Holzring: 15. Symposium mit Rekordbeteiligung

Vermarktungsstrategien neu denken


Erfolgreiche Unternehmensentwicklung durch kontinuierliche und strategische Veränderungen stand im Mittelpunkt des 15. Holzring-Symposiums in Frankfurt, an dem rund 200 Führungskräfte aus der Holzwirtschaft teilnahmen. Damit wurde einmal mehr deutlich, dass die Veranstaltung ein wichtiger Treffpunkt für Führungskräfte aus Holzhandel und Holzindustrie ist.

Neue potentielle Wettbewerber, Konzentrationsprozesse auf Lieferanten- und Kundenseite, das E-Business und der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter - "die Vermarktung von Holzprodukten steht vor einem Umbruch", machte Holzring-Geschäftsführer Rützel in seinem einleitenden Vortrag deutlich. Wer auf diese Herausforderungen vorbereitet sein will, der muss sich die richtigen Fragen stellen, so Rützel. Mit dem Symposium will der Holzring die Teilnehmer für die Veränderungen sensibilisieren, ihnen Strategien und Prozesse beschreiben sowie Best-Practice-Beispiele vermitteln. Dazu hatte der Holzring fünf Referenten aus Industrie und Handel eingeladen, die jeweils aus ihrer Sicht die Erfolgsaussichten notwendiger Änderungen skizzierten.

"Holzgroßhandel hat beste Voraus-setzungen für die Multichannel-Strategie"


Die Herausforderungen, denen sich der (Holz)Großhandel in der Zukunft stellen muss, sieht Jörg Ludwig Jordan, Holzring- Gesellschafter und stellvertretender Vorsitzender des Kooperations-Beirats, vor allem in neuen Kundenstrukturen wie den werkstattlosen Handwerkern sowie den Allroundern und Baumanagern. Daraus erwachsen dem Holzgroßhandel neue Wettbewerber wie der Baustoffhandel oder die Baumärkte, die sich zu Profimärkten wandeln. Dazu kommt der Online-Handel, für den allerdings der Großhandel wie geschaffen sei, unterstrich Jordan. Denn er verfüge über die erforderliche Logistik, über Showrooms, über fachkompetente Beratung und sei in der Lage, Handwerker zu vermitteln.

Über die unternehmens-spezifischen Strategien hinaus sei die Branche auch gefordert, die Verwendung von Holz im gesamten Umfeld Bau und darüber hinaus zu fördern sowie die Positionierung der Holzbranche als attraktiver und zukunftsfähiger Arbeitgeber als eine Gemeinschaftsaufgabe zu begreifen. Denn sonst, so Jordan, besteht die Gefahr, dass dem Handwerk, der Hauptzielgruppe des Großhandels, der Nachwuchs ausgeht.

"Veränderungen sind nicht zu verhindern"


"Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird. Wenn es aber besser werden soll, muss es anders werden." Dieses Zitat setzte Gerhard Menzel. Geschäftsführer Vertrieb und Marketing des Türenherstellers Jeld-Wen, seiner "subjektiven Betrachtung einer von Änderungen verschonten Branche" voraus. Veränderung ist nicht zu verhindern, sie findet immer und überall statt - in der Sprache, bei den Gewohnheiten, im Handel ebenso wie im Handwerk.

Um sich im Wettbewerb erfolgreich zu behaupten, komme es aber darauf an, den Wandel aktiv zu gestalten. Und dazu braucht man eine richtige Veränderungskultur, so Menzel. Veränderung kenne kein Richtig oder Falsch, kein Schwarz oder Weiß. Auch dürfen im Veränderungsprozess Misserfolge nicht gleich sanktioniert werden. Und vor allem brauche Veränderung Aufmerksamkeit und Überzeugungskraft der obersten Führung.

Was passiert, wenn Unternehmen die Innovations- und Veränderungskraft fehlt, machte Menzel am Beispiel der Unternehmen deutlich, aus denen sich der DAX, der Leitindex der Deutsche Börse AG, zusammensetzt. Gerade einmal zwölf Unternehmen konnten sich seit 1988, dem Jahr der Gründung des DAX, ununterbrochen darin halten.

"Nur das Neue macht stark"


Als ein Best-Practice-Beispiel für mehr Wettbewerbsfähigkeit und technologischen Vorsprung durch eine gelebte Innovationskultur gelten die Meisterwerke Schulte. Guido Schulte, Geschäftsführender Gesellschafter, machte auf anschauliche Weise deutlich, wie eng die Entwicklung des mittelständischen Unternehmens von einer kleinen Tischlerei zu einem der führenden deutschen Hersteller für Hartbodenbeläge mit der Bereitschaft verbunden ist, Produkte und Lösungen stetig weiterzuentwickeln.

"Das Alte auf neue Weise tun" - gemäß dieser Definition des Nationalökonomen Joseph Alois Schumpeter haben die Meister Werke stets gute Ideen zu qualitativ hochwertigen Produkten weiter entwickelt und erfolgreich im Markt eingeführt. Dabei ist sich das Unternehmen stets bewusst gewesen, dass dazu starke Partner im Fachhandel Voraussetzung sind. Von diesem partnerschaftlichen Selbstverständnis zeuge auch die neue kooperative Online-Plattform für die Marke "Meister", die ab Herbst 2015 online geht, und auf der ausgewählte Fachvertriebspartner einen rechtlich eigenständigen Internet-Shop betreiben können.

"Erfolg lässt sich nicht planen"


Der Grat, ob aus einer guten Idee auch ein gutes, marktfähiges Produkt wird, ist sehr schmal. Davon berichtete Holger Sasse, Geschäftsführender Gesellschafter der Novo-Tech in seinem Referat "Vom Beinahe-Flop zum Top-Business". Unverrottbar und seewasserfest - so lautete das Werbeversprechen bei der Markteinführung der neuen Holz-Polymer Terrassendiele Mega Wood im Jahr 2005. Ein vollmundiges Versprechen, das aufgrund zu geringer Kenntnisse des Werkstoffs und eines nicht ausgereiften Herstellungsverfahrens nicht eingehalten werden konnte. "So wird ein Business zum Flop."

Überzeugt von der an sich guten Produktidee gründete der damalige Bauunternehmer Sasse nach gründlicher Analyse die Novo-Tech, die die Herstellung und Vermarktung des nachhaltigen und zukunftsfähigen Produkts übernahm. Mit Erfolg: Seit 2006 ist die Produktionskapazität von jährlich 1.500 Tonnen auf heute 35.000 Tonnen gestiegen und wuchs die Zahl der Mitarbeiter von zwölf bei der Gründung des Unternehmens auf aktuell 120.

Möglich wurde dieser Erfolg durch eine konsequente Neuausrichtung und die Entwicklung eines neuen Werkstoffs mit einem Holzanteil von 75 Prozent, verdeutlichte Sasse. Und ohne den persönlichen Einsatz weit über die eigenen Grenzen und ohne die Begeisterung vieler Menschen für die Sache, wäre die Entwicklung vom Beinahe-Flop zum Top-Produkt nicht möglich gewesen.

"Es finden sich immer Gründe gegen das Neue"


Bei strategischen Veränderungen sind oft Hürden zu meistern, die man in der Startphase noch gar nicht kennt. Anknüpfend an die Vorträge des Tages führte Prof. von den Eichen (Uni Bremen) in seinem sehr pragmatischen und lebendigen Referat den Teilnehmern anhand von Beispielen vor Augen, weshalb "Sand ins Getriebe des Wandels" kommen kann, woran man das erkennt und welche Ansatzpunkte es gibt, dieses zu verhindern. "Es finden sich immer Gründe gegen das Neue. Aber nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist", rief von den Eichen seinen Zuhörern zu und schloss seinen Vortrag mit dem Rat, "wenn Sie den Wandel nicht einleiten, dann wird es ein anderer tun".


Abschlussurkunden für junge Holzfachwirte


Der Holzring hat vor geraumer Zeit das berufsbegleitende Studium zum Holzhandelsfachwirt ins Leben gerufen. Welche Qualifikationen die angehenden Führungskräfte während des zweijährigen Studiums erwerben, davon konnten sich die Teilnehmer des Symposiums bei der Vorstellung von zwei jungen Holzhandelsfachwirten überzeugen, die ihre praxisorientierte Zusatzausbildung mit Erfolg abgeschlossen haben und nun von Holzring-Geschäftsführer Rützel ihre Abschluss-Urkunden erhielten.
aus Parkett Magazin 04/15 (Wirtschaft)