Karstadt

Zukunfts musik im Ruhrgebiet


Mülheim. Der Karstadt-Konzern kommt wirtschaftlich derzeit zwar nicht zur Ruhe, aber trotzdem arbeitet man hinter den Kulissen unverdrossen an Zukunftskonzepten. Wie so etwas beispielsweise im Heimtextil-Sortiment aussehen könnte, kann man in den Karstadt-Arcaden in Mülheim/Ruhr beobachten.

Die aktuell 83 Karstadt-Filialen verfügen allesamt über eine Abteilung für Heim- und Haustextilien. Zusammengefasst wird dieses Sortiment im konzernintern "Home" genannten Sektor, der auch Hartwaren wie Glas, Porzellan und Keramik führt, Elektro-Küchengeräte sowie andere Küchen-Helfer. Verantwortlich als Einkaufsdirektorin für den Home-Bereich ist Christine Gerhardt. "Für den innerstädtischen Bereich ist Karstadt nach wie vor einer der größten Anbieter Deutschlands", betont Gerhardt, zumindest an manchen Standorten sei man wahrscheinlich sogar die Nummer eins. Sie schätzt, dass sie ein Sortiment mit mehr als 250 Lieferanten und noch mehr Marken verantwortet - so genau habe sie es noch nie gezählt.

Anders als in manch anderem Konzern achtet Karstadt im Einkauf stets auf die Anforderungen des jeweiligen Einzugsgebietes eines Karstadt-Hauses. Es wird nichts über einen Kamm geschoren. Dennoch ist Gerhardt bestrebt, ihren Abteilungen ein konzeptionelles Gerüst zu verleihen, das zukunftsfähig ist: "Man darf nicht stehen bleiben, wir setzen allerdings bei unseren Überlegungen nicht auf revolutionäre Veränderungen, sondern auf eine sanfte Weiterentwicklung unseres aktuellen Konzeptes", erzählt die Einkaufsdirektorin und hebt hervor, dass sie ungeachtet der aktuellen Turbulenzen innerhalb des Konzerns stets ein offenes Ohr für Anregungen bekomme. Sofern sie einen schlüssigen Business-Plan vorlege, erhalte sie in der Regel auch grünes Licht seitens der Unternehmensführung für ihre Vorhaben.

Sehr hilfreich sei dabei ein detailliertes Informations-Tool, mit dessen Hilfe die Einkaufsdirektorin sehr genau die Flächenproduktivität je nach Marke und Haus abrufen und analysieren kann. Schnell werden dadurch Renner und Penner im Sortiment identifiziert, sodass gegebenenfalls Modifikationen vorgenommen werden können. Gleichwohl ist Gerhardt durchaus bereit, auch jenseits von Erfahrungswerten Neues zu wagen. So beispielsweise in Mülheim, wo die Heim- und Haustex-Abteilung grundlegend verändert und mit neuen Konzepten bestückt wurde.

In den Karstadt Arcaden hat man auf namhafte Lieferanten gesetzt, bei der Bettwäsche beispielsweise auf Essenza Home, das mit Marken wie Essenza, Marc OPolo, Pip und ganz neu auch Esprit vertreten ist. Weitere Marken sind Bassetti, Joop und Walra (siehe auch Seite 82). Sie sind alle ihrer Wertigkeit entsprechend großzügig präsentiert, häufig mit dekorierter Bettwäsche auf Bettgestellen. Ein Irisette-Shop deckt zusätzlich zu Lieferanten wie Billerbeck und Centa Star das Bettwarensortiment ab.

Dem Thema Boxspring wurde unter der Eigenmarke Living ebenfalls reichlich Fläche eingeräumt. Mit halbhohen Stellwänden und unter Einsatz von Dekomöbeln bekommt die gesamte Abteilung einen wohnlichen Charakter.

Doch damit nicht genug, hat man sich bei Karstadt auch dazu entschlossen, auf 900 Quadratmetern einen so genannten Kreativ-Bereich zu schaffen. Dort können die Kunden aus einem umfangreichen Stoffsortiment wählen, Handstrickgarne kaufen und auch die woanders verpönten Kurzwaren erwerben. Auch dieser Bereich hat durch modern gestaltete Rückwände einen zeitgemäßen Anstrich erhalten.

Besonderer Clou ist die dort angebundenen Prym-Akademie, ein separater, durch Wände abgetrennter Raum, in dem sechs Nähmaschinen stehen. In der Akademie können Interessierte verschiedenste Nähkurse absolvieren, vom Schnupper-Kurs bis zum Fortgeschrittenen-Kurs, für relativ kleines Geld. Diese Näh-Akademie ist neben der bei Prym selbst angesiedelten Akademie die derzeit einzige in Deutschland.

Dass Karstadt sich nicht scheut, auch hochwertige, prestigeträchtige Marken in sein Sortiment aufzunehmen, ist laut Gerhardt auch an der Frankfurter Filiale auf der Zeil zu beobachten, wo es unter anderem auch hochpreisige Bettwäsche der Marken Hugo Boss, Polo Ralph Lauren und Yves Delorme zu kaufen gibt. Darüber hinaus führt Karstadt seit rund vier Jahren sogar ein Bettenhaus als Spezialkonzept auf rund 1.200 Quadratmetern in Berlin in der Augsburger Straße, Nähe Kudamm, das nach Angaben der Einkaufs-Chefin sehr gut funktioniere.

Um den Verbrauchern vor Augen zu führen, wie breit das Home-Sortiment bei Karstadt ist, konnte Christine Gerhardt die Konzern-Vorstände überdies davon überzeugen, einen Spezialkatalog aufzulegen, der seit Anfang Oktober verfügbar ist. Auf 100 Seiten werden dort unter anderem Produkte von Cawö, Vossen, Joop Frottier, Möve, sowie Bettwäsche von Kaeppel und den Konzernmarken Yorn und Labanny angeboten, aber auch Geschirr, Küchengeräte und nützliche Utensilien. Zusätzlich aufgewertet wird der Katalog durch Vorteilscoupons.
aus Haustex 11/14 (Wirtschaft)