Uzin Utz: Das sind die Pläne des neuen Vorstands
"Wir werden unsere Innovationskraft weiter ausbauen"
Bereits ein Jahr, bevor der neue Vorstand der Uzin Utz AG seine Arbeit aufnahm, gaben die Ulmer ihr neues Führungstrio bekannt. Die Wahl fiel auf Thomas Müllerschön, Beat Ludin und Heinz Leib-undgut, die alle drei eines gemeinsam haben: Sie blicken bereits auf eine jahrelange erfolgreiche Unternehmenszugehörigkeit zurück. FussbodenTechnik befragte sie nach einer ersten Bilanz, ihrer Aufgabenverteilung und nach den Zielen für die kommenden Jahre.
FussbodenTechnik: Herr Müllerschön, auf dem Bild zum Stabwechsel sah man Sie mit dem bisherigen Vorstandsvorsitzenden und zukünftigen Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. H. Werner Utz Tandem fahren. Wie ist das Gefühl, auf dem Rad jetzt vorne zu sitzen? Spüren Sie den Fahrtwind in den Haaren?
Thomas Müllerschön: Es fühlt sich gut an. Und meiner Frisur kommt der Fahrtwind sehr entgegen. Spaß beiseite, ich bin sehr stolz und dankbar, dass Dr. Utz, der ja als ambitionierter Fahrzeugfan gilt, mir das Steuer in die Hand gegeben hat. Das ist ein großer Vertrauensbeweis, mit dem ich sehr achtsam umgehen werde. In einem Satz gesagt: Frischer Wind gepaart mit Kontinuität und kontrollierter Aggressivität sind wesentliche Faktoren einer erfolgreichen Führungsarbeit.
FT: Was hat sich in der neuen Konstellation konkret geändert?
Müllerschön: Als langjähriges Vorstandsmitglied und mit über 20 Jahren Firmenzugehörigkeit bin ich mit unserem Unternehmen und der Branche bestens vertraut. Im Grunde ändert sich nicht sehr viel. Ich habe in meiner Verantwortung als Vorstand für Finanzen und Vertrieb bereits seit vielen Jahren eine klare Strategie verfolgt und das Unternehmen Seite an Seite mit Dr. Utz leiten dürfen. Ich werde mit der gleichen Passion genauso weitermachen. Mit Beat Ludin und Heinz Leibundgut stehen mir dabei zwei erfahrene Kollegen zur Seite. Beide blicken ebenfalls auf viele Jahre erfolgreicher Unternehmenszugehörigkeit zurück, was neben dem zielorientierten Tatendrang auch Kontinuität verspricht.
FT: Welche ersten Schritte geht der neue Vorstand?
Müllerschön: Natürlich arbeiten wir jetzt Schritt für Schritt an der Umsetzung unserer Strategie und übertragen die Inhalte auf das Tagesgeschäft der Funktionsbereiche. Dies war aber schon vor dem Führungswechsel der Fall, und der Führungswechsel lief absolut geplant und harmonisch ab.
FT: Wie sieht die Strategie denn aus?
Müllerschön: Ziel ist eine Umsatzverdopplung bis 2019. Das Strategieprogramm "Gold" bildet das Rüstzeug, um uns für die kommenden Jahre entsprechend aufzustellen. Das Konzept gilt für die ganze Unternehmensgruppe und beinhaltet verschiedene Einzelprojekte und Initiativen, die sich positiv auf unser nachhaltiges und profitables Wachstum auswirken werden. Dabei geht es auch darum, unsere internen Strukturen und Prozesse laufend zu optimieren und anzupassen.
FT: Wo sehen Sie die Stärken der Uzin Utz AG insgesamt?
Müllerschön: Unsere größte Stärke sind ganz klar unsere hoch motivierten Mitarbeiter. Nur mit ihnen sind wir in der Lage, die Nachfrage unserer Kunden und Partner in höchster Qualität zu bedienen. Die jüngste Auszeichnung zum "besten Arbeitgeber 2016" bestätigt uns. Denn Mitarbeiterzufriedenheit ist einer unserer wichtigsten strategischen Erfolgsfaktoren - umso mehr freuen wir uns, dass wir dieses glänzende Zeugnis erhalten haben. Nach innen ist der Titel der Ritterschlag in Sachen Unternehmenskultur, nach außen werden wir dadurch noch attraktiver und können mit vereinten Kräften einen weiteren Entwicklungsschritt gehen.
FT: Wie sehen Sie die Rolle von Uzin Utz auf dem deutschen Markt? Sie sind mit Abstand die Nummer eins der Verlegewerkstoffhersteller. Verleitet das dazu, sich zurückzulehnen?
Müllerschön: Im Gegenteil, wir investieren weiter in unsere inländischen Standorte. So konnten wir 2015 unsere Maschinenfabrik Wolff in Ilsfeld erfolgreich in Betrieb nehmen. In unserem Hauptsitz in Ulm wurde im vergangenen Jahr ebenfalls Geld in die Hand genommen. Wir nutzen die Vorteile unserer Heimatstandorte, um die Qualität und Entwicklung dauerhaft auf hohem Niveau zu halten. Gleichzeitig stärken wir unsere internationale Marktstellung, in dem wir uns auf Fokusregionen konzentrieren. Die Gruppe erzielte 2015 rund 58,2 % des Konzernumsatzes in ausländischen Märkten und setzte 105,8 Mio. EUR auf dem deutschen Markt um.
Von Zurücklehnen ist aber keine Rede. Für uns gilt die Devise, die auch im Sport Gültigkeit hat: Die Nummer eins muss immer härter trainieren als die Nummer zwei. Eine Spitzenposition zu halten und auszubauen bedeutet sehr viel Disziplin, Konzentration, Ausgewogenheit und einen klaren Plan, um die Ziele zu erreichen. Sonst ist man nicht mehr lange an der Spitze. Und ich bin Sportler.
FT: Das von Ihnen auf der Domotex vorgestellte Wachstumsprogramm besagt, dass der Umsatz bis 2019 auf rund 400 Mio. EUR steigen soll. Das bedeutet einen Zuwachs von 60 %. Ist dieser ambitionierte Plan ausschließlich über organisches Wachstum ohne Zukäufe realisierbar?
Müllerschön: Kurzfristig geht es darum, unsere Leistungsfähigkeit zu steigern. Wer wachsen will, muss fest im Sattel sitzen. Wir werden intern konsequent den Schwerpunkt darauf legen, Prozesse und Abläufe effizienter zu gestalten. Extern konzentrieren wir uns darauf, bestehende Potenziale zu heben und Synergieeffekte bestmöglich zu nutzen. Mittelfristig werden wir unser Kerngeschäft stärken, denn Kernkompetenzen sind der Schüssel zu langfristigem Erfolg. Deshalb werden wir unsere Stärken ausbauen und anderes beiseite lassen, um unnötige Komplexität zu vermeiden. Unsere Ressourcen werden wir dabei gezielt in den erfolgreichen Geschäftsfeldern einsetzen und strategische Wachstumsfelder sowie internationale Regionen weiter ausbauen.
Als international ausgerichtetes Unternehmen wollen wir neben Deutschland einen wesentlichen Wachstumsbeitrag in unseren Fokusregionen Frankreich, Benelux, UK, Skandinavien, USA und der Schweiz erzielen. Dort gilt es, unsere Aktivitäten gezielt auszubauen, ohne uns dabei zu verzetteln. Um das Ziel von 400 Mio. EUR Umsatz im Jahr 2019 bei einer Umsatzrentabilität von über 10 % zu erreichen, müssen wir unabhängig der Marken- oder Regionenzugehörigkeit unsere Kräfte bündeln, bestehende Potenziale heben und vorhandene Synergien aktiv nutzen.
FT: Wie oft treffen Sie Dr. Utz? Welchen Einfluss nimmt er noch auf die Strategie?
Müllerschön: Ich treffe mich jede zweite Woche mit ihm. Er ist mein wichtigster Sparringspartner und Coach, mit dem ich das aktuelle Geschehen und die strategische Ausrichtung des Unternehmens diskutiere und abstimme.
FT: Die Frage an alle drei Vorstandsmitglieder: Wie fällt Ihre erste Bilanz nach zehn Wochen in der neuen Aufgabe aus?
Müllerschön: Sehr gut. Die vor kurzem adhoc veröffentlichten Zahlen des Geschäftsjahres sprechen für sich. Wir konnten das Jahr 2015 als das beste Jahr der Unternehmensgeschichte abschließen. Sowohl im Umsatz als auch im Ergebnis.
Heinz Leibundgut: Ich stand schon immer in engem Austausch mit Thomas Müllerschön und bin mit den Ulmern bestens bekannt. Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Dies macht mir natürlich die systematische Einarbeitung in die Projekte viel leichter, als wenn ich bei Null anfangen würde.
Beat Ludin: Früher war ich sehr intensiv in das operative Geschäft eingebunden, war bei wirklich vielen Terminen präsent und habe wöchentlich Kundenbesuche wahrgenommen. Seit der Übernahme meiner neuen Tätigkeit bin ich vermehrt im strategischen Bereich tätig. Wichtig ist dabei vor allem, gute Voraussetzungen zu schaffen, damit alle Kollegen erfolgreich arbeiten können. Die frühzeitige Nachfolgeregelung hat uns geholfen, einen reibungslosen Übergabeprozess zu durchlaufen und meinen Nachfolgern die Gelegenheit zu geben, sich optimal in ihre neue Aufgabe einzuarbeiten. Die Bilanz ist durchaus positiv.
FT: Wie sieht die Zusammenarbeit des Vorstands konkret aus? Wie ist Ihre Aufgabenverteilung?
Müllerschön: Unsere Aufgabenbereiche sind klar definiert. Die Ressorts Forschung und Entwicklung sowie Betrieb und Logistik obliegen Heinz Leibundgut. Beat Ludin trägt die Verantwortung für die Ressorts Marketing und Vertrieb. Als Vorstandsvorsitzender sind mir die Ressorts Unternehmensstrategie, Marken, Finanzen, Personal, IT und Recht zugeordnet. Unsere enge Zusammenarbeit und die regelmäßigen Vorstandssitzungen, in den wir uns abstimmen, sind für uns selbstverständlich.
FT: Wie nah können Sie als Vorstand am Markt sein? Pflegen Sie direkten Kontakt zu Kunden?
Müllerschön: Der direkte Austausch und das Zuhören ist mir viel wichtiger als ein klassisches Marktforschungsinstrument. Mindestens einen Tag in der Woche widme ich mich unseren Kunden und stehe in persönlichem Kontakt. In unserer aktuellen Produktübersicht biete ich in meinem Vorwort die Möglichkeit, mich bei Fragen direkt zu kontaktieren. Außerdem gibt es im Rahmen von "Gold" eine Initiative, die darauf abzielt, unsere Kunden in regelmäßigen Abständen und in ungezwungener Atmosphäre zu treffen.
FT: Was fehlt aus Ihrer Sicht noch im Sortiment? Wären Profile und Leisten nicht eine logische Ergänzung? Sie arbeiten doch schon eng mit Döllken-Weimar zusammen.
Müllerschön: Würde etwas "fehlen" im eigentlichen Sinn, hätten wir bisher etwas falsch gemacht. Maßstab für unsere Sortimentsentscheidungen ist immer der Verwender in der jeweiligen Zielgruppe. Produkte, die Verwendern nutzen bieten und unserem hohen Anspruch an Qualität und zugehöriger Dienstleistung entsprechen, sind für uns immer von Interesse. Dabei sind wir für alle Formen der Marktbearbeitung offen, sei es über Eigenentwicklung, Kooperation mit Partnern bis hin zu Akquisitionen. Die Zusammenarbeit mit Döllken-Weimar ist lange bewährt und sehr fruchtbar für beide Seiten. Wir haben größtes Interesse daran, diese Erfolgsgeschichte fortzusetzen und womöglich noch zu vertiefen.
FT: Uzin Utz bietet eine breite Markenvielfalt, andere Wegbegleiter haben gerade alles auf einen Namen vereinigt. Wäre das bei Ihnen denkbar? Das Argument ist ja immer, das man nur noch eine Marke bewerben müsste.
Müllerschön: Eine Ein-Marken-Strategie, die Sie gerade schildern, hat genau wie eine Mehr-Marken-Strategie Vor- und Nachteile. Man kann zweifellos Kosten sparen, allerdings zu Lasten der Zielgenauigkeit der Marketingmaßnahmen. Wir haben uns bewusst für die Mehr-Marken-Strategie entschieden, um unsere unterschiedlichen Zielgruppen wie Fliesen-, Boden-, Parkett- und Estrichleger gezielt anzusprechen. Jede Marke kann darüber hinaus ihren eigenen Charakter entwickeln, ohne dass Konflikte bei der Außenkommunikation in andere Bereiche entstehen. Der Erfolg hat bisher unsere Entscheidung bestätigt. Allerdings heißt das nicht, dass jedes Produktsegment unter eigener Marke geführt werden muss, wie gerade unsere Marktbearbeitung im Bereich Estrich zeigt, die unter der Marke Uzin erfolgt. Denkverbote gibt es keine, das wäre unvereinbar mit unserer Unternehmensphilosophie.
FT: Herr Ludin, Sie waren schon in der Vergangenheit bei Uzin verantwortlich für Vertrieb und Marketing. Wie schaffen Sie das jetzt für die gesamte Gruppe?
Ludin: Die Kenntnis und die Erfahrungen, die ich mir bei Uzin als unserer umsatzstärksten Marke erworben habe, ist die beste Basis, um die Gesamtverantwortung dafür zu übernehmen. Es ist also nicht eine zusätzliche, sondern eine andere Aufgabe, die vor allem als strategisch zu sehen ist. Meine Aufgabe besteht vor allem darin, gute Voraussetzungen zu schaffen und das Zusammenspiel der Marken und entsprechende Synergien zu fördern.
FT: Hat sich das System der Markenverantwortlichen überholt? Ihre vorherige Aufgabe als Markenverantwortlicher wurde durch vier Mitarbeiter ersetzt.
Ludin: Ganz im Gegenteil. Die Position der Markenverantwortlichen hat sich sehr bewährt, denn mit ihnen hat jede Marke ihren persönlichen Fürsprecher und ihr Gesicht. Dass sich bei der Marke Uzin mehrere Personen diese Aufgabe teilen, liegt daran, dass wir Deutschland als unseren wichtigsten Teilmarkt parallel zur Expansion des internationalen Geschäfts keinesfalls vernachlässigen wollen. Das wird für unser Unternehmen immer der wichtigste Markt bleiben.
FT: Sie haben auf der letzten Jahrespressekonferenz deutlich gemacht, dass sich im digitalen Zeitalter vieles ändert. Und dass man den Verarbeiter ein Stück weit an die Hand nehmen muss. Wie gelingt Ihnen das?
Ludin: In erster Linie wollen wir dem Handwerker neben dem bewährten Service durch unsere Fachberater und Anwendungstechniker auf der Baustelle digital einen Zusatznutzen bieten. Als Beispiel möchte ich den Bodennavigator, die Uzin-App oder Renoplan-Filme auf Youtube erwähnen. Es geht aber auch darum, den Handwerker als Unternehmer im Umgang mit den neuen Medien zu befähigen und ihm Grenzen und Chancen aufzuzeigen. Dafür veranstalten wir unter BOD oder Netzwerk Boden entsprechende Weiterbildungen und Seminare.
FT: Das interessiert FussbodenTechnik-Leser besonders: Was versprechen Sie sich von der Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft von Netzwerk Boden und Objektmaster? Wie ist der Staus quo?
Ludin: Die Vorbereitungen für die Kräftebündelung der beiden Marken laufen auf Hochtouren. In diversen Arbeitsgruppen wird seit einiger Zeit die konkrete Ausarbeitung des Zusammenschlusses erörtert. Dabei geht es hauptsächlich darum, wie die Kompetenzen sinnvoll gebündelt werden, um damit Synergien zu schaffen, die für unsere qualifizierten Handwerksbetriebe eine noch effektivere Plattform bieten. Architekten und Bauherren suchen gezielt nach sicheren Lösungen und nach Dienstleistern mit entsprechenden Qualifikationen. Deshalb setzt das neue Netzwerk künftig verstärkt auf die Qualifizierung durch Segmentierung. Gemeinsam mit den Partnern der Industrie wollen wir zur ersten Anlaufstelle für Architekten und Bauherren werden. Die Strategie ist den Mitgliedern und Partnern anlässlich der ersten gemeinsamen Mitgliederversammlung im April vorgestellt worden.
FT: Stichwort Vermarktung: Wir haben lange nichts mehr von www.fragbob.de gehört.
Ludin: Dabei sind auf dem Onlineportal mittlerweile nicht nur Produkte von Uzin Utz zu finden, sondern auch Zubehörartikel sowie zahlreiche Bodenbeläge von Branchenpartnern. Die Informationen sowie die Preisgestaltung sind auf branchenfremde Kunden ausgerichtet. Dadurch vermeiden wir Channel-Konflikte, wir sprechen auch keine Bestandskunden unserer Großhändler an. Entsprechend richten wir unsere Marketingmaßnahmen gezielt auf diese Kunden aus und werben nicht branchenintern. Im Übrigen sind neben dem E-Commerce-Aspekt unsere Fachartikel und Anwendungsvideos äußerst beliebt. Über 100.000 Aufrufe bestärken uns, die Informationsqualität unserer Seite auf einem hohen Niveau zu halten.
FT: Herr Leibundgut, wo setzen Sie Schwerpunkte in Ihren Bereichen Logistik und F+E? Wo ist das Unternehmen gut aufgestellt und wo gibt es noch Luft nach oben?
Leibundgut: Unsere Lieferzuverlässigkeit ist hervorragend, wie die Umfragen Ihrer Schwesterzeitschrift BTH Heimtex zeigen. Bei der Lieferschnelligkeit gibt es, gemessen an den Branchenbesten, noch Luft nach oben. Der geplante Umsatzzuwachs ist mit höherem Warenumschlag verbunden, was permanente Optimierungen notwendig macht. Auch zusätzliche Baumaßnahmen sind bei uns ständig in der Diskussion.
Im Bereich Forschung und Entwicklung arbeiten wir global eng zusammen. Dabei spielt die Kennzahl "time to market", bei der die Frage, wie man Produktideen möglichst schnell in Markterfolge umsetzen kann, eine wichtige Rolle. Die F&E-Fachabteilungen der ganzen Gruppe entwickeln dazu stetig die internen Innovationsprozesse fort. Das Innovationssegment wird in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut, in dem wir uns zum einen noch stärker auf vielversprechende Technologiefelder konzentrieren und so den Wert der Projekt-Pipeline weiter steigern. Außerdem verfolgen wir das Ziel, den Bereich F&E internationaler aufzustellen, um unseren Kunden weltweit regional maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können.
FT: Sie haben auf der Domotex erzählt, dass Sie die einzelnen Produktionsstandorte genau unter die Lupe nehmen und optimieren. Können Sie uns ein Beispiel geben?
Leibundgut: Es gehört zu meinen Aufgaben, die Prozesse dort genauer zu betrachten, um hier Abläufe zu straffen. Wir beliefern z.B. unsere Märkte in Benelux und England vom Produktionsstandort in Frankreich. So können wir die Logistikkosten senken und dort länderübergreifend zusammenarbeiten. Die enge Verzahnung unserer logistischen Prozesse sind für uns eine Grundvoraussetzung für eine kosteneffiziente und ressourcenschonende Auftragserfüllung.
FT: Der Uzin-Ripper ist ein Beispiel für Weiterentwicklungen. Gewinnt das Thema gerade an Dynamik?
Leibundgut: Ja, unser Ergebnis ist ein einfaches Werkzeug, mit dem sich beispielsweise Spachtelmassensäcke staubarm öffnen und ausschütten lassen. Seit Jahren wurde in der Branche an Lösungen gearbeitet, die jedoch unter verschiedenen Aspekten nicht optimal funktionierten. Wir sind mit dieser Entwicklung einen ganz neuen Weg gegangen und haben eine wirksame, rein mechanische Lösung entwickelt. Diese Idee wirkt sich nicht nur positiv auf unsere Ökobilanz aus, sondern erspart uns einen erheblichen Anteil an Materialkosten. Ohne den Ripper müssten wir eine sechsstellige Summe pro Jahr aufwenden.
FT: Sind silanbasierte Verlegewerkstoffe ein Thema?
Leibundgut: Definitiv! Technisch sehen wir uns heute als führend bei den silanbasierten Parkettklebstoffen. Wir forschen an der kundenorientierten Maßschneiderung silanterminierter 1K-Parkettklebstoffe analog des Polyurethan-Baukastenprinzips. Durch den Einsatz neuer Rohstoffe bei den einkomponentigen Silan-Klebstoffen könnte die Klebstoffhärte variabel und ohne Grenze nach oben eingestellt werden. Das würde bedeuten, dass jegliche Parkettart ohne Einschränkungen wie mit Polyurethanprodukten verlegt werden kann. Gleichzeitig kann durch die Verwendung neuer Rohstoffe der Einsatz von flüssigen Zusatzstoffen im Silanbereich vermieden werden. Damit würden die vermeintlich negativen Wechselwirkungen mit angrenzenden Schichten auf ein Minimum reduziert.
FT: Wie ernst nehmen Sie die kommende Geruchsprüfung?
Leibundgut: Ganz aktuell hat der Vortrag von Prof. Dr. Tunga Salthammer auf der TKB-Fachtagung gezeigt, dass grundsätzliche wissenschaftliche Bedenken an der Tauglichkeit einer Geruchsprüfung bestehen. Wir teilen diese Beurteilung voll und ganz. Bei diesem Thema wollen sich ganz offensichtlich einige politisch Verantwortliche um jeden Preis ein Denkmal setzen, vermeintlich zum Wohle der Verbraucher.
Mit dem Emicode steht uns ein seit Jahren bewährtes und hocheffektives Werkzeug zum Schutz der Verbraucher vor Emissionen zur Verfügung. Dessen Schutzniveau geht sogar noch deutlich über das der staatlich verordneten Zulassung hinaus. Für eine zusätzliche Geruchsprüfung gibt es keine schlüssige Begründung. Bei den Befürwortern führen leider wohl eher Vorurteile und Ängste als die Vernunft Regie.
Uzin Utz im Überblick
Uzin Utz AGDieselstraße 3
89079 Ulm
Tel.: 07 31 / 40 97-0
Fax: 07 31 / 40 97-110
E-Mail: info@uzin-utz.com
Web:
www.uzin-utz.deVorstandsvorsitzender: Thomas Müllerschön
Vorstand: Beat Ludin, Heinz Leibundgut
Gründungsjahr: 1911
Mitarbeiterzahl Konzern: 1.034
Jahresumsatz Konzern: 253,2 Mio. EUR (2015)
Produkte: Verlegesysteme für Estrich, Boden und Parkett (Uzin), Komplettsortiment für Parkettfußböden (Pallmann), Maschinen und Werkzeuge (Wolff), Reinigungs- und Pflegeprodukte (RZ), Verlegesysteme für Fliesen und Naturstein (Codex) und Bodenbeschichtungen (Arturo)
aus
FussbodenTechnik 03/16
(Wirtschaft)