Egger

20 Jahre Bodenbeläge


Grund zum Feiern hatte Egger auf der Domotex: Seit zwei Jahrzehnten beliefert der Holzwerkstoffhersteller den Markt auch mit Bodenbelägen. 1996 fiel am Stammsitz im österreichischen St. Johann der Startschuss für die Produktion von Laminatböden. 1999 eröffnete in Wismar an der Ostsee ein vollintegriertes Werk für MDF und Laminat. Die jährliche Kapazität von 50 Mio. m2 allein für den angesagten Bodenbelag konnte durch den nahezu unersättlich erscheinenden Markt, den kontinuierlichen Ausbau des Vertriebs sowie durch ein Joint-Venture mit Tarkett nahezu ausgelastet werden. "Eine Erfolgsstory sondergleichen", erinnerte sich Stefan Pletzer, Leiter Vertrieb und Marketing bei Egger Retail Products, in Hannover.

Später verlagerte Egger seine Laminatbodenproduktion aus St. Johann nach Wismar, investierte in Brilon in Direktdruck und zwei Fußbodenanlagen und schraubte die Kapazitäten auf 80 Mio. m2 hoch. Als die Wirtschaftskrise 2008/2009 weiterer Expansion ein abruptes Ende setzte, zeigten sich die Österreicher flexibel: Die Produktionsmengen wurden der schwächeren Nachfrage angepasst. Man verabschiedete sich vom ertragsschwachen Volumengeschäft und beschloss, sich fortan im Sortiment breiter und tiefer aufzustellen, in den Service und die Marke zu investieren. Die Investitionen flossen in neue Dekore - häufig selbst entwickelt und exklusiv -, Oberflächen, Formate und Technologien. Mit "Kork + Flooring" wurde ein neuer Belagstyp ins Sortiment aufgenommen - der erste Schritt zur Diversifikation. Dem Laminatboden erschloss die "Aqua +"-Technologie neue Einsatzgebiete in feuchtigkeitssensiblen Räumen wie Eingang und Bad. Die Kollektion für den Groß- und Fachhandel wurde überarbeitet mit 70 Dekoren in zwölf Regionsvarianten und insgesamt 300 Artikeln, alles unter der Dachmarke Egger. Nicht ohne Stolz verkündete Pletzer, dass es dafür vom Rat für Formgebung eine "Special Mention" beim German Design Awards 2016 gegeben hat.

Auch wenn Westeuropa derzeit stagniert bzw. schrumpft und Osteuropa stottert, sieht man in St. Johann noch Perspektiven für das Produkt: "Neue Märkte wollen Laminatboden, speziell diejenigen, die früher CV-Beläge bevorzugt haben." Gemeint sind vor allem Russland, seine Nachbarländer, die Balkanstaaten, Bulgarien und Rumänien. Hier will Egger frühzeitig am mittelfristig erwarteten Marktaufschwung teilhaben und baut deshalb sein Werk im russischen Gagarin zum vollintegrierten Fußbodenstandort aus. "Die Kapazitäten können wir flexibel dem volatilen Markt anpassen", antwortete Pletzer auf die Frage nach dem geplanten Ausstoß, "wir sind darauf eingestellt, je nach Bedarf 10, 15 oder 20 Mio. m2 zu fahren, soweit sich diese Menge wirtschaftlich realisieren lassen."

Parallel hat man den Trend zu Designbelägen beobachtet. Eggers Antwort darauf ist "Design + Flooring", ein holzwerkstoffbasierter Boden mit thermoplastischer, "selbstheilender" Polyurethan-Nutzschicht. "Wir springen nicht auf jeden Zug auf und wir wollen unsere Kernkompetenz pflegen - und das ist Holz", heißt es. Deshalb habe man nicht auf einen Vinylboden gesetzt, sondern sich länger Zeit gelassen mit einer Neuentwicklung, "die zu Egger und zu den Märkten passt".

Mit dem aktuellen Produktportfolio fühlen sich die Österreicher gut aufgestellt als "führender Hersteller holzwerkstoffbasierender Fußböden". Laminat bildet die Basis mit einer breiten Range im mittleren bis hochwertigen Bereich und Verkaufspreisen zwischen 12 und 30 EUR, Korkböden werden zu Verkaufspreislagen zwischen 32 und 34 EUR angeboten und Designböden um 45 EUR.

Die Umsatzentwicklung in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2015/16 signalisiert, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Trotz schwieriger Marktlage und bei rückläufigem Absatz hat die Fußbodensparte ein Umsatzplus von 3,9 % auf 165 Mio. EUR erzielt. "Die Konzentration auf ertragsstärkere Warengruppen zeigt Erfolg", konstatierte Pletzer.
aus BTH Heimtex 02/16 (Wirtschaft)