Caparol: Interview mit Marketingleiter Oliver Piontkowsky und Wolfgang Hoffmann, Leiter Produktmanagement

"Beratungskompetenz spielt eine wesentliche Rolle"


Die DAW-Tochter Caparol setzt auf Nachhaltigkeit und Beständigkeit. Das beweist sie unter anderem mit ihrer Innenfarbe Indeko-plus, die vor 30 Jahren im Markt eingeführt wurde und auch heute noch zu den erfolgreichsten Produkten der Ober-Ramstadter zählt. Zu verdanken ist dies der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die die Rezeptur stets den aktuellen technischen Möglichkeiten anpasst. Mit Marketingleiter Oliver Piontkowsky und Produktmanagement-Leiter Wolfgang Hoffmann sprach BTH Heimtex-Redakteurin Cornelia Küsel über die Strategie des Unternehmens, Innovationskraft und Personalentwicklung.

BTH Heimtex: Herr Piontkowsky, Herr Hoffmann, Sie beide sind seit nunmehr fast zwei Jahren im Amt. Welche Schwerpunkte haben Sie in Ihrer Arbeit gesetzt?

Oliver Piontkowsky: Zu Beginn lag ein Fokus darauf, die Markenkampagne über die Wärmedämmung hinaus auf weitere Caparol-Produktbereiche zu erweitern. Grundsätzlich haben wir es uns zum Ziel gesetzt, unsere Marketing-Botschaften emotional zu verstärken, um neben der wichtigen Technik auch eine noch engere Bindung zum Produkt herzustellen. Aufmerksamen Beobachtern ist sicher aufgefallen, dass in den jüngsten Caparol-Werbeanzeigen und Kampagnen der Fachhandwerker die Hauptrolle spielt.

Wolfgang Hoffmann: Das umfangreiche Aufgabengebiet des Malers und Lackierers ist heute technisch und gestalterisch auf hohem Niveau angesiedelt. Es gelten hohe Anforderungen an Materialauswahl und -qualität. Heute spielt die Beratungskompetenz eine wesentliche Rolle. Speziell auf den Kundenwunsch zugeschnittene Technik und individuelle Gestaltung gelten als das Nonplusultra. Dabei ist die Vielfalt Voraussetzung zur Differenzierung. Ich sehe meine Aufgabe darin, diese hohen Ansprüche unserer Kunden optimal zu erfüllen.

Caparol setzt augenscheinlich auf Beständigkeit. Eines der erfolgreichsten Produkte ist die Wandfarbe Indeko-plus, die bereits vor 30 Jahren im Markt eingeführt wurde und sich nach wie vor großer Beliebtheit beim Maler erfreut. Feiern Sie das Ereignis?

Hoffmann: Auf alle Fälle, schließlich ist Indeko-plus Marktführer im Segment der Wandfarben. Sie war die erste emissionsminimierte und lösemittelfreie Farbe im deutschen Markt. Das Produkt hat Standards gesetzt. Diesen Erfolg feiern wir mit einem ganzen Bündel an Aktionen, wobei wir den Maler als Zielgruppe in den Fokus gestellt haben. Auch die Belegschaft wird an den Feierlichkeiten beteiligt.

Piontkowsky: Die 30 Jahre haben wir zum Anlass genommen, Indeko generationenübergreifend darzustellen. Der Vater reicht das Produkt an seinen Sohn weiter und der wiederum an die nächste Generation. So ist Indeko nach wie vor die Nummer eins beim Maler und wird es aus unserer Sicht auch bleiben. Wir zeigen Handwerker-Generationen in ihrem beruflichen Umfeld. Sie repräsentieren gemeinsam Indeko als eine Klasse für sich.

Was macht den Erfolg von Indeko-plus aus?

Hoffmann: Wir entwickeln die Rezeptur stetig weiter, um immer den neuesten Stand der Technik zu definieren. Zudem fließen die Anforderungen des Malers mit ein, der auf Gängigkeit in der Verarbeitung, Lösemittel- und Weichmacherfreiheit, Ausbesserungsfähigkeit und Tönbarkeit großen Wert legt. Wichtig ist uns, den Kunden das bestmögliche Produkt zur Verfügung zu stellen, kurz: Qualität. Das ist das Hauptkriterium des Indeko-Erfolgs.

Gibt es weitere Caparol-Produkte, die sich schon sehr lange am Markt halten?

Hoffmann: Ja, Muresko. Die universelle Siliconharz-Fassadenfarbe ist seit über 50 Jahren der Maßstab für Fassadenqualität. Muresko sorgt für lang anhaltenden Schutz der Fassade und damit für lange Renovierungszyklen. Gleiches gilt selbstverständlich für Indeko. Unsere Produkte sind auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

Piontkowsky: Beim Thema Nachhaltigkeit dürfen unsere mineralischen Produkte nicht fehlen. Auch in diesem Segment, in dem wir stark wachsen, sind wir einer der größten Hersteller Europas. Wir werden die Nachhaltigkeit weiter fördern, denn wir wissen, dass diese Kriterien in Zukunft für Ausschreibungen noch wichtiger werden.

Welche Produkte liegen derzeit im Trend?

Hoffmann: Nachgefragt werden kreative Oberflächen - innen wie außen. Ein weiterer Trend sind glatte, streifenfreie Wandflächen. Dem haben wir durch die Entwicklung der Innenwandfarbe Premium Fine Rechnung getragen. Dass man mit einer Dispersion eine Oberfläche erzielt wie mit Lack, ist ganz neu. Daran hat unser Labor fünf Jahre gearbeitet. Zudem haben wir mit Capalac ein erstklassiges Lackprogramm entwickelt.

Abgesehen von lösemittelfreien Innenwandfarben arbeiten wir an der Konservierungsmittel-Freiheit. Hier hat Caparol im Vorjahr Capafixx auf den Markt gebracht, weitere Produkte werden folgen. Gerade im Hinblick auf die neue EU-Richtlinie sehen wir in diesem Bereich einen Trend. Schließlich müssen Dispersionen seit 1. Juni 2015 entsprechend gekennzeichnet sein, wenn sie Konservierungsstoffe enthalten.

Angesichts des gestiegenen Gesundheits- und Umweltbewusstseins müsste doch auch ihr Hanf-WDV-System im Trend liegen?

Piontkowsky: Mit der Hanf-Dämmung haben wir ein nachhaltiges Produkt für die Fassade entwickelt und damit gleichzeitig unsere Innovationsfähigkeit noch einmal unterstrichen. Wir waren übrigens 1957 die ersten, die ein WDV-System hergestellt haben. In diesem Bereich ist Caparol Pionier.

Das neue Hanf-Produkt, das sich noch in der Testphase befindet, ist für uns ein Türöffner bei Architekten und Planern. Denn bei ihnen kommt es sehr gut an. Es sendet außerdem ein positives Signal an den Markt, nämlich dass wir für Nachhaltigkeit stehen. Das wird auch belohnt werden. Zudem reagiert Caparol mit dem Silikatfarben-Programm auf die Anforderungen nach ökologischen Produkten im privaten wie öffentlichen Umfeld.

Worauf gründen Sie Ihren Optimismus bei WDVS? Schließlich hat doch die Bundesregierung den für die Fassadendämmung geplanten Steuerbonus gekippt.

Piontkowsky: Das wird keine großen Auswirkungen nach sich ziehen, denn es gibt viele Gründe, die für die Dämmung sprechen. Außer der Energieeinsparung führt sie dazu, dass der Kohlendioxid-Ausstoß gesenkt wird, was gut für die Umwelt ist. Außerdem ist das Klima in gedämmten Wohnungen ausgeglichener und damit angenehmer. Wir sind sicher, dass wir mit unserer Informationskampagne dazu beitragen, dass WDVS kein Risiko darstellt und eine sinnvolle Investition ist.

Mit welchen Neuheiten kann der Markt noch vor der Messe "Farbe - Ausbau und Fassade" im kommenden Jahr rechnen?

Hoffmann: In diesem Monat wird ein wasseraktiviertes Zellulosevlies eingeführt, das dem Trend hin zur glatten Wand Rechnung trägt. Diesen Trend bedient auch ein neuer selbstverlaufender Spritzspachtel, der maschinell aufgetragen wird und nicht beschichtet werden muss. Zudem sind wir dabei, unsere bestehenden Produkte zu optimieren. Und unser Labor arbeitet mit Hochdruck an Highlights für die Messe im nächsten Jahr.

Piontkowsky: Außer Neuheiten haben wir viele innovative Produkte im Sortiment. Dazu gehört die Nespri-TEC-Spritztechnologie zum nebelfreien Spritzen. Damit kann der Fachhandwerker rationell und lohnkostensparend arbeiten.

Ein wichtiger Bereich sind doch auch wasserbasierte Produkte. Innen setzt der Maler sie mittlerweile gern ein. Wie sieht es außen aus: Wird er demnächst auch auf ein größeres Sortiment an lösemittelfreien Lacken zurückgreifen können, die sich selbst bei niedrigen Temperaturen leicht und sicher verarbeiten lassen?

Hoffmann: Die gibt es zwar, doch nach wie vor sind die Produkte mehrheitlich lösemittelhaltig. Mit Wasser sind uns eben physikalische Grenzen gesetzt. Bei Temperaturen von mehr als 25 °C ist es sehr schwer, mit wasserlöslichen Produkten größere Flächen zu lackieren, ohne Ansätze zu haben - und bei weniger als 0 °C gefriert Wasser. Dennoch geht es Schritt für Schritt in Richtung Wasserlöslichkeit.

Wie lange wird Ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilung für ein derartiges Produkt noch brauchen?

Hoffmann: Der Markt schreit zwar danach, bei Arbeiten im Freien temperaturunabhängiger zu werden, aber im Wasserbereich sind wir stark rohstoffabhängig. Wir brauchen von den Bindemittelherstellern entsprechende Rohstoffe, aber die sind derzeit noch nicht im Markt. Ich halte es in dieser Situation für falsch, faule Kompromisse zu schließen und Lösemittel durch Weichmacher zu ersetzen.

Steht die Entwicklung von lösemittelfreien Produkten oben auf der Agenda?

Hoffmann: Im Lackbereich mit Sicherheit. Aber wir wollen gleichzeitig unsere lösemittelhaltigen Systeme erhalten, die den größeren Umsatzanteil repräsentieren. Eine größere Herausforderung sind die strengeren gesetzlichen Regeln. Um die zu erfüllen, müssen wir im Labor eine Menge Ressourcen abstellen.

Bedeutet das mehr Personal?

Hoffmann: Wir haben bereits Personal aufgestockt und das Competence-Center für Lacke/Lasuren, Farben und Putze, Fassadendämmtechnik und Bautenschutz geschaffen. Diese klare Zuordnung schafft Freiräume. Denn ein Generalist kann nicht alle Segmente abdecken, dafür ist heute alles zu spezifisch. Unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist eine der Caparol-Kernkompetenzen.

Ihre vielen neuen Produkte müssen dem Verarbeiter auch erläutert werden. Ist der Außendienst entsprechend aufgestellt?

Hoffmann: Es ist eine ganz wichtige Aufgabe, die Idee hinter den neuen Produkten auch weiter zu tragen. Das muss von innen nach außen geschehen. Deshalb stellen wir sie zunächst intensiv dem Außendienst vor. Denn der muss hinter den Produkten stehen, um den Kunden zu erreichen. Wir investieren hier viel Zeit und Energie.

Bieten Sie auch Seminare und Workshops an, die sich an Händler und Verarbeiter wenden?

Hoffmann: Über unsere Caparol Akademie bieten wir Seminare mit Innungen, Malermeistern, Kunden oder Händlern an. Es gibt Veranstaltungen zu so unterschiedlichen Themen wie Gestaltung, Recht, Bautenschutz, Wärmedämmtechnik und Kreatives. Sie decken das gesamte Spektrum der Malerarbeiten ab. Schulungen finden auch vor Ort statt. Dieses Angebot wird gerne angenommen, da die Produkte immer spezifischer werden.

Piontkowsky: Auch das Farb Design Studio bietet Seminare an. Es ist führend im Bereich der Farb- und Designkompetenz.

Für alle diese Aufgaben benötigt Caparol qualifiziertes Personal. Wird es angesichts des Fachkräftemangels schwierig, gute Mitarbeiter zu finden?

Piontkowsky: Das ist natürlich auch davon abhängig, welche Fachkräfte man sucht. Im Marketing ist es leichter als in anderen Abteilungen, Stellen neu zu besetzen. Das Rhein-Main-Gebiet ist sehr service- und dienstleistungsorientiert.

Welche Berufe setzen Sie für das Produktmanagement voraus?

Hoffmann: Ideal wäre der Beruf des Malers in Kombination mit einem BWL- oder Wirtschaftsingenieur-Studium. Wir sind da sehr offen. Mitunter muss man von seinen Wunschvorstellungen ein wenig abrücken. Im übrigen kann man die Mitarbeiter ja auch für ihre Aufgaben qualifizieren.

Wie hoch ist Ihre Ausbildungsquote?

Piontkowsky: Sie liegt mit 9,5 % über dem Durchschnitt der chemischen Industrie.

Hoffmann: Wir übernehmen fast alle, die wir ausgebildet haben. Ganz allgemein investieren wir viel, um junge Menschen auf das Berufsleben vorzubereiten.

Sind auch Frauen dabei?

Hoffmann: Ja, selbst im Außendienst. Der ist längst keine Männerdomäne mehr. Bei uns sind Frauen in allen Abteilungen willkommen.

Caparol Daten und Fakten


Caparol Farben Lacke Bautenschutz GmbH
Roßdörfer Straße 50
64372 Ober-Ramstadt
Tel.: 06154 / 71-0
Fax: 06154 / 71-13 91
info@caparol.de
www.caparol.de

Geschäftsführung: Michael Wendler (Vorsitzender), Guido Cruysen, Guido Kuphal
Muttergesellschaft: DAW
Marketing: Oliver Piontkowsky
Produktmanagement: Wolfgang Hoffmann
aus BTH Heimtex 09/15 (Wirtschaft)