31. TKB-Fachtagung Fußbodentechnik 2015 in Köln

BG Bau und TKB überarbeiten Giscode-System


Der neue Tagungsort Köln hat der 31. TKB-Fachtagung Fußbodentechnik 2015 nicht geschadet. Ganz im Gegenteil: Im Maternushaus konnte die Teilnehmerzahl sogar auf 214 (Vorjahr 193) gesteigert werden. Die Auswertung der Teilnehmer ergab, dass rund 20 % aus Handwerk und Sachverständigenwesen kamen, ebenfalls eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Der Schwerpunkt der Fachvorträge lag diesmal bei Untergrundthemen, Verlegewerkstoffen und Verlegetechniken. Besonders der Dauerbrenner Estrichfeuchtemessung erhitzte die Gemüter der Teilnehmer.

Aufgrund von Umbaumaßnahmen fand die 31. Fachtagung der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) dieses Jahr nicht in Frankfurt am Main, sondern in Köln statt. 214 Teilnehmer kamen ins Maternushaus - das waren immerhin 20 zusätzliche Teilnehmer verglichen mit dem Vorjahr. Erstmals seit 2011 wurde die 200-Teilnehmer-Grenze wieder geknackt. Der Anzahl aus der Verlegewerkstoffindustrie fiel 2015 deutlich unter 50 %, "was darauf hindeutet, dass wir Zuspruch aus anderen Branchen bekommen", urteilte Tagungsleiter Dr. Frank Gahlmann. Die nächste TKB-Tagung findet am 3. März 2016 erneut im Maternushaus in Köln statt, weil die Umbaumaßnahmen in Frankfurt bis dahin nicht beendet sein werden.

Dr. Frank Gahlmann stellte in seiner Einführung diverse Aktivitäten der TKB vor.

Überarbeitung des Giscode-Systems


Gemeinsam mit der BG Bau überarbeitet die TKB gerade das Giscode-System. Der Giscode ist ein 1993 von der TKB gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Bau-Berufsgenossenschaft (GISBAU) erarbeitetes, freiwilliges Klassifizierungssystem zur Unterscheidung von Produktgruppen mit bestimmten gemeinsamen Gefahrenmerkmalen. Es ist ausschließlich auf den Arbeitsschutz ausgerichtet und bezieht sich in weiten Teilen auf vier Produktkategorien der TRGS 610. "Das Giscode-System hat uns und dem verarbeitenden Handwerk treue Dienste erwiesen", fasste der TKB-Vorsitzende zusammen. "Es hat die Umsetzung der TRGS erleichtert, und wir passen das gerade an den Stand der Technik an." Das bisherige Giscode-System fokussiert sich auf Lösemittelkleber und -emissionen. Die Technik der Verlegewerkstoffe habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert.

Die Verbände streben sowohl ein Update als auch eine Verschlankung an. Es gibt nur noch drei Gruppen von Dispersionsprodukten und zwei Gruppen von Lösemittelklebern. Außerdem wird es eine Klasse für die Silansysteme geben, wobei eventuell eine zweite für Silan-Grundierungen notwendig werden könnte.

Die TKB-Pläne sehen auch eine Verschlankung für die drei Gruppen der PUR-Produkte vor, weil dafür eigentlich eine genügen würde. "Wir haben die Produktklassen der Spachtelmassen unverändert gelassen, und die Epoxidharze werden wir mit der Deutschen Bauchemie abstimmen", so Dr. Gahlmann abschließend.

Internationale Parkettnorm abgeschlossen


Die TKB hat es geschafft, die internationale Parkettnorm ISO 17178 innerhalb von zwei Jahren zu verabschieden. Sie bildet den technischen Fortschritt gerade im Hinblick auf 1K-Reaktivsysteme ab. Um die Norm in Deutschland besser handhaben zu können, hat der Verband eine deutsche Übersetzung erstellt. Es wird keine Veröffentlichung als DIN erfolgen, weil DIN 14293 den gleichen Titel "Klebstoffe für das Kleben von Parkett auf einen Untergrund" trägt, stattdessen werden Inhalte in die Norm einfließen.

Ebenheitsbewertungen von Spachtelmassen


Ein weiteres technisches Thema, das die TKB seit 2014 diskutiert, sind erhöhte Ebenheitsanforderungen an Oberflächen für Designbeläge. "Wir haben uns intensiv mit dem Thema befasst und tun uns mit der abschließenden Bewertung schwer", gab Dr. Gahlmann zu. Es gibt einen ersten Vorschlag, wie man Qualitätsstufen bei gespachtelten Oberflächen herstellen könnte. Vorbild ist das bestehende Q1- bis Q4-System bei Putzen. Auch der Sachverständigenrat des Zentralverbands Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) hat sich bereits mit dem Thema befasst. "Die TKB hat noch keine abschließende Bewertung, weil wir insbesondere nicht ganz sicher sind, wie das rechtlich aussehen wird", erklärte der TKB-Vorsitzende. Es sei weniger problematisch, die Produkte zu klassifizieren, da die Spachtelmassenhersteller über ausreichend differenzierte Produkte verfügen. Es ginge vorrangig um die Bewertung der handwerklichen Leistung. Die TKB will die technischen und juristischen Argumente sorgfältig abwägen, bevor sie eine Entscheidung trifft; Ende offen.

DIN 18560: Einsprüche von TKB


Im Kontext der Feuchtemessung hat die TKB Einsprüche gegen die Neufassung der DIN 18560 Teil 1 abgegeben, die bereits an die Fachverbände verteilt wurden. Es geht dabei um die Aufnahme der Feuchtemessung in eine Estrichnorm, die dem Verband widersinnig erscheint. Dr. Gahlmann nannte insbesondere, dass in den Norm-Anforderungen der Feuchtegehalt aufgenommen wird, in den Prüfungen die Messung des Feuchtegehalts und das Protokoll zur CM-Messung. Für den TKB-Vorsitzenden stellen sich mehrere Fragen: "Warum wählt man unter ganz vielen Parametern, um die Belegreife zu bestimmen, gerade die Feuchte aus und versucht diese in eine Norm zu fassen? Warum steht das in der Estrichnorm, wo die Feuchteprüfung doch von Boden-, Parkett- und Fliesenlegern ausgeführt wird und auch die Beurteilung der Belegreife von dieser Berufsgruppe verantwortet wird?"

Gleichzeitig müsse man sich fragen, ob eine Prüfmethode, die Dokumentation und deren Grenzwerte in einer Norm sinnvoll seien. Normen seien eine sehr langfristige Angelegenheit, in der man Messwerte oder Messverfahren nach gewisser Zeit nur schwierig anpassen könne.

TKB-Merkblätter und -Berichte


Der Verband beschäftigt sich mit dem neuen TKB-Bericht 3, der sich Schnellzementestrichen und Estrichen mit Estrichzusatzmitteln widmen wird. Außerdem wird das TKB-Merkblatt 10 überarbeitet, das bislang "Holzwerkstoffplatten als Verlegeuntergrund" hieß. Es wird um Fertigteilestriche und Gipsfaserplatten erweitert. Im Unterschied zu den Merkblättern des Bundesverbandes Estrich und Belag hätten die TKB-Merkblätter dabei weniger den planerischen Ansatz, sondern eher den Blickwinkel für den Verarbeiter, erklärte Dr. Gahlmann.

Geruchsprüfung rückt näher


Der TKB-Vorsitzende gab auch ein kurzes Update zur Geruchsprüfung, die allen Bauprodukten droht. Im AgBB-Schema zur Bewertung der Emissionen von Bauprodukten war die Geruchsprüfung immer schon verankert, wenn auch bislang nur mit einem Platzhalter. Im aktuellen Entwurf vom Februar 2015 ist die Geruchsprüfung konkretisiert worden. Man geht jetzt davon aus, dass man genug Grundlagen erarbeitet hat, um Geruchsemissionen mit den Parametern Intensität und Hedonik (Geruchsqualität) wirklich ins AgBB-Schema aufnehmen zu können. Die zweijährige Phase zur Erprobung der Methode, die 2012 gestartet ist, wird diesen Sommer enden. Dr. Gahlmann befürchtet: "Neben der Emissionsprüfung auf VOC werden wir künftig auch eine Geruchsbewertung abgeben müssen."

Nachhaltigkeit: Muster-EPDs werden international


Die TKB hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und Muster-EPDs für die wesentlichen Gruppen von Verlegewerkstoffen erstellt. Das gilt für Polyurethan, Epoxidharze, Silan, Dispersionsprodukte und Spachtelmassen. Diese will man gerne auf die europäische Ebene transportieren, was gerade erfolgreich praktiziert wird. Die EPDs werden übersetzt und auf der Ebene des Europäischen Klebstoffverbandes FEICA abgestimmt. Die Bereitschaft sei groß, das deutsche Modell zu übernehmen. "Es wäre vorteilhaft, wenn nicht jedes Land seine eigene Regelung schafft und wir so nicht diverse Nachweise erbringen müssen", ist Dr. Gahlmann überzeugt.



FussbodenTechnik fasst die Fachvorträge aus Köln hier folgend zusammen:



Dr. Jörg Sieksmeier, Ardex

Schnellzementestriche im Vergleich zu Estrichen mit Zusatzmitteln


Dr. Jörg Sieksmeier von Ardex stellte Schnellzementestriche den konventionellen Portlandzementestrichen mit Zusatzmitteln (beschleunigte Estriche) gegenüber. Zementestriche haben zwei große Vorteile: eine lange Verarbeitungszeit und anschließend eine zügige Erhärtung. Diese Eigenschaften seien aus der Perspektive eines Architekten aber gleichzeitig ein Manko, weil diese Zielgruppe häufig erwartet, dass ein Estrich innerhalb von sieben Tagen eingebracht und mit keramischen Fliesen belegt werden könne. "So schnell trocknet und erhärtet das konventionelle Estrichmaterial nun auch nicht", schränkte Dr. Jörg Sieksmeier ein. Die längere Wasserbindung verglichen mit Schnellestrichen (auch ternäre Systeme genannt) sei also ein großer Nachteil. Die Ursache ist, dass der konventionelle Estriche Gelphasen aufweist. Wenn der Zement hydratisiert, tut er das nicht nur kristallin, sondern auch über Gelphasen, die das Wasser festhalten, ähnlich wie bei Kleister.

Im Gegensatz dazu werden ternäre Systeme, sprich Schnellestriche, immer aus drei Komponenten zusammengesetzt: Calciumsulfat in Form von Anhydrit, Calciumaluminatzement (Zement, aber kein Normzement) und Anreger. Dazu kommen Beschleuniger und Verzögerer, um das Material zu steuern, sowie Hilfsstoffe. Durch die Reaktion erhalte man einen besonders schönen Kristall, das Ettringit. Der Wasser-Anteil, der gebunden werden kann, ist bei diesem Ettringit-Kristall besonders hoch.

Die Eigenschaften von Schnellzementestrichen und Estrichen mit Zusatzmitteln sind:

-Schnellzementestriche weisen eine erhöhte kristalline Wasserbindung auf. Sie haben eine geringere Abhängigkeit von physikalischen Bedingungen, weil weniger Wasser zur Verfügung steht, das bei der Trocknung aus dem Estrich abdampfen muss. Je nach Formulierung haben sie ein deutlich günstigeres Schwundverhalten.

-Estriche mit Zusatzmitteln (beschleunigte Estriche) zeichnen sich durch einen reduzierten Anmachwassergehalt aus (je nach Zement und Sandfraktion). Eine erhöhte Wasserbindung ist nicht nachweisbar. Die Belegreife ist primär von den physikalischen Umgebungsbedingungen wie einem regelmäßigen Lüften abhängig. Das Schwundverhalten bei früh belegten Estrichen mit Estrichzusatzmitteln ist nicht wesentlich günstiger als bei Estrichen ohne Estrichzusatzmittel. Estriche mit Zusatzmitteln können je nach Zusammensetzung eine verbesserte Verarbeitung aufweisen, das gilt besonders im süddeutschen Raum, wo es schlechte Sandqualitäten gibt und mit weicherer Mörtelkonsistenz gearbeitet wird. Je nach Estrichzusatzmittel können unterschiedliche Festigkeiten und Belegreifen erzielt werden.

Dr. Gernod Deckelmann, Technische Universität Hamburg-Harburg

Alternative Messmethoden zur Beurteilung der Belegreife von Estrichen


In den letzten Jahren wird in Deutschland eine die CM-Messung ergänzende Messmethode zur Beurteilung der Belegreife diskutiert. Dieses Methode wird als die Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte bezeichnet (KRL). Dabei wird eine aus dem Estrich entnommene Stemmprobe zerkleinert, in einen Plastikbeutel gefüllt, die im Beutel vorhandene Luft herausgestrichen und die sich einstellende relative Luftfeuchte im Beutel bestimmt. Der exakte Ablauf zur Durchführung der Messung ist im TKB-Bericht 2 beschrieben. Da bisher über geeignete Messgeräte, mögliche Fehlerquellen bei den Messungen und zur Genauigkeit und Reproduzierbarkeit dieser KRL-Messwerte nur wenige Erkenntnisse vorliegen, wurde das Institut für Baustoffe, Bauphysik und Bauchemie an der Technischen Universität Hamburg-Harburg von der TKB beauftragt, eine Marktrecherche über geeignete Messgeräte vorzunehmen. Außerdem soll das Institut in einer anschließenden Versuchsreihe die Genauigkeit und Robustheit der Geräte unter Baustellenbedingungen beurteilen.

Referent Dr. Gernod Deckelmann, der das Projekt betreut, berichtete über erste Ergebnisse und kündigte an, die Untersuchungen zur Genauigkeit, Reproduzierbarkeit und Robustheit der Messgeräte vervollständigen zu wollen. Die Prüfung der eingesetzten Messgeräte zeigte schon unter Laborbedingungen deutliche Genauigkeitsunterschiede, die im Bereich von +/- 3 % liegen können. Es seien qualitative und quantifizierbare Unterschiede zwischen den Geräten erkennbar.

Die Untersuchung der KRL-Methode soll wesentliche Informationen zu dieser Messmethode liefern. "Wenn wir ein vernünftiges und aussagekräftiges Mess- und Beurteilungsverfahren erlangen, brauchen wir Kenntnis über die zu treffenden Sorptionsisothermen." Sorptionsisothermen beschreiben den Gleichgewichtszustand der Sorption eines Stoffes bei konstanter Temperatur. Man müsse wissen, was mit den Restfeuchten in den Estrichen passiert, wie groß sie sind, in welcher Größe sie akzeptiert werden können und welche Feuchteströme sich einstellen.

Weiterhin wolle Dr. Deckelmann mit geeigneten Messgeräten den Zustand des Estrichs ermitteln. Mit diesen Geräten müsse über eine definierte Verfahrensweise eine geeignete Methode beschrieben werden, um aussagekräftige Messwerte zu erhalten. "Wenn entsprechende Verfahren vorliegen, können wir mit aussagekräftigen Messwerten auf die Belegreife zurückschließen", so Deckelmann.

In der anschließenden Diskussion erhitzten sich die Gemüter der Zuhörer. Der Sachverständige Kurt Maibaum kritisierte die seit 20 Jahren laufende Diskussion über die Feuchtemesssung, die für Handwerker auf der Baustelle und für Richter zu wissenschaftlich sei. Tagungsleiter Dr. Frank Gahlmann beruhigte die Gemüter: "Wir wollen die CM-Messung nicht in Frage stellen und betonen weiterhin, dass sie Stand der Technik ist. Wir dürfen uns aber ergänzend über die Grundlagen von alternativen Messmethoden Gedanken machen." Das ginge nicht ohne Wissenschaft.

Bundesinnungsmeister Peter Fendt befürwortete das Ausschauhalten nach alternativen Messmethoden: "Wir haben heute nicht mehr die Estriche, die wir vor 20 Jahren hatten. Wir müssen dahin kommen, dass wir Neuentwicklungen richtig bewerten können." Die CM-Messung sei durch Estrichsysteme in Verruf gekommen, die man nicht mehr messen könne. Der Sachverständige Torsten Grotjohann war sich sicher, dass man neue Messmethoden erlernen kann: "In anderen Ländern gibt es andere Messmethoden, die auch funktionieren." Habe man allerdings keine Grenzwerte, sei eine neue Messmethode Unsinn.

Der Sachverständige Heinz-Dieter Altmann forderte dazu auf, den "Glaubenskrieg" bei der Feuchtemessung zu beenden und sich stattdessen mit dem Vortrag von Dr. Deckelmann zu beschäftigen: Dieser beinhaltete im Wesentlichen die Ermittlung von alternativen Messmethoden. Der Referent habe bislang keine Wertung abgegeben, was auf der Baustelle funktioniere. Gleichzeitig mahnte Altmann an, dass für Estriche auf der Baustelle keine Sorptionsisothermen zur Verfügung stünden. Er kritisierte, dass das von Dr. Deckelmann verwendete Bindemittelmischungsverhältnis von 1:3 praxisfremd (normal 1:6) sei und das Ergebnis relativiere.


Dr. Norbert Arnold, Uzin Utz

Korrosionsschäden an verzinkten Heizungsrohren durch Verlegewerkstoffe


Korrosion ist in unserer Branche bislang nur ein Randthema gewesen. Da sich in letzter Zeit Korrosionsschäden an verzinkten Heizungsrohren durch Verlegewerkstoffe häuften, hat Dr. Norbert Arnold von Uzin Utz sich dieses Themas angenommen. Wie er feststellen musste, gibt es in Normen und Kommentaren fast keine Aussagen dazu. Immerhin stieß er auf den Hinweis, dass Randdämmstreifen nicht abgeschnitten werden dürfen. Ähnlich ist eine Dämmung oder Isolierung an Heizungsrohren zu bewerten. Es gibt seit vier Jahren von der TKB eine Presseinformation zum Thema Korrosion an Heizungsrohren, die helfe, einen solchen Schaden zu versachlichen.

Warum gibt es diese Schäden? Feuchtigkeit und Wasser lassen den Stahl der Heizungsrohre rosten, der deshalb üblicherweise verzinkt wird. Bei Heizungsrohren liegt die Schichtdicke des Zinks zwischen 10 und 20 Mükrometer. Die Verzinkung der Rohre sei häufig ein reiner Transport- und eben kein Korrosionsschutz. Bei Verlegung unter Estrich muss das Heizungsrohr stattdessen mit einem geeigneten zusätzlichen Korrosionsschutz versehen werden. Der Korrosionsschutz ist der Dämmschlauch am Heizungsrohr, der leider häufig abgeschnitten wird. In der Folge läuft die Spachtelmasse in den Dämmschlauch und es kann zum Schaden kommen. Es besteht die Gefahr, dass das Zink durch die hohen pH-Werte der Spachtelmasse abgebaut wird. Auch die Geometrie des Rohres spiele eine Rolle, weil es unter Spannung stehe und die Verzinkung in der Folge aufreiße.

In der Regel dauert es sechs bis neun Monate vom Einbau bis zum Schaden. Es spielt keine Rolle, ob Zement- oder Gipsspachtelmasse verwendet wurde. Noch handelt es sich zwar um Einzelfälle, aber deren Schadenssummen sind in der Regel fünfstellig. "Die Datenlage ist insgesamt löchrig, wir wüssten gerne mehr", fasste Dr. Arnold zusammen.

Wer ist schuld? Aus Sicht der Verlegewerkstoffindustrie und von Sachverständigen handelt es sich um einen Planungsfehler, weil sich das Abschneiden der Dämmschläuche an Heizungsrohren nicht ausschließen lasse. Verhindern könne man die Schäden durch den Einsatz von teuren Edelstahl-, Kupfer- oder Kunststoffrohren. Den Bodenleger könne man nicht ganz aus der Pflicht nehmen: Er muss unbedingt Bedenken anmelden, wenn die Dichtschläuche an den Heizungsrohren abgeschnitten sind. Dr. Arnold rief dazu auf, weitere Informationen zum Thema zu sammeln, um Schäden zu vermeiden.


Thomas Wigger, Sifloor

Fugenarme Designbelagsverlegung - von der Vorbereitung bis zur Verlegetechnik


Fugenbildung bei Designbelägen war das Thema von Thomas Wigger von Sifloor. Er zeigte "Horrorbilder" mit keramischen Fliesenstößen, die sich in der Oberfläche von Designbelägen abzeichneten, weil kein planer, tragfähiger und rissfreier Untergrund vorlag. Ursache ist, dass sich elastische Bodenbeläge mit der Zeit ihrem Untergrund anpassen. Zu Ablösungen des Belags vom Untergrund kommt es, wenn Bewegungsfugen nicht in den Belag übernommen wurden.

Im firmeneigenen Entwicklungszentrum hat Wigger Maßänderungen von PVC-Designbelägen gemessen. Die meisten Beläge erfüllen die Anforderungen, um unverfugt verlegt zu werden, aber es gab deutliche Unterschiede. Der Referent stellte die Frage: "Wie muss ein Designbelag aussehen, wenn er aus der Verpackung kommt?" Als Verleger dürfe man schon erwarten, dass die Beläge selbst plan liegen.

Da die Beläge laut Normung nicht hundertprozentig rechtwinklig sein müssen, sind Toleranzen erlaubt. "Darum ist es nicht möglich, mit einem Designbelag eine fugenfreie Fläche zu legen, das geht nicht", so die Überzeugung von Thomas Wigger. Einflussfaktor sei auch die Weichmacherwanderung. Gemessen hat er Gehalte von 8 bis 30 %. Die Beläge sondern Weichmacher ab, die in der Folge an Volumen und damit auch an Länge verlieren. In seinen Untersuchungen hat er einen Schwund der Beläge von 0,3 % nur durch Weichmacherwanderung festgestellt.

Damit eine Designbelagsverlegung möglichst fugenarm gelingt, nannte Wigger folgendes Rezept, das der Verleger positiv beeinflussen kann:

-Akklimatisieren der Beläge
-Einschieben der Beläge statt Einkippen
-kein Überdehnen der Beläge
-maßstabilisierende Klebstoffe und Trockenklebstoffe einsetzen
-gute Untergrundvorbereitung
-Wert legen auf gute Qualität der Beläge
-sorgfältige Verlegung


Dr. Holger Wickel, Bona

Silanbasierte Grundierungen


Silanbasierte Parkettklebstoffe sind im Markt bereits verbreitet, das gilt jedoch noch nicht für silanbasierte Grundierungen. Dr. Holger Wickel von Bona stellte diese Alternative zu Epoxigrundierungen vor. Silanbasierte Grundierungen haben sich nach Einschätzung von Dr. Wickel als Dampfbremse in der Praxis bewährt. "Bis heute sind uns keine Reklamationen bekannt, die auf silanbasierte Grundierungen zurückzuführen sind", bilanzierte Dr. Wickel.

Ein ganz praktischer Vorteil von silanbasierten Grundierungen ist, dass sie keine Limitierung der Auftragsmenge durch Blasenbildung aufweisen, wie man sie von 1K-Polyurethanprodukten kennt. Die erhältlichen Grundierungen beruhen auf lange etablierten Bindemitteln, die alle relativ weich sind und weiche Grundierungsfilme erzeugen. Deshalb bleibt ein schwacher Estrich auch schwach, weil die Grundierung ihn nicht heilen könne. "Wenn man etwas mehr Geld ausgibt, sind Grundierungsrezepturen möglich, die die mechanischen Eigenschaften der Estrichoberflächen verbessern können", so der Referent.

Dr. Wickel hat eine Versuchsreihe mit Grundierungen auf Estrichprobekörpern durchgeführt. Dabei wurden 1K-PU-, 2K-Epoxi- und silanbasierte Grundierungen hinsichtlich ihrer Wasserdampfdiffusion verglichen. In der Untersuchung zeigte sich, dass zwei bereits entwickelte, aber noch nicht erhältliche silanbasierte Grundierungen durchaus mit jetzigen Polyurethan- und Epoxigrundierungen mithalten können. Ob eine Markteinführung der beiden silanbasierten Grundierungen kurz bevor stehe, konnte Dr. Wickel nicht beantworten.


Prof. Dr. Lothar Siebel, früher FH Aachen

Das Leid mit dem Schall


Der Vortrag von Prof. Dr. Lothar Siebel hatte einen hohen Unterhaltungswert. Der ausgewiesene Schallexperte brillierte mit einer Vielzahl von amüsanten Fotos, die er in seinen Vortrag einbaute.

Um das Thema Schall ging es immerhin am Rande. Um den Schallschutz einer Holzbalkendecke zu verbessern, gebe es laut Prof. Dr. Siebel eine Reihe von Möglichkeiten. So kann u.a. mit dem Abhängen der Decke, z.B. zwei Gipskartonplatten und eine Dämmschicht, eine Verbesserung der Akustik bewirkt werden. Teppiche kombiniert mit einer Unterlage aus Zellkautschuk können ebenfalls helfen. In vielen Fällen wird man aber nicht verhindern können, dass die Deckenkonstruktion geöffnet bzw. neu aufgebaut werden muss, um einen "erhöhten Schallschutz" bei Holzbalkendecken zu erreichen. Durch das Einbringen zusätzlicher Masse lässt sich ein verbesserter Trittschallschutz erreichen. Für die Verbesserung des Raumschalls empfiehlt sich - statt einer Schüttung - das Einbringen von Stein- oder Glaswolle. Wenn die Bodenkonstruktion neu aufgebaut wird, dann muss darauf geachtet werden, dass es an keiner Stelle Schallbrücken zwischen der Dielung und den Holzbalken gibt, betont der Bauphysik-Experte.

Welche Bedeutung dem Estrich als "Schallschlucker" zukommt, machte Prof. Siebel am Beispiel des einfachen Bodenaufbaus Stahlbeton, EPS-Dämmung und Estrich deutlich: Tests ergaben, dass ein glattgestrichener Estrich nur zu einer geringen Verbesserung des Trittschalls führt. Als deutlich besser - jedenfalls aus Sicht der Akustiker - erwies sich ein hohl liegender und rauer Estrich. Fazit: Je schlechter der Estrichleger arbeitet, desto besser ist es zumindest für die Akustik.


Dr. Ernst Schröder, TFI

Brandschutzanforderungen an Bodensysteme


Bodenbeläge sind Bauprodukte, die der EU-Bauproduktenverordnung unterliegen, erklärte Dr. Ernst Schröder, Leiter des TFI in Aachen. Das Brandverhalten sei Bestandteil dieser gesetzlichen Regelung. Harmonisierte Normen spezifizieren die gesetzlichen Vorgaben. Das System der Brandklassen ist europaweit geregelt. Welche Brandklasse an welchem Ort für welche Räume gefordert wird, entscheiden die regionalen Aufsichtsbehörden. Maßgeblich für die Einhaltung der geforderten Brandklassen ist die Leistungserklärung des Belagsherstelers in Kombination mit der Verlegeanleitung.
aus FussbodenTechnik 03/15 (Wirtschaft)