ZVPF: Positive Bilanz nach einem Jahr Vorstandsarbeit

Parkettleger wünschen Schulterschluss mit anderen Gewerken

Auf der Mitgliederversammlung des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik in Dresden tauschten sich die 80 Delegierten über die aktuellen Branchenthemen aus. Neben den neuen Tarifverträgen standen das Engagement um die Normung, die Berichte der Fachgruppenleiter und die Initiative "Mit einer Stimme" im Mittelpunkt der Diskussion. Im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit der Innungen innerhalb des Verbandes plädierte der Bundesinnungsmeister Peter Fendt für Fusionen.

Nach einem Jahr Vorstandsarbeit zog Peter Fendt für den gesamten Vorstand eine positive Bilanz: "Wir haben uns gefunden. Der Übergang verlief reibungslos." Zu den wichtigsten Vorhaben, die im vergangenen Jahr in Angriff genommen bzw. erledigt werden konnten, zählen die Mitarbeit an der Normung, das Engagement gegen das Haftungsrisiko des Handwerkers bei Materialfehlern und der Abschluss der Tarifverhandlungen. Mit den seit dem 1. April 2015 gültigen Manteltarif-, Entgelttarif- sowie Lohn- und Akkordtarifvertrag für das Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe sei man auf dem richtigen Weg. Ebenfalls engagiere sich der Vorstand stark im Bereich der Normung. "Wir brauchen einen Schulterschluss zu den benachbarten Gewerken. Es haben sich in letzter Zeit einige Dinge eingeschlichen, nach denen zu befürchten steht, dass wir als Parkettleger bald davon betroffen sein werden", mahnte Fendt und verwies auf die Änderungen bei den Normen, insbesondere der überarbeiteten DIN 18365 (Bodenbelagarbeiten), DIN 18356 (Parkettarbeiten) und DIN 18560 (Estriche im Bauwesen), mit denen sich Vorstandsmitglied Norbert Strehle intensiv auseinandergesetzt hatte.

Haftungsfalle bleibt streitbares Thema


Kämpferisch zeigte sich der Bundesinnungsmeister zudem in Bezug auf die Initiative "Mit einer Stimme" und die darin geforderten Gesetzesänderungen. Die bestehende Problematik der existenzgefährdenden Haftungsfalle für das Handwerk müsse stärker wahrgenommen werden. "Wir geben nicht auf und kämpfen weiter. Die Initiative ist wichtiger denn je", sagte Fendt und verwies in diesem Zusammenhang auf eine Podiumsdiskussion im Bundesjustizministerium in Berlin, an der auch der ZVPF teilgenommen hatte.

Zuversichtlich gab er sich im Hinblick auf die weitere Stärkung der Innungen im Zentralverband. Man müsse sich bemühen, den Mitgliederstand zu erhalten. "Die Zahlen der letzten drei Jahre stimmen mich positiv. Momentan bewegen wir uns zwischen 15 und 20 Austritten pro Jahr, die teilweise jedoch auch auf Firmenaufgaben zurückzuführen sind", sagte der Bunndesinnungsmeister. Um Innungen zu stärken und deren erfolgreiche Arbeit positiv darzustellen, verwies er auf mögliche Fusionen, die er sich insbesondere für Bayern wünsche, und auf eine aktivere Öffentlichkeitsarbeit: "Innungszusammenschlüsse sind durchaus sinnvoll, deshalb möchte ich an die Kollegen appellieren, zumindest einmal eine Kooperation einzugehen." Den gemeinsamen Fachverband der Innungen Hamburg und Schleswig-Holstein stellte Fendt als positives Beispiel dar.

Neue Tarifverträge vorgestellt


Der stellvertretende Bundesinnungsmeister Ralf Wollenberg berichtete über die am 1. April in Kraft getretenen neuen Tarife, nach denen es Änderungen bei den Kündigungsfristen, Arbeitszeiten und Urlaubstagen sowie beim Entgelt gab. Bei den Auszubildenden wurde die Ausbildungsvergütung deutlich angehoben. Die Lohn- und Akkordtarifverträge gelten bis Ende 2017. Der Manteltarifvertrag wie auch der Entgelttarifvertrag für das Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe sind bis Ende 2018 gültig.

Wollenberg berichtete zudem über die Aktion "Zukunft Bodenhandwerk", die von der Servicegesellschaft des Zentralverbandes zur Stärkung des Berufsstandes als Informationsplattform und Stellenbörse ins Leben gerufen wurde. In der Jobbörse sind derzeit rund 320 Stellen eingetragen, auf Facebook rund 23.500 Fans aktiv. Wollenberg skizzierte die Ziele für 2015: Verknüpfung zur Agentur für Arbeit, Aufnahme neuer Fördermitglieder, Steigerung der derzeit rund 3.500 monatlichen
Zugriffe auf die Internetpräsenz www.das-ist-bodenhandwerk.de.

Neue Bundesfachgruppe Sachverständigenwesen


Die Delegierten beschlossen einstimmig, den bisherigen Sachverständigenbeirat als neue Bundesfachgruppe in den Zentralverband einzugliedern. In dieser Fachgruppe werden ab sofort die vier Arbeitskreise Untergrund, Feuchte, Oberfläche und Bodenbelag ihre Arbeit aufnehmen. Der stellvertretende Bundesinnungsmeister Manfred Weber, der im Vorstand zuständig ist für den Bereich Sachverständigenwesen, berichtete außerdem über den diesjährigen Deutschen Sachverständigentag in Feuchtwangen. Außerdem verwies er auf eine neue Verfahrensordnung für die Sachverständigenprüfung, die mit den Voraussetzungen der Handwerkskammern übereinstimmt.

3 Fachvorträge

Wohin sich Produkte und Kundenansprache entwickeln


Drei Fachvorträge beschäftigten sich mit künftigen Herausforderungen für die Bodenbranche. Eine ist die Ankündigung, dass ab Mitte Oktober 2016 die Doppelkennzeichnungspflicht bei bereits CE-gekennzeichneten textilen und elastischen Bodenbelägen, Laminat und Parkett entfällt. Das wird mittelfristig auch bei den Bodenbelagsklebstoffen der Fall sein, prophezeit Dr. Norbert Arnold, Leiter des technischen Produktservices von Uzin. Und noch mehr, etwa Geruchsprüfungen für Bodenbeläge und Verlegewerkstoffe über den Blauen Engel und eine zunehmende lose bzw. schwimmende Verlegung. ISO-Normen, Nachweise und Zertifikate gewinnen seiner Ansicht nach an Bedeutung.

Das alles hat Folgen: Für Produzenten und Handwerker, die mit Eigenmarken handeln und daher nach der Bauproduktenverordnung Hersteller sind, nimmt der Prüf- und Dokumentationsaufwand zu. "Das dafür notwendige Wissen ist nicht wie in der Industrie vorhanden, damit steigt die Anzahl von Fehlermöglichkeiten", so Dr. Arnold. Er sieht aber auch mehr Arbeit - Stichwort Merkblätter - auf die Handwerksverbände zukommen, produktseitig sich ähnelnde Artikel, weil sie punktgenau auf die Normanforderungen hin optimiert werden.

Auch Prof. Christoph Gengnagel von der Universität der Künste Berlin blickte in die Zukunft. "Neue Materialien und Konzepte für den Boden der Zukunft" war sein Thema. Dabei stellte er die Idee in den Mittelpunkt, natürliche Rohstoffe in Bauprozesse und Bauteile einzubinden, die CO einlagern. Er warf die These auf, Mineralkreisläufe als Perspektive anzusehen. Denn: "Wir müssen mit Materialien arbeiten, die es in großen Mengen gibt, und diese mit einer organischen Matrix vermischen", so Prof. Gengnagel. Neben Glas oder Pilzen sei beispielsweise Sand so ein Material, weil Sand ein endlicher Rohstoff ist.

Wie der Handwerker durch gezielte Ansprache Kunden gewinnt und an sich bindet, stellte Unternehmensberater Thomas Schröter heraus.

Den Dialog nutzen nach seiner Recherche bislang nur wenige Innungsbetriebe. "Der Kunde will Informationen, er will beraten und unterhalten werden", sagte er. Der eigene Internetauftritt, Newsletter, Social-Media-Kanäle oder Postwurfsendungen seien hierfür ideale Plattformen. Referenzen vorstellen, Auszeichnungen hervorheben, Events ankündigen, Produkte erklären - Möglichkeiten gebe es genug, um ihm einen Grund zu geben, warum er zu einem kommen sollte. Diese aktive Form der Werbung darf nur eines nicht sein: zu werblich.
aus FussbodenTechnik 04/15 (Wirtschaft)