Aus der Uzin-Marke wird wieder ein eigenständiges Tochterunternehmen

Wolff bezieht neuen Standort in Ilsfeld

Knapp 7 Mio. EUR hat Werkzeug- und Maschinenhersteller Wolff in seinen neuen Standort in Ilsfeld investiert, der Umzug wird Anfang November abgeschlossen sein. Der Neubau auf der "grünen Wiese" mit einer Fläche von knapp 14.000 m2 (bebaut 5.500m2) konnte innerhalb eines Jahres realisiert werden. Im Zuge der räumlichen Veränderung wird Wolff zudem wieder ein eigenständiges Tochterunternehmen der Uzin Utz AG.

Gemeinsam mit dem ebenfalls zur Uzin Utz AG gehörenden Parkettschleifmaschinensteller Hermann Frank produziert Wolff seine Stripper und handgeführten Elektrowerkzeuge ab sofort 35 km vom alten Standort Vaihingen/Enz entfernt in Ilsfeld in Baden-Württemberg. Der Umzug wurde notwendig, weil der alte Sitz aus allen Nähten platzte. In Ilsfeld sind ab sofort Entwicklung, Produktion, Logistik sowie Verwaltung angesiedelt. "Die beiden früheren Standorte hielten einer modernen Fertigungslogik nicht mehr stand. In Ilsfeld konnten wir unsere Wünsche und Anforderungen an einen neuen Produktionsstandort ideal umsetzen", fasst Julian Utz, Leiter Produktion und Entwicklung bei Wolff, die Beweggründe zusammen.

Jürgen Rehmann, Leiter der Niederlassung Wolff, freut sich besonders auf die sehnlich erwartete neue Produktionstechnik: "Wir konnten unsere neuen CNC-Maschinen in Vaihingen gar nicht mehr aufstellen, weil wir schlicht zu wenig Platz und ein zu dünnes Fundament hatten." Ein weiterer Vorteil des neuen Standortes ist der deutlich verbesserte Produktionsfluss.

Wie muss man sich den Produktionsprozess bei Wolff vorstellen?

Den Produktionsfluss beschreibt Rehmann als "roten Faden mit einem schönen Fluss": Das Rohmaterial wird zunächst in der Schlosserei angeliefert. Weiter geht es in die CNC-Fertigung, in der die Teile bearbeitet werden. In einer Zwischenstation werden diese veredelt, d.h. gehärtet, verzinkt oder beschichtet und anschließend eingelagert oder an die Kanban*-Arbeitsplätze verteilt. Dort montiert ein Mitarbeiter die Maschinen und Werkzeuge aus den benötigten Einzelteilen, die um ihn herum in Reichweite platziert sind. Die fertige Maschine gelangt schließlich auf einen Prüfplatz zur Qualitätskontrolle und von dort zum Versand in alle Herren Länder.

Für Wolff ist es nicht möglich, Maschinen auf Vorrat zu produzieren. Was auf den ersten Blick erstaunt, liegt eigentlich auf der Hand. Erst nach dem konkreten Auftragseingang entscheiden sich Spezifika wie zum Beispiel die gewünschte Stromversorgung, mit der die Maschine zukünftig betrieben wird. "In Deutschland liegt die übliche Netzspannung bei 230, in den USA bei 110 und in Japan bei 100 V. Hinzu kommen Schwankungen bei den Hertz-Angaben", so Rehmann. Mit wachsender Nachfrage aus dem Ausland hat Wolff bereits vor zehn Jahren auf die Just-in-time-Produktion umgestellt. Dieser Weg hat sich bewährt. "Einzelbestellungen gehen bei uns innerhalb von 48 Stunden raus", versichert der Niederlassungsleiter.

Der neue Standort bietet aber nicht nur Produktionsvorteile, auch eine verbesserte Verkehrsanbindung stand bei der Auswahl im Fokus. Die Autobahnausfahrt ist nur 1.000 m entfernt, "sodass die Anreise zu unserem neuen Schulungszentrum von Stuttgart oder Heilbronn künftig deutlich komfortabler sein wird", betont Julian Utz. Und auch die Fahrtwege der eigenen Belegschaft wurden bedacht: "Der Großteil unserer Mitarbeiter hatte bislang einen Anfahrtsweg von 15 bis 25 km, das ändert sich auch in Ilsfeld nicht", berichtet er weiter. Nur zwei von 65 Mitarbeitern haben das Unternehmen aufgrund des Umzugs verlassen.

Marke Wolff wird wieder eigenes Unternehmen

Wolff ist seit der Übernahme 2002 durch die Uzin Utz AG in das Ulmer Unternehmen integriert und wurde seitdem als Marke geführt. Investitionen in die Positionierung der Marke und der bestehende Uzin-Vertriebskanal haben für eine bessere Durchschlagskraft im Markt und eine positive Entwicklung gesorgt. "Es ist der Transparenz und auch der angestrebten Internationalisierung geschuldet, dass Wolff nun wieder eine eigenständige Gesellschaft wird", begründet Julian Utz diesen Schritt. Es sei auch ein positives Signal nach außen, dass die Wolff-Ansprechpartner in Ilsfeld beheimatet sind. Die Firmierung unter Wolff GmbH & Co. KG ändert übrigens nichts daran, dass man eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Uzin Utz AG sein wird, die auch weiterhin eng mit den dortigen Vertriebskanälen zusammenarbeitet. Wolff folgt damit dem Vorbild der Uzin Utz-Tochter Pallmann, die ebenfalls als eigene Gesellschaft aufgestellt ist.

400-V-Eigenentwicklung angekündigt

Wolff zeichnet besonders aus, dass man über eine eigene Fertigung und Entwicklung verfügt, die maßgeschneiderte Maschinen und Werkzeuge für die Bodenverlegung und Untergrundvorbereitung anbietet. Der Anteil der Eigenfertigung liegt bei mehr als 70 %.

Im Produktbereich der Untergrundvorbereitung ist Wolff aktuell zwar schon gut aufgestellt, aber da sich die Baubranche in einem stetigen Wandel befindet, sind auch die Wolff-Produktentwickler immer dran, neue Trends aufzuspüren und in hauseigenen Neuentwicklungen Lösungen für den Handwerker zu finden. Vor diesem Hintergrund ist für das kommende Jahr die Entscheidung gefallen, eine zusätzliche Eintellerschleifmaschine mit 400V statt wie bisher mit 230 V auf den Markt zu bringen. "Wir stellen immer häufiger fest, dass höhere Schichtdicken und große Flächen komplett saniert werden müssen, dabei werden die Renovierungszyklen kürzer. Physikalisch kommt man mit 230 V an eine Grenze, mit 400 V können unsere Kunden kleinere Zeitfenster einhalten", gibt Jürgen Rehmann Einblicke in neue Anforderungen.

Besonders erfolgreich ist Wolff mit seinen Strippern zur Bodenbelagsentfernung. Ein Paradebeispiel ist der Turbo-Stripper, der in verschiedenen Entwicklungsstufen seit Jahrzehnten erfolgreich ist. "Für viele Neuentwicklungen wie aktuell den Robo-Stripper ist unser Turbo-Stripper das Vorbild", berichtet Rehmann voller Begeisterung für das Produkt.

"Wolff steht aber nicht nur für Kompetenz in Sachen Technik, sondern auch bei Design, Funktionalität und Ergonomie", ergänzt Julian Utz. Tatsächlich erkennt man die Werkzeuge und Maschinen sofort an dem knalligen Wolff-Grün. Stand früher die reine Wirksamkeit der Maschinen im Fokus, so sorgen heute Industriedesigner dafür, dass Stripper nicht nur funktionieren, sondern auch gut aussehen - das schafft Vertrauen bei den Endkunden. "Es war für die Stärkung der Marke wichtig, dass man eine typische Farbe und ein Design eingeführt hat, das immer wiederkehrt und mit dem man Wolff in Verbindung bringt", berichtet Katrin Dannenberg, Marketing Managerin Wolff, von den Gründen für den Marken-Relaunch 2006.

Ziel: weniger Vibration und Geräuschemission

Wolff arbeitet intensiv daran, die Vibrationen und Geräuschemissionen der Stripper weiter einzudämmen. Für einen Gebäudenutzer ist es viel angenehmer, wenn ein Handwerker mit seiner Altbelagsentfernung nicht den gesamten Betrieb seines Auftraggebers lahm legt. Nachdem mit dem Vario-Stripper Silent bereits eine Maschine gelungen ist, die durch den Einsatz eines Flüstermotors im laufenden Betrieb eines Unternehmens eingesetzt werden kann, ohne dass es aufgrund der Geräuscheemissionen zu Ausfällen kommen muss, ist mit dem Robo-Stripper ein weiterer Meilenstein gelungen. Bei diesem rund 300 kg schweren Stripper für den Objektbereich steuert der Bediener die Maschine bequem per Fernbedienung und bleibt so vor Vibrationen, die zwangsläufig entstehen, verschont. Die Vorteile, bei der Entwicklung von Maschinen ergonomische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, liegen auf der Hand: Neben dem Arbeitsschutz kann so ein effizienter Arbeitsfortschritt unterstützt werden.

Wachstum im Export

Mit 65 Mitarbeitern in Deutschland und Unternehmenspräsenzen in über 30 Ländern weltweit ist Wolff vom Klein- zu einem global agierenden Mittelstandsunternehmen gewachsen. 2013 lag der Umsatz bei rund 11 Mio. EUR, wobei rund 45 % auf das Ausland entfielen. Langfristig will Wolff diesen Anteil auf 65 % steigern und gleichzeitig auch in Deutschland weiter wachsen. Dabei setzt man wie bisher auch auf eine treue Zusammenarbeit mit dem Großhandel und innovative Produkte für das bodenlegende Fachhandwerk.



*Kanban ist eine Methode der Produktionsprozesssteuerung. Das Vorgehen orientiert sich ausschließlich am tatsächlichen Verbrauch von Materialien am Bereitstell- und Verbrauchsort. Kanban ermöglicht eine Reduktion der lokalen Bestände von Vorprodukten in und nahe der Produktion, die dort in Produkten der nächsten Integrationsstufe verbaut werden. (Quelle: Wikipedia).
aus FussbodenTechnik 06/14 (Wirtschaft)