Interprint: Ideenschmiede für neue Dekore
Zaunpfähle und Buchrücken inspirieren Fußbodendekore
Möbeltage sind ein jährliches Ereignis im Interprint Design Centre in Arnsberg. Die Fußbodentage dagegen sind eine neue Veranstaltung. Im Februar 2015 kamen mehr als 30 Hersteller aus ganz Europa, um zu erleben, wie Flooring-Dekore entwickelt und marktfähig werden. Interprint gab während seiner Fußbodentage Einblicke in den Prozess, der meist geheim bleibt und den man nicht alle Tage erlebt - von den vielfältigen Inspirationsquellen über das handwerkliche Geschick in der Aufbereitung der Materialien bis hin zur Präsentation. Interprint steht am Anfang dieser Prozesskette und entwickelt Vorschläge für Laminatboden- und Vinylbodendekore. Das Unternehmen weiß: Jeder Fußbodenhersteller möchte exklusive Dekore erhalten, die im Handel und beim Verbraucher Anklang finden. Ein Event wie die Fußbodentage zielt daher auf frühzeitige Einbindung der Branchenpartner, um im gegenseitigen Austausch Flooringprodukte mit großem Marktpotenzial zu entwickeln.
"Was wir jetzt vorstellen, erreicht den Endverbraucher in frühestens anderthalb bis zwei Jahren", erklärt Salvatore Figliuzzi, Leiter Marketing und Dekorentwicklung. Damit wird deutlich, dass in der Wertschöpfungskette bis zum fertigen Produkt auch spekulative Faktoren eine Rolle spielen. Wer will den wandelbaren Geschmack des Verbrauchers voraussagen? Andererseits: Trends entstehen nicht im luftleeren Raum. Sie werden auch gemacht - vom Marketing, vom vorhandenen Angebot, von parallelen Modeströmungen. "Interprint kann dabei nur Impulse geben", sagt Figliuzzi.
Das Dekor steuert die Kaufentscheidung
Das Dekorpapier als Zwischenprodukt ist nicht der höchste Kostenfaktor eines Laminatbodens, aber die Oberfläche wird im Verkauf zum wichtigsten Aspekt. Die Dekorentwicklung hat direkten Einfluss auf die Kaufentscheidung des Verbrauchers. Da ist es für die Bodenbelagshersteller von besonderem Interesse, diese Entwicklung zu kennen und zu begleiten. Erster Ideengeber ist und bleibt die Kreativ-Abteilung des Dekordruckers. Entsprechend waren es Mitglieder des Interprint-Designteams - Daniel Heitkamm, Guido Kuhlmann und Maurizio Burrato -, die während der Fußbodentage Einblicke in ihr Schaffen ermöglichten.
Auftakt des Rundganges durch die Design-Etappen war eine kurze Einführung in die Geschichte des Fußbodens von den alten Ägyptern über die Böden im Schloss Versailles bis heute. Nicht nur antike Verlegemuster haben bis in die Gegenwart Bestand. Denkt man darüber hinaus an religiöse Momente - etwa dass der Papst zur Begrüßung eines Landes "den Boden küsst" oder Muslime auf Teppichen beten - wird jedem bewusst, welch große kulturelle Bedeutung Böden haben.
Böden sind Grundlage der Raumgestaltung. Böden schaffen Atmosphäre. Demgemäß formuliert Interprint sein aktuelles Designmotto: Into Spaces.
Farbe und Look entscheiden
Worauf die Verbraucher beim Kauf eines Bodens achten, hat Interprint in einer aktuelle Umfrage herausgefunden: 9 von 10 Verbrauchern entscheiden sich aufgrund der Farbe und Optik für einen bestimmten Fußboden. Das Material spielt nur für einen von zehn Verbrauchern eine wichtige Rolle. Das Fazit von Interprint: Der optische Gesamteindruck zählt. Für den Erfolg eines Flooringdesigns ist nicht das Material ausschlaggebend, sondern vielmehr die Farbe und Art der Oberflächenausführung.
Jede Dekoridee hat eine Story
Interprint hat die Teilnehmer der Fußbodentage in den spannenden Entwicklungsprozess der Dekore eingebunden. Bewusst zeigte man keine fertigen Lösungen. Der Blick hinter die Kulissen eröffnete sogar das Tor zur "heiligen Halle" des Dekordruckers: In der Repro halten die Kreativen ihre Dekorideen sonst bis zur Marktreife im Verborgenen. Hier wird experimentiert und mit viel handwerklichem Können Material bearbeitet - erst mit Hardware in der Schreinerei, anschließend mit Software auf dem Bildschirm.
Inspirationsquellen können nicht ungewöhnlich genug sein: Ein Stapel von Buchrücken, deren Einbände man entfernt hat, wird zum neuen Flooringdesign. Oder ein Dekor, das auf einer kleinen Fläche sehr unruhig scheint, zeigt in einem geschlossenen, verspiegelten Raum seine weitläufige und harmonische Wirkung. "Findergeist und Sensibilität sind wichtig für die Dekorentwicklung", sagt Salvatore Figliuzzi. Am Beispiel einer 2.300 Jahre alten Mooreiche wird das deutlich. Guido Kuhlmann demonstrierte, wie viel Geduld ein besonderes Design manchmal erfordert. "Holz muss gelesen und behutsam behandelt werden, damit seine Struktur und sein Charakter nicht zerstört werden", betonte er.
Aus dem verwitterten Holz eines Wassertanks, wie man ihn heute noch auf den Dächern von New York City findet, wird ein Fußbodendekor im "Vintage Look". Oder es entsteht aus einem scheinbar langweiligen, kesseldruckimprägnierten Bauholz durch die weitere Behandlung der Oberfläche ein "Scandinavian Style", der mit dem Ursprungsmaterial nichts mehr gemein hat. Ein alter Weidezaunpfahl, aufgeschnitten, mit unterschiedlichen Materialien sandgestrahlt und dann geölt, ergibt eine variable Dekorvorlage. Ein verrostetes Blech wird zur Vorlage für ein Dekor mit verschiedenen Verlegeformaten. Selbst Fashion Trends lassen sich in Raumatmosphären übersetzen.
Beim so genannten "Total Look" sind Fußboden, Wand, Decke und Möbel komplett in einem Dekor und Farbton gehalten. Als Beispiel für eine solche Raumsimulation setzte Interprint sein Erfolgsdekor Iconic ein. Dass sich kreative Dekore auch einfach entwickeln lassen, demonstrierte Daniel Heitkamm, indem er eine mit Farbe getränkte Aufzieh-Figur über ein weißes Papier laufen ließ. Erstaunlich, welche Gegenstände man zweckentfremden und als Werkzeug für die Dekorentwicklung nutzen kann.
Flooring-Trends der Zukunft
Präsentiert wurde ein breites Spektrum neuer Holzdekore. Fast noch wichtiger als die jeweilige Holzart ist dabei die Art der Oberflächenbearbeitung. Im Mittelpunkt stehen hier handwerklich bearbeitete Oberflächen, die ein markantes und aussagekräftiges Bild schaffen, aber dennoch elegant und nicht rustikal wirken. Das im Möbelbereich sehr erfolgreiche Buche-Dekor Iconic, das man inzwischen in den Programmen namhafter Möbel- und Holzwerkstoffhersteller findet, wurde jetzt auch als Flooringdekor unter dem Namen Fame vorgestellt. "Fame hat das Potenzial, ein neuer Klassiker unter den Fußbodendekoren zu werden", heißt es dazu bei Interprint.
Trendfarben und neue Formate
Passend zum Einrichtungsstil "Scandinavian Design", der bereits auf den Interprint Möbeltagen 2014 vorgestellt wurde, setzt Interprint vorzugsweise auf helle und mittlere, warme Farbtöne mit einem leichtem Grau-Touch. Die Verlegemuster, heißt es, werden deutlich vielfältiger. Fischgrät oder Kassetten, grafische Variationen mit Holz oder Beton sowie neue, unterschiedlich große Dielenformate lassen die Bandbreite der Optionen wachsen. Verlegeformate dürften künftig eine größere Rolle spielen. Breiten und Längen wurden auf den Fußbodentagen unterschiedlich beurteilt: Muss die Länge eines Bodenelementes 2.000 mm betragen oder reichen nicht auch 1.600 mm aus, um die gleiche Wirkung zu erzielen? Sind in der Breite 250 mm wirkungsvoller als 200 mm? Zu diesen Themen gab es einen lebhaften Meinungsaustausch.
Böden erzählen Geschichten
Mitten in der Produktion hatte das Interprint-Team einen japanischen Zen-Garten nachgebaut. Professor Christian Tagsold, Japanologe an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, erläuterte, dass der angeblich uralte japanische Zen-Garten auf einem chinesischen Vorbild beruht und erst im 20. Jahrhundert durch die Berichte einer amerikanischen Journalistin zu eigenem Ruhm kam. Der grafisch in Wellen geharkte Sandboden symbolisiert "Wasser" und die darauf angeordneten Steine "eine Tigermutter, die ihre Kinder über einen Fluss bringt". Das Zen-Beispiel verdeutlicht, was auch die Flooring-Dekore von Interprint dem Betrachter vermitteln wollen: Jedes Bodendekor erzählt seine eigene Geschichte.
Dekor nicht nur auf Papier
"Wir beschäftigen uns nicht nur mit Papier, sondern auch mit dem Bedrucken von Thermoplasten", sagt Frank Witte, Leiter des Internationalen Produktmanagements. In den USA vermarktet Interprint bereits bedrucktes Polypropylen unter dem Markennamen "Premeer". Darüber hinaus bietet Interprint in diesem Segment spezielle Dekorpapiere als Vorprodukt zur Kombination mit Sonder-Overlays oder Dekorpapiere zur PU-Ummantelung an. Weitere Alternativen sind in der Testphase, darunter ein bedrucktes Sonderpapier, das durch Plastifizierung spaltfest gemacht wird. Im laufenden Jahr möchte das Unternehmen die Spaltfestigkeit von Dekor-/Folien-Verbundmaterialien deutlich erhöhen. Anfang Mai ist die Vorstellung weiterer Produktentwicklungen in der Design Post Köln geplant.
Salvatore Figliuzzi wertete die ersten Interprint Fußbodentage als großen Erfolg: "Wir hören nicht auf, immer wieder Neues zu entdecken. Die Wertschätzung gegenüber Böden und unsere Lust auf Design treiben uns an, besondere Looks zu entwickeln. Wir haben uns unseren Besuchern gegenüber sehr geöffnet und einen Einblick gegeben in unsere vielfältigen Inspirationsquellen und in unser handwerkliches Können. Der Austausch über zukünftige Trends und Entwicklungen hat viel Spaß gemacht. Die geführten Gespräche bilden eine gute Basis, gemeinsam mit unseren Partnern erfolgreiche Flooring-Produkte zu entwickeln."
aus
Parkett Magazin 03/15
(Marketing)