Henry’s Auktionshaus, Mutterstadt – Antike Sammlerteppiche
Hochwertige Perser und die Sammlung Gangler
Am 7. November wurde es am frühen Nachmittag eng im Auktionshaus Henry’s in Mutterstadt. Mani Ahadzadeh hatte diesmal 286 Lots verschiedenster Provenienzen zusammengetragen. Das besondere Interesse der Bieter lag aber auf der Sammlung Gangler, die heute zum Verkauf kommen sollte. Peter Gangler sammelte bis zu seinem Tod über 50 Jahre lang Textilien und Teppiche aus Zentralasien. Neben turkmenischen Hauptteppichen und Taschenfronten warteten auch diverse Filzteppiche und ein sehr fein gearbeiteter Reedscreen auf neue Besitzer. Unglücklicherweise fand die Auktion am selben Tag statt wie das internationale Treffen der Turkmenenfreunde, was dafür sorgte, dass sehr viele Interessenten über das Internet oder Telefon mitsteigern mussten. Entsprechend zog sich die Auktion. Wer mitbot, konnte an diesem Tag echte Schnäppchen machen, waren doch alle Stücke der Sammlung Gangler ohne Limit angesetzt. Der Arabatchi Hauptteppich mit der Lotnummer 10-7063 wurde für sehr freundliche 3400 EUR zugeschlagen, und auch die beiden Arabatchi Tschowals (10-7080, Zuschlag: 2.300 EUR und Lot 10-7058, Zuschlag: 2.000 EUR) und der Arabatchi Ensi (Lot 10-7075, Zuschlag: 2.200 EUR) waren mit Blick auf die Seltenheit der Arbeiten dieses Stammes sicher nicht überbezahlt.
Der Star der Sammlung, ein Hauptteppich mit Tauk-Nuksa-Göl und einer C-Göl-Variante als Sekundärmotiv (Lot 10-7057, 272 x 176 cm) brachte mit 6.500 EUR auch das höchste Ergebnis aller Turkmenen der Auktion. Die große Menge der Sammlung ging für dreistellige Beträge an glückliche neue Besitzer. So sehr die Sammlung Gangler die Sammler insbesondere turkmenischer Knüpfungen auch anzog, die höchsten Gebote gab es einmal wieder für sehr hochwertige, ausgefallene persische Teppiche.
Das Highlight der Auktion war auf jeden Fall der anatolische Drachenteppich aus dem 18. Jahrhundert (Lot 10-7170). Es wird angenommen, dass der Teppich aus einer Manufaktur aus der Gegend von Uschak stammt. Das Muster des 175 x 147 cm großen Teppichs ist sehr stark von frühen kaukasischen Knüpfungen inspiriert. Zugeschlagen wurde der Anatolier für 20.000 EUR.
Doch vor allem bei den persischen Teppichen lief es rund. Angefangen mit dem 330 x 225 cm großen Seiden-Heris mit Lebensbaum-Motiv aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der hervorragend erhaltene Teppich mit original erhaltenen Abschlüssen erzielte 20.000 EUR. Ebenfalls komplett aus Seide war das zweitteuerste Stück des Tages geknüpft. Der Seidenteppich (Lot 10-7281, 344 x 252 cm) mit seinen leuchtenden Farben und dem üppig mit Blumen, Bäumen und Tieren geschmückten Innenfeld stammte aus der Mitte des 20. Jahrhunderts und wurde für 15.000 EUR zugeschlagen. Der dritte persische Teppich, der ein fünfstelliges Ergebnis brachte, war ein Kirman Raver aus der Zeit um 1900 (Lot 10-7221, Zuschlag: 10.000 EUR). Der 229 x 144 cm große Bildteppich zeigt den Tanz der Nymphen, ein Motiv, das wohl vom Renaissance-Maler Raffael Santi inspiriert ist.
Auf Seiten der kaukasischen Teppiche stachen besonders ein Lori Pambak (Lot 10-7142, Zuschlag: 8.000 EUR) und ein Tschelaberd (Lot 10-7004, Zuschlag: 7.000 EUR) hervor. Der fein geknüpfte und mit 283 x 186 cm überaus große Lori Pambak zeigte das typische Kreuzblüten-Medaillon in Grün auf weißem Grund. Der Bilderbuch-Tschelarberd dürfte ein früheres Exemplar seines Typs sein. Das einzelne "Adler"-Medaillon mit petrolfarbenem Balkenkreuz wird von zwei halben Blüten-Motiven flankiert.
Erwähnenswert ist das gute Angebot an europäischen Stücken, vor allem Flachgeweben aus dem südschwedischen Skåne-Gebiet. Den höchsten Preis erzielte hier ein farbenfrohes Flamsvåv-Kissen (Lot 10-7138, 96 x 48 cm) aus der Zeit um 1800 mit einem Zuschlag von 2.000 EUR. •
aus
Carpet Magazin 01/16
(Wirtschaft)