Finke-Center in Hamm-Rhynern | Finke-Center in Hamm-Rhynern

Den Teppich sehen und innehalten


Ein imposantes neues Möbelhaus mit einer großen, schön gestalteten Teppichabteilung: Das Finke-Center in Hamm-Rhynern gibt dem Teppich auf 1000m2 viel Raum und rückt ihn gekonnt ins Blickfeld. Mit Eyecatcher-Präsentationen und prägnanten Themenbereichen. Großen Wert legt man hier auch auf gut geschultes Verkaufspersonal.


Die Sichtachse reicht vom Bad durchs Wohnzimmer bis ins Schlafzimmer: Wer den zentralen Gang des neuen Finke-Centers in Hamm entlanggeht, kommt an allen wichtigen Einrichtungsbereichen vorbei, die hier auf 40.000 m2 untergebracht sind. Natürlich auch an der Teppichabteilung.

Entdeckt der Besucher etwas Spannendes, bleibt er stehen. Und biegt optimalerweise ab, um die Produktwelten in den Seitenstraßen genauer zu erforschen. Im Teppichbereich haben Einkaufsleiter Markus Lippert und Abteilungsleiter Manfred Falk für viele Anlässe zum An- und Innehalten gesorgt. Das Prinzip dabei: "Wir wollen polarisieren. Der Kunde soll denken: Was ist das denn jetzt? Die sind ja verrückt!" In so einem Moment ist die Neugierde auf den Teppich geweckt, und die stillt das Verkaufspersonal gern und fachkundig. Oft entscheidet sich der Kunde am Ende doch wieder für den beliebten beigefarbenen Bordürenteppich, das bleibt ganz ihm überlassen. Aber stehengeblieben ist er meist wegen eines auffälligen Eyecatchers, wegen einer ungewöhnlichen Dekoration.

Vielleicht ja wegen eines Patchworkteppichs, der ausschließlich aus Jeanslabeln besteht. Oder wegen der rockig-glamourösen Roberto-Geissini-Kollektion des Promi-Millionärs Robert Geiss. Mit knapp 1000 m2 ist die Teppichabteilung des Möbelhauses überdurchschnittlich groß, gleichzeitig macht sie nur einen Bruchteil der rund 40.000 m2 Gesamt-Verkaufsfläche aus. Dafür, dass man sich hier trotzdem nicht verloren fühlt, sorgen geschickt platzierte Stellwände, die vier stimmungsvolle und grundverschiedene Themennischen in der Abteilung schaffen.

Vier schön dekorierte Themenbereiche

Themenbereich Nummer eins ist die sogenannte Trend-Ecke: "Hier zeigen wir ungewöhnliche Neuheiten - zum Beispiel den Jeanslabel-Teppich oder einen Teppich, der sich aus lauter kleinen Filzkugeln zusammensetzt", erklärt Falk.

Zweites großes Thema bei Finke sind Handarbeiten im nomadischen Stil: farbenfrohe Loribaft zum Beispiel oder
Belutsch-Taschen oder Kelims. Das dritte Thema, "Opulenz", kombiniert edle, sehr fein geknüpfte Orientteppiche mit modernen Seidenteppichen; dazwischen stehen bronzene Raubtiere. Und in der vierten Ecke begrüßen Janosch-Figuren, Asterix und der Hase Felix die Kids. Alle Themennischen sollen im Vierteljahresrhythmus umdekoriert werden.

Rundherum findet man zahlreiche Markenshops: Jab, Esprit, Arte Espina, Barfuss, Astra, Paulig, Haro und das Baukastensystem von Braun Collection. Natürlich gibt es auch einen "klassischen Orientbereich", den Markus Lippert und Manfred Falk ebenfalls etwas anders gestaltet haben als sonst üblich. Nicht nur Teppichstapel, sondern auch viele stimmungsvoll dekorierte Stellwände, lautet hier die Devise. "Außerdem versuchen wir, Dinge zu zeigen, die einem nicht aus jeder Schweinebauch-Anzeige entgegengrinsen", erklärt Lippert. Dabei legt der Einkaufsleiter wert auf hochwertige Ware, die ruhig ein paar Euros mehr kosten darf. Früher war die vor allem in Fachgeschäften zu finden, aber davon gibt es immer weniger. "Jetzt kommen die Fachgeschäftskunden zu uns, warum sollten wir da zu Discountern werden?", fragt sich Manfred Falk.

Überhaupt macht der neue Finke-Standort in Hamm einen hochwertigen Eindruck, von innen wie von außen. Das imposante neue Haus wurde innerhalb eines Jahres gebaut und eingerichtet; Mitte September 2015 feierte man Eröffnung. Der Inhaber selbst habe Wert darauf gelegt, "eine besonders schöne Teppichabteilung zu gestalten": eine, die den Teppichen Raum gibt, statt sie bloß endlos übereinanderzustapeln.

Natur, Felle und Wunschmaß

Und wofür interessieren sich die meisten Teppichkunden? "Natur ist ein großes Thema", erklärt Falk und weist dabei auf die Handwebteppiche aus unbehandelter Wolle. "Der Bereich legt stark zu, gerade deswegen, weil kein Material so fußwarm ist wie reine Schurwolle." Auch Felle seien gefragt, pur oder eingefärbt, im "Tierformat" oder als Patchworkteppich aus vielen kleinen Quadraten. Ebenfalls wichtig: Wunschmaßprogramme; vor allem könne man mit den Baukastensystemen auf kleiner Fläche eine große Vielfalt zeigen - und der Kunde erhält einen genau auf ihn abgestimmten Teppich, meist unifarben und mit umlaufender Bordüre. Der Langflorteppich schließlich sei immer noch ein recht guter Mitnahme-Artikel, gehe aber stetig zurück.

Die Frage nach allgemein beliebten Teppichen ist beim Wareneinkauf sicher wichtig. Beim Verkauf jedoch zählt nicht das, "was die Masse will"; da sollte der einzelne Kunde mit seinen individuellen Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen. "Bedarfsermittlung ist das A&O", erklärt Manfred Falk. "Wenn sich beispielsweise jemand mit Naturholzmöbeln eingerichtet hat, darf man ihm keine Plastikteppiche zeigen. Das klingt vielleicht banal, aber viele Verkäufer sind heute nicht mehr entsprechend geschult."

Damit spricht Falk ein wichtiges Thema an: den Mangel an Fachpersonal in den Teppichabteilungen. Wer hier erfolgreich verkaufen will, sollte mehrere Voraussetzungen erfüllen: "Erstens sollte man Lust haben, auf Menschen zuzugehen und ihnen genau zuzuhören. Und zweitens braucht man ein breites Fachwissen, um auf Nachfrage Hintergründe erläutern zu können." Darum setzt Finke verstärkt auf Mitarbeiterschulungen. "Das lohnt sich, denn der Teppich wird immer seine Daseinsberechtigung haben", weiß man bei Finke aus Erfahrung. Kunden, die sich Designböden haben verlegen lassen, kommen nach einer Weile oft in die Filialen zurück, um sich einen passenden Teppich auszusuchen, weil es dem Boden an Gemütlichkeit fehlt.•
aus Carpet Magazin 01/16 (Wirtschaft)