Interview mit dem Leiter Marketing & Design von Interprint, Arnsberg

Salvatore Figliuzzi


Parkett Magazin: Als Zulieferer der Bodenbelags- und Möbelindustrie werden Sie vermutlich über einen überschaubaren Abnehmerkreis verfügen. Warum sprechen Sie ihn über das Internet an, das von Millionen Menschen genutzt wird, die als Partner für Ihr Haus nie in Frage kommen?

Figliuzzi: Mit der neuen Online-Plattform sprechen wir natürlich in erster Linie unsere Partner in der Holzwerkstoff-, Möbel- und Bodenbelagsindustrie an. Die Gestaltung und Programmierung der neuen Website folgten dem Leitgedanken "mobile first". Damit berücksichtigen wir, dass immer mehr Nutzer per Tablet oder Smartphone auf das Web zugreifen. Das gilt insbesondere für Geschäftsleute, auch im B-to-B-Bereich. Aktuelle Untersuchungen sagen aus, dass mehr als 85 % der Führungskräfte ein Tablet benutzen, um ein Produkt oder einen Service zu recherchieren und mehr als 70 % ein Smartphone. Aber natürlich kann sich darüber hinaus auch jeder, der sich für Möbel- oder Bodenbelags-Oberflächen interessiert, auf der Website ein Bild von den aktuellen Trends und Gestaltungsmöglichkeiten machen.

Parkett Magazin: Sie stellen Ihre neue Internet-Plattform in der internationalen Fassung vor, also www.interprint.com und nicht mit "de" in der deutschen Fassung. Damit tragen Sie der globalen Aufstellung Ihres Unternehmens Rechnung. Wird das durch Ihren Exportanteil - besser gesagt durch Ihren Auslandsumsatzanteil - gerechtfertigt?

Figliuzzi: Wir sind ein international agierendes Unternehmen im Dekordruck mit Standorten, Vertriebsbüros und Vertretungen auf allen Kontinenten der Welt, mit Stammsitz in Deutschland. Daher ist es für uns selbstverständlich, sowohl unter ".com" erreichbar zu sein, als auch unter ".de". Unter ".com" präsentiert sich der Inhalt den internationalen Usern in englischer Sprache, ".de" ist die Seite für den deutschsprachigen Raum.

Parkett Magazin: Sie betonen den responsiven Charakter Ihrer Website. So dass also Erscheinungsbild und Bedienung auf allen Endgeräten gleichermaßen gut sind. Wer ist für die technische und gestalterische Entwicklung Ihres Internetauftritts verantwortlich, Fachleute Ihres Hauses oder eine Agentur?

Figliuzzi: Das ist richtig. Mit ihrem responsiven Charakter ist die neue Interprint-Plattform bestens gerüstet für die digitale Zukunft. Dieser Charakter war ein wichtiges Kernelement bei der Entwicklung der neuen Seite. Die Website greift im Hintergrund auf verschiedene Datenbanken und -systeme zu. Diese Komplexität hat es natürlich erforderlich gemacht, dass sich in der Entwicklungs- und Umsetzungsphase sowohl die verschiedenen Fachabteilungen intern miteinander vernetzen als auch externe Partner mit entsprechendem Know-how eingebunden werden.

Parkett Magazin: Auf Ihrer Website erscheint der Hinweis, dass die verwendeten Cookies die Website besser an die Bedürfnisse der User anpassen. Welche Bedürfnisse sind gemeint?

Figliuzzi: Unsere Website lebt. Sie ist kein statisches Konstrukt. Durch die Cookies können wir zum Beispiel sehen, welche Bereiche für den User besonders interessant sind und diese entsprechend weiter ausbauen oder noch mehr in den Fokus rücken.

Parkett Magazin: Die Website soll die Besucher dazu anregen, auf vielfältigste Weise den Dialog zu suchen. Wird dieses Angebot genutzt? Liegen bereits Erfahrungswerte vor?

Figliuzzi: Es ist nach ein paar Wochen noch zu früh, um bereits von Erfahrungswerten zu sprechen, aber das erste Feedback unserer Kunden und Geschäftspartner war ausgesprochen positiv. Der Traffic seit dem Relaunch der Seite ist unglaublich und hat unsere Erwartungen übertroffen.

Parkett Magazin: Sie bieten auf der Homepage u.a. ein my IP-Konto an. Mit Passwort und Benutzername kann man sich einloggen. Was wird den Usern dann geboten, was über die sonstigen Inhalte der Website hinausgeht?

Figliuzzi: "my IP" heißt der individualisierbare Bereich, in dem Interprint-Kunden spezifische mit uns abgestimmte Inhalte zur Verfügung stehen. Einmal eingeloggt, steht dem Kunden ganz unkompliziert eine große Bandbreite von IP-Service-Tools offen.

Parkett Magazin: Wie verläuft bei Ihnen die Dekorauswahl? Suchen sich zum Beispiel die Laminatbodenhersteller aus Ihren Dekor-Portfolio Designs aus, die Sie dann exklusiv vergeben? Oder entwickeln Sie zusammen mit Ihren Abnehmern Dekore? Oder aber realisieren Sie die Dekorwünsche Ihrer Kunden?

Figliuzzi: Sowohl als auch. Einerseits entwickeln wir aus den aktuellen Trends, die wir weltweit wahrnehmen, neue Dekorideen und stellen diese den Bodenbelagsherstellern vor. Andererseits kommen unsere Kunden auch auf uns zu, um gemeinsam mit uns neue Dekore zu entwickeln und umzusetzen.

Parkett Magazin: Im Frühjahr 2015 nahmen Sie Ihre industrielle Digitaldruckanlage in Betrieb. Sie können jetzt also Dekorpapiere in kleinen Mengen herstellen. Ist die Druckqualität mit den im Tiefdruckverfahren hergestellten Dekorpapieren vergleichbar? Wie sind Ihre Erfahrungen nach einem halben Jahr?

Figliuzzi: Der "nahtlose" Übergang zwischen Digitaldruck und Tiefdruck war für uns ein entscheidendes Kriterium bei der Entwicklung des industriellen Digitaldrucks. Wir haben im Verlauf der vergangenen Monate sowohl bestehende Dekore als auch Neuentwicklungen für unsere Kunden digital gedruckt. Dekore, die in beiden Verfahren produziert werden sollen, werden im Einzelfall auf ihre Machbarkeit geprüft. Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist die Kompatibilität zwischen den Verfahren in einer großen Anzahl der Fälle gegeben. Perlmutt-/Metallic-Dekore sowie Produkte mit Weiß-Pigmenten sind systemtechnisch bedingt digital derzeit nicht umsetzbar.

Parkett Magazin: Getreu dem Motto "Bye-bye Paper" schaffen sich immer mehr Bodenbelagshersteller Maschinen an, um zum Beispiel holzbasierte Trägermaterialien direkt zu bedrucken. Diese Tendenz kann Ihrer Branche nicht gleichgültig sein. Was meinen Sie?

Figliuzzi: Die Mengen, die dort gedruckt werden, stehen den Dekordruckern natürlich nicht zur Verfügung. Das wird den Wettbewerb verschärfen. Apropos "bye-bye paper": Es sind zwei wesentliche Kompetenzen, die Interprint auszeichnen: die technische Kompetenz - mit Blick auf Tiefdruck und Digitaldruck - und das, was die Maschinen "füttert" - unsere Kreativität. Dennoch beobachten wir selbstverständlich diese Entwicklung. Derzeit, denken wir jedoch, sind wir mit unserem Portfolio aus Tiefdruck und Digitaldruck, Know-how und Service sehr gut aufgestellt.

Parkett Magazin: Einer Ihrer Produktionsstandorte befindet sich in Russland. Läuft dort auch nach dem Embargo der EU die Produktion wie bisher oder wurde sie eingeschränkt, vielleicht sogar gestoppt wie es zum Beispiel Opel tat? Wie sieht es mit dem Vertrieb in Russland aus?

Figliuzzi: Die Produktion in unserem russischen Standort Egorievsk läuft weiterhin vollkommen normal. Von dort beliefern wir die Kunden der Holzwerkstoffindustrie in Russland. Das Embargo hat für uns insofern keine Relevanz.
aus Parkett Magazin 01/16 (Wirtschaft)