Bettenring

Ein Verband auf Erfolgskurs


Schweinfurt. Der Bettenring kann nicht nur auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, sondern gleich auf mehrere: Mit 84,8 Mio. Euro lag der Umsatz 2014 um 5,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Aktuell ist das Ergebnis sogar noch besser. Bei der jüngsten Verbandstagung in Schweinfurt herrschte durchweg positive Stimmung - die Aussichten bleiben gut.

Auch wenn zur Jahresmitte noch keine gesicherten Aussagen für die zweite Hälfte getroffen werden können: Zum Stichtag 20. Juni konnte Bettenring-Geschäftsführer Dr. Martin Süß vermelden, dass der aufgelaufene Umsatz der Einkaufsgenossenschaft bereits um 8,45 Prozent über Vorjahr lag - eine bemerkenswerte Zahl, die auf einen weiteren positiven Jahresverlauf hoffen lässt.

In den vergangenen sechs Jahren betrug das organische Wachstum des Bettenrings nach Angaben von Süß 19 Prozent. Bei der Jahresversammlung des Einkaufsverbundes in Schweinfurt konnten sich die Mitglieder außerdem über eine genossenschaftliche Rückvergütung in Höhe von 1,5 Prozent für das Geschäftsjahr 2014 freuen, das entspricht 3,136 Mio. Euro.

Kein Wunder, dass die Stimmung der Mitglieder ausgesprochen positiv war. Denn ein Ende der erfreulichen Entwicklung scheint nicht in Sicht. "Die Deutschen wollen Geld ausgeben", brachte Vorstand Günter Budde das aktuelle Konsumklima auf den Punkt. Budde zitierte eine Studie des IFH, wonach zwischen 2014 und 2019 allein der Absatz an Matratzen um 10,2 Prozent steigen soll. Auch Rahmen (plus 7,2 Prozent) und Bettwäsche (plus 2,5 Prozent) legen demnach zu, lediglich bei Zudecken und Kissen wird ein Minus von 1,1 Prozent prognostiziert. Trotz dieser Delle bei den Bettwaren erklärte Budde: "Die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind gut. Die Frage ist, was der Handel daraus macht."

Umsatz über Vorjahresniveau

Stephan Schulze-Aissen, Vorsitzender des Aufsichtsrates, stimmte in den fröhlich gestimmten Chor mit ein: "Den in der Genossenschaft organisierten Mitgliedern gelingt es erkennbar in besonderem Maße, dem Kunden erfolgreich hochwertige Lösungen für seinen erholsamen Schlaf zu vermitteln. Damit werden vorhandene Chancen aktiv genutzt, die in dem bestehenden beziehungsweise weiter wachsenden Interesse vieler Kunden für Gesundheitsprophylaxe einschließlich der Thematik Schlaf liegen."

Auch für die Zukunft gab sich Schulze-Aissen optimistisch: "Bezogen auf die ersten Monate des Jahres 2015 können wir auf eine Umsatzentwicklung zurückblicken, die wiederum über dem Vorjahresniveau liegt", so der Aufsichtsratsvorsitzende. "Wir gehen auch für den weiteren Verlauf des Jahres 2015 von einer unverändert positiven Grundstimmung der Verbraucher aus." Schulze-Aissen nahm "mit der gebotenen Vorsicht" an, dass auch 2015 auf dem Niveau des Vorjahres abgeschlossen werde - angesichts des eingangs erwähnten Zuwachses um 8,45 Prozent sicherlich mehr als nur ein Blick in die Glaskugel.

Aktuell zählt der Bettenring 208 Mitglieder mit 242 Geschäften. Das Ziel des Verbandes lautet, jedes dieser Mitgliedshäuser zur Marke vor Ort zu machen. Für Geschäftsführer Dr. Martin Süß ist hierfür die Beratungsqualität und der ganzheitliche Beratungsansatz mit Bettsystem, Kissen und Zudecke, wie er mit der Marke Dormabell aus einer Hand möglich ist, ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

Dass hierfür eine kontinuierliche Qualifizierung notwendig ist, unterstrich Süß bei der Vorstellung des Weiterbildungsprogammes des Bettenringes. Immerhin: Im vergangenen Jahr zählte der Verbund 677 Seminarteilnehmer in seinen Veranstaltungen. "Es ist enorm viel, was hier gemacht wird", betonte Süß, erklärte aber auch: "Es sind etwa 100 Häuser, aus denen die Teilnehmer kommen, es könnten auch viel mehr sein." Dass nur etwa die Hälfte der Verbandsmitglieder Schulungen nutzt, ist in der Tat eine nicht genutzte Chance.

Das Seminarprogramm der kommenden Saison stellt der Bettenring unter das Motto: "Nur wer selbst brennt, kann Feuer entfachen." 39 Veranstaltungen von der Produkt-Schulung über die Verkaufsförderung bis zur Unternehmensführung stehen auf dem Plan. Süß appellierte an die Anwesenden: "Ihr Job ist es, das Feuer in den Unternehmen am Leben zu erhalten. Wer anzünden will, muss auch anmelden!" Wie sinnvoll hier Geld und Zeit investiert sind, zeigt eine Zahl: 2014 stieg der Absatz der verkauften Motorrahmen in den Anschlusshäusern um 22 Prozent. Süß führt dies ganz wesentlich auf die zahlreichen Schulungen des Vorjahres zurück.

"Erlebnis bringt Ergebnis"

Doch neben der guten Beratung ist es vor allem das Einkaufs-Erlebnis am POS, das den Kunden in den stationären Fachhandel zieht oder ziehen sollte. "Erlebnis bringt Ergebnis" lautete die Formel, mit der Günter Budde die Mitglieder des Bettenrings motivierte, mehr aus ihren Geschäften zu machen. Denn: "Glückliche Kunden kaufen mehr!" Budde zitierte eine Studie, nach der Menschen, die zu Beginn des Einkaufs glücklich sind, zehn Prozent mehr Geld ausgeben als solche, die weniger glücklich sind. "Wenn wir wissen, dass glückliche Menschen mehr kaufen, dann müssen wir uns damit beschäftigen", so Budde. Sprich: In den Geschäften müssen positive Erlebnisse geschaffen und inszeniert werden. Der Kunde kaufe nicht mehr zur Bedarfsdeckung, sondern begreife Shopping heute als Erlebnis: "Der Kunde kauft nicht einfach ein Produkt, sondern ein Erlebnis, eine Emotion." Im Falle des Bettenfachhandels bedeute dies: Der Kunde kaufe nicht allein ein Bett, sondern das "Produkt Schlafen".

Auch die Inszenierung der Marke sei dabei wichtig. Eine weitere Studie, die von Budde angeführt wurde, belegt: 80 Prozent der Kunden, die ein positives Erlebnis mit einer Marke hatten, kaufen diese wieder, 79 Prozent erzählen ihrem Umfeld davon. Mit der Eigenmarke Dormabell ist der Bettenring zweifellos gut aufgestellt. Gleichwohl seien die Einzigartigkeit und die Wettbewerbsvorteile immer wieder neu Herauszuarbeiten. "Ihre Mitarbeiter sind die wichtigsten Markenbotschafter", betonte Budde.

Zur Kundengewinnung unterstützt der Bettenring seine Anschlusshäuser unter anderem mit dem neuen Prospekt "Das ideale Bett", einem informativen Magazin rund um den gesunden Schlaf und die passenden Dormabell-Produkte, das für den Händler an sechs Stellen individualisierbar ist und in einer Auflage von 1 Mio. Exemplaren erscheint.

Vorstandmitglied Alfred Krauss stellte das neue Shopsystem des Bettenrings vor, das die bestehende Website als Modul ergänzen kann. Auch hier gilt die Philospohie, das Mitgliedshaus vor Ort zur Marke zu machen, entsprechend hat der Bettenring keinen Monomarkenshop für Dormabell aufgelegt, sondern ein Modul, das sich den individuellen Anforderungen jedes Händlers anpasst, der den Dormabell-Fachhändlerauftritt nutzt.

"Das ist eine unternehmerische Entscheidung vor Ort", betonte Krauss. Ein Online-Shop biete Chancen, sei aber kein Selbstläufer. "Es erfordert Engagement und Investitionen, man muss sich rund um die Uhr kümmern. Das ist ein Aufwand wie der einer Filiale", so Krauss. Der Händler kann auf sämtliche Produkte der Dormabell-Datenbank zurückgreifen, entscheidet aber selbst, welche er konkret präsentieren will. Auch eigene Warengruppen sind in das System integrierbar. Eine Möglichkeit von vielen, mit dem Thema Internet umzugehen.

Die Zukunft ist mobil

Mit dem Vortrag von Dr. Jörg Wallner wagte der Bettenring gewissermaßen einen Blick in die digitale Glaskugel: "Die Zukunft wird eine mobile sein", erklärte der Publizist und Politologe. Aber: "Mobil bedeutet nicht automatisch, unterwegs zu sein, sondern immer häufiger, ganz bequem mit dem Tablet auf dem Sofa zu sitzen." Die Digitalisierung biete dem Handel Herausforderungen und Chancen: neue Märkte, neue Kooperationen, mehr Services - aber nur 40 Prozent der Unternehmen in Deutschland hätten eine Digitalstrategie, so Wallner. Der Trend im stationären Handel gehe zur nahtlosen Vernetzung aller Verkaufskanäle, Stichwort: Omnichannel. Aber: "Je emotionaler und beratungsintensiver ein Produkt ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass es weiter stationär verkauft wird."

Ein Punkt, den Innenarchitektin Susanne Höhn gerne aufnahm. Sie berichtete anhand zahlreicher Beispiele von Bettenring-Anschlusshäusern, mit welchen Mitteln Bettenfachhändler die Kunden für ihren Laden begeistern können. "Eine attraktive Ladengestaltung ist der beste Einstieg in ein erfolgreiches Verkaufsgespräch", betonte Höhn. "Shoppen ist Entertainment und Freizeitgestaltung geworden", so die Innenarchitektin, entsprechend müsse mit der Ladengestaltung reagiert werden.

"Der Kunde muss Lust zum Bummeln, Aufhalten und Kaufen bekommen", so Höhn, die Warenpräsentation müsse erlebnisorientiert, emotional, sympathisch und einladend erfolgen. Wie erfolgreich man dabei mit den unterschiedlichsten baulichen und gestalterischen Veränderungen sein kann, zeigte sich anhand der zahlreichen Beispiele, die in den Vortrag eingebaut waren: Darunter befanden sich allein drei aktuelle Haustex-Star-Preisträger.

Neben Vorträgen und Verbandsfragen stand natürlich auch die Geselligkeit wieder im Mittelpunkt der Tagung. Für die Abendveranstaltung hatte sich der Bettenring das 1728 fertiggestellte Schloss Sulzbach in der Nähe von Schweinfurt ausgesucht, eine dreiflügelige Anlage mit Garten, die heute vor allem für Feierlichkeiten genutzt wird. Bei fränkischen Schmankerln und regionalen Getränken wurde hier bis in den späten Abend in gemütlicher Runde geplaudert, gelacht und gefeiert. Grund genug hatten die Mitglieder ob der positiven Entwicklung ihres Verbandes allemal.
aus Haustex 07/15 (Wirtschaft)