ABK Open 2015

Der Branchentreffwird internationaler


Halle/Westf. Mit über 100 ausstellenden Unternehmen sind die ABK Open 2015 so groß wie nie zuvor. Und dank Anmeldungen aus Europa und Japan werden sie auch internationaler. Am 1. und 2. Juli wird die Gerry-Weber-World in Halle/Westfalen wieder zum Treffpunkt der Bettenbranche. Bereits zum fünften Mal präsentieren sich Fach- und Premiumanbieter rund um die Themen Schlafen und Wohnen auf Einladung des Verbandes.

In diesem Jahr konnte die Ausstellungsfläche nochmals erweitert werden: Auf mehr als 5.000 Quadratmetern sind die beteiligten Unternehmen vertreten. Neben dem Zelt-Anbau, in dem im vergangenen Jahr die Matratzenanbieter konzentriert wurden, sind auch auf dem Außengelände zusätzliche Stände untergebracht.

"Wir werden in diesem Jahr deutlich internationaler", freut sich ABK-Geschäftsführer Thomas Fehr. Allein aus Japan kamen vier Anmeldungen. Aus dem europäischen Ausland haben sich nach Fehrs Angaben viele Besucher aus Belgien und den Niederlanden angesagt, auch Gäste aus Italien werden den Weg nach Halle antreten. Bis Redaktionsschluss konnte der Verband neben seinen Gesellschaftern, die zu einem sehr hohen Maße vertreten sind, auch schon 330 externe Anmeldungen zählen. "Im letzten Jahr hatten wir zum gleichen Zeitpunkt 200, vielleicht 250 externe Anmeldungen", freut sich Fehr über den wachsenden Zuspruch.

"Diese Messe bietet jede Menge Motivation, sich von der Digitalisierung des stationären Handels, Ladengestaltung, Warenpräsentation, Beleuchtung, Zielgruppen und Ergänzungssortimenten inspirieren zu lassen", betont Fehr. Rund um die Hersteller von Betten, Matratzen, Bettwaren, Bettwäsche und Frottierwaren werden zusätzlich Retailkonzepte für Abverkauf und Kundenbindung gezeigt. Dabei will der Verband in vier Innovationsbereichen sein besonderes Potenzial darstellen: Neben den multisensorischen Erlebnisflächen, den Zielgruppenkojen und der ABK-Leistungsgalerie wird die Digitalisierung des Handels ein wichtiger Themenschwerpunkt sein. Hier ist der ABK mit dem jüngsten Projekt seines Future Stores, dem digitalen POS, weit fortgeschritten.

Seit 1. Juni wird nun kommerziell vertrieben, was unter dem Stichwort "verlängerte Ladentheke" schon länger in der Diskussion ist. Damit reagiert der Verband auf die Veränderungen der Einkaufsgewohnten und die gewandelten Vorstellungen der Kunden. Sie werden am digitalen POS zwar nach wie vor von Menschen bedient, aber die Verkäufer sind dort mit Tablets ausgestattet.

Warenpräsentation und Beratung vor Ort plus Bestellung nicht vorrätiger Waren, Konfiguration und multimediale Produktinformationen werden mit diesem digitalen Werkzeug abgewickelt. Über eine einfach zu bedienende Oberfläche bietet es Zugriff auf Sortimentskataloge, einen Betten-Konfigurator, Preisblätter, Produktkataloge, Videos sowie Online-Bestell- und Liefermöglichkeiten.

ABK-Geschäftsführer Thomas Fehr sieht in der verlängerten Ladentheke eine sinnvolle Ergänzung für den stationären Handel: "Es ergibt aber keinen Sinn, die Ware im Laden zu ersetzen und alles nur noch online machen zu wollen. Wir sind Fachhändler, und das muss sich im Geschäft auch abbilden." Denn verstecken müsse sich der Fachhandel mit seiner Leistung und seinem Angebot nicht: Gerade bei beratungsintensiven Produkten oder solchen, die besonders über Optik, Haptik und Wareninszenierung verkauft werden, biete er unschlagbare Vorteile, betont man beim ABK.

Gleichwohl steht der stationäre Einzelhandel durch Onlineshops unter Margendruck und klagt über ausbleibende Kundenfrequenz. Letztere ist allerdings kein Problem der ABK Open, wo man sich über Mangel an Publikum nicht zu beschweren braucht. 1.300 Fachbesucher tummelten sich im vergangenen Jahr auf dem Messegelände neben dem Tennisstadion, und das war bereits ein klarer Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Doch noch vor Abschluss der Messe prognostizierte Thomas Fehr: "Da geht noch was."

Und so soll der Branchentreff auch in diesem Jahr nochmals an Attraktivität und Anziehungskraft gewinnen. Bettwäsche wird einer der Schwerpunkte der Veranstaltung. Der Bettenfachhandel kann sich allein in diesem Segment über die Herbst-/Winterkollektionen von 40 Anbietern informieren. Bettwaren sind mit 14 Ausstellern vertreten, Matratzen und Schlafsysteme repräsentieren 21 Aussteller, Frottier ist mit den Vertretern von 15 Marken vor Ort. Wohndecken (10 Unternehmen) und Tischwäsche (7) runden das Angebot ab.

Doch Halle ist nicht nicht nur eine Produktschau - es wird tatsächlich geschrieben, denn die ABK Open haben sich als aktuelle Ordermesse bestens etabliert. Und so finden sich auch immer mehr Entscheider anderer Vertriebsformen unter den Gästen. Denn die Messe macht ihrem Namen alle Ehre und ist offen für alle, auch für Nicht-Mitglieder. Im vergangenen Jahr kamen neben den ABK-Gesellschaftern nicht nur Häuser des Partner-Verbundes Südbund und Mitglieder des dem ABK ähnlich strukturierten Bettenrings, sondern auch zahlreiche Einkäufer sämtlicher Möbelverbände. Auch die Katag aus dem nahe gelegenen Bielefeld schickte ihre Einkäufer. "Was im Einkauf Rang und Namen hat, war an den beiden Tagen bei uns", freute sich Fehr im vergangenen Jahr - und so soll es auch 2015 wieder sein.

Für alle Besucher dürfte von Interesse sein, was in den Zielgruppenkojen gezeigt wird, die bereits im vergangenen Jahr viel Aufmerksamkeit auf sich zogen. Hier präsentierte der Future Store am Beispiel verschiedener Käufergruppen speziell dekorierte Bereiche, die so auch am POS inszeniert werden können. Die Kojen sind auch in diesem Jahr wieder von Grund auf durchgestylt. Alle Produkte und Accessoires sind zielgruppenspezifisch aufeinander abgestimmt, für den Bettenfachhandel optimiert und direkt bestellbar.

Die Zielgruppen-Typologie, die den Kojen zugrunde liegt, basiert auf den Erkenntnissen, die Forscher zur sozialen Lage verschiedener Bevölkerungsgruppen sowie zu deren Werteorientierungen gewonnen haben. Für den Future-Store wurde auf dieser Basis eine präzise Zuordnung von Kundenpräferenzen, Konsumverhalten, Soziodemografie einerseits sowie Produkten/Dessins rund um das gesamte Schlafzimmer andererseits systematisch aufgearbeitet. Der ABK entwickelte vier "Schlafwelten".

Mit über 35 Prozent stellt die sogenannte bürgerliche Mitte die größte Käuferschicht in Deutschland dar. "Allerdings ist der Handel gut beraten, diese Zielgruppe differenziert zu betrachten", so Fehr. Hier würden in den kommenden fünf Jahren 90 Prozent der prognostizierten 2,6 Billionen Euro vererbt. "Keine Zielgruppe ist so fachhandelstreu wie diese. Deshalb haben wir die Kernzielgruppen der bürgerlichen Mitte, des status-orientierten Bürgertums und der bürgerlich/liberalen Performer getrennt betrachtet." Parallel dazu wurde eine 32-seitige Broschüre aufgelegt. In ihr werden die Lebenswelten der einzelnen Zielgruppen präzise beschrieben.

Recht bodenständig wiederum geht es in Halle am Abend des ersten Tages der ABK Open zu. Seit der ersten Veranstaltung erfreuen sich Aussteller und Besucher auf der Terrasse der Messehalle an einem mobilen Grillstand und dem obligatorischen Feierabendbier. Und auch in diesem Jahr wird eine Formation die Gäste unterhalten, die schon in den Vorjahren für Begeisterung sorgte: Die mobile Party-Band Happy Six unterhält die Gäste unplugged und zieht dabei von Tisch zu Tisch. Beste Voraussetzungen, um abseits des Messegeschehens in lockerer Atmosphäre zu netzwerken.
aus Haustex 06/15 (Wirtschaft)