Sikkens Lackcamp auf Mallorca
Maler überzeugt von wasserbasierten Lacken
Wasserverdünnbaren Lacken gehört die Zukunft. Nicht nur die Regularien, die im Interesse hoher Luftqualität zur Reduzierung von flüchtigen Lösemitteln zwingen, werden immer strenger. Auch der umweltbewusste Endkunde verlangt zunehmend den Einsatz derartiger Produkte. Im Lackcamp von Sikkens auf Mallorca lernten 160 Maler aus dem gesamten Bundesgebiet, wie sich die Lacke optimal verarbeiten lassen und überzeugten sich davon, dass sie eine echte Alternative gegenüber den lösemittelhaltigen Erzeugnissen sind.Welches ist das wichtigste Werkzeug für den Maler?" Schmunzelnd blickt Jörg Solisch in die kleine Runde wissbegieriger Malermeister und -gesellen und wartet auf Antworten. Seine berufserfahrenen Schüler im Praxisteil des Sikkens-Workshops BL Lacke auf Mallorca sind ein wenig verunsichert, ganz leise schlagen die Mutigen unter ihnen vor: "Rolle, Pinsel?". Weit gefehlt: "Es ist der Spachtel", sagt der Anwendungstechniker und hält triumphierend das unscheinbare, aber für die Beschichtung von Türen wichtige Utensil in die Höhe. Mit dem Spezial-Kunststoffspachtel lässt sich überschüssiger Lack sofort entfernen, absolut glatte Flächen sind das Ergebnis.
Das war nur einer von vielen Kniffen und Tricks rund um Werkzeug und fachgerechte Verarbeitung, die die interessierten Maler auf der Ferieninsel in Theorie und Praxis vermittelt bekamen, um wasserverdünnbare Anstriche problemlos auftragen zu können und so weit wie möglich auf lösemittelhaltige Produkte zu verzichten. Auf Einladung der Akzo-Nobel-Profimarke Sikkens waren 160 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. In Gruppen von je rund 20 Personen sammelten sie Erfahrungen mit der Verwendung der auf der Blue Line Technologie beruhenden Sikkens Rubbol BL Lacke Azura, Magura und Satura. Dabei stellten sie fest, dass die wasserbasierten Anstriche im Innenbereich eine echte Alternative zu lösemittelhaltigen Produkten sind, aber auch im Außenbereich von Vorteil sein können.
Echte Alternative zu lösemittelhaltigen Produkten
"Ich bin überzeugt von den Lacken", meinte Malermeister Jens Vogelsang vom Betrieb Bernhard Vogelsang in Georgsmarienhütte, während er eine Tür damit bestrich. Die Produkte seien geruchsarm und genauso leicht zu verarbeiten wie die lösemittelhaltigen. Zwar verwende er bereits wasserverdünnbare Lacke, doch der Workshop animiere ihn dazu, die umweltfreundlicheren Produkte noch häufiger einzusetzen. Zumal er nun auch wichtige Details für deren Verarbeitung gelernt habe.
"Wir glauben an die Zukunft der wasserbasierten Systeme", machte Richard Rüttermann, Leiter der Sikkens-Anwendungstechnik, deutlich und verwies auf die Statistik: Im vergangenen Jahr habe die Profi-Marke ihren Umsatz mit Wasserlacken um 14 % gesteigert. Mittlerweile liege das Verhältnis wasserverdünnbarer zu lösemittelhaltigen Lacken bei 60 : 40.
Nach Angaben des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie geht die Entwicklung auch über alle Anbieter im Markt hinweg zu wasserbasierten Systemen. Die Menge lösemittelhaltiger Lacke sank nach der Produktionsstatistik 2013 erneut um 2,2 %. Ihr Anteil betrug rund 45 %, Pulverlacke erreichten etwa 6 % und Wasserlacke bereits 49 %. Bei Beschichtungen insgesamt hatten die wasserverdünnbaren Lack- und Farbensysteme rund 74 % Anteil, die lösemittelbasierten etwa 23 %. Bei den restlichen 3 % handelt es sich um Pulverlacke.
Strenge Grenzwerte forcieren die Umstellung
Die Hinwendung zu den Wasserprodukten lief nicht freiwillig ab. Vielmehr ist es die VOC-Verordnung, die strenge Grenzwerte für die Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen festlegte und damit den Ersatz der organischen Lösemittel durch Wasser forcierte.
Wie das Deutsche Lackinstitut betont, soll die Luftverschmutzung bis 2020 soweit vermindert werden, dass von ihr keine "inakzeptablen Beeinträchtigungen für Mensch und Umwelt ausgehen". Der von der EU definierte Zielwert von 995 Kilotonnen sei in Deutschland für 2010 allerdings nicht erreicht worden, deshalb werde der Prozess wohl bis 2020 gestreckt. "Dementsprechend werden die darauf folgenden Vorgaben für das Zieljahr 2030 ambitioniert ausfallen. Das erfordert schon heute intensivierte Bemühungen zur Entwicklung lösemittelärmerer Anwendungen", heißt es vonseiten des Lackinstituts.
Davon geht auch der Anwendungstechniker Richard Rüttermann aus: "Es wird mehr Regularien geben." Hinzu komme, dass der Verbraucher sensibler geworden sei und mehr Wert auf Umweltschutz lege. "Wir müssen gemeinsam Oberflächen verkaufen, die der Endkunde haben will", appellierte er an seine Zuhörer und hob die Vorteile der wasserverdünnbaren Produkte hervor. Die heutigen Lacke seien außen wie innen geruchsneutral und schnell trocknend. Im Innenbereich erwiesen sie sich zudem als strapazierfähig, hätten eine hohe Farbtonvielfalt sowie eine hohe Oberflächenqualität und könnten damit zu 100 % für den Innenanstrich verwendet werden.
Aber auch außen seien sie - außer bei extremen Temperaturen - eine gegenüber lösemittelhaltigen Produkten gleichwertige Alternative. Hier sei Geruchsneutralität ebenfalls ein wichtiges Argument. Denn die wasserverdünnbaren Außenanstriche könnten bei laufendem Betrieb beispielsweise von Bürogebäuden aufgetragen werden, ohne dass die Mitarbeiter von unangenehmen Gerüchen belästigt würden.
Die ersten wasserbasierten Lacke kamen nach Angaben des Deutschen Lackinstituts Mitte der 1980er Jahre auf den Markt. "Viele davon hatten eine schlechte Oberflächenqualität und ließen sich nur schwer verarbeiten", erläutert Rüttermann. "Gegen diesen schlechten Ruf arbeiten wir an." Mit Erfolg, wie sich im Lackcamp auf Mallorca zeigt. Die teilnehmenden Maler waren überwiegend überzeugt von den Produkten, die sie mit dem jeweils passenden Werkzeug problemlos auftragen können.
30 Jahre Erfahrung
"Schon seit vielen Jahren arbeitet die Lackindustrie an der Entwicklung wasserverdünnbarer Produkte. Deren Qualität ist heute sehr hoch", bestätigt auch Karl-August Siepelmeyer, Präsident des Bundesverbands Farbe Gestaltung Bautenschutz. Mit diesen Hightech-Produkten könne das Maler- und Lackiererhandwerk sehr gute Ergebnisse erzielen. Zwar hätten sich die Handwerker umstellen müssen. "Nach Einarbeitung aber sind die mit wasserverdünnten Lacken beschichteten Flächen nicht von denen zu unterscheiden, die einen lösemittelhaltigen Anstrich haben."
Sikkens führte vor 30 Jahren Wasserlacksysteme zur Marktreife. Ein Quantensprung gelang mit der Entwicklung von Rubbol BL Azura, Satura und Magura. Mittlerweile verfügt Sikkens über ein breites Sortiment sowohl wasser- als auch lösemittelbasierter Lacke für innen und außen.
Das dreitägige Lackcamp auf Mallorca war eine von vielen Aktivitäten im Rahmen einer Marketingoffensive für die wasserbasierten BL Rubbol Lacke. Die Maler, die sich erfolgreich um die Teilnahme beworben hatten, wurden in einem Vier-Sterne-Hotel in Ses Salinas untergebracht, in dem auch die Fachpraxisseminare stattfanden. Für den Lehrgang waren rund 35 t Material auf die Baleareninsel gebracht worden, unter anderem 400 glatte und profilierte Türen, 1.600 Schrauben und drei Paletten Lack. Fünf Sikkens Techniker betreuten die Workshops vor Ort. Unterstützung erhielten sie von Mitarbeitern der Partnerfirmen Wistoba und Graco. Denn bei der Verarbeitung von wasserbasierten Produkten spielt das individuell für jeden Maler passende Werkzeug eine entscheidende Rolle.
aus
BTH Heimtex 04/15
(Marketing)