Meisterwerke startet E-Commerce-Plattform im Februar

"Unser Onlineshop stärkt den lokalen Handel"


Das Internet als Verkaufskanal macht auch vor dem Geschäft mit Bodenbelägen nicht halt. Meisterwerke geht jetzt einen neuen Weg in Richtung E-Commerce: Deren Fachhändler können sich über die Plattform Markenboden.de den Onlinehandel als zusätzlichen Vertriebskanal erschließen. FussbodenTechnik sprach mit Meisterwerke-Geschäftsführer Ludger Schindler, Marketingleiter Dirk Steinmeier und Jörg Peterburs, Projektleiter Markenboden.de, über die Hintergründe.

FussbodenTechnik: Meisterwerke stellt mit Markenboden.de auf der Domotex eine eigene E-Commerce-Plattform für den Fachhandel vor. Warum haben Sie diesen Weg gewählt?

Ludger Schindler: Der Vertriebskanal E-Commerce wächst unaufhaltsam und nimmt auch in unserer Branche eine immer größere Bedeutung ein. Daher beschäftigen wir uns schon lange aktiv mit diesem Thema und der Fragestellung, wie wir als Hersteller diesem Trend begegnen können. Denn wenn wir gemeinsam mit unseren Partnern im Fachhandel auch zukünftig wettbewerbsfähig sein wollen, müssen wir den etablierten Absatzkanal Internet intelligent bedienen. Ergebnis unserer Initiative ist die neue Plattform, die wir auf dem Branchentag vom GD Holz in Köln erstmals unseren Kunden vorgestellt haben.

FT: 2014 hat Parador mit einem Shopangebot große Kritik geerntet und letztlich die Entscheidung wieder rückgängig gemacht. Was unterscheidet das Meisterwerke-Angebot von dem genannten und warum wird es erfolgreich werden?

Schindler: Für uns war von Anfang an gesetzt, dass unsere Fachhandelskunden ein integraler Bestandteil unserer E-Commerce-Strategie sein müssen. Das heißt: Wenn wir als Hersteller in diesen Vertriebskanal einsteigen, dann nur gemeinsam mit unseren Partnern im Fachhandel. Meisterwerke steht zu 100 % zum Fachvertrieb, und diesen erfolgreichen Weg werden wir auch online nicht verlassen.

Es bietet uns die Chance, die Vorteile der digitalen Welt mit denen des klassischen Fachhandels zu verbinden. Wir sind für den Endkunden "omnichannel" präsent, d. h. wir bedienen diejenigen, die wirklich online kaufen, aber insbesondere auch die Endkunden, die sich im Netz vorinformieren und inspirieren lassen, schlussendlich aber für eine ganzheitliche Beratung den Weg in den stationären Fachhandel suchen.

Unsere Fachhändler stehen diesem Konzept sehr positiv gegenüber und gehen den von uns eingeschlagenen Weg mit. Ob Markenboden.de erfolgreich sein wird, hängt von vielen Faktoren ab. Entscheidend ist, dass wir mit dieser Plattform die für uns relevanten Endkunden erreichen, und diese sprechen wir auf die Plattform gezielt an.

FT: Wie funktioniert das und wie finden die Kunden die Website?

Dirk Steinmeier: Der Fachhändler kann über die Seite einen rechtlich eigenständigen Onlineshop betreiben und über diesen unser Sortiment verkaufen. Der große Vorteil für den teilnehmenden Fachhändler besteht darin, dass der Aufwand zum Betrieb dieses Shops minimal ist. Wir als Betreiber übernehmen einen Großteil der Administrationstätigkeit, z. B. befüllen wir die einzelnen Händlershops mit allen Artikeldaten und -bildern, aktualisieren diese bei Bedarf zentral. Darüber hinaus profitiert der Fachhändler von den Informations- und Beratungsbausteinen, die wir implementiert haben.

Kunden finden Markenboden.de, wenn sie im Internet über eine Suchmaschine nach unseren Produkten suchen. Um hier entsprechend sichtbar zu sein, werden wir umfangreich in SEO- und SEA-Maßnahmen (Suchmaschinenoptimierung, d. Redaktion) investieren, aber auch unsere sehr gut platzierte Marken-Homepage nutzen, um den interessierten Endkunden zielgerichtet hinzuführen.

FT: Wieso benutzen Sie diese Domain und nicht eine Meisterwerke-Internetadresse?

Jörg Peterburs: Zum Start werden ausschließlich Produkte der Marke Meister auf der Plattform angeboten. Es wäre also denkbar gewesen, das Konzept innerhalb unserer Homepage abzubilden. Mittel- bis langfristig soll das Produktportfolio von Markenboden.de allerdings wachsen, d. h. Produkte anderer Hersteller - kein Wettbewerber - und andere Segmente sollen eingebunden werden. Spätestens ab diesem Zeitpunkt benötigen wir für die Plattform ein herstellerunabhängiges Dach.

FT: Wie wollen Sie die Marke bekannt machen? Welche Werbemaßnahmen sind geplant?

Steinmeier: Neben den geschilderten SEO- und SEA-Maßnahmen werden erhebliche Budgetmittel in die für unsere Produkte und Zielgruppen relevanten Verbrauchermedien investiert. Es geht uns allerdings nicht um die Erhöhung der Markenbekanntheit, weil Konsumenten durchschnittlich nur dreimal im Leben eine Kaufentscheidung für Böden treffen. Das ist unserer Auffassung nach nicht effizient. Ziel ist, die Marke in der Einkaufsliste der Kunden immer weiter nach oben zu bringen.

FT: Was ist das Besondere an dem Vertriebsweg?

Peterburs: Zum einen sicherlich das Konzept: Wir wollen die Potenziale des E-Commerce gemeinsam mit unseren Partnern im Fachvertrieb aktivieren. Zum anderen ist es eine Plattform, die sich zielgerichtet am - im Hinblick auf unsere Produkte - oftmals unwissenden Endkunden orientiert. Diesen wollen wir mit unterschiedlichen Bausteinen erreichen, immer unter dem Aspekt einer einfachen Bedienbarkeit. Highlights sind hier z. B. aufwändig produzierte Bewegtbildkomponenten, mit denen wir den Endkunden sehr emotional ansprechen und über Menschen und deren Lebenswelten Produktwerte transportieren. Auch sogenannte Guided-Shopping-Elemente, z.B. Ratgeber-Beiträge, helfen dem Endkunden, sich schnell und einfach in einem umfangreichen Produktsortiment zu orientieren und sein Wunschprodukt zu finden.

FT: Die Website ist sehr professionell visualisiert. Wie hoch war der Aufwand?

Steinmeier: Der zeitliche Projektaufwand lässt sich ausgehend vom ersten Grobkonzept bis zum Start am 1. Februar 2016 auf rund eineinhalb Jahre beziffern. In Optik, Content und Technik haben wir einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag investiert.

FT: Welche Vorteile hat der Fachhändler davon?

Steinmeier: Mit geringem Zusatzaufwand kann er seine Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und durch gutes Google-Ranking die Menge der vorqualifizierten Verbraucheranfragen steigern. Grundsätzlich wollen wir ihm neue Kunden zuführen.

FT: Welche Voraussetzungen muss ein Fachhändler erfüllen, um dabei zu sein?

Peterburs: Es muss sich um eine autorisierte Meister-Verkaufsstelle nach bestehenden Grundparametern handeln, die eine Meister-Ausstellung mit handelsüblichen Öffnungszeiten hat und den Verlegeservice eines qualifizierten Handwerkers anbietet. Der Grund: Wir wollen den stationären Handel stützen und ihm keine Konkurrenz von reinen Internethändlern bescheren.

FT: Wie werden Anfragen abgewickelt? Wer legt Preise fest? Wie schnell erhält der Kunde Antwort auf seine konkrete Anfrage?

Peterburs: Alle im Netz befindlichen Produkte sind mit unverbindlichen Preisempfehlungen direkt auf der Plattform zu sehen. Sobald der Interessent einen Händler ausgewählt hat - es werden ihm die fünf regional nächsten angezeigt -, befindet er sich automatisch im individuellen Shop des Partners mit seinen Preisen. Anfragen und Aufträge werden dann vom Endkunden direkt mit dem Händler abgewickelt. Systemanfragen muss der Händler in maximal zwei Werktagen beantworten.

FT: Steht das Konzept nicht in Konkurrenz zu traditionellen Vertriebsformen?

Schindler: Ganz im Gegenteil: Es stellt eine wichtige Ergänzung zu traditionellen Vertriebsformen dar. Dabei ist und bleibt der stationäre Fachhandel der wichtigste Vertriebskanal. Persönlicher Kontakt, individuelle Beratung, haptischer Eindruck unserer Produkte sind wichtige Faktoren für den Endkunden, die sie nur im klassischen Fachhandel finden. Aber auch in unserer Branche nimmt E-Commerce eine immer größere Bedeutung ein.

FT: Wie viele beteiligte Fachhändler hätten Sie gerne bis zum Start im Februar?

Peterburs: Unsere Zielmarke haben wir schon erreicht. Weit über 200 unserer Fachhandelskunden haben sich seit dem Branchentag des GD Holz von der Plattform überzeugt und nehmen teil. Das Konzept kommt an, die Resonanz unserer Kunden ist fast durchweg sehr positiv. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir unsere intern gesteckten Ziele bereits zum 1. Februar deutlich übertreffen werden.

FT: Was sind weitere wichtige Meisterwerke-Themen auf der Domotex?

Schindler: Eigentlich haben wir 2016 zwei große Messen im Kalender. Auf der Domotex im Januar werden Laminat und Designboden im Zentrum stehen. Auf der Hausmesse im September rücken Parkett, Kork-Linoleum, Designboden, Lindura, Nadura und Paneele in den Fokus.

FT: Was können Sie uns bereits an neuen Produkten nennen?

Steinmeier: Wir haben das Meister-Laminatprogramm komplett überarbeitet. Erweiterte Nutzungsmöglichkeiten sind ein Punkt, platzsparende verkaufsstarke Markenpräsentationen ein anderer. Unsere Designbodenkollektion DD 300 S erhält als Ergänzung eine Kurzlängenversion mit Silent Touch-Oberflächentechnologie.

FT: Was hat sich Meisterwerke für 2016 auf die Fahnen geschrieben?

Schindler: Wir wollen und werden auch im nächsten Jahr ein verlässlicher Partner für unsere Fachhändler und Fachhandwerker sein. Wir werden große Anstrengungen unternehmen, damit der Fachvertrieb für den Verbraucher attraktiv und für alle beteiligten Unternehmen lukrativ bleibt, etwa durch die E-Commerce-Plattform.
aus FussbodenTechnik 01/16 (Wirtschaft)