Domotex, Hannover

Spiegelbild des Marktgeschehens


Die Domotex ist als Weltleitmesse für Bodenbeläge konkurrenzlos. Dennoch entstehen im Strukturwandel der Teppichbranche durchaus alternative Präsentationsplattformen für Aussteller und Besucher. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG, sucht die Nähe zu Produzenten und Händlern, um in Hannover den Markt widerzuspiegeln.

Die Teppichbranche befindet sich inmitten eines Transformationsprozesses, dessen Ende nicht abzusehen ist. Der Boom bei den günstigen maschinengewebten Teppichen ist dabei nur ein Phänomen. Jenseits dessen ist in den vergangenen Jahren aber auch eine nie gekannte Vielfalt an unterschiedlichen Produkten und Innovationsleistungen entstanden, die - das meinen zahlreiche Beobachter - den Teppich als Einrichtungsbestandteil und als Trendprodukt sehen. Im Strudel der unzähligen Mikrotrends muss die Domotex als Dampfer den Kurs halten - und hier und da vielleicht auch korrigieren.

Sicher: Als Weltleitmesse für Bodenbeläge hat die Domotex derzeit eine Alleinstellung. Und dennoch bieten sich für die Aussteller und Besucher zahlreiche Möglichkeiten, sich zu präsentieren oder zu informieren -jenseits von Hannover. Seien es andere Messen oder technologische Plattformen. Und deshalb muss sich die Domotex eng an den Bedürfnissen der Branche ausrichten, um ihre Marktführerschaft zu wahren. "Wir begleiten den vorherrschenden Wandel intensiv", sagt Jochen Köckler, Vorstand der Deutschen Messe AG. "Gerade bei Maschinenwebern ist es enorm wichtig, dass wir die ganze Bandbreite der Hersteller mit im Boot haben."

Um die Betreuung der Aussteller kümmert sich Köckler durchaus selbst. Und das, obwohl er nicht ausschließlich für die Domotex zuständig ist. Erst kürzlich war Köckler in Kairo bei Oriental Weavers, dem Weltmarktführer für Maschinenwebteppiche. "Dort wurden wir bestärkt, unseren Weg weiter zu gehen", berichtet Köckler. "Die Führungskräfte erzählten mir, dass ihr Leben schon deshalb von der Domotex geprägt sei, weil sie dort Inspiration für ihre Innovationen schöpfen und gleichzeitig an einem Punkt alle Einkäufer treffen."

Und erst im vergangenen Jahr besuchte Köckler die Teppichmesse in Gaziantep und fand es beeindruckend zu sehen, wie sich an einem vergleichsweise kleinen Ort ein Cluster der Maschinenweber entwickelt hat, das die Weltmärkte beliefert. Auch bei den langjährigen Ausstellern der belgischen Maschinenweber war der Messe-Vorstand schon zu Gast, um deren Anliegen aufzunehmen. "Ich sehe es als meine Aufgabe an, mit den großen Ausstellern persönlich in Kontakt zu sein", sagt Köckler. "Schließlich können wir das Gras nur wachsen hören, wenn wir dicht an den Segmenten dran sind."

Dennoch legt Köckler Wert darauf, Wachstumsbereiche wie die Maschinenwebteppiche gegenüber anderen Marktsegmenten nicht bevorzugt zu behandeln und zählt gerne die Topadressen der Knüpfteppich-Produzenten unter den Ausstellern auf. Schließlich sei die Messe sei ja ein Spiegelbild des Marktes, den die Domotex nicht beeinflussen soll, sondern abbilden muss. Aber warum soll ein Aussteller nicht einmal eine andere Messe ausprobieren? "In der Breite und Vielfalt des Angebotes gibt es keine Alternative zur Domotex", ist Köckler sicher.
aus Carpet Magazin 04/14 (Wirtschaft)