammten Pfad der Konzentration auf den qualifizierten Bettenfachhandel bei Werkmeister auch in Zukunft nicht verlassen. Dies ist und bleibt der rote Faden unserer Vertriebspolitik.
Haustex: Welche Ziele haben Sie sich bei Eintritt ins Unternehmen auf Ihren Business-Plan gesetzt?
Brandtner: An oberster Stelle steht oder stand vielmehr die Übernahme des Geschäftsgangs so reibungslos und nach außen so wenig spürbar wie möglich. Das Tagesgeschäft sollte so reibungslos wie möglich gestaltet werden, sodass unsere Handelskunden davon gar nichts spüren. Ich denke, das ist uns ganz gut geglückt.
Haustex: Nun mag man sich denken, dass so ein Unternehmen so gut eingespielt ist, dass es ohne Weiteres auch unter neuer Führung so weiter läuft. Schließlich ist Michael Sailer doch die Konstante in der Geschäftsleitung.
Brandtner: So eine Übernahme war für uns intern auf jeden Fall spannend, da wir manche Organisationsstruktur nicht kannten. Sie müssen sich vorstellen, dass die Kenntnisse über das komplexe System Werkmeister im Wesentlichen beim Inhaber vorhanden waren. Wenn er auf die Zahlen geschaut hat, wusste er genau, worauf es dabei ankam. Das sind Kenntnisse über die Unternehmensstruktur, die wir nicht in der Form hatten, selbst Michael Sailer nicht. Dort hineinzuwachsen, ohne dass der Führungswechsel nach außen spürbar wurde, das war schon recht spannend.
Haustex: Und wie geht es jetzt weiter?
Brandtner: Wir haben im Unternehmen zahlreiche Optimierungspotenziale erkannt, welche die Prozesssicherheit und den hohen Qualitätsstandard sichern können. Die Technik entwickelt sich weiter und unser Wissen, von außen ins Unternehmen gebracht, führt zu Veränderungen, die dem Unternehmen im Ganzen gut tun. Hochwertige Zutaten bleiben ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Werkmeister-Produkte.
Haustex: Welche Folgen hat das für Ihre Kunden?
Sailer: Nur positive. Wie erwähnt, werden wir Ende des Jahres mit einer überarbeiteten Matratzenkollektion auf den Markt kommen. Da ist noch nichts Revolutionäres zu erwarten, sie hat ein Facelifting erfahren. Wir sind dabei auch auf Wünsche eingegangen, die von unseren Kunden geäußert wurden.
Bei den Unterfederungen ist es mehr als nur ein Facelifting, wodurch wir sicherlich wieder etwas stärker im Gespräch der Branche sein werden. Es betrifft neben dem neuen Farbklima, also der Abkehr von der Wurzelholz-Optik, auch die Antriebstechnik und die Handsender zum Beispiel. Und nicht zuletzt werden wir mit einem neuen Einstiegsmodell kommen, sodass wir auch die günstigeren Matratzen mit einem preislich passenden Rahmen ergänzen können.
Und in einem weiteren Schritt werden wir im nächsten Jahr noch ein größeres Projekt bei den Unterfederungen vorstellen, das deutlich mehr als nur einem Facelift entspricht. Sie können aus unseren Schilderungen vielleicht erkennen, dass der Bereich Forschung+Entwicklung mit dem Eintritt der beiden neuen Gesellschafter ein ganz anderes Niveau erreicht hat.
Haustex: Die Struktur des Produktprogramms bleibt bestehen?
Brandtner: In diesem Turnus ja. Aber natürlich haben wir in den letzten vier Monaten intensiv die aktuelle Klassifizierung und Strukturierung der Sortimente analysiert und an ihr gearbeitet. Dazu haben wir unser Datensystem ergänzt und ausgeweitet, sodass wir nun über eine gute Vernetzung von Kennzahlen verfügen.
Anweiler: Wir bekennen uns bei den Matratzen generell ganz klar zum Raumgewicht und werden das noch deutlicher zum Ausdruck bringen. Wir werden in Zukunft darum im Kern kein geringeres Raumgewicht als 50 mehr anbieten. Das RG 40 wie bisher wird es nicht mehr geben. Die Einstiegsklassen überlassen wir den anderen, denn unsere Wettbewerber werden diesen Schritt nicht gehen.
Sailer: Eine Matratze unter der Marke Werkmeister mit einem Raumgewicht unter 50 wird es somit nicht mehr geben. Wer so etwas haben möchte, bekommt es von uns zwar auch weiterhin, aber nur als Verbands- oder Hausmodell.
Haustex: Die Stärke von Werkmeister sind derzeit die Schaummatratzen. Denken Sie daran, auch andere Technologien ins Programm zu nehmen?
Brandtner: Natürlich reden wir auch über Federkerne und Taschenfederkerne. Wann und wie wir das dann im Programm umsetzen werden, kann ich derzeit nicht sagen.
Sailer: Die Taschenfederkernmatratze gewinnt am Markt an Bedeutung und der Markt äußert uns gegenüber stark den Wunsch, bei Werkmeister auch Federkernmatratzen kaufen zu können. Die Tendenz im Handel, sich bei den Matratzenlieferanten auf ein, zwei Starke zu konzentrieren, die einem alles bieten, ist außerdem nicht wegzudiskutieren. Es war von daher für uns ein klares Signal, uns damit zu beschäftigen. Das gilt auch für Latex. Durch die hohe Zahl von Latex-Kissen ist es für uns ein Leichtes, auch die Latexmatratzen, die wir bereits anbieten, zu stärken.
Brandtner: Keine Frage, das gesamte Sortiment steht derzeit auf dem Prüfstand. Wir sind auch an neuen Verfahrenstechniken und Konstruktionen dran. Aber derzeit ist es noch zu früh, konkreter zu werden. Was ich vielleicht schon sagen kann, ist dass wir künftig flexibler bei der Verwendung der Matratzenbezüge agieren werden, während wir bisher einen bestimmten Bezug auch einer bestimmten Matratzen-Reihe zugeordnet hatten.
Haustex: Und was sagen Sie zum gegenwärtigen Mega-Thema Boxspring-Betten? Wird es so etwas demnächst auch von Werkmeister geben?
Brandtner: Boxspring ist bei uns aktuell nicht auf der Agenda. Wir werden dieses Thema in den nächsten zwei Jahren gewiss nicht angehen. Es gibt für uns andere Produktideen, die ganz klar höhere Priorität haben.
Anweiler: Man muss auch nicht auf jeden Zug aufspringen. Werkmeister kommt aus dem Schaumbereich, warum sollten wir jetzt mit einem Boxspring-Bett aufwarten? Da wartet niemand auf uns. Taschenfederkern-Matratze ist etwas anderes. Das könnte passen.
Haustex: Wenn Sie alles auf den Prüfstand stellen - wird es auch auf der Beschaffungsseite Veränderungen geben?
Brandtner: Wir haben eine Einordnung in A-, B- und C-Lieferanten vorgenommen, und es gibt sicherlich auch Gespräche mit Lieferanten über Optimierungsmöglichkeiten, aber wir sind in diesem Punkt nicht von Kostenoptimierungen getrieben. Wir stehen eher im Dialog, um Produkt- oder Zubehörverbesserungen zu erreichen. Zum Teil sind auch schon erste Dinge umgesetzt worden.
Aber so revolutionäre Dinge wie die Verlagerung von Näharbeiten nach Osteuropa oder Ähnliches, das ist nicht unser Stil. Es bleibt bei "Made in Germany". Es geht vielmehr um Aufgaben, die uns der Markt stellt, angefangen bei der Haptik, über die Verbesserung des Pillingverhaltens, bis zur Reduzierung von Fadenziehern. Einfach Detailarbeit. Diese Punkte haben wir aufgenommen und mit unseren Lieferanten diskutiert.
Anweiler: Wobei wir die Kontinuität in der Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Partnern schon präferieren, um das klarzustellen. Wir setzen auf sie. An oberster Priorität stehen qualitativ hochwertige und einwandfreie Produkte. Da sind wir kompromisslos.
Haustex: Gehen wir weg vom Produkt, hin zum Auftritt der Marke an sich. Denken Sie an eine Überarbeitung des Markenauftritts von Werkmeister?
Sailer: Wir hatten erst kürzlich unsere Agentur im Haus, um mit ihr darüber zu sprechen. Zum Jahresende, mit dem Start der neuen Kollektion, werden wir auch in diesem Punkt kleine Anpassungen vornehmen. In einem zweiten Schritt gilt es, den Auftritt etwas zu modernisieren, ohne unsere Basics zu verlassen. Wir haben da Handlungsbedarf, Stichwort Dornröschen. Der neue Markenauftritt wird sicherlich auch im kommenden Jahr umgesetzt. Da es sich dabei um ein rundes Marketing-Paket handeln wird, benötigen wir beziehungsweise benötigt die Agentur etwas Zeit.
Haustex: Wäre die Möbelmesse nicht ein ideales Forum für Sie, Werkmeister 2.0 vorzustellen?
Sailer: Für den deutschen Markt sehen wir auch weiterhin keine große Notwendigkeit, nach Köln zu gehen. Die Messe ist für uns daher aktuell noch kein Thema. Aber wir sprachen ja davon, den Export aufzubauen, und wenn wir da aus den Kinderschuhen heraus sind, könnte eine Messebeteiligung durchaus sinnvoll sein. Vorerst reichen uns allerdings auch die Verbandsmessen. Nicht zu vergessen unsere Hausmesse, die wir in diesem Jahr vielleicht in einer anderen Form präsentieren werden.
Haustex: Was macht Ihnen bei Werkmeister am meisten Spaß?
Sailer: Zu erleben, wie gut die Geschäftsführung miteinander harmoniert. Wenn ich mir anfangs hätte wünschen können, welche Kollegen-Typen mir zur Seite stehen sollten, dann wäre es so einer wie Claus Brandtner gewesen, der Ahnung von Fertigungstechnik und Produktionplanung hat, also Dingen, die bei uns bisher eher so nebenher gelaufen sind. Und ein ausgewiesener Schaumexperte wie Jens Anweiler ist natürlich auch Gold wert. Insofern stimmt mich die Konstellation, wie wir uns gefunden haben, total happy.
Brandtner: Was mir unheimlich Freude macht: Die Belegschaft reagiert sehr, sehr wohlwollend auf die neuen Inhaber. Sie freuen sich, dass sich viel bewegt im Unternehmen und ziehen voll mit. Die Leute wissen inzwischen wie wir ticken und die positiven Feedbacks, die von ihnen zurück kommen, machen mir jeden Tag aufs neue Spaß. Das ist das eine. Das andere ist die Tatsache, dass wir praktisch täglich Fortschritte erzielen bei den Erkenntnissen über das Unternehmen und daraus Maßnahmen ableiten, um es weiter zu entwickeln.
Anweiler: Brandtner und ich kommen aus Konzernen. Dort ist es selbstverständlich, sämtliche notwendigen internen Informationen praktisch per Knopfdruck zu erhalten. Das war hier zum Zeitpunkt unseres Eintritts nicht der Fall. Dort war viel auf Excel-Tabellen zusammengefasst, die man sich mühsam zusammenzusuchen musste. Wir haben einen neuen Server angeschafft und in einem Gewaltakt das gesamte Berichtswesen systematisiert und vereinheitlicht und sind damit ein, wenn nicht zwei Level höher gekommen. Das erleichtert uns die Arbeit enorm und macht sie transparenter.
Sailer: Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen - wir haben in den letzten Monaten sehr viel in die betriebliche Infrastruktur investiert um moderner zu werden. Das bringt uns Prozesssicherheit und unseren Kunden eine noch höhere Zuverlässigkeit.
Haustex: Es muss für Sie doch wahnsinnig intensiv gewesen sein, sich mit dem Eintritt ins Unternehmen einen Überblick über den Stand des Unternehmens zu verschaffen und anschließend eine Prioritätenliste der anstehenden Aufgaben zu erstellen.
Brandtner: Das ist es immer noch, aber inzwischen haben wir eine vernünftige Arbeitsbasis geschaffen. Unsere umfangreiche to-do-Liste arbeiten wir jetzt sukzessive ab. Dabei macht es auch Freude zu erleben, wie die Mitarbeiter reagieren. Ich habe beispielsweise eine Schulung zum Thema Projektmanagement abgehalten. Das war für die Leute hoch interessant, die sind hoch motiviert und lechzen förmlich nach Input. Und wir bekommen umgekehrt auch von unseren Mitarbeitern Input, teilweise zu Themen, die uns gar nicht bewusst waren.
Sailer: Wir haben jetzt eine ganz andere Dynamik im Unternehmen als vor dem Inhaber-Wechsel. Und dieser frische Wind macht unseren Mitarbeitern richtig Spaß, wie mir erst kürzlich mehrere Kollegen bescheinigten.
Haustex: Vorher gab es einen Geschäftsführer, heute sind es deren drei, die ein entsprechendes Geschäftsführer-Gehalt beziehen. Inwieweit beeinflusst diese Tatsache die finanzielle Leistungskraft des Unternehmens?
Brandtner: Wir belasten das Unternehmen durch unsere Gehälter wirklich nicht über Gebühr. Unsere Planungen basieren auf den Zahlen von 2012, zu der Zeit gab es die Konstellation mit Saenger, Rawald und Sailer. Unsere Maxime ist es, dass die Kostenstruktur der neuen Geschäftsführung höchstens gleich oder gar niedriger sein sollte. Und so ist es auch jetzt, obwohl wir inzwischen das Jahr 2014 schreiben.
Wir beziehen sicherlich ein gutes Einkommen, keine Frage. Aber unser Ziel ist es, den Unternehmenswert zu steigern, so dass wir über die Wertsteigerung unserer Unternehmensanteile eines ferneren Tages profitieren und gut davon leben können, wenn wir aus dem Unternehmen austreten oder es an Erben weitergeben.
Werkmeister - in Kürze
Erich Werkmeister GmbH & Co. KGSiebenstücken 3-5
24558 Henstedt-Ulzburg
Postfach 1126
24547 Henstedt-Ulzburg
Tel.: 04193/77 94 6-0
Fax: 04193/77 94 6-99
Internet:
www.werkmeister-matratze.de E-Mail: info@erichwerkmeister.de
Geschäftsführer: Jens Anweiler, Claus Brandtner, Michael Sailer
Mitarbeiterzahl: ca. 60
Umsatz: niedriger zweistelliger Millionenbetrag
Produkte: Matratzen, Nackenstützkissen, Kindermatratzen, Unterfederungen
Marken: Werkmeister, Therasan, Reguflex
Schaumklassen: Bellasan (RG 40), Aerosan (RG 50), Nautiflex (RG 55), Premium Pur (RG 70)
Produktionsstandort: Henstedt-Ulzburg
aus
Haustex 09/14
(Wirtschaft)