Mega: Interview mit Volker König, Jan-Stefan Rohde und Ines Buchholz

"Als berufsständisches Unternehmen ist unsere Geschäftspolitik nur dem Handwerk verpflichtet"


Fachkräftemangel, schrumpfender Markt, eine sich wandelnde Produktnachfrage - neben den konjunkturellen Schwankungen steht die Mega noch vor einer ganzen Reihe zusätzlicher Herausforderungen. Wie agiert der bundesweit präsente, handwerkseigene Großhändler in diesem Umfeld? Das erklären der Vorstandsvorsitzende Volker König, die Prokuristin und Marketing-Bereichsleiterin Ines Buchholz sowie der Produktleiter Bodenbeläge Jan-Stefan Rohde im Gespräch mit den BTH Heimtex-Redakteuren Michael Steinert, Cornelia Küsel, Jochen Lange und Thomas Pfnorr.


BTH Heimtex: Das vergangene Jahr ist für den Großhandel in Deutschland nicht erfreulich verlaufen. Auch die Mega erlitt leichte Absatzrückgänge. Wie steuern Sie gegen?

Volker König: Ein Unternehmen, das wie wir in langen Zyklen denkt und handelt, hält die Delle aus. Wir halten an unseren Konzepten und unserem Personal fest.

Da der gesamte Markt zunehmend unter Facharbeitermangel leidet, müssen wir langfristig denken. Wir gehen davon aus, dass die kommenden Jahre spannend bleiben werden.

Von 2004 bis 2011 hat sich die gesamte Branche sehr gut entwickelt. Nun zeichnet sich doch zunehmend ein Seitwärtsbewegung im Markt ab. Die Branche bewegt sich im Wesentlichen auf dem Niveau von 2011 - was den Umsatz angeht -, während der Absatz eher zurückgegangen ist. Damit müssen alle leben. Doch werden sich dadurch auch Chancen für die eine oder andere Akquisition ergeben.

BTH Heimtex: Sie sehen die Branche also vor schwierigen Zeiten?

König: Für die Lieferanten des Handwerks wirkt sich insbesondere der demografische Wandel aus. Die Auftragslage ist zwar in den meisten Handwerksbetrieben gut. Aber beispielsweise von den einst 250.000 bis 260.000 Beschäftigen im Malerhandwerk fehlen mittlerweile 50.000 bis 60.000 Handwerker. Die Auszubildendenzahlen haben sich darüber hinaus in den vergangenen Jahren halbiert.

Erschwerend kommt hinzu, dass trotz zurückgehender Mitarbeiterzahl die Zahl der Betriebe zunimmt, weil sich viele Beschäftigte selbstständig machen. So geben immer mehr Betriebe an der Baustelle einen Preis ab, aber immer weniger Handwerker können die Arbeiten ausführen. Die Folge sind steigende Lohnkosten und angesichts des nach wie vor zunehmenden Wettbewerbs Preisverfall.

BTH Heimtex: Wie sieht es im Großhandel aus?

König: Der Großhandel wird mit einem veränderten Produktmix konfrontiert. Wir müssen sehen, welche Produkte derzeit nachgefragt werden und welche Wertschöpfung damit möglich ist. Derzeit ist das malertypische Dämmgeschäft fast zum Erliegen gekommen, während die Nachfrage nach Produkten für die Innengestaltung steigt. Auch der textile Boden leidet, während LVT wächst. Da gibt es deutliche Verschiebungen. Wir müssen abwarten, ob es sich dabei um vorübergehende Tendenzen handelt oder eine dauerhafte Veränderung.

BTH Heimtex: Wärmedämmung war doch der große Hoffnungsträger des Farbengroßhandels. Aber negative Berichte über WDVS haben die Nachfrage einbrechen lassen. Ist Innendämmung eine Alternative?

König: Innendämmung wird wichtiger, hat aber den Nachteil, dass der Raum kleiner wird. Außerdem zieht der Taupunkt in die Wand.

Auf der anderen Seite ist von Vorteil, dass jede Wohnung einzeln gedämmt werden kann; und das Material ist preiswerter als WDVS. Auf alle Fälle ist es ein Instrument der energetischen Sanierung. Und ohne die wird es eine Energiewende nicht geben.

Davon abgesehen: WDVS ist auf dümmliche Art in Verruf geraten. Immer wird nur das billigste Produkt und die billigste Ausführung als schlechtes Beispiel vorgeführt. Dabei kann man mit den am Markt befindlichen Systemen ohne weiteres jede Jugendstilfassade in den Schatten stellen. Bei allen bauphysikalischen Vorteilen gibt es bezogen auf die ästhetischen Ansprüche nahezu keine Einschränkung. Der Auftraggeber muss diesen Anspruch nur bezahlen wollen. Dieser Regelsatz gilt heute wie in alter Zeit.

Es ist gut, dass sich die Großen der Branche - Caparol, Baumit, Sto, Brillux - zusammengetan haben, um in Werbespots mit Ulrich Wickert darauf aufmerksam zu machen.

BTH Heimtex: Wie verteilen sich die Umsätze der Mega bezogen auf die verschiedenen Produkte?

König: Betrachten wir die Umsätze der Mega-Gruppe ohne ihre Beteiligungen und Kooperationspartner, gliedern sie sich ganz grob analog dem Tätigkeitsspektrum unserer Kunden: 40 % Farbe/Lacke, 30 % Bodenbeläge, 10 % WDVS/Ausbau, 10 % Wandbeläge, 10 % Werkzeug/Zubehör.

BTH Heimtex: Hat der Boden über alle Einzelprodukte hinweg inzwischen den größten Anteil am Umsatz?

König: Wir haben jenseits der genannten Gliederung 16 einzelne Produkthierarchien, von denen der Boden den größten Umsatzanteil hat. Hier machen wir unser Geschäft im Maler-, Bodenleger- und Raumausstattergeschäft. Das ist der Grund, dass sich dieser Produktbereich in den vergangenen Jahren bei uns so gut entwickelt hat.

Darauf reagieren wir auch ausbildungsmäßig. Wir qualifizieren fast 200 Mitarbeiter, weil der Boden für uns ein Wachstumsbereich ist, obwohl der Markt dafür insgesamt abnimmt. Aber nicht zuletzt der Maler sucht sich angesichts des Rückgangs im Bereich Fassadendämmung ein weiteres Betätigungsfeld, nämlich Boden.

BTH Heimtex: Welcher Bodenbelag wird am stärksten nachgefragt?

Jan-Stefan Rohde: Teppichboden ist immer noch sehr stark, aber fallend. Die meisten Zuwächse haben wir beim Designboden. Wir haben am Markt führende Kollektionen, die sehr gut angenommen werden. Dadurch haben wir auch einen hohen Anteil Vinyl. Allerdings verlieren wir dafür in anderen Segmenten. Wo Vinyl steigt, fallen CV, Kautschuk und homogene Beläge. Insgesamt aber sind wir mit dem Boden sehr zufrieden.

BTH Heimtex: Sie sagen, der Maler beschäftigt sich zunehmend mit Bodenbelägen. Hat er nicht schon immer Boden verlegt?

König: Der Maler sucht sich Nischen, er hat schon immer neue Tätigkeiten aufgenommen. Früher war er nicht in der Betonsanierung aktiv, Wärmedämmung gab es nicht, Boden hat er mitgemacht, für das Tapezieren war der Raumausstatter zuständig. In Summe ist der Maler ein Allround-Handwerker. Das macht es ihm leicht, neue Tätigkeitsfelder aufzunehmen.

BTH Heimtex: Kann der Bodenleger etwas vom Maler lernen? Immerhin hat der es ja geschafft, sich gegenüber dem Endverbraucher als Allrounder zu etablieren. Wenn er die Wände streicht, wird er auch gefragt, ob er das Bodenlegen mit übernimmt.

Rohde: Ich glaube nicht, dass ein Berufsstand etwas von einem anderen lernen kann oder sollte. Vielmehr muss sich jeder seinen Markt suchen. Das ist ein Wettkampf derart vieler Konzepte, dass man den Vergleich eher auf betrieblicher Ebene suchen sollte. Wenn man überhaupt eine generelle Einschätzung abgeben möchte, dann die, dass das Malerhandwerk extrem anpassungsfähig und flexibel auf neue Marktentwicklungen reagieren kann. Diese Chance kann sich aber jedes Handwerk erarbeiten.

BTH Heimtex: Sie erwähnten, dass die Zahl der Malerbetriebe die der Bodenleger deutlich übertrifft. Bildet das Malerhandwerk nach wie vor zu viel Nachwuchs aus?

König: Ob tatsächlich über Bedarf ausgebildet wurde, kann ich nicht bewerten. Heute ist das ganz sicher nicht mehr der Fall. Der Kampf um die jungen Leute wird extrem. Wer sich am besten aufstellt, gewinnt ihn. Die Personalentwicklung wird die Kostenstrukturen verändern. Letztlich wird sich der demografische Wandel als Wachstumsbremse erweisen. In dieser Situation sollte sich auch das Handwerk selbstbewusster präsentieren. Es bietet doch eine große Bandbreite an Möglichkeiten.

BTH Heimtex: Könnten aufgrund dieser Situation andere Gewerke als zukünftige Kundengruppen für Sie interessant werden?

König: Wir sind ein berufsständisches Unternehmen, gehören also unseren Kunden, und werden deshalb an unserer angestammten Klientel festhalten: Maler, Raumausstatter, Bodenleger und Stuckateure. Aber die Trennung zwischen den Gewerken verwischt zunehmend. Die Ausbauberufe überlagern sich. Einen ebenen Untergrund für Designbeläge kann heute der Bodenleger hinbekommen, der Maler, der Fliesenleger, im Zweifel auch der Zimmermann oder Stuckateur. Da wird es interessant, wer sich für welches Tätigkeitsfeld öffnet und wie sich die Handwerksordnung entwickelt.

BTH Heimtex: Muss Ihr Kunde Anteile zeichnen, wenn er bei Ihnen einkaufen möchte?

König: Nein, wir sind ein ganz normales Großhandelsunternehmen mit einer besonderen Kapitalstruktur. Wie gesagt, wir gehören unseren Kunden und sind in unserer Geschäftspolitik auch nur dem Handwerk verpflichtet. Bei uns muss man jedoch nicht Mitglied sein.

Mitglieder genießen zwar diverse Vorteile wie Mitsprache, Absicherung und Dividende, erfahren aber keine Exklusivität in der Belieferung. Wir machen etwa die Hälfte unseres Umsatzes mit Kunden, die keine Mitglieder sind.

BTH Heimtex: Inzwischen buhlen auch zunehmend die Baumärkte um die Gunst der Handwerker. Sehen Sie darin eine Gefahr für den Großhandel?

König: Der Feind des Großhandels ist er erst einmal selbst. Aber natürlich versuchen Baumärkte und Baustoffhändler angesichts der Marktentwicklung, ihre Nischen zu erweitern. Die Baumärkte bieten mit rund 100 bis 300 Artikeln lediglich ein paar Topseller in einem Themenfeld, in dem wir mit 100.000 Artikeln am Markt sind. Damit lässt sich die Komplexität der Branche nicht abbilden. Für den heute sehr breit aufgestellten Handwerker, der die ganze Sortimentsbreite sowie gute Beratung sucht und braucht, ist der spezialisierte Großhandel immer noch der bevorzugte Partner.

BTH Heimtex: Sie sagten, der Feind des Großhandels sei er selbst. Inwiefern?

König: Insgesamt wird zu wenig kalkuliert, zu wenig argumentiert und zu viel unterboten. Darin unterscheiden wir uns im Großhandel leider nur wenig vom Handwerk oder den industriell geprägten Wettbewerbern.

Wir sind in einer Branche, in der die Margen relativ klein sind - wie in anderen Branchen auch. Doch bei denen sind die Prozesskosten besser durchleuchtet als bei uns im Großhandel.

Bei uns wird weniger gerechnet als vielmehr gefragt: Was zahlst du beim Wettbewerber? Das macht keinen Sinn. Die ganze Sortimentsbreite anzubieten kostet viel Geld. Deshalb muss man die Kosten- und Prozessstruktur stärker berücksichtigen.

BTH Heimtex: Auch wenn die Margen im Großhandel relativ klein sind, muss die Branche Geld in die Hand nehmen, um mehr für ihre Produkte zu werben. Wie stufen Sie die derzeitigen Kampagnen ein?

König: Die WDVS-Hersteller, die Imagewerbung mit Ulrich Wickert betreiben, nehmen dafür richtig viel Geld in die Hand und sprechen damit den Endverbraucher an. Die machen es richtig, wenn auch aus meiner Sicht ein wenig zu spät.

Die aktuellen Kampagnen in der Bodenbelagsbranche zielen dagegen primär auf den Handel und Handwerker selbst ab. Dabei sollte dieser Kreis doch aus eigenem Interesse ohnehin von den Produkten überzeugt sein. Immerhin sind die meisten Kollektionen immer noch textilen Ursprungs. Da tragen wir aus meiner Sicht Eulen nach Athen.

Wenn die Branche etwas gemeinsam für Teppichboden erreichen will, sollten wir über eine Endverbraucherkampagne nachdenken.

BTH Heimtex: Die Kampagne "Teppich & Du" der Copa stößt also nicht auf Ihre Zustimmung?

König: Erst einmal: Wir sind nicht in der Copa. Davon abgesehen: Wir haben nichts gegen die Kampagne, die ist gut und mit viel Engagement gemacht; eine runde Sache. Aber noch einmal: Es macht keinen Sinn, das Thema immer nur innerhalb unserer Branche zu befeuern. Ich muss die Vorteile von Teppichboden nach außen tragen und bei den Endverbrauchern einen Imagewandel initiieren.

BTH Heimtex: Hintergrund der Copa-Kampagne aber war doch, das junge Verkaufspersonal in den Fachgeschäften vom Teppichboden zu überzeugen. Ein 20-jähriger Verkäufer kennt das Produkt gar nicht mehr. Wie stehen Sie zu dieser Zielrichtung?

König: Gut - auch das kann ein richtiger Schritt pro Teppichboden sein. Aber ich denke, die Ausbildung und Produktbegeisterung ist Sache eines jeden Händlers selbst. Wenn der Grossist rund zwei Drittel seiner Kollektionen im textilen Bereich anbietet und seinen Mitarbeitern nicht erklärt, was Teppichboden ist und leistet, läuft ohnehin etwas schief.

Insofern lassen Sie uns unterscheiden, ob wir in Imagewerbung beim Endverbraucher investieren müssen oder in die fachliche Ausbildung unserer Mitarbeiter. Für ersteres sollte sich die Branche aus unserer Sicht zusammenschließen. Letztes ist ein Differenzierungsmerkmal zwischen den Wettbewerbern am Markt und von jedem selbst zu lösen.

Aber insgesamt wäre es schon schön, wenn Teppichboden wieder Marktanteile gewinnen würde. Das ist immer noch unser Brot-und-Butter-Geschäft. Wir müssen aber für das Produkt etwas tun und uns über die Medien an den Endverbraucher wenden.

Rohde: Einer allein kann die Kosten dafür nicht tragen. Deshalb tun sich ja wie bei der WDVS-Werbung verschiedene Unternehmen zusammen. Wenn das für den Teppichboden gemacht wird, sind wir die ersten, die mitmachen.

BTH Heimtex: Nun ist Außenwerbung sicherlich ein probates Mittel, um der siechenden Teppichbodenbranche zu helfen. Aber das allein genügt nicht. Welche Maßnahmen ergreifen Sie darüber hinaus?

Rohde: Wenn wir es geschafft haben, den Kunden für Teppichboden zu interessieren, stößt er im Handel oft auf schlecht ausgebildetes Personal. Das kann den Handwerker nicht umfassend beraten.
Wir haben die Marken Mega und Megatex. Und für unsere Marke Megatex, unter der Bodenbeläge und Tapeten angeboten werden, bilden wir permanent in jedem Standort Fachkräfte zu Megatex-Spezialisten aus. Damit sind wir in der Lage, bei entsprechender Nachfrage auch kompetent beraten zu können. Wer gut berät, kann auch ein höheres Preisniveau erreichen.

BTH Heimtex: Was beinhaltet die Ausbildung zum Megatex-Spezialisten?

Ines Buchholz: Theorie und Praxis. Das Spektrum reicht vom Herstellungsverfahren des Unterbodens bis hin zur Präsentation beim Kunden.

Rohde: Diese Spezialisten müssen sich auch mal auf den Boden knien und erklären, wie man eine Spachtelmasse verteilt. Wir haben im Januar wieder mit einem neuen Jahrgang angefangen und schulen kontinuierlich.

BTH Heimtex: Helfen Sie auch Ihren Mitgliedern und Kunden bei der Fortbildung?

Buchholz: Unser breit gefächertes Seminarprogramm soll dem Kunden helfen, Mitarbeiter aktiv weiterzubilden. Und es soll dafür sorgen, dass er als Arbeitgeber attraktiv bleibt. Wir sitzen beispielsweise einmal im Jahr mit der Maler- und Lackierer-Innung zusammen und besprechen die Themen der folgenden Saison, jede Initiative ist uns hier willkommen.

Allein in Hamburg hatten wir im Frühjahr 600 Teilnehmer in unseren Seminaren sitzen. Am stärksten besucht sind vom Handwerk Seminare mit Schwerpunkt Technik.

BTH Heimtex: Die Mega-Standorte sind über die gesamte Bundesrepublik verteilt. SKV und Orth weisen Sie aber getrennt aus. Warum?

König: Weil das keine Niederlassungen sind, die die komplette Sortimentsbreite der Mega-Gruppe bereitstellen. Das sind Bodenbelagsspezialisten.

BTH Heimtex: Macht es keinen Sinn, diese produktmäßig aufzurüsten? Oder gibt es Farbenstandorte in der Nähe?

König: Das ist nur in Köln so, wo wir eine Kooperationsbeteiligung an der Rafa haben. Rademacher und Faust ist ein traditionsreicher, in der Region gut eingeführter Malergroßhandel, während wir mit Orth hier eine erfolgreiche Bodenbelagstochter haben. Warum sollten wir Orth jetzt Farbe aufdrängen? Das macht keinen Sinn.

Anders gehen wir beispielsweise an unseren SKV Standorten in Marburg, Kassel und Fulda vor. Hier erweitern wir unser Sortiment sukzessive auch um das Thema Farbe.

BTH Heimtex: Für Rafa und Murschhauser haben Sie ein Kooperationsmodell entwickelt. Wie sieht das aus?

König: Wir haben dort Minderheitsbeteiligungen. Die Inhaberfamilien führen die Geschäfte eigenverantwortlich weiter. Das sind völlig selbstständige Einheiten, die in die Einkaufs- und Dienstleistungsgemeinschaft der Mega-Gruppe integriert sind.

Wir müssen nicht zwingend mit eigenen Niederlassungen überall vor Ort sein. Uns reicht es, wenn wir deutschlandweit ein für unsere Kunden erkennbares Vertriebskonzept mit unseren Partnern anbieten können. Das werden wir weiter ausbauen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

BTH Heimtex: Akzo Nobel war als Hersteller mit einem umfangreichen Großhandelsnetz in Deutschland vertreten. Diese Sparte wurde kürzlich verkauft. Zur Freude der Mega?

König: Nun, Akzo Nobel war und ist nicht der einzige Lieferant, der über eigene Niederlassungen dem Großhandel Konkurrenz macht. Insbesondere Caparol hat über die eigene Handelstochter CMS mittlerweile ein Netz von über 140 Standorten in Deutschland. Damit hat nahezu jeder freie Großhandelskunde von Caparol einen konzerneigenen Wettbewerber auf dem Hof. Nicht immer einfach Sie können sich vorstellen: Das ist keine schöne Situation, wenn der größte Lieferant gleichzeitig einer der größten Wettbewerber ist.

Für Akzo Nobel aber war das deutsche Großhandelsgeschäft mit seiner Kleinteiligkeit und Komplexität keine Erfolgsstory. Insofern ist es folgerichtig, dass sich das Unternehmen von der Sparte getrennt hat.

BTH Heimtex: Mit der Übernahme von Akzo-Nobel-Niederlassungen wurden drei der sechs verbliebenen Maler-Einkaufsgenossenschaften gestärkt. Allein die MEG West bekam 13 Standorte.

Rohde: Das muss sich erst noch rausstellen, ob das eine Stärkung ist. So eine Übernahme ist immer ein hartes Stück Arbeit.

König: Akzo Nobel hat Partner gesucht, an die die Niederlassungen übergeben werden konnten. Jeder durfte sich melden.

BTH Heimtex: Haben Sie sich auch gemeldet?

König: Wir haben natürlich mit Akzo Nobel gesprochen, haben aber dann aus verschiedenen Überlegungen heraus Abstand von dem Vorhaben genommen.

BTH Heimtex: Wie ist denn der Wettbewerb zwischen der großen Mega und den verbliebenen Maler-Einkaufsgenossenschaften?

König: Wir stehen in einem ganz normalen Wettbewerbsverhältnis zueinander. Die anderen Maler-Einkaufsgenossenschaften sind gesunde Unternehmen mit eigener Strategie und unterschiedlichen Konzepten.

Aus unserer Sicht wäre es jedoch sinnvoller, die handwerkseigenen Großhandelsunternehmen in einer Struktur zu bündeln. Wenn wir etwas für das Handwerk erreichen wollen, ist es leichter durch Größe.

Eine berufsständische Unternehmung hat für ihre Zielgruppe etwas besonderes zu leisten. Nämlich Sortimentserhalt, Preis- und Dienstleistungsregulierung, finanzielle Unterstützung usw. Eine große Genossenschaft könnte dies am besten leisten. Es wäre erstrebenswert diese zu schaffen, solange wir alle gesund sind. Wir werden das Angebot jedenfalls aufrecht erhalten.

Ansonsten haben wir zu den übrigen Genossenschaften keine engere Verbindung als zu anderen Großhändlern.

BTH Heimtex: Sie hätten bei Ihren Expansionsabsichten keine Scheu, in die Gebiete der kleineren Genossenschaften vorzudringen?

König: Nein, der Markt wird sich weiter auf wenige starke Anbieter konzentrieren. Wenn wir da die von unseren Eigentümern qua Satzung uns auferlegten Aufgaben wahrnehmen wollen, müssen wir mitwachsen. Allerdings nur dort, wo wir auch vernünftige Chancen sehen. Wachstum muss einem Zweck genügen und nicht sich selbst.

Im Übrigen glauben wir, dass der noch immer ungebrochene Filialisierungstrend in unserer Branche auch angesichts der stagnierenden Marktentwicklung ein Konsolidierungstreiber in den nächsten Jahren sein wird. Sinkende Absatzzahlen vertragen sich nun mal nur schwer mit steigenden Vertriebskosten. Das wird den Konzentrationsprozess beschleunigen.

BTH Heimtex: Die ehemaligen Akzo Nobel-Standorte sind relativ klein. Wie groß sind Ihre im Vergleich?

König: Unsere normalen Standorte sind zwischen 1.500 und 3.500 m2 groß.

Letztlich geht es aber doch um die Frage, wie man die Versorgung sicher stellt. Wir sind darauf ausgerichtet, viel Ware vor Ort zu haben, da wir einen relativ hohen Abholanteil haben. Insofern leisten wir uns einen Lagerbestand von rund 43 Mio. EUR.

Das sind aber Konzeptfragen. Entscheidend ist, dass man am schnellsten an der Baustelle ist. Die Größe des Standortes ist dabei nur ein Parameter.

BTH Heimtex: Eine weitere Besonderheit des genossenschaftlichen Großhändlers Mega ist die MKB Mittelstandskreditbank. Was für eine Aufgabe hat diese Unterehmenstochter?

König: Die MKB haben wir seinerzeit von der DZ Bank gekauft und als Handwerkerdirektbank konzipiert und kapitalisiert. Hier kennen wir uns aus und hier sehen wir unseren besonderen Auftrag seitens unserer Eigentümer aus dem Handwerk. Haben wir anfangs den Schwerpunkt auf Vertragserfüllungs- und Gewährleistungsbürgschaften gelegt, bieten wir heute die ganze Bandbreite einer Firmenkundenbank an. Dabei ist das Institut eingebettet in den Dienstleistungs- und Sicherungsverbund Volks- und Raiffeisenbanken.

BTH Heimtex: Sind es eher kleinere Unternehmen, die die Angebote der Mittelstandskreditbank annehmen?

König: Von bis. Wir haben sowohl Großkunden als auch kleine Kunden. Die gesamte Bandbreite aus dem Handwerk ist vertreten. Sie sehen es als Vorteil an, dass wir als Handwerker-Direktbank sehr schnell entscheiden. Darüber hinaus haben wir diverse Kredit- und Vorsorgeprodukte auch exklusiv mit der R+V für unsere Mitglieder entwickelt. Die passen einfach ins Handwerk und kommen entsprechend gut an.
aus BTH Heimtex 10/14 (Wirtschaft)