Heimtextil – Deko, Gardine und Möbelstoffe

Super Stimmung trotz drängender Probleme

Die Stimmung auf der Heimtextil war in diesem Jahr erstaunlich gut. Die Aussteller zeigten sich optimistisch für 2015 und berichteten über großen Andrang auf den Ständen. Doch während sich die Veranstalter über steigende Besucherzahlen aus dem Ausland freuen, gibt es kritische Stimmen hinsichtlich des Angebots für den deutschen Raumausstatter. Ein klares Bekenntnis war zum Produktionsstandort Deutschland zu hören, auch wenn die Branche mit Fachkräftemangel, hohen Energiepreisen und unsicheren Rohstoffmärkten zu kämpfen hat. Beim Thema E-Commerce versuchen Handel und Lieferanten an einem Strang zu ziehen. | Birgit Genz berichtet über die Vielfalt bei Deko, Gardine und Möbelstoffen

Zum Start in die neue Einrichtungssaison konnte die Heimtextil mit dem fünften Ausstellerzuwachs in Folge aufwarten und damit positive Signale an die Branche senden. Die Halle 4.1 glänzte mit den Produktinszenierungen führender Markenhersteller aus den Bereichen Möbel- und Dekostoffen. Hier zeigten Firmen wie Vigano, Mario Cavelli, Giber und Fiorete ihre hochwertigen Webkreationen. Die Besucher konnten sich auch über Lodetex und Gebr. Munzert freuen, die wieder mit dabei waren.

Der Anziehungspunkt im Stoffbereich war auch in diesem Jahr das Deco Team in Halle 3.0 - seit 27 Jahren eine Konstante, wenn es um textile Trends, Ideen für den Verkauf und die Präsentation von Stoffen geht. Erstmals bot das Deco Team gemeinsam mit den Partern Decor-Union und MZE/2HK an allen Messetagen ein ganztägiges Eventprogramm zum Thema Textiles Wohnen. Karin Gehse, Geschäftsführerin von MZE/2HK war sehr zufrieden über die Resonanz: "Die Workshops waren fantastisch und haben viel Zuspruch gefunden. Die Veranstaltung kam sehr gut an, und es freut mich, dass die Leute so aktiv mitgemacht. Schließlich ist es wichtig für eine Branche, sich immer weiter zu entwickeln."

Auch Branchenexperte Bernhard Zimmermann, der an allen Tagen mit seiner Frau Natalija Collagen-Workshops im Deco Team-Forum anbot, war begeistert: "Die Collagenarbeit ist letztendlich die Visitenkarte für gutes Handwerk und für gute Materialauswahl. Die Reaktion darauf, dass es erstmalig an allen drei Tagen dieses Programm gegeben hat, ist überwältigend. Wir hatten jeden Tag volle Workshops. Insgesamt haben über 180 Personen aktiv mitgearbeitet, Collagen erstellt und diese mit nach Hause genommen."

Raumausstatter mit dem Angebot nicht zufrieden

Entsprechend zufrieden war man auch bei den Deco Team-Mitgliedern: "Unser Messestand war vom ersten Tag an bis zum Schluss sehr gut besucht. Wir haben sogar unser Standpersonal erhöht, wir hatten alle Tage sehr gut zu tun. Wir haben eine außergewöhnlich gute Messe gehabt, zum ersten Mal seit Jahren wieder viele deutsche Handwerker und Einzelhandelsgeschäfte gehabt, die es alle sehr honorieren, dass wir das Deco Team Forum gestalten und sie auf der Heimtextil noch immer einen Anlaufpunkt haben", bilanzierte Burkhard Koop, Geschäftsführer der Heco. Ähnlich die Einschätzung von Unland-Geschäftsführer Hendrik Unland: "Wir haben jedes Jahr die gleiche Anzahl an Kunden auf dem Stand, unsere Vertreter haben kontinuierlich zu tun und mussten manchmal sogar Kunden wegschicken, weil sie keine Zeit für sie hatten."

Interessant ist Unlands Einschätzung hinsichtlich der Kundengruppen: "90 % der Besucher auf dem Stand sind Raumausstatter", denn insgesamt wurden die deutschen Raumausstatter im Publikum vermisst. Offenbar haben die kleinen Regionalmessen oder die Kölner Möbelmesse Imm ihnen mehr zu bieten. "Stofflich ist die Heimtextil für uns uninteressant", meinte zum Beispiel Raumausstattermeisterin Monika Schönlau vom Schönlau Gardinenstudio in Paderborn. Ihr fehlten auf der Heimtextil die Premiumverlage. "Denn wir verkaufen in unserem Betrieb richtig schöne Stoffe - egal was sie kosten. Optimal wäre hochwertige Technik, Stoffe und Sonnenschutz in einer Halle", so ihr Wunsch an die Veranstalter.

"Die Aussteller haben sich sicherlich viel Mühe gegeben und auch keine Kosten gescheut", äußerte sich Raumausstatter Rudolf Schumacher anerkennend. Dennoch fuhr er mit gemischten Gefühlen zurück nach Haren an der Ems: "Durch das Fehlen namhafter Aussteller vermisse ich natürlich einiges. Technik zum Bedrucken von Textilien, Bettwäsche, Badausstattung ... das ist nichts für mich. Das Insider-Programm ist gar nicht so schlecht. Aber die Raumtex in Hamburg ist für uns interessanter. Die Heimtextil ist eben eine internationale Messe - dementsprechend viele Hallen und weite Wege." Ernüchternd sein Fazit: "Wenn die Messe in dieser Art so weiter macht, brauche ich nicht mehr hin oder maximal alle fünf Jahre."

Auch Norbert Berndt, Präsident der EuroInterior, dem Zusammenschluss des europäischen Raumausstatter- und Tapezierer-Handwerks, bedauerte, dass die Premiumverleger nicht mehr in Frankfurt sind: "Das ist schade. So ist es schwierig, einen Trend zu finden."

Mehr Besucher aus dem Ausland

Wenn die Heimtextil dennoch ein Plus bei den Besuchern verzeichnet, lässt dies nur den Schluss zu, dass sie sich immer weiter zur Exportmesse entwickelt. Zuwächse aus Europa gab es vor allem aus Großbritannien, Italien und Spanien. Die Lage in Südeuropa scheint sich langsam zu stabilisieren. Von der arabischen Halbinsel kamen mehr Besucher aus Kuwait, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auch aus Übersee, etwa Japan oder den USA nahmen mehr Interessenten den weiten Weg nach Frankfurt auf sich. Wenig überraschend: Aus der Ukraine und Russland waren es weniger; hier zeigte die Krise ihre Auswirkungen.

"Wir hatten in diesem Jahr einen sehr guten Exportanteil", bestätigte Porschen-Vertriebsleiter Sascha Dempwolff. Auch bei Höpke freute sich Geschäftsführer Olaf Maier über zahlreiche Neukontakte aus dem Ausland.

"Mit unserer neuen Marke Pivot haben wir uns durch Service, durch Qualität, durch interessante Dessinierungen aus der Masse herausgearbeitet" lautete die Einschätzung von Kerstin Baron-Breunig. "Da wollen wir jetzt ansetzen und das Konzept weiter ausbauen", fuhr die Vertriebsleiterin von Gebr. Munzert fort. "Wir setzen auf das höherpreisige Segment als Geschäftsfeld. Die Leute, die nach Frankfurt kommen, werden zunächst erst einmal von den Besonderheiten angezogen. Wenn ich 27 Unis präsentiere, die jeder Asiat billiger machen kann, kommt mir keiner an den Stand. Um das Augenmerk auf Produktion aus Deutschland zu richten, muss ich mich mit Dingen präsentieren, die neu und anders sind. Unsere Möbelstoffe in 3D mit Origami-Strukturen etwa erregen Aufmerksamkeit."

Die Marktchancen für solche hochwertigen Qualitäten oder Produkte, die in bestimmten Anwendungsbereichen einen funktionalen Mehrwert bieten sind gut. Ihnen ist es mit zu verdanken, dass es 2014 nach Jahren des Rückgangs mit Möbelstoffen und Dekos/Gardinen wieder aufwärts ging. Per Ende Oktober wurde ein Umsatzwachstum von 8 bzw. knapp 3 % generiert.

In beiden Sparten war das Inlandsgeschäft allerdings leicht rückläufig, wachsende Nachfrage gibt es hingegen im Ausland. Vor allem das verbesserte Konsumklima in den USA beflügelte den Export.

Negativ wirkte sich hingegen die fortdauernde Schwäche wichtiger Abnehmerländer wie Frankreich und Italien aus. Und natürlich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Zwar ist die Branche nicht direkt von den EU-Wirtschaftssanktionen betroffen, aber die indirekten Auswirkungen bekommt sie sehr wohl zu spüren. So hat die sinkende Kaufkraft durch den Verfall des Rubel weitreichende Folgen. Hinzu kommen die anhaltenden Krisen in Nahost, Syrien und dem Irak. "Die derzeitige politische Situation leistet keinen positiven Beitrag zu unseren Exportanstrengungen", brachte es Hendrik Unland auf den Punkt.

Fachkräftemangel in der Industrie

Um so erfreulicher, dass die Branche dennoch mit vorsichtigem Optimismus in das Einrichtungsjahr 2015 geht. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen für den heimischen Markt sind gut. Es wird weiterhin gebaut. Und wenn alles nichts hilft, hoffen Industrie und Handel zumindest darauf, dass sich der Verbraucher in schwierigen Zeiten auf sein Heim besinnt und das Geld dort investiert, wo es aufgrund der niedrigen Zinsen zumindest nicht weniger wird.

Unabhängig von der Umsatzentwicklung muss sich die deutsche Textilindustrie inzwischen mit dem drängenden Problem des Fachkräftemangels auseinander setzen. "Unsere Branche ist nicht sexy" formulierte es Andreas Stanke, Vertriebsleiter bei Gardisette. "Die ganzen kreativen Köpfe und geschickten Handwerker gehen heute in die Branchen, wo man noch gut verdienen kann und die auch ein gewisses Prestige versprechen."

Die Weberei Gebr. Munzert bildet selber aus, auch in kaufmännischen Berufen. "Aber nur wer nirgendwo anders etwas bekommt, bewirbt sich in der Textilindustrie", schilderte Kerstin Baron-Breunig die aktuelle Situation. "Wir suchen dringend Leute, die etwas von Webmaschinen verstehen und von Dessinierung", so Claus Wölfel. "Wenn sich die deutsche Textilindustrie irgendwann verabschiedet, dann wegen Fachkräftemangel", so Ottmar Ihling von Apelt, der den Bogen gleich bis zum Handwerk schlug: "Es fehlen auch Näherinnen. Das wird der Raumausstatter merken." Mit Textildesignern ist man in Oberkirch hingegen gut ausgestattet: "Wir haben Kooperationen mit Hochschulen und sind dort geschätzte Partner", so Donata Apelt-Ihling.

Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland

Dennoch stehen die hiesigen Webereien unisono zum Standort Deutschland. Hendrik Unland: "Wenn man modern aufgestellt ist, kann man hier gut produzieren. Um die Maschinen zu bedienen, sind nur noch sehr wenige Fachkräfte notwendig. Türkische Hersteller bekommen das Garn auch nicht billiger, d.h. die Kosten für Rohstoffe sind bei allen mittlerweile gleich. Allerdings schützt der türkische Staat seine Produzenten."

Christoph Rüger von Renz Wohndesign ist ebenfalls überzeugt, dass es sich lohnt, in Deutschland zu produzieren, "wegen der Flexibilität, der Innovation und weil man näher am Markt ist."

Ein klares "Ja" zum Produktionsstandort Deutschland kommt auch von Gebr. Munzert: "Natürlich können wir keine Billigware in Deutschland produzieren. Aber wir können eine gute Qualität mit einem super Service aus Deutschland in die ganze Welt verkaufen. Made in Germany ist eine Bank - weltweit", meinte Kerstin Baron-Breunig. "Und die Kunden sind durchaus bereit, für diese Qualität, für diesen Service, für unsere Zuverlässigkeit ein paar Cent mehr zu bezahlen. Wenn sie bei uns eine schwer entflammbare Ware bestellen, wissen sie, dass sie eine bekommen. Das ist nicht überall so. Und diese Verlässlichkeit wird immer wichtiger."

Problematisch sieht die Textilindustrie weiterhin die Situation bei den Energiekosten. Die EEG-Umlage bleibt eine spürbare Belastung für die Unternehmen. "Für unsere exportorientierte Industrie sind die deutschen Strompreise ein Wettbewerbskiller", äußerte sich Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes Textil + Mode, in Frankfurt zu diesem Thema. "Unsere internationalen Konkurrenten haben weit geringere Stromkosten und können deswegen günstiger anbieten. Wir brauchen eine deutlich anders strukturierte Finanzierung der Erneuerbaren Energien. Nur so kann der Strompreis für die Industrie auf ein erträgliches Maß gesenkt werden."

Gegenwärtig wird der Druck durch die niedrigen Rohöl- und Benzinpreise zwar etwas gemildert. Aber gleichzeitig steigen beispielsweise die Kosten für die Logistik aufgrund des Mindestlohns. Und die Lage auf den Rohstoffmärkten ist weiterhin kaum zu kalkulieren: Die Zahl der Lieferanten sinkt, die Preise für Garne oder Farbstoffe sind hoch. Preiserhöhungen lassen sich am Markt aufgrund der Billigkonkurrenz aus Südeuropa und Asien kaum durchsetzen.

Der E-Commerce fordert Handel und Industrie gleichermaßen

Aber auch der Handel hat es nicht leicht. Hier sind die bereits laufenden oder noch bevorstehenden Umbrüche gewaltig, Stichwort: E-Commerce. Mit Multichannel-Konzepten scheint der stationäre Fachhandel endlich die richtige Antwort auf die Konkurrenz aus dem Netz gefunden zu haben.

So hat eine aktuelle Umfrage unter Ebay-Händlern ergeben, dass 41 % der Befragten neben dem Online-Auftritt auch einen stationären Handel betreiben. Die meisten von ihnen, nämlich 59 %, habe erst ein Geschäft betrieben und sind später in den Onlinehandel eingestiegen. Knapp jeder zweite Händler, der sowohl online als auch offline tätig ist, sieht im Onlinehandel eine Ergänzung und zusätzliche Einnahmemöglichkeit zum Ladengeschäft. Immerhin 16 % gaben an, dass der Onlinehandel den Erhalt des stationären Geschäfts erst ermöglicht habe.

Aber die Entwicklung geht auch in die entgegengesetzte Richtung, gerade bei Möbeln und Dekorationen: Immer mehr Onlinehändler eröffnen Outlets in deutschen Fußgängerzonen. Selbst Amazon denkt darüber nach.

Grundsätzlich bestreitet heute niemand mehr, dass die Bedeutung des Internets auch im Bereich Gardinen weiter zunehmen wird. "Der Konsument ist es mittlerweile gewohnt, dass er vor einer Kaufentscheidung das Internet konsultiert", so Martin Auerbach, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie. Dort sucht er nach Informationen zum Produkt, vielleicht nach einem günstigen Preis, aber ganz sicher auch nach einem Händler vor Ort, bei dem er den Stoff anschauen und anfassen kann, wo er Beratung findet und bei Bedarf einen kompetenten Handwerker für die Verarbeitung.

Dazu muss der Handel im Netz Flagge zeigen. "Ohne Internet geht es bald nicht mehr. Aber es reicht nicht, wenn ein Raumausstatter nur eine Visitenkarte im Internet hat. Es braucht mehr als schöne Bilder - im Internet muss auch verkauft werden. Zumindest erwartet der Endverbraucher, dass ich das anbiete", so die Einschätzung von Hendrik Unland. Er sieht aber auch die Industrie in der Pflicht und sein Unternehmen unterstützt den Handel deshalb bei der Vermarktung über das Netz: "Ganz neu ist ein Affiliate-System. Wir machen den Shop, das Produkt, wir schicken es zum Endverbraucher, und der Einzelhändler wird an den Verkaufserfolgen in seiner Marge beteiligt. Wir haben inzwischen um die 400 Kunden bundesweit, die mitmachen. Dadurch ergibt sich eine enorme Flächenwirkung, die im Internet zu mehr Zugriffen führt. Wir bieten unseren Kunden inzwischen drei verschiedene Arten dieser Webseite an."

Auf der Heimtextil gab es speziell für Raumausstatter und Einzelhändler, die sich einen Einblick in die Thematik E-Commerce und Online-Marketing verschaffen wollten, das Fachforum "Webchance" mit Wissenswertem für das Werben und Verkaufen im Internet. "Handel bedeutet Wandel - und zwar auf allen Ebenen. An die Stelle des rein stationären Ladengeschäfts tritt immer öfter ein Multichannel-Unternehmen mit Geschäftslokal und Online-Shop. Die klassische Werbung in Form von Zeitungsanzeigen und Prospekten wird immer stärker durch Marketingmaßnahmen in den neuen Medien ergänzt oder sogar ersetzt", erklärte Axel Augustin, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels (BTE).

Genau hier setzte das Fachforum an, indem es Synergien und neue Möglichkeiten aufzeigte. Neben Erfahrungsberichten und Praxisbeispielen aus der Branche stellte die "Webchance" auf Einsteiger-Niveau Konzepte, Maßnahmenpläne und Erfolgsfaktoren vor. Ein spannendes Angebot, das jeder Messebesucher aus dem Fachhandel nutzen sollte.

Neben technischen Produkten eignen sich vor allem Fertigprogramme für den Verkauf über das Netz. "Der Internetverkauf läuft gut, wir haben damit im vergangenen Jahr 40 % mehr Umsatz gemacht. Der Markt wächst stark", sprach Ottmar Ihling über die Entwicklung bei Apelt. Aber dieses Produktsegment bommt auch im stationären Handel, auf der Großfläche und im Baumarkt.
Erfreulich für den Fachhandel ist die Tatsache, dass sich der Trend zu guten Qualitäten weiter fortsetzt. Neben dem gehobenen Bereich haben sich auch die mittleren Preislagen im vergangenen Jahr gut geschlagen. Der Kunde suchte auch 2014 nach bekannten Marken und griff bevorzug nach verlässlichen Qualitäten, so der Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels. Speziell bei Gardinen und im Bereich textiler Dekorationen gab es eine gute Entwicklung bei wertigen Artikeln mit hohem Servicebedarf. Firmen wie Stoeckel & Grimmler mit Esprit und Joop, Albani, Apelt und Heco mit seinem fertigprogramm Finest Art bauen ihr Sortiment entsprechend aus.

Digitaldruck auf dem Vormarsch

Von einer gewissen Stabilisierung im Stückgeschäft berichtet man bei Unland und Stoeckel & Grimmler. Kunden, die noch Stückwaren führen, hielten daran fest, weil sie glauben, sich damit von der Konkurrenz absetzen zu können. "Und die verkaufen auch", so Hendrik Unland. Bei Stoeckel & Grimmler hat man sich in der neuen Stückwaren-Kollektion ganz klar für eine mittel- bis hochwertige Ware entschieden, die über Möbler, Fachmärkte und über den Export vertrieben werde, so Geschäftsführer Hanns Bergmann.

Ein anderes wichtiges Branchenthema ist die professionelle und zeitgemäße Inszenierung textiler Produkte. Hier hat der stationäre Handel klare Vorteile gegenüber dem Internet - er muss sie nur nutzen. Emotionalisierung des Produktes lautet das Zauberwort. Der Handel sucht nach Konzepten und Sortimenten, die das Wohnen in Szene setzen und inszenieren - ob mit Bildern, Warenträgern oder Sonderaufbauten. Darin sieht Hanns Bergmann die Zukunft, auf die er mit seinen Lizenzmarken setzt. Auch Apelt berät seine Kunden inzwischen über Farb- und Mustertrends.

Zum wichtigen Dauerthema entwickelt sich der digitale Textildruck. Dabei steht die Entwicklung gerade erst am Anfang. Derzeit werden schätzungsweise nur 2 % der Textilien digital bedruckt. Weltweit wird allerdings mit einem Wachstum von jährlich 25 % gerechnet. Auf der Heimtextil sorgte der Boom für eine Verdopplung der Ausstellungsfläche der Produktgruppe "Digital Print" mit 16 Ausstellern, die sich erstmals in der Halle 4.0 präsentierten. Ergänzt wurden die Auftritte durch die European Digital Textile Conference, die über neueste Marktentwicklungen informierte.

Immer mehr Unternehmen im heimtextilen Bereich erkennen die Vorteile dieser Technik, darunter den geringeren Wasser- und Energieeinsatz, die schnelleren Lieferzeiten, geringere Lagerkosten sowie die größere Flexibilität beim Design. Von der Heimtextil könnte ein Weckruf an die gesamte Branche ausgehen, diese innovative Technologie nun auch zu nutzen. "Die Qualität des digitalen Textildrucks hat sich wesentlich verbessert. Zudem wird er immer attraktiver, da es möglich ist, Muster, Kleinauflagen und personalisierte Textilien kostengünstig zu produzieren. Große Einzelhändler nutzen bereits digital bedruckte Stoffe, um sich mit auffälligen Artikeln in geringer Stückzahlvon den Mitbewerbern abzuheben", erläutert Mike Horsten, General Manager Marketing bei Mimaki Europe.

Die bedruckten Neuheiten reichten von verzierten Blumendesigns über malerische Effekte bis hin zu großflächigen Drucken für dekorative Gardinen. Damit ist die Technik aber noch lange nicht ausgereizt. Die Entwürfe werden immer komplexer, bestechen durch einzigartige Effekte, ein schier grenzenloses Spektrum an Farben und frischen Farbtypen sowie unterschiedlichen Anfärbungen auf verschiedenen Materialmischungen. Das Resultat sind lebendige Bilder mit liebevollen Details und interessanten Effekten.
aus BTH Heimtex 02/15 (Wirtschaft)