Interview mit Pia Rechsteiner, Leiterin Marketing, und Stefan Keller, Leiter Produktmanagement
"Trend geht zu ruhigeren Böden"
FussbodenTechnik: Flow ist ein Parkett, das nicht aussieht wie Parkett, warum ist das eine gute Idee?
Stefan Keller: Wir waren inspiriert von gegossenen Böden wie Fließ- oder Sichtestrich mit einem ganz zurückhaltenden Erscheinungsbild. Solche mineralischen Böden haben aber ihre Tücken. Wir wollten die Vorteile eines Parketts beibehalten und trotzdem eine ruhige Optik entwickeln. Wir spüren sehr stark, dass nach der rustikalen Phase jetzt die Kehrtwende kommt und die Oberflächen ganz dezent werden.
FT: Bei vielen Bodenbelagsherstellern muss ein erfolgreicher Belag aussehen wie Holz. Bauwerk geht jetzt genau den umgekehrten Weg und verfremdet die Oberfläche, warum?
Pia Rechsteiner: Genau, das gilt besonders für Laminat oder PVC-Designbeläge. Diese Böden ahmen die Natürlichkeit von Holz nach. Uns geht es darum, Trends zu setzen und innovativ zu sein. Aus diesem Grund haben wir dieses außergewöhnliche Zweischichtparkett entwickelt. Der Trend bei Holzböden geht sicherlich zu ruhigeren Oberflächen. Schön ist, dass wir bei Flow die Vorteile von mehreren Böden miteinander kombinieren können. Wenn man auf Flow steht, ist es immer noch ein warmes Produkt, obwohl es sehr reduziert aussieht.
FT: Auf der Domotex kam ein kleiner Betonmischer als Illustration am Messestand zum Einsatz. Sollte das an einen mineralischen Boden erinnern?
Rechsteiner: Das stimmt, die Inspiration von einem gegossenen Beton war die Idee, weil die graue Farbe auch sehr ähnlich ist. Darum haben wir das Parkett aus dem Betonmischer rauslaufen lassen, damit das Bild in den Köpfen verankert wird. So sollte die Verbindung von zwei unterschiedlichen Produkten deutlich werden.
FT: Für welche Zielgruppe ist Flow gedacht?
Keller: Flow richtet sich an Leute, die in modernen Bauten keinen klassischen Holzboden wollen, aber dessen Vorteile trotzdem schätzen. Dazu zählt die Grundwärme, die Geschwindigkeit des Einbaus und die Möglichkeit, einzelne Räume verlegen zu können - es gibt zahlreiche Vorteile gegenüber einem Betonboden oder Sichtestrich. Die Zielgruppe sind Leute, die zwei Welten vereinen wollen.
Rechsteiner: Ich glaube, dass wir mit Flow Architekten und Designer erreichen. Designorientierte Menschen, die sehr reduziert wohnen wollen. Es wird nicht derjenige sein, der die Natürlichkeit und Rustikalität einer Almhütte schätzt, sondern es ist eher ein urbanes Thema.
FT: Wo sind die Fotos entstanden?
Rechsteiner: Das Fotoshooting haben wir in Zürich gemacht, wir haben die Flow Edition in einer echten Location abgelichtet. Der Boden nimmt sich extrem zurück, ist reduziert, fast clean. In solchen Räumen kann man es sich sehr gut vorstellen. Es ist wie auf einer Bühne, wie in einer Galerie, wo Kunst stattfindet, die dann im Vordergrund steht - und eben nicht der Boden das laute Element sein soll.
FT: Wo sind die Grenzen des Produkts, wo soll es nicht eingesetzt werden?
Rechsteiner: Da sich der Boden durch viele Farbpigmente auszeichnet, ist es nicht ein Boden, der viel verzeiht. Es ist schon ein bisschen heikel. Wenn jemand sehr viel Wert darauf legt, nicht oft putzen zu müssen, dann ist es nicht der richtige Boden.
Keller: Wie so oft, ist die Stärke auch eine Schwäche. Die Stärke ist, dass er sehr zurückhaltend und homogen ist, aber das ist natürlich auch eine Schwäche.
FT: Für Flow wird Esche verwendet, warum?
Keller: Das sind eigentlich zwei Gründe: Das eine ist, wir brauchten für die Fläche eine Holzart, die nicht so offenporig ist wie die Eiche. Es ist aber auch so, dass wir grundsätzlich nach Alternativen zur Eiche suchen, weil sie extrem umworben und schwierig erhältlich ist. Wir versuchen gerade bei deckenden Belägen von der Eiche wegzukommen. Die Esche vermittelt einen flächigeren Eindruck, was bei der Optik von Flow entscheidend ist.
FT: Was verbirgt sich hinter der B-Protect-Oberfläche?
Keller: Wir haben diese 2015 eingeführt. Dabei handelt es sich um eine extrem matte Versiegelung. Die Kunden mussten sich in der Vergangenheit entscheiden: Wer eine extrem matte und natürliche Oberfläche wollte, entschied sich für Naturöl. Wer eine pflegeleichte Oberfläche bevorzugte, wählte eine Mattversiegelung. Wir haben beides mit B-Protect vereint: Unser wasserbasierter Lack ist extrem matt, hat Glanzpunkte von 3 bis 4, bei normalen Mattversiegelungen sprechen wir von ungefähr 9 bis 10. Man kommt optisch sehr nah an Naturöl und hat den Schutz einer normalen Versiegelung.
FT: Was muss man bei der Reinigung und Pflege beachten?
Rechsteiner: Eigentlich sehr wenig, da das Parkett sehr einfach zu reinigen ist. Es ist schmutzanfälliger, aber zu reinigen ist es einfach, weil die Poren des Holzes ja geschützt sind.
FT: Worauf muss der Verleger beim Einbau von Flow achten?
Keller: Die Verlegung von Flow ist grundsätzlich sehr einfach, weil es kaum optische Merkmale gibt. Wenn man einen lebhaften Boden hat, der sich durch Splint und weitere Merkmale auszeichnet, muss man eine Ansammlung auf einer kleineren Fläche vermeiden. Bei Flow sieht fast jede Diele wie die andere aus, dadurch ist die Verlegung kein Problem, das Produkt wird einfach geklebt.
FT: Wie sind die bisherigen Reaktionen auf Flow?
Keller: Wir haben in der Vergangenheit bereits häufiger optische Hingucker vorgestellt. Es ist bestimmt ein Eyecatcher, der gezielt eingesetzt werden kann. Unser bisheriges Feedback ist positiv. Bodenleger sagen, das Flow eine gute Alternative zu gegossenen Böden ist.
FT: Was hat Flow, was kein anderes Parkett hat?
Rechsteiner: Wir haben Parkett radikal neu interpretiert. Wir wollten einen Boden entwickeln, der auf den ersten Blick nicht wie Holz wirkt und dennoch die Eigenschaften von Parkett hat. Das ist das Alleinstellungsmerkmal von Flow.
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FussbodenTechnik 02/16
(Wirtschaft)