Christian Dierig, Dierig-Holding
Es bleibt spannend
Augsburg. Das Jahr 2014 hat insgesamt für das Haus Fleuresse gut begonnen und wir konnten im ersten Halbjahr erfreulich zulegen. Im zweiten Halbjahr allerdings und insbesondere in den Monaten September und Oktober, gab es massive Einbrüche im textilen Einzelhandel, die bis dato auch noch nicht ursprünglich erklärt worden sind. Dies heißt, dass der Einzelhandel viel zu früh mit Preisreduzierungen begonnen hat, um seine September-Lieferungen bezahlen zu können und damit zu wenig Spanne im Weihnachtsgeschäft verdient hat. Insofern wird sehr viel Ware in den Schlussverkauf gehen und dies wird Einwirkungen auf das Einkaufsverhalten für das erste Halbjahr 2015 haben.
Das Weihnachtsgeschäft ist ja, was die Textilien angeht, bereits im letzten Jahr sehr unbefriedigend gewesen und es war in diesem Jahr ebenso. Insofern hat die zweite Jahreshälfte das Jahr 2014 leider nach unten gezogen, wenngleich wir es bei Fleuresse zufriedenstellend beenden können.
Für 2015 vertrauen wir zwar auf unsere alten Stärken, merken aber doch, dass der Verdrängungswettbewerb an Schärfe zunimmt, insbesondere da einzelne Handelsformate nur noch über Lieferantenerpressung am Leben bleiben.
Die Lage der Branche ist eine schwierige, da die Großen des Handels mehr und mehr Eigenimporte forcieren, um ihre Spannen zu verbessern. Dies bringt mehr und mehr billige und damit auch schlechtere Ware auf den Markt, was uns allen schadet. Leider ist die einzige Marketingsprache, die die großen deutschen Unternehmen kennen, die des Preismarketings, was wir ausgesprochen bedauern. Das Unternehmen Fleuresse steht mit einer Markenphilosophie hier in einer schwierigen Situation, da wir große Umsätze brauchen, um die Kosten zu decken und trotzdem auch für den kleinen und mittleren Fachhandel da sein wollen.
Aus diesem Grunde haben wir eine hochwertige neue Lizenz "KLvB" auf den Markt gebracht, die speziell dem Fachhandel helfen soll, sich zu profilieren.
Die größten Herausforderungen in 2015 werden zum einen unangenehme Konditionsgespräche mit den Großen des Handels sein, die ihre Formate über eigene Fähigkeiten nicht mehr profitabel darstellen können, sodass wir hier in einen harten Verdrängungswettbewerb einsteigen.
Die Branche kann in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen, wenn der Fachhandel wieder das ist, was er immer war, nämlich zum einen ein Anlaufpunkt für fachgerechte Beratung und nicht die Aneinanderreihung von billigen Regalen, und zum zweiten auch ein anspruchsvolles Erlebnis beim Kaufen. Rotpreise allein sind ganz sicher keine Lösung.
Des weiteren muss man den Verbraucher nach wie vor aufklären, was Markentextilien alles können sollten und was Billigpreislagen eben einfach nicht leisten können.
Für alle exportorientierten Unternehmen wird im Jahr 2015 die nachlassende Kaufkraft in unseren Hauptabsatzmärkten ein Problem sein. Dies ist einmal getrieben durch das Absinken des Euros gegenüber dem Schweizer Franken, aber auch im zunehmend nachlassenden Konsum in unseren Anrainerstaaten. Es bleibt also weiter spannend.
aus
Haustex 01/15
(Wirtschaft)