20. Homag-Treff
Neue Klick-Profile könnten den Maschinen-Markt beleben
Weltweit gesättigter Markt für Anlagen zur Parkett- und Laminatbodenherstellung. Ausgereizte Qualität und Produktivität. Wo kann ein Maschinenhersteller noch Wachstum erwarten? Homag lebt vom Aufrüsten bestehender Altanlagen, setzt auf die Herstellung kleiner, variabler Fußbodenprodukte und hofft vor allem auf neue Entwicklungen bei den Klick-Profilen.Der Markt für Parkett- und Laminatbodenanlagen in Westeuropa und Deutschland scheint gesättigt. Zwar behauptet sich Zentraleuropa im Finanzvolumen des Fußbodengeschäftes von Maschinenhersteller Homag immer noch mit rund 50%, doch es handelt sich überwiegend um Umrüstung bestehender Anlagen auf den aktuellen Stand der Technik. "Vor allem im Parkettbereich tut sich wenig", erklärt Roland Dengler, Teamleader Flooring. "Dort kämpfen viele um ihr Überleben."
Auch beim Laminatboden ist die Nachfrage nach Hochleistungslinien schwach. Die nötigen Kapazitäten sind längst vorhanden und mit der Produktqualität sind die Hersteller zufrieden. Ebenso mit der Geschwindigkeit ihrer Maschinen. Wichtiger ist heute der schnelle Wechsel von Formaten. "Flexibilität und kleine Losgrößen sind das Entscheidende. Aber je nach Größe des Herstellers wird der Umfang einer kleinen Losgröße und damit die benötigte Anlage sehr unterschiedlich definiert", sagt Dengler.
Der Blick ins Ausland zeigt ein ähnliches Bild. "Das vergangene Jahr 2011 war unser China-Jahr", erinnert sich Dengler, "aber jetzt gibt es dort eine Konsolidierung auf weniger Hersteller." Die Automatisierung findet vor allem im Bereich Handling statt. Weil die chinesische Währung gegenüber dem Euro um rund 25% aufgewertet wurde, könnten im Export nur Spezialprodukte überleben, meint der Experte. Nicht einheitlich ist die Situation auch im chinesischen Binnenmarkt. "Dort sind die kleineren Fußbodenhersteller ganz unterschiedlich ausgelastet", lautet die Erfahrung. Für die Homag, die im Reich der Mitte eine eigene Maschinenherstellung betreibt, ist einzig die Klick-Profilierung von LVT, der modernen Bezeichnung von PVC-Böden, nach wie vor vielversprechend.
In Südamerika haben sich vier Hersteller den Laminatmarkt untereinander aufgeteilt. An einem Preiskampf sind sie nicht interessiert. Ihren Heimmarkt haben sie durch Zölle gegen ausländische Konkurrenz gesichert. Die beiden Brasilianer Duratex (ca. 6-7 Miom) und Eucatex (ca. 4Mio.m) fahren bereits je zwei Homag-Linien. Duratex hat 2011 eine Laminatproduktion in Taquari aufgebaut, die 2013 ihre volle Leistung entfalten soll. Ebenfalls eine Rolle spielt der brasilianische Dekorhersteller Coveright. Schließlich ist da Arauco, ein Plattenhersteller aus Chile, der mit dem im amerikanischen Besitz befindlichen belgischen Unternehmen Unilin eine Kooperation zur Laminatbodenherstellung im brasilianischen Pien eingegangen ist. Auch Arauco hat eine Homag-Linie. Und was ist mit Parkett? Neuinvestitionen sieht Homag hier derzeit nicht. Aufgrund von Devisenschwankungen können brasilianische Massivbodenhersteller ihre Ware nur schwer in den USA absetzen. Und Europa bietet wegen der Vorbehalte gegen Tropenholz ohnehin sinkende Aussichten für südamerikanischen Holzboden.
Deshalb hofft Homag auf andere Regionen der Welt. Nach Aserbaidschan wurde jüngst eine Laminatbodenanlage geliefert und in die USA an den Hersteller Shaw geht eine auf dem Homag-Treff ausgestellte Profilierungsanlage für Mehrschichtparkett. Hier wird das Klick-Profil in einen Holzwerkstoffträger mit Fichte-Gegenzug gefräst. Die Deckschicht dürfte überwiegend aus gebürsteter Eiche bestehen. "Die Amerikaner wollen wieder mehr Dreischichtparkett selber herstellen", sagt Dengler. Seit Inkrafttreten der Anti-Dumping-Regeln nämlich haben sich die Importe aus China verteuert.
Um aber wirklich neuen Schub im Anlagengeschäft für Fußböden zu erhalten, braucht Homag Innovationen von anderer Seite der Wertschöpfungskette. Das könnten neue Trägermaterialien sein, doch scheinen die Plattenindustrie und andere Entwickler bisher wenig Aufwand in dieses Gebiet zu stecken. Mehr Hoffnung macht da die Profilierung der Längsseite. Weil alte Patente für Klickverbindungen auslaufen, müssen sich die Lizenzgeber Unilin und Välinge Neues einfallen lassen, um am Ball zu bleiben. Davon kann Homag profitieren.
Über den Fußbodensektor hinaus hat Homag sich zudem an die Profilierung von Holzfaserplatten für Wärmedämmung von Häusern gewagt. Auch eine komplette Fabrikeinrichtung für die Bearbeitung von Türblättern wurde auf dem Homag-Treff gezeigt. Im Vordergrund bleiben jedoch Möbelfertigung, Kantenanleimung und CNC-Bearbeitung. Insgesamt konnte die Homag Group das 1. Halbjahr 2012 mit 374,3Mio.EUR Umsatz deutlich über Branchenniveau bewältigen. "Allein mit Maschinen ist das heute aber nicht mehr zu machen", erklärt Geschäftsführer Vertrieb, Ulrich Schmitz. "Man muss die Produktion mit eigener Software bis zur Auslieferung vernetzen." Das macht Homag mit verschiedenen Servicepaketen, vom CNC-Programmiersystem Woodwop bis zur Handwerkerlösung i-Package.
aus
Parkett Magazin 06/12
(Marketing)