Daunen- und Federnindustrie

Lebendrupf: Branche fordert klare Standards


Mainz. Die jüngste Berichterstattung zum Thema Lebendrupf in den Medien hat den Verband der Daunen- und Federnindustrie (VDFI) auf den Plan gerufen: "Solche Bilder lassen niemanden kalt - und das mit Recht", sagt Dr. Juliane Hedderich, Geschäftsführerin des VDFI und von Traumpass.

Tierquälerei, Lebendrupf und unsachgemäße Tierhaltung - solche Missstände sind anzuprangern und müssen behoben werden", ergänzt Friedrich Verse, Präsident des VDFI. Der Verband tue alles, um gemeinsam mit Tierschutzeinrichtungen und unabhängigen Zertifizierungsorganisationen die Lieferkette der Daunen- und Federnindustrie abzusichern.

Der deutsche Gesamtimport an Federn und Daunen vom Wassergeflügel (roh und bearbeitet) betrug nach Verbandsangaben in den Jahren 2010 bis 2013 jeweils rund 10.000 Tonnen. Davon stammten etwa 70 Prozent von Enten und etwa 30 Prozent von Gänsen. In Bettwaren - genau wie in Outdoor- und Bekleidungsprodukten - werden als Füllmaterial deren Federn und Daunen eingesetzt. Alle fallen als Nebenprodukt der Fleischerzeugung an

Der Konsument bevorzuge junges, zartes Geflügelfleisch, so der VDFI. Deshalb schlachte die Geflügelfleischindustrie Gänse in der Regel im Alter von neun bis elf Wochen, Enten bereits nach sechs bis sieben Wochen. Zu diesem Zeitpunkt sei das Gefieder vollständig ausgebildet.

Nach dem Schlachtvorgang wird es abgenommen und von der Bettfedernindustrie weiterverarbeitet. "Die Lebendrupfproblematik gibt es nur bei Gänsen", erklärt der Verband. "Aufgrund des frühen Schlachtzeitpunktes ist es äußerst unwahrscheinlich, dass zuvor Lebendrupf durchgeführt wurde." Dies sei nur bei Tieren, die länger leben, zum Beispiel für die Aufzucht, überhaupt möglich.
Ein Einkäufer könne an der Rohware erkennen, ob Gänsefedern oder -daunen aus Lebendrupf angeboten werden. Marktbefragungen des Verbandes haben ergeben, dass rund zwei Prozent des Angebotes aus solchen Quellen stammen.

"Wir setzen deshalb auf die Rückverfolgung der Rohware bis zum Ort der Federngewinnung, der Schlachtung - gleichermaßen bei Enten und Gänsen," erläutert Petra Gerlach, Präsidentin von Traumpass. "Und das lassen wir von unabhängigen Auditoren durch regelmäßige Betriebsprüfungen in Zusammenarbeit mit Notaren kontrollieren."

Die Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn sei seit mehreren Jahren gelebte Praxis in der global agierenden Industrie: ergänzend zu den Prüfungen vor Ort belege jedes einzelne Unternehmen sein Beschaffungsverhalten durch Dokumente wie Rechnungen, Lieferscheine, Zolldeklarationenund so weiter. "Dieses System haben wir konsequent weiterentwickelt: Künftig wird die Rückverfolgung bis zur Farm ebenso möglich sein, wie beispielsweise der Ausschluss bestimmter Lieferländer", betont die Verbandsgeschäftsführerin.

"Vertrauen seitens des Handels und des Endverbrauchers ist für jedes Unternehmen ein hohes Gut," sagt Friedrich Verse. "Deshalb engagiert sich die Branche für den nachhaltigen Ausschluss von Lebendrupf, ist im regelmäßigen Austausch mit Tierschutzorganisationen und bietet Schulungen auf diesem Sektor an."

Die Daunen- und Federnindustrie, die als Kunde der Geflügelwirtschaft ein sogenanntes Animal-by-product verwertet und nicht selbst mit der Aufzucht und der Haltung von Gänsen und Enten betraut ist, setze sich in Berlin und Brüssel konsequent für mehr Tierschutz und dessen Umsetzung in die unterschiedlichen nationalen Gesetzgebungen ein. Ziel ist die Entwicklung einheitlicher Branchenstandards. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierschutzbund geht 2014 in das achte Jahr, auf internationaler Ebene arbeitet der Verband im Advisory Board des Responsible Down Standards mit.
aus Haustex 01/15 (Wirtschaft)