125 Jahre Verband der Deutschen Tapetenindustrie | 125 Jahre BTH Heimtex/Tapeten-Zeitung
Die Branche blickt voller Ideen zuversichtlich nach vorn
Der Verband der deutschen Tapetenindustrie und die Fachzeitschrift BTH Heimtex feierten gemeinsam das 125-jährige Bestehen. Zu dem Jubiläumsfest kamen rund 200 Gäste ins Hotel Atlantic Kempinski in Hamburg. Sie genossen einen unbeschwerten Abend mit kulinarischen und musikalischen Genüssen sowie Reden, die zum Nachdenken anregten. Darin wünschten sich die Gastgeber eindringlich die Rückkehr des Tapetenherstellers A.S. Création in den Verband, um als starke Gemeinschaft den Zukunftsproblemen zu trotzen.125 Jahre Verband der deutschen Tapetenindustrie (VDT), 125 Jahre BTH Heimtex - das macht 250 Jahre für ein starkes Team. Kein Wunder, dass sich die Interessenvertretung der Tapetenhersteller und die Fachzeitschrift aus dem Hamburger SN-Verlag auch für ihre Jubiläumsparty zusammentaten. Gemeinsam mit rund 200 Mitgliedern, Freunden, Mitarbeitern sowie Gästen aus dem Handel und weiteren Herstellern aus dem Heimtextilienbereich feierten sie im stilvollen Ambiente des Hotels Atlantic Kempinski in Hamburg ein rauschendes Fest. In dessen Mittelpunkt stand ein viergängiges Gala-Menü im blauen Saal des ehrwürdigen Grandhotels, angereichert mit anregenden Redebeiträgen und einer artistischen Zeitreise durch die Welt der Tapete. Zum Empfang und zum Ausklang der Feier an der Bar spielte die Band "Rest of Best" aus Weimar auf.
Das Fest war zwar geprägt vom positiven Blick in die Zukunft. Doch Ullrich Eitel, Vorsitzender des VDT-Vorstands sowie Geschäftsführer und Inhaber der Marburger Tapetenfabrik, erinnerte dennoch kurz an die Gründung des Tapetenverbands im Jahr 1889. Dieser wurde von 16 deutschen Tapetenfabrikanten zur Förderung der Tapete und des Handels aus der Taufe gehoben. "Schon damals war man sich bewusst, dass es der Industrie nur gut geht, wenn es dem Handel gut geht", stellte Eitel fest. Im selben Jahr ging die Tapetenzeitung an den Start, aus der später die BTH Heimtex hervorging, wobei die Buchstaben B, T und H für Bodenbeläge, Tapeten und Heimtextilien stehen. "Wenn eine gleichaltrige Fachzeitschrift Tapete im Titel hat, kann man nur mit ihr zusammen feiern", begründete VDT-Geschäftsführer Karsten Brandt die gemeinsame Feier.
Wie Eitel weiter ausführte, hat der Verband eine wechselvolle Geschichte voller Abspaltungen und Fusionen hinter sich. Doch immer sei der Vorteil der Zusammenarbeit erkannt worden. Mittlerweile besteht der VDT aus den acht Tapetenherstellern BTS, Caspar, Erismann, Hohenberger, Marburg, P+S, Rasch sowie Rasch Textil und 20 assoziierten Mitgliedern aus der Zulieferindustrie. Ihnen stellt die Organisation aktuelles statistisches Material zur Verfügung, setzt sich im technischen Ausschuss gegen ausufernde europäische Normierungen zur Wehr, betreibt Marketing sowie Presse- und Medienarbeit. "Wir sind eine kleine, aber agile Branche", sagte Eitel und bezeichnete diese als Innovations- und Designführer zugleich. Deutsche Tapeten gingen um die ganze Welt.
Diese Stärke könnten die Hersteller als Einzelkämpfer im harten Wettbewerb aber nicht an den Tag legen. Sie seien auf die Vorteile angewiesen, die ihnen der Verband biete. "Wenn wir nicht alle Kräfte bündeln, ist die ganz Branche in Gefahr", mahnte der VDT-Vorstandschef und wendete sich damit an A.S. Création. Das Unternehmen war wegen interner Querelen im Zusammenhang mit dem Kartellverfahren aus dem Verband ausgetreten. "Wir müssen A.S. Création zum Wiedereintritt bewegen. Der Marktführer sollte zu seiner Verantwortung in der Branche stehen", forderte Eitel die Gummersbacher unter Applaus der Zuhörer auf und gab sich optimistisch, das börsennotierte Unternehmen wieder zurückholen zu können. "Es bleibt viel zu tun, wir werden die kommenden Herausforderungen meistern", versprühte Eitel Zuversicht.
Auch nach Ansicht von Karsten Brandt lohnt es sich, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. "Ich hoffe, dass wir in Kürze wieder komplett sind", sagte er und hieß A.S. Création als "Außenseiter" bei der Jubiläumsfeier herzlich willkommen. Michael Steinert, Inhaber des SN-Verlags in Hamburg und Chefredakteur der im Verlag erscheinenden BTH Heimtex, formulierte etwas zurückhaltender: "Ich wünsche mir, dass die Tapeten-Gemeinschaftswerbung erhalten bleibt. Dafür müssen alle mitmachen." Seiner Meinung nach ist die Tapetengemeinschaft "außerordentlich gut".
Solch einen Einsatz würde Steinert nach eigenen Worten auch gerne in der Textilindustrie sehen, die unter geringer Nachfrage nach textilen Bodenbelägen und Stoffen leide. Positiv bewertete er die von der Copa initiierte Kampagne "Teppich & Du". "Sie könnte ein bisschen besser sein, aber ich wünsche mir, dass daraus etwas wird", betonte der Verleger und appellierte an die zahlreichen im Wohnbereich agierenden Verbände, sich für Gemeinschaftswerbung zusammenzuschließen.
Aber auch die Industrie rief er auf, sich zu engagieren und den Handel zu unterstützen. "Es gibt zwar richtig gute Händler", sagte er und nannte als Beispiel Becker Wohnen aus Köln. Das vom anwesenden Jan Becker geführte Unternehmen hatte 2011 den Heimtex Star der BTH Heimtex erhalten. Es ist außer in der Domstadt auch in New York und auf Ibiza vertreten. Aber an Unternehmen dieser Qualität mangele es in Deutschland, meinte Steinert. Viele Geschäfte lebten in der Vergangenheit. Er forderte die großen Hersteller auf, einen "Future Shop" aufzubauen, der dem Handel Anregungen biete. Auch die Messen sollten überlegen, künftig statt für Sonderschauen Geld für "Future Shops" auszugeben, in denen alle Wohnprodukte im Rahmen der ganzheitlichen Einrichtung präsentiert werden können.
Weitere Ideen stehen im "Trendbuch" der BTH Heimtex, auf das Steinert in seiner Impulse aussendenden Rede aufmerksam machte und das zum Schluss des Fests verteilt wurde. Es wird zudem an die Abonnenten verschickt. Darin werfen Redaktion und Experten einen Blick in die Zukunft und geben der gesamten raumausstattenden Branche Tipps, wie sie sich den Herausforderungen stellen kann. "Wir schauen nicht rückwärts, sondern nach vorn", machte der Verleger klar.
"Die Veränderungen im Handel sind gewaltig, in der Medienlandschaft dramatisch", sprach Dr. Frank Steffel, CDU-Bundestagsabgeordneter und Inhaber der Steffel Unternehmensgruppe, beide Jubilare an. "Wir werden immer schneller getrieben. Da bleibt uns nur der Angriff." Nach seiner Überzeugung hat handwerklich gut gemachter Journalismus auch in der digitalen Welt Zukunft und damit Leser, die für die journalistische Arbeit zahlen. Digital Leadership sei aber nicht nur eine Chance für die Medien, sondern auch für die Wohnbranche. Zwar wisse niemand, wie es weitergehe, sowohl Aufbruch als auch Niedergang seien möglich. "Doch ich bin optimistisch, dass wir Menschen die Probleme lösen können", meinte Steffel.
Die Festgesellschaft sah es offenbar genauso und feierte unbeschwert bis in die frühen Morgenstunden. Für alle Beteiligten war es eine gelungene Jubiläumsfeier, die Gaumenfreuden, Musikgenuss und wertvolle Tipps bot. Das Signal war deutlich: Die Zukunft ist zu meistern.
(cornelia.kuesel@snfachpresse.de)
aus
BTH Heimtex 11/14
(Wirtschaft)