Verband der deutschen Möbelindustrie
Schramm kritisiert Subventionen für polnische Schlafmöbelhersteller
Köln. Die deutsche Möbelindustrie hat im 1. Halbjahr 2014 ein Umsatzplus in Höhe von 1,6 Prozent erzielt. "Damit tritt unsere Branche derzeit wirtschaftlich auf der Stelle", erklärte Axel Schramm, Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, bei der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz des Verbandes in Köln. "Dies wird sich nach unserer Einschätzung bis zum Jahresende auch nicht wesentlich ändern, so dass wir an unserer Prognose festhalten und von einer "schwarzen Null" für das Gesamtjahr 2014 ausgehen."
Die einzelnen Segmente entwickelten sich nach Angaben des Verbandes dabei sehr unterschiedlich. Einen wichtigen Beitrag zum Gesamtergebnis leisteten die Matratzenhersteller mit einem deutlichen Umsatzplus in Höhe von 8,7 Prozent auf rund 384 Mio. Euro.
Auffällig sei, dass diese eher unterdurchschnittliche Entwicklung der deutschen Möbelindustrie in einem insgesamt sehr guten Marktumfeld in Deutschland stattfindet: günstige Verbraucherstimmung, robustes Wirtschaftswachstum, eine sehr dynamische Beschäftigungslage und steigende Einkommen. "Zudem sind die Zinsen niedrig und das Bauaufkommen hoch", so Schramm. "Doch wir schaffen es noch nicht, uns gegen unsere Konkurrenten im Kampf um das Portemonnaie des Verbrauchers erfolgreich zu behaupten."
Möbelkauf müsse als Teil des Lifestyles, als Herzensangelegenheit angesehen werden: "Qualität statt über den Discount abgewickelte unbedeutende Massenware", so der VDM-Präsident. "Das geht nur gemeinschaftlich mit dem Handel: etwa durch zielgruppenspezifische Präsentationen. Wir müssen es schaffen, nicht nur über den Preis, sondern über Argumente zu verkaufen."
Welche Schwierigkeiten dabei auf dem Weg liegen, machte Schramm anhand eines Beispiels aus dem Bereich der EU-Subventionen deutlich. Der VDM bemühe sich derzeit im Rahmen einer offiziellen Beschwerde bei der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission um faire Marktchancen. "So haben wir Beschwerde gegen die Subventionen an die polnische Möbelindustrie eingereicht. Diese richtet sich gegen Beihilfen für den Kauf beziehungsweise die Modernisierung von technischen Anlagen zur Herstellung von Kastenmöbeln im Rahmen des Europäischen Strukturfonds."
Insgesamt, so die Argumentation des Verbandes, haben die Subventionen in Polen dazu beigetragen, dass sich die Importmenge polnischer Schlafzimmer in Deutschland zwischen 2008 und 2013 verdoppelt hat. Der Marktanteil polnischer Hersteller für Schlafzimmermöbel insbesondere im Mitnahmebereich sei in einzelnen Preissegmenten auf mittlerweile fast 40 Prozent angestiegen.
Schramm: "Obwohl sich die Beschwerde offiziell gegen Subventionen aus der vergangenen Förderperiode der Jahre 2008 bis 2013 richtet, erhoffen wir uns von unserer Argumentation eine stärkere Sensibilisierung der europäischen Vergabestellen für neue Subventionsanträge des Förderzeitraums 2014 bis 2020. Insofern setzen wir eher auf eine intensivere und kritischere Prüfung der in Polen vergebenen Strukturfondsmittel in der Zukunft denn auf eine Rückzahlung der in der Vergangenheit vergebenen Subventionsmittel."
aus
Haustex 09/14
(Wirtschaft)