Heimtextil 2016

Prominente Zugänge im Matratzenbereich


Frankfurt. Gut gelaunt traf sich die Haustextilbranche zur Heimtextil-Messe in Frankfurt. Das vergangene Jahr war zwar für Handel und Industrie vor allem in der zweiten Hälfte nicht einfach, aber unter dem Strich zeigten sich die Gesprächspartner der Haustex mit 2015 ganz zufrieden. Dieses Gefühl setzte den Ton für einen durchaus entspannten Messeverlauf. Hierzu dürfte auch die neue Tagesfolge mit dem erstmaligen Messestart an einem Dienstag beigetragen haben.

Vor allem die Aussteller waren sehr gespannt, wie sich die neue Terminierung auf den Lauf während der vier Messetage auswirken würde. Bekanntlich wird auch bei einer Messe erst am Ende abgerechnet. Und so ging es vielen wie seinerzeit Robinson Crusoe: sie warteten auf Freitag und die Antwort auf die entscheidende Frage, ob der Freitag der neue Sonnabend wird - mit leeren Gängen ab Mittag. Oder würden an diesem Tag doch mehr Besucher kommen?

Insgesamt verzeichnete die Messe mit mehr als 69.000 Besuchern einen stärkeren Zulauf als im Vorjahr, als knapp 67.900 Besucher gezählt wurden. Der erste Messetag entwickelte sich alles in allem noch eher verhalten, nach dem, was die Aussteller in den Hallen 8 und 11 erzählten. Die Anfahrt mit dem Auto gestaltete sich andererseits eher zäh, am ersten Tag wie auch an den folgenden, eigentlich ein Indiz für einen guten Besuch. Natürlich besagt dieser Fakt nicht alles, denn die zahlreichen internationalen Besucher reisen weniger mit dem Auto an als mit dem Zug oder dem Flugzeug.

Die folgenden zwei Tage brachten dann gut bis sehr gut gefüllte Hallengänge und zum Teil übervolle Messestände. Am Freitag ebbte der Besucherstrom merklich ab, was nicht anders zu erwarten war. Gefühlt kamen allerdings mehr Besucher als am Sonnabend im letzten Jahr. Die Messe Frankfurt bestätigte diesen Eindruck, ohne aus internen Gründen konkrete Zahlen für die einzelnen Tage nennen zu wollen. "Der Freitag war deutlich besser besucht als die letzten Samstage. Dadurch gelang vor allem eine Entzerrung des Besucherstroms über die vier Messetage, so wie wir es erhofft hatten", berichtete Thimo Schwenzfeier, Leiter Marketingkommunikation von der Messegesellschaft.

Die Messe möchte sich damit allerdings nicht zufrieden geben. Ziel der nächsten Jahre sei laut Schwenzfeier eine Verlängerung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der einzelnen Besucher auf der Messe. Dazu kooperiert die Heimtextil beispielsweise mit den wichtigen Einkaufsverbänden und Kooperationen und bietet deren Mitgliedern Zimmerkontingente zu Konditionen an, die unter 100 Euro pro Nacht liegen. Im Sommer werden die ersten Kontingente laut Schwenzfeier zur Verfügung gestellt.

Fragte man die Aussteller und einige Einzelhändler nach ihrer persönlichen Meinung zum neuen Messetag, so erntete man schlechtestenfalls eine indifferente Antwort nach dem Motto: "Mir egal, grundsätzlich ändert sich dadurch sowieso nichts." Die allermeisten jedoch begrüßten die Entscheidung der Messe und bestätigten gegen Ende deren Hoffnung, dass sich dadurch die Frequenz auf dem Stand tatsächlich etwas stärker verteilen und die Besucherspitzen etwas gekappt werden würden. Schließlich gibt es auf einer Messe kaum etwas Unangenehmeres, als einen möglicherweise guten Kunden aus Platzmangel auf später vertrösten zu müssen.

Hin und wieder kam im Gespräch der Wunsch auf, die Messe auf drei Tage zu verkürzen, aber gleichzeitig wurde Verständnis dafür gezeigt, dass die Messe Frankfurt diesen Schritt aus wirtschaftlichen Gründen wohl kaum gehen würde. Und manch einer verwies im gleichen Atemzug auf die Kölner Möbelmesse mit ihren sieben Messetagen, von denen die drei letzten aus Ausstellersicht so unnötig wie ein Kropf sind. Zur Möbelmesse mehr in der März-Ausgabe der Haustex.

Für die Aussteller von größerem Interesse war die Frage, was sich aktuell auf der Messe in Sachen Matratzen- und Schlafsystemanbieter tut. Dass Frankenstolz nach dreijähriger Pause wieder in der Halle 8 ausstellte, gemeinsam mit den Gruppen-Mitgliedern Centa Star und Häussling, war schon für sich genommen eine positive, die Qualität der Messe bereichernde Tatsache. Die Rückkehr von Röwa mit einem großen Stand setzte dem Ganzen den i-Punkt auf.

Frankenstolz-Geschäftsführer Eberhard Künstler zeigte sich am Ende mit dem Messerfolg sehr zufrieden: "Dass die Tagesfolge geändert wurde, war eine gute Entscheidung. Ansonsten hätten wir unsere Teilnahme nicht realisieren können", sagte er mit Blick auf die Möbelmesse, an der Frankenstolz ebenfalls teilnimmt. "Es war eine gute Messe für uns. Mittwoch und Donnerstag war teilweise so viel los, dass unsere Tische am Stand nicht ausgereicht haben. Unter den Besuchern waren hochkarätige Einkäufer von großen Häusern." Das klingt so, als wenn eine erneute Teilnahme im kommenden Jahr durchaus im Rahmen des Möglichen ist.

Eine noch längere Heimtextil-Enthaltsamkeit hatte sich Röwa auferlegt. Zuletzt stellte das Unternehmen im Jahr 2004 in Frankfurt aus, ging dann für einige Jahre zur Möbelmesse, war dort in den letzten Jahren aber auch nicht mehr vertreten. Umso bemerkenswerter die Rückkehr in diesem Jahr nach Frankfurt, mit der der Messe ein echter Scoop gelungen ist. "Röwa komplettiert das Angebot der Heimtextil im Premium-Bereich und macht die Messe vollständig", stellte Meike Kern zufrieden fest, Objektleiterin Haustextilien der Messe Frankfurt.

Röwa-Geschäftsführer Manfred Greiner bezeichnete den Auftritt seines Unternehmens in Frankfurt als Sonderausstellung. Dieser Begriff impliziert zwar keine regelmäßige Teilnahme an der Heimtextil. Für eine einmalige Veranstaltung hatte das Unternehmen im ersten Stock der Galleria zwischen den Hallen 8 und 9 allerdings einigen Aufwand betrieben, im Standbau und auch in Form einer Party am Donnerstag. Die Wirkung der Röwa-Ausstellung mit zahlreichen Produktneuheiten unter der schön geschwungenen Messekuppel war zweifellos imposant.

Nach allem, was man sah und hörte, wurde der Stand gut besucht. Greiner: "Wir hatten eine gute Messe und sind zufrieden mit den Rückmeldungen unserer Besucher auf der Heimtextil. Das Format einer Sonderausstellung kam bei unseren Besuchern hervorragend an. Auch die Come-Together-Party hat ideal in das Messekonzept gepasst und für starke Frequenz gesorgt. Insbesondere aus dem Bettenfachhandel konnten wir Besucher in unserer Ausstellung begrüßen. Damit haben wir unsere Zielgruppe, die wir erreichen wollten, auch angetroffen." Nicht ohne Stolz erzählte Greiner auf der Party, dass einige Besucher sogar extra wegen Röwa nach Frankfurt gekommen seien.

Wenn das zutrifft, hat die Messe alles richtig gemacht, und es gibt eigentlich auch keinen Grund für das Unternehmen, im nächsten Jahr nicht wieder dabei zu sein. Bei Röwa hält man sich derzeit jedoch noch bedeckt: "Ob wir im nächsten Jahr wieder dabei sind, ist leider noch nicht bekannt", heißt es dazu aus dem Unternehmen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass mit Technogel ein weiterer Anbieter der Matratzenbranche erstmals in diesem Jahr mit einem kleineren Stand in Halle 8 seine Fühler nach der Heimtextil ausstreckte. Auch dieses Unternehmen ist mit einem großen Stand auf der Möbelmesse vertreten.

Der eine oder andere Aussteller in Köln dürfte angesichts dieser Entwicklungen inzwischen hellhörig geworden sein und sich zumindest einmal fragen, ob für ihn die Möbelmesse noch die richtige oder einzige Wahl sein kann. Zählt man alle Anbieter der Matratzenbranche in Frankfurt zusammen, kommt für den deutschen Fachhandel inzwischen doch eine interessante Auswahl zustande. Schließlich ist neben Frankenstolzt schon seit Jahren auch die EuroComfort-Gruppe mit ihren Marken Brinkhaus, Irisette, Xdream und Badenia prominent vertreten, Brinkhaus sogar an zwei Standorten in Halle 8 beziehungsweise Halle 11 im Foyer.

Die Heimtextil hätte jedenfalls nichts dagegen, weitere namhafte Anbieter in ihren Hallen begrüßen zu können. In Halle 9 etwa wäre theoretisch noch reichlich Platz vorhanden. Als Dreh- und Angelpunkt aller Überlegungen fungiert zweifellos Röwa. Sollte bekannt werden, dass das Mössinger Unternehmen für 2017 wieder nach Frankfurt kommt, werden die Karten für Köln sicherlich neu gemischt.

Befragte man die Aussteller nach den Aussichten für das kommende Jahr, erntete man recht ambivalente Prognosen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hierzulande geben eigentlich Anlass zu Optimismus: relativ geringe Arbeitslosigkeit, der Konsum stützt die Wirtschaft, die Steuergelder sprudeln, das Wirtschaftswachstum soll in diesem Jahr in etwa auf der Höhe des Vorjahres liegen.

Es gibt allerdings zwei große Einschränkungen: Auf den ausländischen Märkten sieht es konjunkturell weniger positiv aus, was vor allem für Unternehmen mit einer nennenswerten Exportquote ein Problem darstellen könnte. Und dann ist da noch die politische Grundstimmung in Deutschland in Bezug auf die Flüchtlinge, die nach wie vor in hoher Zahl ins Land kommen. Niemand weiß, wie sich dieser Problembereich kurz- und mittelfristig auf die Konsumfreude der Verbraucher auswirkt. Es gibt Argumente dafür, dass die Konsumfreude sinken wird, aber auf der anderen Seite auch dafür, dass der Endverbraucher es sich angesichts der ganzen schlechten Nachrichten wenigstens zuhause etwas schön machen möchte. Seit Jahren steht für dieses Verhalten der Begriff Cocooning.

Ein weiteres virulentes Thema auf der Messe ist nach wie vor das Internet und die Frage nach der passenden Unternehmensstrategie beim E-Commerce im B2C-Geschäft. Jedem Hersteller ist bewusst, dass man, auch im Interesse seiner Kunden, eine Lösung finden muss, aber noch kann keiner mit dem Masterplan aufwarten.

Die Halle 11 ist laut Heimtextil das Forum für den Premiumsektor für Bett, Bad und Tisch. Die Halle bietet den Ausstellern hervorragende Möglichkeiten, hat allerdings den hinlänglich bekannten Nachteil einer ungünstigen Anbindung an die Halle 8. Dennoch entwickelt sich die Halle im Hinblick auf die Stände und auch auf die Besucherfrequenz stetig zum Positiven. Wer sich als Händler in diesem Genre bewegt, weiß seine Lieferanten ohnehin zu erreichen. Aber es werden auch immer mehr Besucher, die sich einfach mal interessehalber in der Halle inspirieren lassen. Der Eindruck der Haustex-Redaktion jedenfalls war, dass die Besucherfrequenz in dieser Halle im Vergleich zu den ersten Jahren klar zugenommen hat. Man darf sich nicht von den breiten Gängen täuschen lassen, die den Eindruck etwas verzerren können. Cornelia Loos, CCO bei Essenza Home, teilt diese Meinung gegenüber der Heimtextil: "Das Umfeld in der gesamten Halle ist im Vergleich zum Vorjahr besonders hochwertig. Alle geben sich deutlich mehr Mühe, sodass es keine Standard-Standkonzepte mehr in der Halle 11.0 gibt. Wir sind insgesamt zufrieden und fanden die Stimmung sehr gut."

Grundsätzlich scheint, dass die Heimtextil sich nach einem Durchhänger seit einiger Zeit wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet. Die Halle 8 ist in diesem Jahr zwar nicht bis in den letzten Winkel mit Ständen belegt gewesen, aber weit von den Zeiten entfernt, als der hintere, unvermietete Hallenbereich noch durch Stellwände abgetrennt werden musste. Die allgemeinen Zahlen sprechen für sich, denn neben der wachsenden Zahl der Besucher konnten die Frankfurter in diesem Jahr erneut eine höhere Zahl an Ausstellern verbuchen, 2.866 nach 2.723. Beides dürfte das Ergebnis erheblicher Anstrengungen und des Feilens am Konzept seitens der Messe sein, um Ausstellern wie Besuchern eine interessante Messe präsentieren zu können. Ein deutscher Aussteller unterstrich gegenüber der Haustex die Bedeutung der Heimtextil für die Branche: "Wir müssen zusammen alles dafür tun, dass die Weltleitmesse unserer Branche weiterhin in Deutschland bleibt."

Ein leuchtendes Beispiel für das Engagement der Messe ist die Fachhandelsaktion Bedn Excellence, mit der sie speziell die deutschen Bettenfachhändler anspricht. Wer sich in diesem Programm kostenlos registriert, erhält unter anderem eine Dauerkarte für die Fachmesse, die zum kostenlosen Eintritt an allen Messetagen inklusive Garderobenservice und Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln des örtlichen Verkehrsverbunds (RMV) von und zur Messe berechtigt. Alle teilnehmenden Händler haben Zutritt zur "Bed’n Excellence"-Lounge, in der spezielle Impulsvorträge für den Fachhandel angeboten werden. Und Snacks gibt es dort auch. Außerdem umfasst das Programm eine Einladung zur Verleihung des Haustex Stars sowie zur anschließenden Party "After-Work@Heimtextil". Man kann den Händlern nur raten, dieses Angebot wahrzunehmen.

Diese Branchen-Party ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Heimtextil an der Attraktivität der Messe feilt. Man tritt der Messegesellschaft wahrscheinlich nicht zu nahe, wenn man dieses Event als eine Reaktion auf die Messeparty der Kölner Möbelmesse sieht, die sich sofort als Treffpunkt der Matratzenbranche etablierte. Inzwischen hat sich aber auch die Frankfurter Party zu einem beliebten Treffen entwickelt, nicht zuletzt durch die freundliche Unterstützung des Heimtextil-Verbandes und in diesem Jahr der Firma Badenia, die dort ihr Firmenjubiläum feierte. Schaut man sich die diesjährige Kölner Matratzen-Party an, so braucht sich Frankfurt dahinter wahrlich nicht zu verstecken - ganz im Gegenteil.

Wie in jedem Jahr kamen auch in diesem Jahr wieder einige Prominente zur Heimtextil. Im Bereich der Haustextilien ist vor allem Barbara Becker zu nennen, die als Messe-Stammgast erneut bei Kleine Wolke auftrat. Ansonsten sind die Tapetenhersteller sehr Promi-affin: Die Musikerin Nena stellte ihre erste Tapetenkollektion bei der Firme Marburger vor, Guido Maria Kretschmer wiederum zeigte eine eigene Tapetenkollektion bei P+S International. Die Badteppich-Firma Grund zeigte auf ihrem Stand Dessins des bekannten Designer Luigi Colani, der allerdings nicht persönlich auf der Messe anwesend war. Die Schauspielerin Jessica Schwarz nahm an der Eröffnungspressekonferenz als Hotelinhaberin teil. Sie führt gemeinsam mit ihrer Schwester ein kleines Hotel in Michelstadt und nutzt die Heimtextil nach eigenen Angaben, um sich für die Erweiterung des Hotels über Neuheiten zu informieren.

Last but not least bot die Heimtextil wieder den passenden festlichen Rahmen für die Preisverleihung des Haustex-Stars an beispielhafte Bettenfachhändler. Der Preis wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal verliehen. Von Anfang an ist die Heimtextil Präsentations-Partner dieser Veranstaltung. Mehr zur Preisverleihung und der anschließenden Party auf den folgenden Seiten.

Auch die nächste Heimtextil beginnt wieder an einem Dienstag. Sie findet statt vom 10. bis 13. Januar 2017.
aus Haustex 02/16 (Wirtschaft)