Marburger Tapetenfabrik

Eine leuchtende Tapete festigt den Ruf als Innovationsführer


Dieter Buhmann, der seit 2002 Geschäftsführer der Marburger Tapetenfabrik war, hat sich von seinem Amt zurückgezogen. Allerdings ging der langjährige Unternehmenslenker nicht übergangslos in den Ruhestand. Der frankophile Manager führt vorübergehend die französische Marburg-Tochter Sedim. Für Marketing und Vertrieb ist nun als stellvertretender Geschäftsführer Wolf Alexander Kappen zuständig, der vor seinem Eintritt bei Marburg am 1. Januar 2014 bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company tätig war. Ihm wurde inzwischen Prokura erteilt.

Der Geschäftsführende Gesellschafter Ullrich Eitel sieht das Unternehmen gut aufgestellt. So sei der durch einen Brand im März 2013 verursachte Umsatzausfall wieder kompensiert worden, nachdem neue Gebäude unter anderem im Logistik-Bereich in Betrieb gingen. Doch die Krise in Russland hinterlasse ihre Spuren. Das vergangene Jahr habe der Kirchhainer Tapetenhersteller deshalb mit einem leichten Umsatzrückgang abgeschlossen, obwohl in Westeuropa ein leichtes Plus erwirtschaftet worden sei.

Auch für 2015 prognostiziert Eitel, dessen Familienunternehmen 2014 rund 80 Mio. EUR Umsatz erwirtschaftet hat, noch keine grundlegende Verbesserung der Lage. Schließlich liegt die Exportquote nach seinen Angaben bei 60 %, davon entfalle die Hälfte auf Russland. Auf längere Sicht gibt er sich aber optimistisch und geht davon aus, dass Marburg wieder die Zuwachsraten der vergangenen Jahre erreichen werde. Er begründete seine Zuversicht unter anderem mit der hohen Vertriebs- und Produktqualität seines Unternehmens und einer auf Kundenbindung ausgerichteten Strategie. Große Hoffnungen setzt er auf die Messe Mosbuild im Mai in Moskau. "Vielleicht sorgt sie schon für Lichtblicke."

Aufsehen erregende Lichtblicke hat Marburg auch im Sortiment. Mit der Weltneuheit "Art Luminaire" knüpft die Kreativschmiede an die 2003 auf den Markt gebrachte, von Ingenieur Ullrich Eitel selbst entwickelte Kollektion Art-Tec an. Sie festigt den Ruf des Unternehmens als Innovationsführer. Damit die neue Tapete ihre Faszination ausüben kann, werden dünne Kunststofffasern parallel zueinander auf Vliestapete kaschiert. Die Fasern enden gebündelt in einer Lichtquelle. Diese speist Licht in die Fasern ein. Durch Seitenlichteffekte leuchtet die Tapete dann punktuell.

Art Luminaire eignet sich nach Ansicht Eitels vor allem für mäßig beleuchtete Räume, die in Szene gesetzt werden sollen. "Wir können jede beliebige Tapete als Grundlage nehmen", erläuterte er. "Und wenn eine Lichtquelle verwendet wird, die die Farben wechseln kann, leuchtet die Tapete rot, blau, grün - ganz nach Belieben."

Wirtschaftlichen Erfolg verspricht auch die neue Kollektion "Imagination" des Designers Ulf Moritz, für die Basaltgarn verwendet wird. Um die Fäden zu gewinnen, werden Basaltsteine geschmolzen und daraus hunderte Fasern gezogen. Weniger spektakulär, aber sehr elegant fällt die neue Kollektion "Estelle" von Chefdesigner Dieter Langer aus. Sie passt zu einer Einrichtung, die sich auf das Wesentliche konzentriert.

Mit diesen Neuheiten hat Marburg einen gelungenen Start ins neue Jahr hingelegt, der von Vorbereitungen auf einen Generationswechsel in der Führung begleitet wird. "Die Familie steht schon in den Startlöchern", sagte Eitel, Vater von zwei Töchtern und einem Sohn. Tochter Katharina arbeitet seit vergangenem Jahr im Marketing des Unternehmens.
aus BTH Heimtex 02/15 (Wirtschaft)